Personensuche

Personensuche

Personensuchanlagen sind Telekommunikationseinrichtungen in Gebäuden oder geschlossenen Arealen. Personensuchanlagen sollen die Suchzeiten für einzelne Personen in der Teambildung oder im Notfalleinsatz mindern. Dazu sind Informationen ohne Zeitverzug (in Echtzeit) erforderlich. Ziel der Benutzung ist das Herstellen einer zeitweiligen Kommunikation zwischen einem Gesuchten, der sich in einem bekannten Gelände oder Gebäude frei bewegt und einem Suchenden, der die perönliche Präsenz oder dessen Informationen beansprucht.

Inhaltsverzeichnis

Systemalternativen

Personensuchanlagen bieten die Funktionen beispielsweise auf der Grundlage folgender Infrastrukturen:

  • der drahtgebundenen Auslösung von Lichtsignalen mit einer Lichtrufanlage mit schlichter Raumbindung, aber ohne Personenbindung der Anzeige (kein Industriestandard)
  • der einfachen drahtlosen Tonsignalgabe an einzelne Geräte (unicast) oder Gerätegruppen (multicast), beispielsweise bei 433 MHz im lizenzfreien ISM-Band
  • der allgemeinen Signalübermittlung über GSM, GPRS, UMTS und Varianten (in Kliniken nicht allgemein zulässig) nach Lokalisierung über GPS (nur außerhalb von Gebäuden zuverlässig)
  • der verbindungslosen (connectionless) und sitzungsfreien (sessionless) sowie drahtlosen (wireless) Signalisierung über Rundsendung (broadcast)
  • der verbindungslosen (connectionless) und sitzungsorientierten sowie drahtlosen (wireless) Signalisierung über Direktsendung (paging)
  • der Sprachübermittlung ähnlich GSM VoiceMail mit Tonsignal (unicast im DECT-Standard)
  • der drahtlosen Telefonie mit Handgeräten als Punkt-zu-Punkt Verbindung (unicast im DECT-Standard)
  • der drahtlosen Telefonie mit Handgeräten als Punkt-zu-Allen Verbindung (multicast im WLAN-Standard)
  • der Kurztextübermittlung ähnlich GSM ShortMessage (SMS mit oder ohne Tonsignal, unicast im DECT-Standard), auch mit Protokollen IETF-SNPP[1] oder IETF-WCTP[2], beispielsweise proprietäre Lösung ASCOM[3] (unicast)
  • zusätzlich der Aktivierung und /oder Identifizierung in Nahbereich (RFID bei 868 MHz im lizenzfreien ISM-Band)
  • der unscharfen Lokalisierung von Personen durch Zweifrequenzsysteme (RF-Code mit Infrarot, Sonitor mit Ultraschall 40 kHz und WLAN oder Visonic 800-900 MHz UHF und mit Infrarot und Hochfrequenz 130 kHz)
  • der unscharfen Lokalisierung von Personen durch Unilateration (RSSI und WLAN, Aeroscout oder Ekahau bei 2,45 GHz im lizenzfreien ISM-Band)
  • der präzisen Lokalisierung über asynchrone Multilateration (RTLS, Nanotron bei 2,45 GHz nach ISO 24730-5 im lizenzfreien ISM-Band)
  • der präzisen Lokalisierung über synchrone Multiangulation (RTLS, WhereNet bei 2,45 GHz nach ISO 24730-2 im lizenzfreien ISM-Band, Abatec bei 5,8 GHz im lizenzfreien ISM-Band, Ubisense bei 5,9 GHz (genehmigungspflichtig))
  • der unscharfen Lokalisierung von Personen durch Mehrfrequenzsysteme (UWB, Time Domain im lizenzfreien Bandbereich 3 bis 10 GHz)
  • komplexer Funktionen über zentrale Server und gemischte lokale Funknetze

Eine infrastrukturfeie Personensuchanlage kann allgemein nicht realisiert werden.

Als Personen Suchanlagen werden auch Recherche-Lösungen bezeichnet, die lediglich Spuren von Personen in Dokumenten oder Telekommunikationsnetzen durchsuchen. Diese Funktionen des Tracing bieten keine Echtzeit- Informationen eines Tracking.

Zielsetzung

Personensuchanlagen sollen möglichst gezielt einzelne Personen oder qualifizierte Gruppen adressieren können. Eine Signalisierung im Rundruf (broadcast) muss auf Ausnahmefälle beschränkt bleiben, wenn Störungen oder Aufmerksamkeitsverluste vermieden werden sollen.

