Perdix perdix

Perdix perdix
Rebhuhn
Rebhühner (Perdix perdix)

Rebhühner (Perdix perdix)

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Hühnervögel (Galliformes)
Familie: Fasanenartige (Phasianidae)
Gattung: Rebhühner (Perdix)
Art: Rebhuhn
Wissenschaftlicher Name
Perdix perdix
Linnaeus, 1758

Das Rebhuhn (Perdix perdix) ist eine Vogelart aus der Ordnung der Hühnervögel (Galliformes). Rebhühner bewohnen Steppen- und Heidelandschaften in weiten Teilen Europas und Asiens. Sie ernähren sich überwiegend von Sämereien, Wildkräutern und Getreidekörnern. Der Bestand hat in den letzten Jahrzehnten in Europa abgenommen, so dass die Art dort zur Zeit gefährdet ist.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Allgemeine Merkmale des Erscheinungsbildes

Das Rebhuhn ist wie alle Vertreter der Gattung von gedrungener Gestalt mit kurzen Beinen, kurzem rundem Schwanz und kurzen runden Flügeln. Kennzeichnend sind der rostgelbe Kopf, der hellgraue Vorderkörper und die rostrote Seitenbänderung. Der Schwanz ist mit Ausnahme der mittleren Steuerfedern lebhaft rostrot. An der Unterbrustmitte befindet sich ein mehr oder weniger starker, bei Weibchen manchmal fehlender und oft sehr viel kleinerer, dunkelbrauner Fleck in Form eines Hufeisens. Rebhühner haben eine Körperlänge von etwa 30 Zentimetern, eine Flügellänge von 14,6 bis 16 Zentimetern und eine Schwanzlänge von 7,2 bis 8,5 Zentimetern. Das Körpergewicht reicht von 325 bis 410 Gramm. Das Rebhuhn ist in Größe und Aussehen dem Fasan und dem Rothuhn ähnlich. Der Fasan hat jedoch schon als Jungvogel einen längeren Schwanz und längere Beine. Das Rothuhn ist größer und einfarbiger. Das Gesicht zeigt einen weißen Gesichtsfleck, und die flatternden Flügel haben gefingerte Spitzen.

Prachtkleid

Das Rebhuhn weist einen im Prachtkleid deutlich ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus auf. Das Männchen trägt orange bis rostbraunes Gefieder an der Stirn, den Kopfseiten sowie in den Bereichen der Kehle und des Kinns. Die Ohrdeckel setzen sich in diesem Bereich dunkelbraun ab. Der Nacken und der Scheitel zeigen bis auf vereinzelte schwarze Federbasen eine gelblichbraune Färbung. Der obere Bereich des Halses und der vordere Teil des Rückens haben eine hellgraue Färbung mit einer feinen schwärzlichen Wellung. Der Hinterrücken, der Bürzel und die Oberschwanzdecken sind ebenfalls gräulich gefärbt, jedoch fehlt hier die feine schwarze Wellung. Die unteren Halsseiten und die Brust haben eine hellgraue Färbung mit einer gut sichtbaren schwarzen Wellung. Die Seiten der Brust und die Körperflanken sind durch kastanienbraune Binden gezeichnet. Im hinteren Teil der Brust befindet sich ein hufeisenförmiger dunkelbrauner Fleck. Die mittleren Steuerfedern sind gelblichbraun gefärbt, die anderen Steuernfedern kastanienbraun. Die Handschwingen und die Handdecken haben eine dunkelbraune Färbung mit scharf abgegrenzten gelblichen Schaftstrichen. Der Schnabel zeigt eine hornfarbene Färbung, die leicht ins Grünliche gehen kann. Die Iris der Augen ist bräunlich und der Augenring hellgrau bis weißlich gefärbt. Das Rosenfeld ist karminrot.

