Pediculus humanus capitis

Pediculus humanus capitis
Kopflaus

Kopflaus (Pediculus humanus capitis)

Systematik
Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Tierläuse (Phthiraptera)
Familie: Menschenläuse (Pediculidae)
Art: Menschenlaus (Pediculus humanus)
Unterart: Kopflaus
Wissenschaftlicher Name
Pediculus humanus capitis
De Geer, 1778

Die Kopflaus (Pediculus humanus capitis) ist ein flügelloses Insekt aus der Ordnung der Tierläuse (Phthiraptera). Sie gehört zur Familie der Menschenläuse und ist eine Unterart der Menschenlaus (Pediculus humanus).

Die Familie der Menschenläuse besteht aus sechs Arten, von denen zwei sich speziell an den Menschen angepasst haben und auf ihm leben: Neben der am häufigsten vorkommenden Kopflaus und der zur gleichen Art gehörenden Kleiderlaus (Pediculus humanus humanus) ist dies die Filzlaus (Phthirus pubis). Umgangssprachlich wird die Bezeichnung Laus häufig als Überbegriff für all diese verschiedenen Arten benutzt.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

ausgewachsene männl. und weibl. Kopflaus neben 1 Eurocent und Streichholzkopf

Die Kopflaus hat im Gegensatz zu den anderen Tierläusen pigmentierte Augen, einen relativ kurzen Rüssel und fünfgliedrige Antennen. Die Beine sind sehr gut für das Klammern und Fortbewegen an Haaren geeignet. Der sehr druckfeste Körper widersteht einer Belastung von bis zu einem Kilogramm und ist etwa 2,1 bis 3,3 mm lang und dorsoventral abgeplattet. Ihr Erscheinungsbild ist durchsichtig gräulich, nach dem Blutsaugen jedoch eher bräunlich bis rötlich. Die optimalen Lebensbedingungen hat die Kopflaus bei etwa 28 °C, ab Temperaturen von 22 °C verlangsamt sich ihre Entwicklung, und bei 10 °C kommt sie fast zum Stillstand.

Vorkommen

Die Kopflaus ist ein Ektoparasit, dessen natürliches Habitat die Kopfbehaarung des Menschen ist, besonders die Nacken-, Ohren- und Schläfengegend. Bei massivem Befall können gelegentlich auch andere behaarte Stellen des Oberkörpers befallen sein (Augenbrauen, Bart, Achselhaare). Der Mensch ist der einzige Wirt der Kopfläuse; Haustiere sind keine Überträger. [1] Kopfläuse überleben sowohl auf einem ungepflegten als auch auf einem gut gepflegten und häufig gewaschenen Kopf. Sowohl die ausgewachsenen Tiere als auch deren Larven sind nur schwer zu entdecken; meist sieht man eher ihre Eier, die in sandkorngroßen, chitinumhüllten Nissen abgelegt werden. Ein Kamm mit sehr eng angeordneten Zinken (ein Nissenkamm) befördert die Kopfläuse und, nach einer Vorbehandlung, auch die Nissen aus dem Haarkleid heraus: Da sich die Kopflaus bei Temperaturen von etwa 28 bis 29 °C am wohlsten fühlt, hält sie sich meist nahe der Kopfhaut auf und verlässt nur ungern die oben genannten Bereiche des Kopfes.

Geschichte

Ein Forscherteam um David Reed von der University of Florida in Gainsville, USA, hat mit molekularbiologischen Untersuchungen (Erbgut-Analysen) herausgefunden, dass der Mensch schon vor etwa 5,5 Millionen Jahren von der Kopflaus befallen wurde. Das entspricht etwa dem Zeitpunkt, zu dem sich die Entwicklungslinien von Affe und Mensch trennten. [2]

Ernährung

Die Kopflaus ernährt sich ausschließlich von menschlichem Blut. Kann sie keine Nahrung finden, so trocknet sie – je nach Temperatur – nach ein bis mehreren Tagen aus. Ungefähr alle zwei bis drei Stunden sticht eine Kopflaus ihren Stechrüssel zum Blutsaugen in die Haut, wobei sie jeweils etwas Speichel in der Haut hinterlässt, der das Blut am vorzeitigen Gerinnen hindert. Dieser Speichel führt häufig zu Juckreiz, und als Folge von Verunreinigungen beim Einstechen des Rüssels sowie als Folge des Kratzens kann es zu Entzündungen kommen. Eitrige Hautausschläge und in schweren Fällen eine Schwellung der Lymphknoten sind möglich.

