Paul Korff

Paul Korff

Paul Korff (* 25. Oktober 1875 in Laage; † 2. Mai 1945 ebenda; vollständiger Name Paul Johannes Adolf Korff) war ein deutscher Baumeister und Architekt. Er wurde vor allem durch den Bau von Kaufhäusern, Gutshäusern und Herrensitzen bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Korff war der Sohn des selbstständigen Maurermeisters Friedrich Korff aus Laage. Nach dem Schulabschluss in Güstrow besuchte er zur Berufsausbildung das Technikum Neustadt-Glewe. Um etwa 1897 erhielt er eine Anstellung im Büro des Oberhofbaurates Gotthilf Ludwig Möckel in Bad Doberan, für den er die Bauleitung an der Trinitatiskirche in Hainichen übernahm. Dort, in Sachsen, lernte er seine erste Frau kennen. Seine nächste Station war Rostock, wo er 1901 mit seinem Geschäftspartner Alfred Krause ein Architekturbüro gründete. In diese Zeit fielen der Bauauftrag für das Hotel „Stadt Waren“ in Waren (Müritz), das bis heute unter diesem Namen existiert, sowie das Krankenhaus in Laage, welches 1902 eingeweiht wurde. Im Jahr 1903 verlagerte er seinen Lebensmittelpunkt, auch geschäftlich, wieder in seine Heimatstadt Laage, wo er unter dem Namen „Landhausbaubüro Laage“ eine Firma mit rund 20 Mitarbeitern gründete. Der Betrieb existierte bis etwa 1929 unter diesem Namen.

Die Geschäfte dürften sich fortan nicht nur auf reine Architektenaufträge beschränkt haben. Sein familiärer Hintergrund und die damit gegebene lokale Bekanntheit hat es ihm ermöglicht, ins Baugeschäft in größerem Stil einzusteigen. Anders ist die für einen Architekten relativ hohe Zahl von Angestellten nicht zu erklären. Er befasste sich mit der Modernisierung von Wohn- und Nutzgebäuden auf den vielen Gutshöfen der Umgebung sowie mit öffentlichen Bauaufträgen. Unter anderem baute er im Jahr 1906 einen Gutshof in Badow um, und 1910 bis 1912 entstand der Umbau des Schlosses Bellin bei Güstrow nach seinen Plänen. Beide Objekte waren klassizistisch und wurden von ihm neobarock umgedeutet. Auch das gleichzeitig im Auftrag einer Bankiersfamilie aus Oldenburg neu errichtete Herrenhaus Büttelkow, Gemeinde Biendorf, vereinte Elemente des Neobarock mit klassizistischen Anklängen und hier sogar Jugendstilelementen.

Bald nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs zog es Korff, wie viele andere Architekten aus dem Reich, nach Ostpreußen. Die russische Armee hatte 1914 in Ostpreußen große Verwüstungen hinterlassen. Nachdem die Truppen des Zaren zurückgeschlagen waren, entwickelte sich mitten im Krieg ein lokaler Bauboom mit dem Ziel eines möglichst raschen Wiederaufbaus der Region. Korffs Arbeiten sind dort bisher nicht nachweisbar, jedoch sind Zeichnungen von Möbeln aus dieser Zeit erhalten, die darauf schließen lassen, dass er sich dort nicht nur mit der Gestaltung von Häusern befasste. Zwischendurch hatte er noch Zeit, Pläne für Um-, Aus- und Neubauten in Rostock und Güstrow auszuarbeiten.

Nach dem Krieg liefen die Geschäfte offenbar zunehmend schlechter. Für diese Zeit sind die Planungen zum Wiederaufbau des 1925 brandzerstörten Rathauses in Malchin (Baufertigstellung 1927) sowie der Entwurf des Gefallenenehrenmales bei Teterow nachweisbar. Eine seiner letzten und vor allem bekannteren Arbeiten war der Neubau der katholischen Kirche in Güstrow im damals modernen Stil der Neuen Sachlichkeit. In den 1920er Jahren wurde in seiner Heimatstadt Laage der Wasserturm errichtet. Während der Weltwirtschaftskrise scheinen die Geschäfte Korffs eingeschlafen bzw. von seinem Schwiegersohn Dipl.-Ing. Hermann Gätjen übernommen worden zu sein. Während der nachfolgenden Jahre ist sein Leben kaum dokumentiert, bekannt sind lediglich der Verkauf seines Wohnhauses ca. 1941/42 sowie der Verlust seiner gesamten Unterlagen während der Kriegswirren. Am 2. Mai 1945 schied Paul Korff gemeinsam mit seiner Ehefrau freiwillig aus dem Leben. Sie wurden in einem Gruppengrab auf dem Friedhof in Laage beigesetzt.

Am ehemaligen Wohnhaus Paul Korffs in der Bahnhofsstraße in Laage (Eigenentwurf, bekannt als „Korffsche Villa“) ist eine Gedenktafel angebracht.

Paul Korff war Mitglied im Deutschen Werkbund und im Bund Deutscher Architekten.