Das Weibchen zeugt ein im Vergleich zum Männchen blasser gefärbtes, gelblich-rostbraunes Gesicht. Der Oberkopf ist durch breite, ovale Schaftflecken gekennzeichnet, die weißlich bis gräulich eingefasst sind. Die Ohrdeckel weisen eine schwarzbraune Färbung auf, die mit feinen weißlichen Strichen durchsetzt ist. Der Halsbereich und die gesamte Oberseite zeigen eine braune Färbung mit unregelmässig verteilten, gelblichen Schaftstriche und -flecken. Stellenweise ist auch eine gelblichbraune Querbänderung vorhanden. Der Brust- und Bauchbereich sind ähnlich wie beim Männchen gefärbt, jedoch mit einen gelblichen Anflug. Manchmal findet sich eine kleiner, hufeisenförmiger Fleck im Brustbereich. Die mittleren Steuerfedern sind wie beim Männchen gelblichbraun gefärbt, die anderen Steuernfedern kastanienbraun. Die Handschwingen und die Handdecken zeigen eine dunkelbraune Färbung mit scharf abgegrenzten, gelblichen Schaftstrichen.

Schlichtkleid

Im Schlichtkleid sind die Halsfedern bei den Männchen hellbraun gefärbt mit sehr hellen Schaftstreifen. Bei den Weibchen zeigen sich in diesem Bereich schwarze Muster und tropfenartige Flecken mit weißlicher oder schwärzlicher Umrandung. Als sicheres Unterscheidungsmerkmal des Hahns von der Henne ist die Zeichnung der Deckfedern der Schultern geeignet. Lediglich das Weibchen hat Querstreifen auf den Schulterfedern (Eselsbrücke: „Der Hahn steigt auf die Leiter“). Auch an der Zeichnung der Kopfoberseite sind sie zu unterscheiden: Während das Männchen Striche zeigt, finden sich beim Weibchen Tupfen. Auf größere Entfernung ist der Hahn von der Henne an mit bloßem Auge an keinem Merkmal sicher zu unterscheiden. Bei guten Lichtverhältnissen und mit optischen Hilfsmitteln kann das Männchen am grauen Hals, der intensiv orangen Kopffärbung sowie der fehlenden Umrandung derselben erkannt werden.

Jungvögel und Nestlinge

Das unscheinbar gelbbraune Gefieder der Jungvögel ähnelt dem Schlichtkleid der Altvögel. Der Kehlbereich bei jungen Männchen ist weißlich und kann einen leicht gelblichbraunen Anflug zeigen. Die Brust und die Flanken sind gelblichbraun. Bei einzelnen Federn ist eine weißliche und bräunliche Säumung vorhanden. Die zentralen Teile der Bauchseite sind weiß, die Unterschwanzdecken gelblichbraun. Die Färbung der Steuerfedern ähnelt der von sehr adulten Vögeln. Hand- und Armschwingen haben eine auffällige weißliche, aus Binden bestehende Zeichnung. Bei juvenilen Weibchen ist deutlich die schwärzliche Kopfplatte zu erkennen, die mit feinen braunen Schaftstrichen durchsetzt ist. Die Kopfseiten zeigen eine dunkelbraune Färbung, die Schäfte sind weiß gezeichnet. Das Daunengefieder der Nestlinge ist auf der Unterseite leicht gelblich bis cremefarben. Die Kopfseiten und der Kehlbereich haben eine überwiegend gelbliche Färbung, der Bereich des Scheitels eine rostfarbene Färbung mit schwärzlichen Längsstreifen. Im Gesichtsfeld sowie an den Halsseiten und im Nacken sind deutlich feine dunkle Punkte zu erkennen. Der gesamte Rücken ist dunkelbraun, die Flanken eher rotbraun.

Fortbewegung und Stimme

Das Rebhuhn bewegt sich meist schreitend vorwärts. Es kann jedoch auch sehr schnell rennen. Bei Gefahr drückt es sich flach an den Boden. Das Rebhuhn fliegt unter lautem Flügelburren auf; der Flug mit hastigen Flügelschlägen erfolgt meist niedrig über dem Boden, mit längeren dazwischengeschalteten Gleitstrecken, bei denen die Flügel stets nach unten gebogen sind.