Fortpflanzung

Lauseei neben einem Streichholzkopf

Nach ihren Blutmahlzeiten legt die geschlechtsreife weibliche Kopflaus täglich etwa vier bis zehn Eier (Nissen) – insgesamt bis zu 270 Stück. Sie kann aber auch bei Zimmertemperatur nach bis zu zwei Tagen ohne weitere Blutmahlzeit noch voll entwicklungsfähige Eier legen. Die Eier sind etwa 0,8 mm lang, oval, gräulich bis weiß oder auch durchsichtig und werden von der Kopflaus sehr fest in der Nähe der Haarwurzel ans Haar geklebt; erst bei einer Temperatur von weniger als 12 °C findet keine Eiablage mehr statt. Bei einem Befall des Kopfes mit Läusen sind zunächst einzelne Nissen vorhanden, bei starkem Befall werden diese wie Perlen an einer Schnur an den Haaren aufgereiht. Nach etwa acht Tagen schlüpft die Larve, die sich dreimal häutet und nach weiteren 10 bis 12 Tagen geschlechtsreif ist. So kann etwa alle drei Wochen eine neue Generation entstehen, was zu einer sehr schnellen Vermehrung führt. Weibchen werden etwa 30 bis 35 Tage alt, Männchen leben etwa 15 Tage.

Die Kopflaus als Parasit

Übertragung

Der Hauptgrund für die immer noch häufige Verbreitung von Kopfläusen ist, dass die Betroffenen oft nicht genügend über die Vermehrung, die Übertragungswege und über die Bekämpfung Bescheid wissen. Erleichtert wird die Ausbreitung der Kopflaus vor allem, wenn viele Menschen auf engstem Raum zusammenleben. Bei zusätzlich mangelnder Körperhygiene wird eine Ausbreitung zwar deutlich verstärkt, jedoch ist einzig die mit der Kopflaus verwandte Kleiderlaus ein Zeichen für mangelnde Sauberkeit. Dennoch hält sich der Glaube, dass auch der Kopflausbefall in erster Linie etwas mit mangelnder Sauberkeit zu tun hätte.

Die Übertragung der Kopflaus von Mensch zu Mensch geschieht normalerweise durch direkten Haarkontakt, also zum Beispiel beim Schmusen, Kuscheln oder Necken und wenn Kinder die Köpfe „zusammenstecken“. Aufgrund dieses Übertragungsweges kommt es besonders häufig in Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen und Kindergärten zur Verbreitung der Kopfläuse.

Kopfläuse können weder springen noch fliegen und überleben ohne Kontakt zu einem Menschen höchstens 2-3 Tage. Daher verbreiten sich Kopfläuse (im Gegensatz zu den Kleiderläusen, die jedoch fast nie auf dem Kopf vorkommen) nur selten über Kopfbedeckungen, Kleidungsstücke oder Kopfkissen. Allerdings können sie zum Beispiel in Bürsten, Kämmen, Hüten oder Kissen rund einen Tag überleben und sich daher auch über diese Gegenstände weiterverbreiten. Aufpassen sollte man aber auch im Kindersitz, beim Fahrradhelm oder generell an Kopfstützen.

Bekämpfung

Entgegen populärer Meinung hat häufiges Waschen der Haare keinen Einfluss auf den Befall mit Kopfläusen. Nissen sind durch einfache Haarwäsche nicht zu entfernen und lassen sich auch nicht ohne weiteres abstreifen. Ebenso sind Saunaaufenthalte, Fönen des Haares oder Benutzung von Trockenhauben keine Bekämpfungsmittel und führen möglicherweise sogar zu einer zusätzlichen Kopfhautschädigung. Zur erfolgreichen Bekämpfung der Kopfläuse sind verschiedene Methoden bekannt: Zuerst ist der Nissenkamm ein wichtiges Mittel, um gegen die Kopfläuse vorzugehen. Zum leichten Auffinden der Kopfläuse und ihrer Nissen empfiehlt es sich, die Haare mit einem Nissenkamm über einem großen Bogen weißem Papier sehr sorgfältig auszukämmen. Auf dem Papier kann man danach sowohl Haare, an denen Nissen kleben, als auch Kopfläuse relativ gut erkennen.

