Peter Parler

Peter Parler
Büste von Peter Parler in der Triforiumgalerie des Prager Doms

Peter Parler (* 1330 oder 1333 in Gmünd; † 13. Juli 1399 in Prag), auch Peter von Gemünd, Parlerius, Parlerz und auf tschechisch Petr Parléř) aus der Familie Parler war ein deutscher Architekt, Bildhauer, Ingenieur und einer der größten Dombaumeister des Mittelalters. Seine Bauwerke gehören der Gotik an. Seit etwa 1356 lebte er in Böhmen, vor allem in Prag, wo er seine berühmtesten Werke schuf.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Peter Parler
Hochgrab von Peter Parler im Prager Veitsdom

Über die Jugend von Peter Parler ist wenig bekannt. Er stammte aus einer Familie von Baumeistern in Gmünd und lernte den Beruf des Steinmetzen in der Kölner Dombauhütte. Sein Vater war zu dieser Zeit Steinmetz am Kölner Dombau. Er arbeitete nach seiner Ausbildung einige Zeit in Köln, wo er Druda (Gertrud), die Tochter des Baumeisters Bartholomäus von Hamm, heiratete. Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor, zwei Söhne (Johann Parler der Jüngere und Wenzel Parler) und eine Tochter.

Im Jahre 1360 besaß er ein Haus am Schlossplatz in Prag und wurde in jener Zeit zum Schöffen gewählt. Seine erste Frau ist in den1360er Jahren gestorben, denn als Parler 1370 nach Köln zurückkehrte, hatte er über das Erbteil seiner Frau zu verfügen. Er vermählte sich mit Agnes von Bur und erwarb im gleichen Jahr ein zweites Haus auf dem Prager Schlossplatz. Beide Häuser trat er an seine Frau und sein Kind aus zweiter Ehe ab. Die Ankäufe der Häuser, die Verheiratung seiner Tochter und die Anzahl der Kinder führten zum Teil zu gerichtlichen Auseinandersetzungen; Peter Parler war ein wohlhabender Herr und scheint bis ins Greisenjahr tätig gewesen zu sein. Im Jahre 1396 wird er noch als Dombaumeister auf einer Tafel am Veitsdom genannt, und im Jahre 1401 wird er zum letzten Mal genannt. Von seinen Kindern blieb nur Johann in Prag, Wenzel wirkte später in Nördlingen und Wien.

In den Hussitenkriegen wurden viele seiner Werke zerstört und die Bildhauerschule aufgelöst. Ein Porträt von ihm befindet sich in der Domgalerie des Veitsdoms, das von seiner Hand gemeißelt ist, mit seinem Zeichen und doppelten Winkel. Das Sterbedatum ist nicht bekannt.

Werk

Peter Parlers berühmteste Schöpfung ist der Veitsdom, zu dem ihn Kaiser Karl IV. von Schwäbisch Gmünd nach Prag als Dombaumeister berufen hatte, nachdem dieser 1356 einige Tage in Schwaben und auch in Gmünd verbracht hatte, wo Peter Parler an der Kreuzkirche arbeitete. Er übernahm in Prag die Dombaumeisterstelle des verstorbenen Dombaumeisters Matthias von Arras. Im Jahre 1358 erhielt er den Auftrag zum Bau der Karlsbrücke über die Moldau. Sie war mit 16 halbrunden Bogen von 25 Metern Spannweite ein technisches Meisterwerk seiner Zeit – eine Bauleistung, die bis dahin nicht für möglich gehalten wurde. Die Brücke konnte in der Zeit von Peter Parler fertig gestellt werden und prägt seither das Gesicht Prags. Sein Vater Heinrich Parler d. Ä., sein Bruder Johann und er waren maßgeblich am Bau des Heilig-Kreuz-Münsters zu Schwäbisch Gmünd beteiligt. Sie ist die größte gotische Hallenkirche Südwestdeutschlands.

Peter Parlers Genie zeigt sich nicht nur in technischer Hinsicht, sondern auch darin, wie er den französischen Kathedralengedanken weiterentwickelte. Er war darin seiner Zeit weit voraus und beherrschte die seltene Kunst, „Lebensfreude in Architektur umzuwandeln“.