Der Revierruf des Männchens äußert sich in einem knarrenden „kirreck“ oder „kerrrick“. Dieser von Individuum zu Individuum leicht unterschiedliche Ruf wird gelegentlich mit dem Knarren einer rostigen Türangel verglichen. Aus größerer Entfernung klingt er allerdings weicher und melodischer. Der Revierruf ist überwiegend im Spätwinter und im Frühjahr zu hören. Die Hähne rufen vor allem am Morgen und am Abend und sind auch noch nach Einbruch der Dunkelheit zu hören.[1]

Von auffliegenden Rebhühnern ist ein hohes „kerr-ititit“, „gijig gig ...“ oder ähnliche Ruffolgen zu hören. Charakteristisch ist ihr allmähliches leiser werden. Verlassene Küken geben ein klägliches Piepsen von sich, dass ansteigt und lauter wird..[2]

Verbreitung und Lebensraum

Das Rebhuhn besiedelt als Standvogel weite Teile Europas und Asiens. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich von den britischen Inseln über Mitteleuropa bis in den Südwesten und Südosten Europas, sowie im Osten bis nach Westsibirien, Turkestan, Pakistan und dem nördlichen Iran. Es fehlt im größten Teil Skandinaviens, Spaniens und auf vielen Mittelmeerinseln. Endemische Unterarten finden sich dennoch insbesondere auf der iberischen Halbinsel und in Italien. Das Rebhuhn ist auch in Nordamerika zu Jagdzwecken erfolgreich eingebürgert worden und besiedelt mittlerweile insbesondere die nördlichen Prärien der USA und des südlichen Kanada. Weiterhin wurde es in Südskandinavien und Neuseeland vom Menschen eingeführt.

Das Rebhuhn lebt hauptsächlich in tieferen Lagen unterhalb 600 mNN, es ist aber auch in höheren Lagen der Mittelgebirge und Alpentäler zu finden. Die ursprünglichen Verbreitungsgebiete waren Steppen, insbesondere Baum- und Strauchsteppen und reine Heidelandschaften. Aufgrund ihrer hohen Anpassungsfähigkeit leben Rebhühner als Kulturfolger auf Ackerland, Brachland, Staudenfluren, Feldfluren mit Hecken und Büschen und an Wald- und Wegrändern, jedoch nur auf trockenem Boden. Neben guter Deckung ist eine abwechslungsreiche Landschaft für das nötige Nahrungsangebot wichtig.

Ernährung

Das Rebhuhn ernährt sich überwiegend von Sämereien, Wildkräutern und Getreidekörnern. Es frisst auch grüne Pflanzenteile wie Klee- und Luzerneblätter, Grasspitzen und verschiedene Knöterich- und Wegericharten. Manchmal nimmt es auch Insekten, deren Larven und anderes Kleingetier zu sich. Hin und wieder werden auch reife Früchte und verschiedene Beeren gefressen. Zur Förderung der Verdauung im Magen nimmt es kleine Steinchen auf.

Der Anteil vegetabilischer Nahrung liegt bei adulten Rebhühnern bei jeweils 30 Prozent an Grünpflanzenanteilen, Wildkräutern und Getreide (Weizen, Gerste, Hafer und Roggen). Die restlichen 10 Prozent werden durch animalische Nahrung abgedeckt. Vor allem Weibchen nehmen während der Brutzeit vermehrt tierische Nahrung zu sich, meist Ameisen, Käfer, Schmetterlingsraupen und Blattläuse. Der Nahrungsbedarf adulter Rebhühner liegt bei 50 bis 80 Gramm pro Tag. Der Wasserbedarf wird über die Nahrung gedeckt.