Im Handel sind ferner insektizidhaltige Shampoos, Gels und Sprays zur Bekämpfung erhältlich.

Jede der im Folgenden genannten Bekämpfungsmethoden sollte streng nach den Vorgaben der Hersteller durchgeführt werden. Bei Anwendung eines Läusegiftes ist eine Wiederholungsbehandlung nach acht bis zehn Tagen anzuraten, weil die Gifte oft nicht auf die Eier wirken und während dieser Zeit noch Kopfläuse nachschlüpfen können. Unterlässt man die Wiederholungsbehandlung, paaren sich die nachgeschlüpften Kopfläuse und beginnen erneut Eier zu legen; die Behandlung war dann vergeblich.

Mechanische Entfernung

Läusekamm (Bug Buster) bei der Auskämmediagnose mit Pflegespülung

Das regelmäßige Kämmen mit dem Nissenkamm während einer Zeitspanne von mindestens (!) acht Tagen ist bei allen hier vorgeschlagenen Behandlungen eine wichtige Begleitmaßnahme, nicht zuletzt um zu kontrollieren, ob man die Kopfläuse und ihre Eiablagen wieder losgeworden ist. Dabei werden die nassen Haare mindestens einmal pro Tag gründlich mit dem Kamm durchkämmt. Wenn der Kamm Nissen oder Kopfläuse festgehalten hat, sollte er gründlich abgespült werden, bevor das Kämmen fortgesetzt wird. Ein Kurzhaarschnitt erleichtert sowohl das Waschen als auch das Erkennen der Kopfläuse und Nissen und das Kämmen mit dem Nissenkamm, ist aber nicht unbedingt nötig. Es sollte nach Möglichkeit ein Kamm mit einem Zinkenabstand von weniger als 0,3 mm verwendet werden.[3][4] Bei durchsichtigen Nissen wird angeraten, den Nissenkamm nach Benutzung gegen das Licht oder eine Lampe zu halten, damit ausgekämmte Nissen auch erkannt werden können.

Ein elektronischer Läusekamm aus den USA arbeitet mit handelsüblichen AA-Batterien und einer Spannung zwischen den Zinken, die Kopfläuse bei Berührung sofort töten und gleichzeitig deren Aufspürung (Detektion) durch einen Ton anzeigen soll. Nach Angaben des Herstellers ist die Spannung für den Menschen nicht wahrnehmbar und ungefährlich. Eine wissenschaftliche Studie zum Wirksamkeitnachweis ist jedoch bislang nicht publiziert worden.

Das Kämmen als einzige Therapie anzuwenden ist aufwendig und unsicher, denn die Nissen und erst recht die Kopfläuse selbst sitzen meist dicht an der Kopfhaut; es ist daher schwierig, sie restlos zu entfernen. Ohne weitere Maßnahmen kommt es aufgrund übersehener Nissen eventuell doch zu einer weiteren Verbreitung.

Eine Vorbehandlung der Haare mit Essig tötet Kopfläuse und Nissen nicht, sie dient nur der leichteren Ablösung der Nissen mit einem Kamm. Auch das Spülen der Haare mit Natriumhydrogencarbonat erleichtert nur das Auskämmen mit dem Nissenkamm.

Eine sichere Alternative zum Auskämmen ist die vollständige Rasur des Kopfes. Sie beseitigt die Kopfläuse sowie die Nissen zuverlässig. Allerdings werden wohl die meisten Menschen aus ästhetischen Gründen vor dieser Lösung zurückschrecken. Bei Kindern sollte man wegen der damit verbundenen Hänseleien grundsätzlich darauf verzichten.