Bauten und Entwürfe

Gutshaus in Stubbendorf (bei Tessin) (von NW)
Gutshaus in Stubbendorf (bei Tessin) (von SW)
Gutshaus in Badow
Herrenhaus Büttelkow
Ehem. Teppichkaufhaus Zeeck in Rostock (Kröpeliner Straße, Ecke Pädagogienstraße)
Teterow: Ehrenmal 1914–18 auf dem Heidberg
  • 1902 Hotel „Stadt Waren“ in Waren (Müritz)
  • 1902 Krankenhaus in Laage
  • 1903 Verlagshaus des „Rostocker Anzeigers“ in der Doberaner Straße in Rostock
  • 1903 Gutshaus in Stubbendorf (bei Tessin)
  • 1903 Herrenhaus in Badow
  • 1903 Klubhaus des „Mecklenburgischen Jachtklubs“ in Rostock-Gehlsdorf
  • 1903 bis 1907 Gutshaus, Arbeiterwohnhäuser und Inspektorenhaus in Wendorf
  • 1905 Hotel „Zur Goldenen Kugel“ in Neubrandenburg
  • 1905 Gutshaus in Groß Vielen
  • 1907 eigenes Wohnhaus mit Atelier in Laage
  • 1907 Entwurf für den Wettbewerb „Binah Vollbuer“ für ein kleinbäuerliches Gehöft mit lobender Anerkennung
  • 1907 Entwurf für den Wettbewerb „Alles unner ein Dack“ für ein kleinbäuerliches Gehöft mit lobender Anerkennung
  • 1908 Herrenhaus auf Gut Zarnekow
  • 1909 Entwurf für den Wettbewerb zum Neubau des Kurhauses Warnemünde mit einem Zweiten Preis
  • 1909 Rostocker Bank, heute Deutsche Bank in Rostock
  • 1909 Wohnhaus Gustav Zeeck („Zeeck'sche Villa“) in Rostock
  • 1909 Sommerhaus für Dr. Scheven, Warnemünde
  • 1909 Sommerhaus für Rechtsanwalt Kiesow, Warnemünde
  • 1909-1911 Herrenhaus in Wichmannsdorf
  • 1909-1910 Kurhotel in Schwerin-Zippendorf
  • 1910 Herrenhaus Büttelkow in Biendorf (Mecklenburg)
  • 1910 Kaufhaus Zeeck in Rostock
  • 1911 Umbau Gutshaus in Pötenitz
  • 1911–1912 Schloss in Bellin
  • 1911–1912 Herrenhaus Gut Hasenwinkel bei Neukloster
  • 1911–1912 Herrenhaus auf Gut Lübzin
  • 1912 Wohnhaus in Rostock, St.-Georg-Straße 103 / Am Reifengraben
  • 1912 Wohnhaus in Güstrow
  • 1912 Landhaus in Güstrow
  • 1912 Herrenhaus in Groß Timkenberg
  • 1912 Wohnhaus in Magdeburg
  • 1912-1913 Wohnhaus „ Villa Siegfried“ in Schwerin, Schlossgartenallee
  • 1912 Herrenhaus in Moisall
  • 1912–1913 Herrenhaus in Mentin bei Parchim
  • 1912–1913 Herrenhaus in Lehnenhof bei Neubukow
  • vor 1912 Landhaus in Beckerwitz
  • vor 1912 Herrenhaus in Barz
  • vor 1912 Herrenhaus in Hülseburg
  • 1913 Geschäftshaus in Güstrow
  • 1913 Geschäftshaus in Marggrabowa (heute in Polen)
  • 1913 Geschäftshaus in Waren (Müritz)
  • 1913–1914 Textilkaufhaus Gustav Zeeck in Kolberg (heute Polen)
  • 1914 Umbau Kaufhaus in Krakow am See
  • 1914 Geschäftshaus C. Lehment (später „Grundgeyer“) in Rostock
  • 1914 Blücherdenkmal in Laage
  • vor 1915 Kaufhaus Schlüter (jetzt Standort C&A) in Rostock
  • 1915 Umbau Geschäftshaus Speiser (heute Kieser, Steinstraße) in Rostock
  • vor 1916 Verwaltungsgebäude in Güstrow
  • zwischen 1916 und 1922 Textilkaufhaus Gustav Zeeck in Köslin (heute Polen)
  • zwischen 1918 und 1920 Schloss Vollrathsruhe
  • vor 1920 Schloss in Plathe (heute Polen)
  • vor 1920 Schloß Speck (Pommern), Ort unklar
  • vor 1923 Verwaltungsgebäude der Neptunwerft (heute EWS) in Rostock
  • 1927 Wiederaufbau Rathaus in Malchin
  • 1927 Kriegerdenkmal 1914–18 in Teterow
  • 1928–1929 katholische Kirche in Güstrow

Literatur

  • Neidhardt Krauß: Die Schloßbauten des Paul Korff in Mecklenburg und Vorpommern. In: Architektur in Mecklenburg und Vorpommern 1800–1950. Steinbecker Verlag, Greifswald 1995, ISBN 3931483029, S. 242–247.

Weblinks


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