Verhalten

Rufendes Rebhuhn

Das Rebhuhn ist überwiegend in der Dämmerung und am Tage aktiv. Den größten Teil des Jahres ist es nicht territorial. Während der Brutzeit beansprucht es ein jedoch ein relativ kleines Streifareal ohne feste Grenzen, die sich ständig verschieben. Das Rebhuhn bleibt in der Regel standorttreu in einem Gebiet, wenn es das Nahrungsangebot und die Deckungsmöglichkeiten zulassen. Selten verweilt es länger als fünf Minuten an einer Stelle.

Den größten Teil des Jahres sind Rebhühner Einzelgänger, oder sie halten als einzelnes Paar fest zusammen. Der Kontakt zu anderen Paaren wird möglichst gemieden. Im Spätsommer und Herbst bilden sich auch kleine Familienverbände mit 5 bis 15 Vögeln, bestehend aus den Altvögeln und den ausgewachsenen Jungvögeln. In der Jägersprache wird eine solche Gruppe als „Kette“ bezeichnet. Treffen zwei Ketten während des Sommers aufeinander, kommt es zu heftigen Auseinandersetzungen. Einzelne Familien können unter dem Eindruck der Winterbedingungen ihre Isolation aufgeben und sich vorübergehend zu größeren Gruppen mit bis zu 25 Vögeln zusammenschließen, die zusammen auf Nahrungssuche gehen. In der Jägersprache wird eine solche größere Gruppe als „Volk“ bezeichnet. In den meisten Verbreitungsgebieten sind diese von Mitte November bis höchstens Februar/März zu beobachten. Bei beiden Gruppenformen gibt es nur einen losen Zusammenhalt, der keine Hierarchie erkennen lässt. Während des Winters sind selten Streitereien oder Kämpfe zu beobachten.

Gegen Ende des Winters entwickeln Rebhühner jedoch eine Aggressivität, die oft in heftigen Kämpfen enden kann. Diese Auseinandersetzungen zeigen sich sowohl unter den Hähnen als auch unter den Hennen. Wenn die Vögel im Frühjahr wieder einen Partner für die Brut suchen, erreicht die Rivalität unter den Hähnen ihren Höhepunkt. Einzelner Männchen versuchen vor allem, paarungsbereite Weibchen aus anderen Gruppen zu anzulocken. Die Kämpfe setzen sich aus Verfolgungsrennen, Flügelschlägen und Bissen zusammen. Nur die Verfolgungsrennen haben einen ritualisierten Charakter mit gestrecktem Hals und geschwellter Brust als Drohgebärde.

Brutbiologie

Das Rebhuhn erreicht die Geschlechtsreife gegen Ende des ersten Lebensjahres. Zu diesem Zeitpunkt erfolgt in der Regel auch die erste Verpaarung. Das Rebhuhn führt eine monogame Brutehe. Es beschränkt sich in der Regel auf eine Jahresbrut, bei frühem Gelegeverlust ist jedoch ein Nachgelege möglich. Die Legezeit liegt in den meisten Verbreitungsgebieten zwischen Mitte/Ende April und Anfang/Mitte Mai.

Paarbildung und Balz

Die Paarungszeit setzt direkt nach der Schneeschmelze ein. Die Paarbildung erfolgt in der Regel selten zwischen Individuen innerhalb einer Kette. Signifikant häufiger wirbt ein Männchen ein Weibchen einer anderen Gruppe ab. Oft gehen auch Paare wieder zusammen, die sich bereits im Vorjahr gefunden hatten. Die Balzaktivitäten zeigen offensichtliche Unterschiede, je nachdem, ob sich ein Paar bereits aus dem Vorjahr kennt oder nicht. Miteinander bekannte Vögel zeigen lediglich eine rudimentär ausgeprägte Balz.

