Petermann (Schimpanse)

Petermann (Schimpanse)

Petermann (* 1947; † 1985 in Köln) war ein männlicher Schimpanse des Kölner Zoos. Zunächst wurde das dressierte Tier durch öffentliche Auftritte und als Werbeträger des Zoos bekannt. Im Jahre 1985 wurde Petermann nach einem Ausbruch, in dessen Verlauf er den damaligen Zoodirektor Gunther Nogge angegriffen und schwer verletzt hatte, von der Polizei erschossen.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Tod

Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg kam Petermann als Jungtier mit seiner Mutter per Schiff nach Europa. Weil die Schimpansin kurz vor der Ankunft verstarb, zog die Stieftochter des damaligen Zoodirektors Werner Zahn, Riele Holtermann, Petermann mit der Babyflasche auf. Ohne andere Schimpansen aufgewachsen, wurde der Affe schließlich dressiert, in menschlicher Kleidung Kunststücke aufzuführen und menschliches Verhalten nachzuahmen. So konnte er mit Essbesteck von einem Teller speisen, fuhr auf einem Motorrad umher oder wurde, in die Uniformen Kölner Karnevalsgesellschaften gesteckt, zu Auftritten auf Karnevalssitzungen gebracht. Bei seinen Auftritten, aber auch auf Postkarten und Plakaten, warb er für den Kölner Zoo.

Nachdem er, zehnjährig, die Geschlechtsreife erlangt hatte, wurde er aufgrund der damit verbundenen gesteigerten Aggressivität aus dem Dressurprogramm genommen. Seine „menschliche“ Sozialisation unter Ausschluss von Artgenossen sowie die wenig artgerechte Haltung im Zoo führten zu schweren Verhaltensstörungen, welche die Möglichkeiten seiner Haltung wiederum einschränkten – ein artgerechtes Sozialverhalten unter Primaten erlernte er nicht mehr.

Am 10. Oktober 1985 war seine Käfigtür nicht ordnungsgemäß verschlossen worden. Gemeinsam mit der Schimpansin „Susi“ brach Petermann aus seinem Käfig aus und griff Zoodirektor Gunther Nogge, der zufällig in diesem Moment das Affenhaus betrat, unvermittelt an. Dabei verletzte er Nogge lebensgefährlich, konnte aber von Zoomitarbeitern von seinem Opfer getrennt werden, um dann seine Flucht fortzusetzen. Sowohl Susi als auch Petermann wurden kurz darauf von Polizeibeamten erschossen.

Wahrnehmung

Nogge bewertete den Vorfall später als Angriff auf ein „konkurrierendes Alphatier“ und bezog kritisch Stellung zur bis dato traditionellen Art der Primatenhaltung im Kölner Zoo. Diese wurde kurze Zeit später, wie auch in anderen Zoos, zugunsten einer das natürliche Sozialverhalten der Tiere berücksichtigenden Haltung reformiert.[1]

Einige Kölner interpretierten Ausbruch und Tod Petermanns rückblickend als Akt des Aufbegehrens einer unterdrückten Kreatur, ja als Akt der Anarchie. So tauchen vereinzelt Stencils (Schablonengraffiti) mit dem Schriftzug „Petermann lebt“ auf.[2] Auch eine Fußballmannschaft der Bunten Liga Kölns nannte sich nach dem als „einzig wahren Anarchisten und Freiheitskämpfer der Stadt“ verehrten Tier Petermann Stadtgarten.[3]

Außerdem ist er der Namenspatron für die seit 2010 bestehende Kölner Punkband „Kommando Petermann“.

Weblinks

  • Sabine Etzold: Der Alpha-Mann. In: Die Zeit, 20. Juli 2006 (abgerufen am 22. Mai 2009)

Literatur

Medien

  • „Petermann, geh du voran!“ - Dokumentarfilm von Georg Roloff und Stephan Arnold, 30 Min. - WDR West3 1989, Redaktion Innenansichten, Werner Filmer.

Einzelnachweise

  1. Die Zeit: Der Alpha-Mann
  2. Cologne Info, [1], abgerufen am 27. April 2009
  3. „Petermann ging voran – Alternative Fußballer trafen sich zum Turnier“ in: Die Zeit 2. Juni 1989 Nr. 23, [2]

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