Gegenstände, die intensiv mit dem Kopf in Berührung gekommen sind, sollten gereinigt werden; diese Maßnahme ergänzt aber nur die Behandlung der betroffenen Personen. Eine erneute Ansteckung, z. B. durch Nissen, kann so nicht verhindert werden. Schals, Mützen, Handtücher, Betttücher, Kopfkissenbezüge, Plüschtiere sollten bei mindestens 60 °C gewaschen oder für zehn Minuten im Trockner behandelt werden. Wenn das Waschen nicht möglich ist, kann man die Gegenstände für vier Tage bei Zimmertemperatur in einem dichten Plastikbeutel einschließen oder einen Tag lang bei −15 °C in der Gefriertruhe lagern. Ein Absaugen von Polstermöbeln, Teppichen, Autositzen und dergleichen ist ebenfalls ratsam.

Chemisch-physikalische Entfernung

Zur Behandlung der Haare sind einige Mittel mit unterschiedlichen Wirkstoffen und Wirkweisen erhältlich. Da die Eier bei allen Methoden nicht sicher abgetötet werden, muss die Behandlung nach acht Tagen wiederholt werden, um auch die neu geschlüpften Tiere zu treffen. Die hier genannten Mittel sind zum Teil nur in Apotheken erhältlich und mitunter rezeptpflichtig. Grundsätzlich sollten chemische Mittel aufgrund möglicher Nebenwirkungen nur angewendet werden, wenn auch wirklich ein Kopflausbefall vorliegt. Ein Arzt kann dies überprüfen und auch Behandlungshinweise geben.

In wissenschaftlichen Studien wurde belegt, dass ein Teil der Kopfläuse schon gegen den Wirkstoff Pyrethroid resistent geworden ist: Bei 3.000 englischen Schülern wurde in über 80 Prozent der Fälle eine Resistenz nachgewiesen. Zu ähnlichen Ergebnissen kam eine Studie aus Israel.[5]. Daher sollte man den Behandlungserfolg überprüfen, indem man, wie unter „Mechanische Entfernung“ beschrieben, einen Nissenkamm verwendet und ggf. ein Mittel mit anderem Wirkstoff anwendet.

Amtlich zugelassen sind mehrere Mittel:

Rezeptpflichtige Arzneimittel
  • Jacutin-Gel und Quellada H Shampoo: Sie enthalten als Wirkstoff Lindan. Lindan kann die Nerven schädigen und bei Kindern zu Krampfanfällen führen! Aufgrund einer EU-Richtlinie wurden Arzneimittel mit Lindan Ende 2007 vom Markt genommen.

Frei verkäufliche apothekenpflichtige Arzneimittel
  • Infectopedicul enthält als Wirkstoff das Pyrethroid Permethrin. Die Zeitschrift Öko-Test hat es in einem Produktvergleich im März 2006 zwar als am besten wirksam empfohlen, allerdings nur mit der Note ausreichend, denn die Ökotester äußerten Bedenken wegen der giftigen Wirkung auch auf Warmblüter wie den Menschen. Die Autoren von Ökotest bedauerten, dass zum Zeitpunkt des Testes keine bessere Alternative zur Verfügung stand.[6]
  • Goldgeist forte enthält aus Chrysanthemen gewonnenes Pyrethrum; zusätzlich ist der synthetische „Wirkungsverstärker“ Piperonylbutoxid vorhanden; weiterhin Chlorkresol, ein Chlorphenol, sowie in großen Mengen Diethylenglykol.
  • Jacutin N Spray enthält das Pyrethroid Allethrin, kombiniert mit Piperonylbutoxid.

Diese drei Arzneimittel wurden vom Umweltbundesamt nach §18 IfSG geprüft und zugelassen.

Weitere am Markt erhältliche Medizinprodukte (frei verkäuflich)
  • Mosquito Läuse-Shampoo wirkt durch Ersticken der Kopfläuse. Das Produkt enthält Sojaöl, Cocamido Propyl Betaine, eine waschaktive Substanz, die aus Kokosöl gewonnen wird. Das Mosquito Shampoo wurde vom Umweltbundesamt nach § 18 IfSG geprüft und befristet für 2 Jahre zugelassen, weil noch nicht genügend Praxisbeobachtungen vorliegen.
  • Bug Buster Kit Kammset zur Diagnose und Behandlung durch nasses Auskämmen mit Pflegespülung. Die Wirksamkeit der sog. Bug Busting Methode wurde in zwei randomisierten klinischen Studien untersucht. [7][8]
  • Nyda L, EtoPril, Hedrin, Itax, Jacutin Pedicul Fluid (Wirkstoff Dimeticon). Das inerte Silikonöl wirkt rein physikalisch durch Ersticken der Kopfläuse (nichttoxisch). Produkte mit der längsten Einwirkdauer 8-18 Stunden z.B. über Nacht. Das Wirkprinzip der Rezeptur von Etopril wurde in randomisierten klinischen Studien untersucht [9][10]
  • Aesculo Gel "L"; verspricht das Gleiche wie Mosquito Läuse-Shampoo durch Kokosöl.
  • Neem-Shampoo, aus dem Niembaum gewonnen
  • Niemolind - cremige Lotion gegen Kopfläuse (Neemöl, Teebaumöl, Lavendelöl)
  • Paranix Läusespray wirkt mechanisch.