Das Abwerben eines Weibchen aus einer fremden Gruppe führt unter Hähnen fast immer zu heftigen Kommentkämpfen. Dabei führen sich die Rivalen selten größere Verletzungen zu, sehr selten treten Todesfälle auf. Zum Balzen richtet sich das Männchen auf, reckt seinen Kopf in die Höhe und präsentiert mit leicht hängenden Flügeln einem Weibchen den hufeisenförmigen Brustfleck. In dieser Haltung schleicht es um die Umworbene und versucht sie auf seine Seite zu ziehen. Bei Gefallen zeigt die Henne nach einiger Zeit ein ähnliches Verhalten. Schließlich reiben die beiden ihre Schnäbel aneinander und berühren mit dem Kopf die Flanken des Balzpartners. Zum Schluss putzen beide das Gefieder gründlich, und gehen anschließend zusammen auf Nahrungssuche. Die Kopulation findet später statt.

Nestbau und Brutpflege

Erst unmittelbar vor der Eiablage wird allein von der Henne ein adäquater Nistplatz ausgewählt. Rebhühner sind reine Bodenbrüter, die ihr Nest an einem Deckung bietenden Platz mit einen ausreichenden Sichtschutz, meist inmitten dichter Vegetation, wodurch die Tarnung durch die Färbung des Federkleides noch unterstützt wird. Bevorzugt angenommen werden Feldraine, Weg- und Grabenränder, Hecken sowie Gehölz- und Waldränder. Das Weibchen kleidet eine flache Bodenmulde sorgsam mit weichen Pflanzenteilen aus.

In den meisten Verbreitungsgebieten erfolgt die Eiablage von Mitte April bis Juli, vor allem jedoch im Mai. Das Weibchen legt in eintägigen Abständen in der Regel zwischen 10 und 20 Eier, manchmal auch nur 8 oder bis zu 24. Die spindelförmigen bis kurzovalen, glatten Eier sind einfarbig (blass-)olivbraun bis bräunlichgrau und glänzen manchmal leicht. Sie sind etwa 3,5 mal 2,7 Zentimeter groß und etwa 13 Gramm schwer.

Erst nachdem das letzte Ei gelegt ist, beginnt allein das Weibchen die Eier etwa 24 bis 25 Tage lang auszubrüten. Währenddessen verteidigt das Männchen energisch das Brutareals. Kommt jedoch ein Eindringling dem Nistplatz auf einige Meter nahe, fliegt das Weibchen heftig auf und verschreckt dadurch oft die auf Eiersuche befindlichen Feinde. Auch gegen Fleischfresser verteidigt sich das Weibchen selbst. Da es während der Brut nicht durch das Männchen weder versorgt noch abgelöst wird, verlässt das Weibchen zur Nahrungsaufnahme und zum Koten für kurze Zeit das Gelege, das es dann zur Tarnung mit Vegetation abdeckt.

Entwicklung der Jungvögel

Der Schlupf aller Küken erfolgt über einen Zeitraum von ein bis zwei Tagen; das Schlupfgewicht liegt bei sieben bis acht Gramm. Als Nestflüchter verlassen sie das Nest gleich nach dem Trockenwerden und folgen den Altvögeln, die sie führen. Die Jungvögel ernähren sich bereits vom zweiten Lebenstag an selbständig, in den ersten Lebenswochen fast ausschließlich von Spinnentieren, Insekten und deren Larven, also z.B. von Ameisen, kleinen Käfern, Schmetterlingsraupen, Blattläusen und anderem Kleingetier. Ab der dritten Lebenswoche nimmt zusätzlich auch Pflanzensamen und Getreidekörner auf und geht langsam über zu überwiegend pflanzlicher Nahrung, deren Anteil nach etwa zwei Monaten bereits bei 85 Prozent liegt. Das Rebhuhn wird im Alter von etwa 13 bis 15 Tagen flugfähig. Durch Erfahrung lernt es rasch, seine Feinde zu unterscheiden. Im Alter von etwa fünf Wochen sind die Jungvögel selbständig. Bis in den Winter bleiben sie im Familienverband und siedeln sich schließlich in der näheren Umgebung an.