Das Auslösen einer Suche soll möglichst dezentral erfolgen können, wobei die einzige mindeste Voraussetzung ein personalisierter Signalgeber sein soll, der einen Rüpckschluss auf die auslösende Person ermöglicht. Gleichzeitig soll dieser Signalgeber auch den Standort, besser noch den momentanen Aufenthaltsort der auslösenden Person offenbaren.

Einschränkungen

Technisch ähnliche Lösungen sind für die Suche nach Sachen bekannt. Die Lösungen unter Nutzung von Satellitensystemen und von Mobilfunksystemen sind in der Regel für die Suche in oder zwischen Gebäuden nicht hinreichend genau.

Informationelle Selbstbestimmung

Wer sich nicht suchen lassen möchte, kann dies erklären. Voraussetzung für den Einsatz von Personen- Sucheinrichtungen ist die ausdrückliche Zustimmung des Trägers entsprechender Einrichtungen. Jedes andere Vorgehen ist eine Verletzung des Grundrechts auf informationelle Selbstbestimmung. Die bloße Entgegennahme eines persönlichen Kennzeichens ist keine hinreichende Ausdrucksform solcher Zustimmung.

Technische Ausprägungen

Personensuche ist ein Hilfsmittel, um die Beweglichkeit von personen nicht einzuschränken, dnnoch aber deren momentanen Aufenthaltsort zu ermitteln. Üblicherweise sind solche Systeme funkgestützt. Eine Minderzahl von Angeboten nutzt Licht oder Ultraschall für die Signalübertragung.

Allen Lösungen ist gemein, dass die Funktion durch einfaches Ausschalten der Geräte oder Komponenten oder entsprechende Schirmung unterbunden werden kann. Die benutzten Sendeleistungen der Suchsignalgeber sind in der Regel geringer, als die Signale fürdie Mobilfunktelefonie. Die Sendeleistungen derpersönlichen Kennzeichen sinddurch die eingebaute Batterie ohnehin sehr niedrig begrenzt.

Persönliche Ausstattung

Die Person, die gefunden werden kann, muss ein persönliches Kennzeichen mit sich tragen. das ist in der Regel ein Funkempfänger (Receiver) oder Funksender (Transmitter) oder Kombinationen (Transceiver), der dauernd aktiv sein muss, um die Suche zu unterstützen.

Autonomer Prozess

Eine Suche muss als autonomer Prozess arbeiten, um dem Suchenden einen Hinweis auf den Aufenthalt des Gesuchten zu geben. Dennoch werden auch Lösungen, die eine Kooperation des Gesuchten erfordern, durchweg als Suchanlagen bezeichnet.

Standardisierung

Es gibt eine Vielzahl technischer Standards und nationale oder internationale Normen des DIN oder der ISO für die benutzten technischen Instrumente (Received Signal Strength Indication, RSSI, Real-Time Locating System, RTLS, und Radio Frequency Identification, RFID) und Verfahren. Es gibt hingegen keinerlei Standardisierung für die Funktionsinhalte von Personensuchanlagen oder von Lokalisierungssystemen. Daher ist eine unmittelbare operationelle Vergleichbarkeit der technischen Angebote verschiedener Hersteller bis auf Weiteres nicht gegeben und auch künftig sind Industrienormen zu den Funktionen dieser Systeme jenseits der Sicherheitsnorm DIN VDE 0834-1[4] kaum zu erwarten.

Verfahren der Ortsbestimmung

Hinsichtlich der Interaktion bei der Suche erfordern nicht-kooperative Verfahren (siehe oben) eine Messmethode für den momentanen Ort des Trägers der persönlichen Funkeinrichtung. Dazu sind die Methoden der Unilateration als unscharfe Lokalisierung (Fuzzy locating) oder der Triangulation oder der Multilateration für die präzise Lokalisierung (Echtzeit-Lokalisierung) bekannt.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. IETF-SNPP Drafted RFC1861, 1995
  2. IETF_WCTP, 2003
  3. Personensuchanlage ASCOM in UZH (ETH Zürich)
  4. Rufanlagen in Krankenhäusern, Pflegeheimen und ähnlichen Einrichtung - Teil 1: Geräteanforderungen, Errichten und Betrieb

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