Zur Wirksamkeit und Verträglichkeit der letzten vier Mittel sind keine belastbaren Daten bekannt. Die Produkte EtoPril, Nyda L und Jacutin Pedicul Fluid sind seit dem 1. Juli 2008 in Deutschland durch die gesetzlichen Krankenkassen für Kinder bis 12 Jahre erstattungsfähig, wenn sie von einem Arzt verordnet werden.

Bekannte Nebenwirkungen der Inhaltsstoffe
  • Arzneimittel mit Pyrethrum und Pyrethroiden wurden klinisch getestet und gelten daher bei bestimmungsgemäßem Gebrauch als sicher. Je zahlreicher und je weniger genau definiert aber die Inhaltsstoffe sind (Pflanzenextrakte!), desto größer ist das Nebenwirkungsrisiko (u.a. allergische Reaktionen). Die häufigste Nebenwirkung ist Juckreiz und Brennen der Kopfhaut. Sehr selten kommt es zu Übelkeit und Kopfschmerzen.
  • Kosmetika, frei verkäufliche Medizinprodukte und ähnliches, auch aus der Apotheke: Sie sind häufig weniger genau erforscht als verschreibungspflichtige Arzneimittel, ihre Anwendung kann folglich weniger sicher sein. Besonders gute Verträglichkeit aufgrund der „natürlichen“ Herkunft ihrer Inhaltsstoffe ist ein weit verbreiteter Irrglaube, der durch die fehlende Dokumentation von Nebenwirkungen leider weiter genährt wird - auch Naturstoffe können beispielsweise Allergien auslösen.
  • Chlorkresol erhöht das Risiko einer allergischen Hautreaktion.
  • Diethylenglykol ist eine Substanz, die beim Verschlucken gesundheitsschädlich ist.

Vergleich mechanischer und chemischer Entfernung

Voraussetzung für eine erfolgreiche mechanische Entfernung ist die richtige Kämmtechnik und ein geeigneter Läusekamm mit eng stehenden Zinken. In einer Studie haben Hill et al. von der London School of Hygiene and Tropical Medicine 2005 die rein mechanische Entfernung, also das Kämmen von nassen Haaren (Kämmmethode), mit der rein chemischen Entfernung verglichen, d. h. unter Einsatz von Läusemitteln (Insektiziden) mit den Wirkstoffen Malathion oder Permethrin. Ergebnis: Nach 15 Behandlungstagen wiesen 57 Prozent der Probanden der Kämmmethode keine Kopfläuse und Nissen mehr auf, jedoch waren nur 13 Prozent der chemisch behandelten Probanden läusefrei. In dieser Arbeit war die Kopflausentfernung mit einem speziellen Nissenkamm und der richtigen Kämmtechnik effektiver als eine Behandlung mit chemischen Mitteln. Dieses Ergebnis erklärten die Forscher mit der zunehmenden Resistenz der Kopfläuse gegenüber den häufig verwendeten Insektiziden. Kritiker bemängeln, daß das chemische Mittel nur einmal und nicht wie üblich und erforderlich zweimal angewendet wurde. Andere Autoren fanden jedoch komplett gegenläufige Ergebnisse, in ihren Studien waren die chemischen Wirkstoffe dem Kämmen überlegen. Wahrscheinlich kommt es sowohl auf die Kämmtechnik und die verwendeten chemischen Präparate auf der einen Seite als auch auf die lokale Resistenzsituation auf der anderen Seite an.[11]