Er vollendete den Bau der Burg Karlštejn, den Matthias von Arras 1334 begonnen hatte, ohne Planungsunterlagen hinterlassen zu haben. Er merzte dabei die Baumängel aus, die andere Baumeister vier Jahre lang vor ihm geschaffen hatten. Außerdem erbaute er die Stadtkirche in Kolín an der Elbe und die Kirche in Karlshof. Einige Quellen halten ihn auch für den Autor der Pläne bis zur Höhe der Arkaden für den Dom der heiligen Barbara in Kuttenberg, dessen Bau von seinem Sohn Johann Parler in Angriff genommen wurde. Mit Peter Parler arbeitete auch sein älterer Sohn Wenzel Parler.

Zahlreiche kleinere Bauten, die er entweder selbst geleitet oder durch seine Schüler hat ausführen lassen, entstanden über die Grenzen Böhmens bis nach Schlesien und in die Lausitz hinaus und auch in Mähren und in der bayerischen Oberpfalz.

Neben den Bauaufgaben zeichnete sich Peter Parler als Bildhauer, Ziseleur, Modelleur und Maler aus. Er gründete in Böhmen eine Bildhauerschule. Seine erste eigenhändig ausgeführte Figur scheint der um 1360 vollendete Heilige Wenzel zu sein, die mit seinem Zeichen signiert ist und sich im Veitsdom befindet. Das für den Kardinal und Erzbischof Johann Ocko von Wlaschim errichtete Grabmal aus Marmor zeigt die perfekte Beherrschung der Technik und des Materials. Des Weiteren werden Parler und seiner Bildhauerschule eine Reihe von Fürstengrabmälern zugeschrieben, während die Figur des Königs Ottokar I. ausschließlich aus seiner Hand stammen soll. Das Chorgestühl von ihm ist bei einem Brand im Jahre 1541 vernichtet worden. Im Domschatz befinden sich im gotischen Stil durch ihn hergestellte Reliquienbehältnisse, die so einmalig waren, dass sie von anderen hunderte von Malen nachgebildet wurden. In der Wunderblutkirche St. Nikolai in Bad Wilsnack (Brandenburg) ist die Skulptur des Havelberger Bischofs Johann Wöpelitz aus der Werkstatt Parlers erhalten.

Bei seinen gemalten Bildwerken beschränkte er sich auf polychrome Ausmalungen seiner Skulpturwerke.

Die Bauten im Überblick

In Böhmen baute Peter Parler folgende Bauten:[1]


Namen

Peter Parlers Nachname leitet sich von einer Berufsbezeichnung ab. Ein „parlerius“ oder „parlerus“, später Parlier, bezeichnete einen Meister des Bauhandwerks, den „Sprecher“ der Bauhütte (vgl. parlieren, Parlament), was sich bis heute in dem Wort Polier erhalten hat.

Ehrungen

Nach Peter Parler ist das Parler-Gymnasium in Schwäbisch Gmünd benannt.

Einzelnachweise

  1. Peter Parler. In: archINFORM. Abgerufen am 1. Dezember 2009

Literatur

  • Bernhard GrueberGmünd, Peter (auch Parler). In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 9, Duncker & Humblot, Leipzig 1879, S. 275–279.
  • Joseph Neuwirth: Peter Parler von Gmund. Dombaumeister in Prag und seine Familie. Ein Beitrag zur deutsch-österreichischen Künstlergeschichte. Clave, Prag 1891.
  • Barbara Schock-Werner: Parler, Peter, in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 72 f. [Onlinefassung]; [1]
  • Marc Carel Schurr: Die Baukunst Peter Parlers. Der Prager Veitsdom, das Heiligkreuzmünster in Schwäbisch Gmünd und die Bartholomäuskirche zu Kolin im Spannungsfeld von Kunst und Geschichte. Dissertation. Universität Freiburg im Üechtland 2001. Thorbecke, Ostfildern 2003, ISBN 3-7995-0127-4.

Weblinks


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