Patrice-Lumumba-Universität der Völkerfreundschaft

Patrice-Lumumba-Universität der Völkerfreundschaft
Das Hauptgebäude der Universität

Die Russische Universität der Völkerfreundschaft (russisch Российский Университет Дружбы Народов, РУДН) ist eine Hochschule im Südwesten Moskaus.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte in der Sowjetunion

Die Universität wurde 1960 als Universität der Völkerfreundschaft gegründet. Im Februar 1961 wurde sie nach dem ermordeten ersten Präsidenten des Kongos in Patrice-Lumumba-Universität umbenannt. Seit 1992 heißt sie Universität der Völkerfreundschaft. Bis zum Ende der Sowjetunion 1991 konnten Studenten vorwiegend aus Asien, Afrika und Lateinamerika sich um die mit Vollstipendien verbundenen Studienplätze folgender Fakultäten bewerben:

  • Maschinenbau, Bergbau, allgemeines Bauwesen
  • Ackerbau und Zootechnik
  • Praktische Medizin und Pharmazie
  • Physik, Mathematik, Chemie und Biologie
  • Geschichte und Philologie
  • Volkswirtschaft, volkswirtschaftliche Planung und internationales Recht

Im Unterschied zur Praxis gewöhnlicher sowjetischer Universitäten mussten Studenten der Lumumba-Universität keinen ideologischen Unterricht durchlaufen. Die sonst obligatorischen Kernfächer des Marxismus-Leninismus, die Geschichte der KPdSU sowie Politökonomie und Philosophie, fehlten gänzlich im Lehrplan. Betont wurden Lehrinhalte, die im Interesse der Herkunftsländer standen.

Die Gründung der Universität 1960 steht im Kontext einer andauernden kulturdiplomatischen Kampagne der Sowjetunion, die Mitte der Fünfziger Jahre begann. Im Prozess der Dekolonisation waren Dutzende neue Staaten entstanden. Deren antiwestliche Haltung suchte die UdSSR im Kalten Krieg auszunützen und zu festigen. Mit den ideologisch meist völlig abweichenden Regimes wurde ein sehr pragmatischer Umgang gepflegt; die Eliten der betreffenden Länder sollten durch ihre Ausbildung in Moskau zumindest zu einer wohlwollenden Neutralität bewegt werden.

Der Anteil sowjetischer Studenten, die zur besseren Sozialisierung der Ausländer in Moskau an der Lumumba-Universität zugelaßen wurden, schwankte zwischen etwa 10 und 30 %. Die Trennung der ausländischen Studenten aus blockfreien Staaten von den Studenten aus kommunistischen Ländern an den gewöhnlichen Universitäten brachte der Lumumba-Universität den Vorwurf ein, eine „Apartheid-Universität“ zu sein, die vorsätzlich die Kontakte zwischen beiden Gruppen zu minimieren suchte.

Trotz hoher Investitionen in das Projekt konnte die Ausbildung der jungen Eliten aus Asien, Lateinamerika und Afrika quantitativ und qualitativ nicht mit den westlichen Universitäten konkurrieren. Als problematisch vor allem im den 60er Jahren erwies sich eine in Bürokratie und Bevölkerung vorherrschende Xenophobie. Rassistische Ausgrenzung und Übergriffe ließen viele Studenten vorzeitig und mit entsprechend negativem Bild der UdSSR die Ausbildung abbrechen.

Geschichte nach dem Zerfall der Sowjetunion

Im Jahr 1992 erhielt die Universität ihren jetzigen Namen, die Mehrzahl der Studenten kommt heute aus der Russischen Föderation. Am 24. November 2003 starben bei einem Großbrand in einem Wohnheim mindestens 42 Studenten aus der Volksrepublik China, Bangladesch, Vietnam und mehreren afrikanischen Ländern. Obwohl einige Indizien für eine rassistisch motivierte Brandstiftung sprechen, wurden keine polizeilichen Ermittlungen eingeleitet.

Siehe auch

Weblinks

55.65093437.5045780555567Koordinaten: 55° 39′ 3″ N, 37° 30′ 16″ O


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