Neue Trocknungs-Methode

Neue Studien der University of Utah behaupten, die erfolgreiche Kopflaus-Bekämpfung durch eine einmalige Austrocknungs-Behandlung mit warmer Luft nachgewiesen zu haben. Demnach reicht eine einzige etwa 30 Minuten dauernde Behandlung mit einem speziell entwickelten Warmluft-Gerät, um 98% der Nissen und 80% der Kopfläuse zu töten, die verbleibenden Kopfläuse sind nicht mehr fortpflanzungsfähig. Diese Behandlungsmethode verspricht völlig insektizidfrei mit vergleichsweise einfacher und kurzer Anwendungsdauer hohen Erfolg. Die Verwendung herkömmlicher Haartrockner wird allerdings nicht empfohlen, da dabei meist zu heiße Luft verwendet wird und die Warmluft nicht ausreichend gezielt zur Kopfhaut geleitet werden kann. Ein spezialisiertes Gerät ("LouseBuster") befindet sich noch in der Entwicklungsphase und ist bisher nicht am Markt verfügbar. [12] [13]

Wichtige Hinweise

  • Kinder im Säuglingsalter, Kleinkinder, Schwangere und stillende Mütter sowie Allergiker sollten vor Anwendung eines chemischen Mittels unbedingt einen Arzt konsultieren.
  • Niemals Kinder in diesen Mitteln baden, die Kopfläuse sitzen nur auf dem Kopf.
  • Bei Kopflausbefall ist die Gemeinschaftseinrichtung in Deutschland nach dem Infektionsschutzgesetz § 33 und § 34 (6) IfSG verpflichtet, das örtliche Gesundheitsamt zu unterrichten. Nach dem IfSG ist die Leitung von Gemeinschaftseinrichtungen verpflichtet, das zuständige Gesundheitsamt über einen Kopflausbefall beim Personal oder bei den Betreuten unter Angabe der Namen zu benachrichtigen.
  • In Übereinstimmung mit dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) § 4 Abs. 1 und 2 hat das Robert Koch-Institut die Regelung erarbeitet, dass – im Fall des Besuchs einer Gemeinschaftseinrichtung für Kinder und Jugendliche – die Erziehungsberechtigten verpflichtet sind, den Befall dort zu melden und u.a. die Durchführung eine sachgerechten Behandlung mit einem zugelassenen Arzneimittel oder einem Medizinprodukt, das zur Tilgung von Kopflausbefall nachweislich geeignet ist, zu bestätigen. Ein ärztliches Attest zur Bestätigung des Behandlungserfolges ist zur Wiederzulassung für die Gemeinschaftseinrichtung nicht erforderlich. [14]

Die Kopflaus als Krankheitsüberträger

Unter schlechten hygienischen Bedingungen kann die Kopflaus an jedem Ort, besonders aber in den Tropen, das bakterielle Fleckfieber (Flecktyphus, Läusefieber), (Erreger: Rickettsien, Rickettsia prowazekii), auf den Menschen übertragen. Die Übertragung erfolgt durch Kontaktinfektion bzw. Schmierinfektion mit den Exkrementen der Laus oder durch zerdrückte Tiere, besonders wenn sie in die Bisswunde oder andere Hautwunden beim Kratzen hinein gerieben werden. Weiterhin können – regional unterschiedlich – noch folgende Krankheiten übertragen werden: Wolhynisches Fieber, auch Fünftagefieber genannt (Erreger: Das Bakterium Bartonella quintana, auch Rochalimaea quintana genannt); von Läusen übertragenes Rückfallfieber („Läuse-Rückfallfieber“) (Erreger: verschiedene Borrelien u. a. Borrelia recurrentis); Scrub Typhus (Erreger: Rickettsia tsutsugamushi); Tularämie (Erreger: Bakterium Francisella tularensis).

