Peter Robert Keil

Peter Robert Keil

Peter Robert Keil (* 1942 in Züllichau, Neumark) ist ein deutscher Maler, der den Neuen Wilden in Berlin zugeordnet wird.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Peter Keil wurde im pommerschen Züllichau geboren. Nach dem Tod des Vaters an der Ostfront flüchteten Mutter und Sohn nach Berlin. Dort erlernte er das malerische Handwerk bei Otto Nagel, und dieser beeinflusste Bildvorlagen und malerische Mittel. Bei Joan Miró, in dessen Atelier er bei seinen Auenthalten auf Mallorca häufig Gast war, erkannte Keil, wie sich poetische Assoziationen mit mediterrane Farbigkeit verbinden. Ihm eröffnete sich so ein ganz neues Formenvokabular und assoziative Ausdruckmöglichkeiten, die die rein realistische Sehweise in den Hintergrund drängten. Weitere Studienjahre führten ihn nach Paris und der Faszination des Unkonventionellen blieb er auch später verhaftet. Drastik, Dynamik und grelle Farbigkeit zeichnen bereits damals seine Bilder aus, die durchaus als Zeugnisse der Frühphase des westdeutschen Neoexpressionismus gelten können. Im Jahre 1961 ist Keil - gemeinsam mit Georg Baselitz und Peter Sorge - dabei, als in der "Galerie Großgörschen 35" das Pandämonium-Manifest in die Öffentlichkeit gebracht wird, und er ist Stammgast in der "Kleinen Weltlaterne" am Moritzplatz in Berlin, die loser Treffpunkt der jungen Wilden ist.

In seinen Bildern spiegelt sich sehr deutlich das ekstatische Lebensgefühl der Hippie-Bewegung im Berlin der ausgehenden 1960er und der 1970er Jahre. Den Versuchungen, Erregungszustände und innere Bilder künstlich zu potenzieren, erliegt auch Keil. Seine Bildphantasien drängen zur psychischen Entladung und sein orgiastisches Gefühlslebens sucht Ausdruck in seinen Bildern. Ihn verletzen „verottete Welten und verstaubte Ansichten“, die es abzuräumen gelte. Er malt Monster, Fratzen, Hexentänze, alles in grellen, suggestiven Farben. Keils Bilder dieser Jahre sind in hohem Maße gleichzeitig Dokumente von erhellender zeitgeschichtlicher Authentizität, die der Sicht des Neoexpressionismus Westberliner Prägung eine zusätzliche Facette anfügen.

Erst die Heirat 1978 gibt Keil Halt, gleichzeitig ist ihm dies Motivation zu einer Serie großformatiger Frauenbilder voller expressiver Körperlichkeit und Vitalität, mit einem Schuss Hautgout, Ironie und Elementen der Pop-Ikonografie, eine bemerkenswerte Hommage an die Frau.

Malstil

Keils Bilder wollen nicht Abbild eines realen Gegenstands und auch nicht einer imaginären Idee sein. Die reale Welt ist lediglich Vorlage wie Vorwurf für seine in Form und Farbe entfesselte Malerei. Er sucht nicht das Gleichmaß der Anatomie und die oberflächliche Schönheit. Durch unverhüllte Drastik und phantasievolle Spontanität, durch Individualisierung und „wilde“ Gebärdensprache soll das Bild zu einem immer wieder neu erfahrbaren sinnlichen Ereignis werden. Überschäumende Bildphantasien und virtuoser Umgang mit den Farben wollen ein erfahrbare Verbindung eingehen und die reine Malerei wieder ins Recht setzen. Keil selbst sieht sich als ein Grenzgänger zwischen abstrakter und gegenständlicher Malerei.

Werke

Mit seiner frühen Hinwendung zu exzessiven Farben und Formen, mit spontaner „wilder“ Gebärdensprache und mit Bildphantasien voller Drastik in Kontrast zu den damals herrschenden Spielarten des Realismus und der Ideenkunst zählt Keil zur ersten Generation der Jungen Wilden Berlins.

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