Paulo Suess

Paulo Suess

Paulo Suess (* 1938 in Köln als Paul Günther Süss) ist ein römisch-katholischer Theologe aus Deutschland, der seit 1966 in Brasilien lebt und wirkt. Er ist ein bekannter Vertreter der Theologie der Befreiung und hat in seinen wissenschaftlichen Arbeiten maßgeblich die Theologie der Inkulturation geprägt. Außer seiner Tätigkeit als Theologe ist Paulo Suess im deutschsprachigen Raum auch als Dichter bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Ausbildung und Werdegang als Theologe

Paulo Suess studierte Theologie in München, Münster, Brüssel und Löwen. 1964 wurde er nach Abschluss des Studiums in München im Bistum Augsburg zum Priester geweiht. von 1966 bis 1974 arbeitete er zunächst in Brasilien und kehrte dann nach Europa zurück, um am Internationalen Pastoralinstitut in Brüssel und in Löwen sein Studium fortzusetzen. 1976 erlangte er in Münster seine Promotion mit einer Dissertation über den Volkskatholizismus in Brasilien.[1]

Lange Jahre war Paulo Suess Generalsekretär des brasilianischen Indigenenmissionsrates (CIMI), dessen theologischer Berater er heute ist. Sein Einsatz für die Rechte der indigenen Völker Lateinamerikas zeigt sich auch in der Gründung und Herausgabe einer Zeitschrift zur Verteidigung der Rechte der Indigenen und der Landlosenbewegung in Brasilien.[2]

Der Arbeitsschwerpunkt Paulo Suess’ liegt in der Befreiungstheologie. Einen ersten Eindruck von der Lebensrealität der brasilianischen ruralen Bevölkerung gewann er von 1966 bis 1974, als er in einer Pfarrei im Bundesstaat Pará tätig war. Seine Tätigkeit im Indigenenmissionsrat brachte ihn noch enger mit der Kultur der indigenen Bevölkerung in Kontakt. Paulo Suess hat maßgeblich die Theologie der Inkulturation und die Option für die Anderen, eine Modifikation der Option für die Armen, geprägt. Seine Beiträge und aktive Tätigkeit im Bereich der Theologie der Befreiung haben ihn zu einem der weltweit anerkannten und bekannten Vertreter dieses Bereichs gemacht.

Paulo Suess war 1987 Mitbegründer des Postgraduierten-Studiengangs in Missionswissenschaft an der Päpstlichen Theologischen Fakultät Nossa Senhora da Assunçao in São Paulo und anschließend dessen Direktor. Er hatte die Koordination des Studiengangs bis 2001 inne.

Bei der Eingliederung der Päpstlichen Theologischen Fakultät in das Universitätszentrum UniFAI im Jahre 2000 in São Paulo wurde unter Billigung des Erzbischofs Cláudio Kardinal Hummes der Vertrag von Paulo Suess nicht verlängert. Dieses Vorkommnis wird als kirchenpolitische strategische Entscheidung gewertet.[3]

International war Paulo Suess bis 2008 als Präsident der ökumenischen Theologenvereinigung Internationale Vereinigung für Missionswissenschaft (IAMS) tätig.

Auszeichnungen

1977 wurde Paulo Suess mit dem Preis für das Studienjahr 1977 des Fachbereichs Katholische Theologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster für seine Dissertation Volkskatholizismus in Brasilien. Typologie und Strategie gelebter Religiosität ausgezeichnet.[1]

1982 verlieh ihm die brasilianische Schriftstellervereinigung den Preis für kulturelle Verdienste.[1]

1990 nahm er stellvertretend für den Indigenenmissionsrat CIMI und die indigenen Völker Brasiliens den Shalom-Preis des Arbeitskreises für Gerechtigkeit und Frieden der Katholischen Universität Eichstätt entgegen[4]

1994 wurde ihm von der Otto-Friedrich-Universität Bamberg die Ehrendoktorwürde verliehen.

Am 9. Juli 2004 erhielt Paulo Suess die Ehrendoktorwürde der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt im Fachbereich Katholische Theologie.[5]

Werkauswahl

  • Volkskatholizismus in Brasilien. Typologie und Strategie gelebter Religiosität. Dissertation 1976, Münster. Kaiser, München 1978, ISBN 3459011394.
  • Vom Schrei zum Gesang. Brasilianische Meditationen. Peter Hammer Verlag, Wuppertal 1985, ISBN 3779573938
  • Weltweit artikuliert – kontextuell verwurzelt. Theologie und Kirche Lateinamerikas vor den Herausforderungen des „dritten Subjekts“. Zeugnisse – Analysen – Perspektiven. IKO – Verlag für Interkulturelle Kommunikation, Frankfurt am Main/London 2001, ISBN 3889396232.

Literatur

  • Thomas Schreijäck (Hrsg.): Theologie als Gift und Gabe. Günter Paulo Suess zu Ehren, Edition Exodus, Luzern 2005.
Beiträge u.a.: Kuno Füssel: Erinnerung und Widerstand. Von der beharrlichen Anstrengung als Europäer für Lateinamerika zu leben. Laudatio anlässlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde für Prof. Dr. Günter Paulo Suess.
  • Nikolaus Klein: Paulo Suess. Anwalt kontextueller Theologie. In: Orientierung 66/2002, ISSN 0030-5502, S. 46–47.
  • Ottmar Fuchs: Ehre gebührt dem, der Ehre gibt... Laudatio für Paulo Suess. In: Orientierung 57/1993/20, ISSN 0030-5502, S. 221–226.

Weblinks

Quellen

  1. a b c Stefan Silber: Die Rettung der Kirche? Inkulturation bei Paulo Süss. 1995.
  2. Pressemeldung der JWG-Universität FFM zur Verleihung der Ehrendoktorwürde 2004.
  3. Eilaktion der Missionszentrale der Franziskaner zu den Ereignissen von 2000 bis 2002.
  4. Quelle: Hubert Hirt, von 1983 bis 1991 aktives Mitglied im Arbeitskreis für Gerechtigkeit und Frieden der KUE und auch an der Aktion zugunsten des CIMI in den Jahren 1989 und 1990 aktiv. Die Aktion wurde eröffnet durch den katholischen Bischof Erwin Kräutler mit einem Vortrag zur Menschenrechtssituation im Amazonasraum sowie einem Gottesdienst.
  5. Universität Frankfurt a.M. zur Verleihung der Ehrendoktorwürde an Paulo Suess.

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