Eine Gruppe von Forschern an der Universität Marseille um Prof. Didier Raoult vertritt die Ansicht, dass auch die Kopflaus neben der Kleiderlaus und dem Menschenfloh (Pulex irritans) bei Wirtswechsel als Überträger der Pest in Frage kommt, da alle genannten Parasiten Pestbakterien aufnehmen können.[15]

Volksglaube

Auch heutzutage werden Befallene oft noch ungerechtfertigt stigmatisiert, obwohl die Sauberkeit bei der Übertragung in modernen Industriestaaten kaum mehr eine dominante Rolle spielt. Aktuell hängt hier die Verbreitung von Kopfläusen viel stärker davon ab, ob viele Menschen auf engem Raum zusammenleben (Kindergarten, Schule, Ferienlager, Schullandheim etc.), ob sie einen engeren oder distanzierteren Umgang untereinander pflegen („kuscheln“) und ob sie beispielsweise aus falscher Scham einen Kopflausbefall längere Zeit verheimlichen. Früher war es oft in den unteren sozialen Schichten der heutigen Industriestaaten um die Hygiene und die Sauberkeit wesentlich schlechter bestellt, besonders wenn größere Gruppen von ihnen auf engstem Raum gelebt haben. Vornehmlich in ärmeren Staaten treffen diese Bedingungen jedoch durchaus auch noch heute auf größere Bevölkerungsgruppen zu und erleichtern damit in diesen Regionen auch eine Ausbreitung der Kopflaus.

Bei manchen Volksgruppen gilt der Lausbefall jedoch als Zeichen von Gesundheit, da davon ausgegangen wird, dass schädliche Säfte durch Läuse abgesaugt würden. [16]

Quellen und weiterführende Informationen

Einzelnachweise

  1. Robert-Koch-Institut: Epidemiologisches Bulletin Nr. 20 vom 18. Mai 2007
  2. http://www.biomedcentral.com/1741-7007/5/7/abstract Pair of lice lost or parasites regained: the evolutionary history of anthropoid primate lice
  3. http://www.wissenschaft.de/wissen/news/256148.html Studie: Nissenkamm
  4. British Medical Journal: Single blind, randomised, comparative study of the Bug Buster kit and over the counter pediculicide treatments against head lice in the United Kingdom. BMJ Band 331, S. 384-387 vom 13. August 205), doi:10.1136/bmj.38537.468623.E0
  5. http://www.newscientist.com
  6. http://www.oekotest.de/cgi/ot/otgs.cgi?doc=40295
  7. Hill N, et al. (2005): Single blind, randomised, comparative study of the Bug Buster kit and over the counter pediculicide treatments against head lice in the United Kingdom. In: B.M.J. Bd. 331, S. 384-387. PMID 16085658 PDF
  8. Roberts, R.J. el al. (2000): Comparison of wet combing with malathion for treatment of head lice in the UK: a pragmatic randomised controlled trial. In: Lancet. Bd. 356, S. 540-544. PMID 10950230
  9. Burgess, I.F. et. al. (2005): Treatment of head louse infestation with 4% dimeticone lotion: randomised controlled equivalence trial. In: B.M.J. Bd. 330, S. 1423. PMID 15951310 PDF
  10. Burgess IF et al. (2007): Randomised, controlled, assessor blind trial comparing 4% dimeticone lotion with 0.5% malathion liquid for head louse infestation. In: PLoS ONE. Bd. 2, S. 1127. PMID: 17987114 PDF
  11. http://www.wissenschaft.de/wissen/news/256148.html]
  12. http://www.geo.de/_components/GEO/info/presse/files/2007/geo_200701_laeuse.pdf
  13. http://unews.utah.edu/p/?r=101906-9
  14. http://www.rki.de/cln_049/nn_196658/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber__Mbl__Kopflausbefall.html
  15. Michel Drancourt, Linda Houhamdi, Didier Raoult: Yersinia pestis as a telluric, human ectoparasite-borne organism. The Lancet Infectious Diseases, Band 6, 2006, S. 234–241, doi:10.1016/S1473-3099(06)70438-8
  16. Mehlhorn, Heinz; Peters, Werner: Diagnose der Parasiten des Menschen, Urban & Fischer, München 1983, ISBN 9783437108495

Literatur

  • Mehlhorn Heinz, Peters Werner: Diagnose der Parasiten des Menschen, einschließlich der Therapie einheimischer und tropischer Parasitosen. Fischer-Verlag, Stuttgart, 1983, ISBN 3-437-10849-2.
  • Herrmann Feldmeier (2006): Pediculosis capitis - Die wichtigste Parasitose des Kindesalters. In: Kinder- und Jugendmedizin. Nr. 4, S. 249-259. PDF

Weblinks

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