Petrus de Mladoniovicz

Petrus de Mladoniovicz
Martinitz-Bibel, um 1430: Verbrennung des Jan Hus. Die Figur neben ihm stellt mutmaßlich Petrus de Mladoniovicz dar.[1]

Petrus de Mladoniovicz (tschechisch Petr z Mladoňovic auch Mladeňovic) (* um 1390 in Mladoňovice in Mähren; † 7. Februar 1451), war ein Schriftsteller, Prediger und Schüler des böhmischen Reformators Jan Hus.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Er studierte an der Karls-Universität in Prag, wo er 1409 seine Baccalaureusprüfung ablegte. 1411 war er unter den ersten Stipendiaten des reformorientierten Hedwigskollegs und wurde zum Schüler des Jan Hus. Auf dessen Reise zum Konzil von Konstanz 1414 nahm Petrus die Funktion eines Schreibers in Diensten eines der beiden Universitätsvertreter, des Ritters Jan von Chlum, wahr. Er blieb während des gesamten Prozesses gegen Hus in Konstanz, kümmerte sich um die Korrespondenz, sammelte Dokumente und fertigte Protokolle an. Auch erarbeitete er eine Protestschrift, die die Lehre von Jan Hus verteidigte und die von 15 böhmischen und polnischen Adeligen unterzeichnet wurde. Nach seiner Rückkehr verfasste er über das Prozessjahr und über den Feuertod des Reformators einen Bericht.

1416 erlangte Petrus an der Prager Universität den Magistergrad. Um 1420 zum Priester geweiht, war er seit 1420/1421 Prediger in der Kirche des Hl. Michael in Prager Altstadt. Daneben war er weiterhin an der Universität tätig, wo er 1426 zum Dekan ernannt wurde. In der Zeit der Hussitenbewegung nahm er an zahlreichen Diskussionen und religiösen Auseinandersetzungen teil, in denen er sich als Gegner der Taboriten hervortat. Er gehörte dem gemäßigten Flügel der Utraquisten unter Führung von Christian von Prachatitz an. In einer Sitzung im Dezember 1420 verlas er 72 Irrlehren der Taboriten. Ein Jahr später kam er beim Rückzug der Hussiten bei Kuttenberg fast ums Leben. Mit den gemäßigten Hussiten trat er 1422 auch gegen Jan Želivský auf und versuchte mit seinen Mitstreitern dessen Einfluss einzuschränken. Nachdem es zu Auseinandersetzungen mit Jan Rokycana gekommen war, wurde er aus Prag ausgewiesen und lebte 1427-1438 in der Verbannung in Batelov. 1438 nahm er eine Pfarrstelle in der Kirche des Hl. Michael an. 1440 wurde er zum Rektor der Universität berufen. 1448 wurde er noch als Teilnehmer des Konzils von Basel genannt.

Werke

  • Relatio de magistri Joannis Hus causa in Constantiensi consilio acta – Augenzeugenbericht über den Prozess und den Tod des Jan Hus.
  • Narratio de magistro Hieronymo Pragensi pro Christi nomine Constantiae exusto – Bericht über Hieronymus von Prag

Literatur

  • František Šmahel: Die hussitische Revolution. Hannover, Hahn, Band 2, 2002, ISBN 3-7752-5443-9.
  • Josef Bujnoch: Hus in Konstanz: der Bericht des Peter von Mladoniowitz. Graz [u.a.], Styria, 1963.

Anmerkungen

  1. Jan Royt: Hussitische Bildpropaganda. In: Winfried Eberhard und Franz Machilek (Hg.): Kirchliche Reformimpulse des 14./15. Jahrhunderts in Ostmitteleuropa. Köln 2006, ISBN 978-3-412-26105-4, S. 350.

siehe auch Liste tschechischer Schriftsteller


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