Prädatoren und Lebenserwartung

Da Rebhühner Bodenvögel sind, stehen ihnen eine Reihe von fleischfressenden Prädatoren gegenüber. Adulte Vögel werden häufig von Rotfüchsen (Vulpes vulpes) und von größeren Greifvögeln (Falconiformes) gerissen. Gelege und Brut werden oft zur Beute von Raben und Krähen, Mardern, Wildkatzen (Felis silvestris) und verwilderten Hauskatzen (Felis catus). Greifvögel, insbesondere Sperber (Accipiter nisus), Habicht (Accipiter gentilis) und Bussarde schlagen die Jungvögel. Häufige Nesträuber des Rebhuhns sind Wiesel, Wildschweine (Sus scrofa), Europäische Dachse (Meles meles), Igel und Wanderratten (Rattus norvegicus). In der letzten Zeit stellen auch Neozoen wie Waschbär und Marderhund (Nyctereutes procyonoides) den Rebhühnern nach. Das Rebhuhn kann den meisten Fleischfressern außer Tarnung und Flucht nur wenig entgegensetzen. Während der Brut und wenn sie Jungvögel führen, versuchen die Altvögel meist, potentielle Feinde zu verschrecken oder vom Gelege wegzulocken (Verleiten).

Im ersten Lebensjahr ist die Mortalität besonders hoch. Einjährige Vögel in Freiheit haben eine Lebenserwartung von zwei bis drei Jahren. In Gehegehaltung kann die Lebenserwartung bei etwa sechs bis sieben Jahren liegen.

Bestand und Gefährdung

Bestandsentwicklung

Das Rebhuhn hat ein großes Verbreitungsgebiet. Die Ausdehnung wird auf 10.000.000 km² geschätzt. Der große weltweite Bestand umfasst der IUCN zufolge etwa 2.500.000 bis 5.000.000 Individuen in Europa. Daher wird die Art als nicht gefährdet (LC) [3] eingestuft.

Die europäische Brutpopulation macht weniger als die Hälfte der weltweiten Verbreitung aus. Sie ist mit mehr als 1.600.000 Paaren sehr groß. Zwischen 1970 und 1990 ging die Population stark zurück. Während sie sich zwischen 1990 und 2000 in vielen östlichen Ländern stabil war oder zunahm, setzte sich die Abnahme des Bestands im Großteil West- und Zentraleuropas, insbesondere in Frankreich und Polen fort. Da die Population im Ganzen einen Rückgang von mehr als 30 Prozent zu verzeichnen hat, wird das Rebhuhn konsequenterweise als gefährdet (Vulnerable) [4] eingestuft. Der Bestand schwankt stark, da die Population im Winter um 70 bis 80 Prozent zurückgeht.

In Deutschland wird das Rebhuhn in der Roten Liste als stark gefährdet eingestuft.[5] Hier ist das Rebhuhn auf einen Rest von vermutlich nicht mehr als 50.000 Brutpaaren geschrumpft. Das Rebhuhn hat vor allem im westeuropäischen Raum seit Anfang der 70er Jahre drastische Bestandseinbußen erlitten. Hauptursache für den Bestandsrückgang ist die stetige Intensivierung und Technisierung der Landwirtschaft.[6]

In Hessen beispielsweise wird der Bestand auf 5.000 bis 10.000 Brutpaare geschätzt und der Trend in 25 Jahren wird mit einer Bestandsabnahme von mehr als 50 Prozent veranschlagt.[7] Somit gilt das Rebhuhn als stark gefährdet. Bis etwa 1860 war das Rebhuhn im Rhein-Main-Gebiet sehr weit verbreitet. Noch bis Ende der 50er-/Anfang der 60er-Jahre fand sich im Kreis Offenbach ein guter Bestand. Ab 1970 war dieser jedoch deutlich rückläufig. Eine Zuwachsrate von drei Vögeln pro Brutpaar ist bereits als überdurchschnittlich anzusehen. Da zudem die Verluste im Winterhalbjahr bis zu 30 Prozent des Besatzes betragen, ist ein beständiger Schwund zu verzeichnen, selbst bei völliger jagdlicher Schonung, unter Beibehaltung der landwirtschaftlichen Anbaumethoden und Flurgliederungen. Nur in besonders hervorragenden Aufzuchtjahren kann eine kurzfristige Bestandserholung eintreten.[8]

Als weiteres Beispiel ist der Rebhuhnbestand in Sachsen innerhalb von nur zehn Jahren (1995 – 2005) um fast 90 Prozent zurückgegangen. Viele Feldlandschaften in Sachsen, in denen das Rebhuhn vor 1990 noch häufig war, sind mittlerweile rebhuhnfrei geworden.[9]

Vor 130 Jahren hieß es in Brehms Tierleben:

„Das Rebhuhn bewohnt den größten Teil von Europa. Es hat sich hier aus dem Süden immer mehr nach Norden ausgebreitet und ist in Skandinavien und Russland anscheinend immer noch in diesem nördlich gerichteten Vordringen begriffen. Ebenen zieht es unter allen Umständen den Gebirgen vor. Zu seinem Wohlbefinden beansprucht es gut angebaute, wechselreiche Gegenden; es siedelt sich zwar im Felde an, bedarf aber Buschdickicht zu seinem Schutz. Den Wald meidet es, nicht aber seine Vorgehölze.“

Gefährdung und Schutz

Rebhühner weisen in kalten Wintern und in nasskaltem Frühjahrmonaten eine erhöhte Mortalitätsrate auf. Im Gegensatz zu den Altvögeln suchen Jungvögel bei dieser Wetterlage keinen Schutz unter dichter Vegetation, so dass insbesondere Dauerregen regelmäßig zur Durchnässung und somit zur Unterkühlung führt, welche meist mit dem Tode endet. Zudem stellen der zunehmende Gebrauch von Pflanzenschutzmitteln und anderen Pestiziden in der maschinellen Landwirtschaft eine wachsende Gefährdung dar. Neben den Witterungseinflüssen und dem Nahrungsmangel stellt auch der Verlust durch natürliche Feinde ein Problem dar.

In weitgehend intakten Lebensräumen kann dem Rebhuhn geholfen werden, indem konsequent auf Insektenvernichtungs- und Pflanzenbehandlungsmittel sowie auf Asphaltierung von Feldwegen verzichtet wird. Zudem sollten Hecken und Feldrainen im ursprünglichen Zustand stehen gelassen und Brachflächen erhalten und sichergestellt werden. Weiterhin ist ein längeres Belassen von Stoppelfeldern förderlich, möglichst über den Winter hinweg. Schließlich sollte auf die Bejagung verzichtet werden. Bedarf die Lebensraumsituation einer Verbesserung, müssen neben diesen Punkten noch Hecken und Feldraine neu angelegt werden. Außerdem ist die Anlage und der Schutz von mindestens 5 m breiten, ungenutzten Streifen entlang von Gewässern, Hecken, Wegrändern und zwischen Feldern notwendig.

Das Rebhuhn war Vogel des Jahres 1991. In weiten Teilen des Landes werden daher die oben beschriebenen Schutzmaßnahmen schon umgesetzt.

Interne Systematik

Nach ITIS [10] gibt es acht Unterarten:

  • Perdix perdix perdix ist die Nominatform
  • Perdix p. armoricana
  • Perdix p. canescens
  • Perdix p. hispaniensis
  • Perdix p. italica
  • Perdix p. lucida
  • Perdix p. robusta
  • Perdix p. sphagnetorum

Andere Quellen nehmen hingegen eine größere Anzahl von Unterarten an. So werden von einer Quelle [11] neun Unterarten anerkannt:

Eine andere Quelle [12] erkennt die oben genannten Unterarten der Unterarten Perdix perdix perdix, Perdix perdix canescens und Perdix perdix robusta als eigenständige Unterarten an. Sie kommt dadurch auf zwölf Unterarten.

Einzelnachweise

  1. Hans-Heiner Bergmann; Hans-Wolfgang Helb; Sabine Baumann; Die Stimmen der Vögel Europas – 474 Vogelporträt mit 914 Rufen und Gesängen auf 2.200 Sonogrammen, Aula-Verlag, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-89104-710-1; S. 85.
  2. Hans-Heiner Bergmann; Hans-Wolfgang Helb; Sabine Baumann; Die Stimmen der Vögel Europas – 474 Vogelporträt mit 914 Rufen und Gesängen auf 2.200 Sonogrammen, Aula-Verlag, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-89104-710-1; S. 85. Für die lautmalerische Umschreibung der Rufe ist diese Quelle verwendet worden.
  3. Birdlife Factsheet: Grey Partridge
  4. Birds in Europe: Grey Partridge
  5. Rote Liste der Brutvögel Deutschlands
  6. NABU - Das Rebhuhn. Vogel des Jahres 1991
  7. Rote Liste der Vögel Hessens. 9. Fassung. Juli 2006.
  8. Hartmut Poschwitz, Dreieich: Rebhuhn, Wachtel und Fasan - gefährdete Hühnervögel des Kreises Offenbach., Weblink
  9. R. Steffens.: Sachsen. Kartierung auf Basis von Quadranten der Topografischen Karte 1:25.000 (TK25). Stand Dezember 2005. Veröffentlicht 2006. – In: K. Gedeon, A. Mitschke, C. Sudfeldt (Hrsg.): Brutvögel in Deutschland. Erster Bericht. Hohenstein-Ernstthal: 51 S., 2006
  10. ITIS Report: Perdix perdix (Linnaeus, 1758)
  11. Avibase Database: Rebhuhn (Perdix perdix) (Linnaeus, 1758)
  12. Heinz-Sigurd Raethel: Wachteln, Rebhühner, Steinhühner, Frankoline und Verwandte. Verlagshaus Reutlingen, Reutlingen, 1996, ISBN 3-88627-155-2

Literatur

  • Einhard Bezzel: BLV Handbuch Vögel. BLV Buchverlag GmbH & Co. KG, München, 2006, ISBN 3-8354-0022-3
  • Hans Behnke, Günter Claußen: Fasan und Rebhuhn. Biologie, Hege, Aufzucht. Franckh-Kosmos Verlag, 2007, ISBN 3-440-10917-8
  • Rolf Dwenger: Das Rebhuhn. Perdix perdix. Neue Brehm Bücherei Band 447, Westarp Wissenschaften, 1991, ISBN 3-89432-373-6
  • Urs N. Glutz von Blotzheim: Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Band 5. Galliformes und Gruiformes. Aula Verlag, Wiesbaden, 1994, ISBN 3-89104-561-1
  • Heinz-Sigurd Raethel: Wachteln, Rebhühner, Steinhühner, Frankoline und Verwandte. Verlagshaus Reutlingen, Reutlingen, 2006, ISBN 3-88627-534-5
  • Heinz-Sigurd Raethel: Hühnervögel der Welt. Neumann-Neudamm, 1991, ISBN 3-89440-440-X

Weblinks


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  • Perdix [2] — Perdix, Schwester des Dädalos, Mutter des Talos; sie soll Säge u. Zirkel erfunden haben …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Perdix [1] — Perdix, das Rebhuhn …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Perdix [2] — Perdix, im griech. Mythus Sohn des Cupalamos, Schwestersohn des Dädalos, wurde, von diesem aus Eifersucht auf die Erfindung der Säge und des Zirkels von der Akropolis in Athen gestürzt, in den Vogel gleichen Namens (Rebhuhn) verwandelt. Vgl.… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

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