Petterweil

Petterweil
Petterweil
Stadt Karben
Ortswappen bis 1972
Koordinaten: 50° 15′ N, 8° 43′ O50.2429111111118.7147694444444144Koordinaten: 50° 14′ 34″ N, 8° 42′ 53″ O
Höhe: 144–160 m ü. NHN
Fläche: 6,78 km²
Einwohner: 3.445 (30. Juni 2008)
Eingemeindung: 1. Aug. 1972
Postleitzahl: 61184
Vorwahl: 06039

Petterweil ist ein Stadtteil von Karben im Wetteraukreis, Hessen, Deutschland. Im Jahr 2009 hatte Petterweil fast 3500 Einwohner.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Nordwestlich des Dorfes mit Blick auf den Taunus

Petterweil liegt in der Kulturlandschaft der Wetterau auf rund 150 Metern über Normalnull, nahe dem Riedmühlbach.

Benachbarte Orte sind

Die Landesstraße 3352 verbindet den Ort mit Burgholzhausen vor der Höhe, Rodheim und Ober-Erlenbach. Die Bundesstraße 3 liegt östlich von Petterweil.

Geschichte

Evangelische Kirche

Die traditionelle Geschichtsschreibung Petterweils geht von einer erstmaligen urkundlichen Erwähnung des Ortes im Jahr 801 aus: Der Lorscher Codex führt für den 20. Oktober 801 eine Schenkung eines gewissen Berenger an das Kloster Lorsch in Phetterenheim auf. Tatsächlich beansprucht jedoch auch Heddernheim, heute ein Stadtteil von Frankfurt am Main, diese Quelle für sich. Petterweil erscheint aber im Übrigen wiederholt als „Phetruwila“ oder Ähnliches im so genannten Codex Eberhardi, der ebenso wie der Lorscher Codex aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts stammt, jedoch bis in die Zeit der Karolinger zurückgreift.

In welcher Form das Dorf entstand, ist unklar; wahrscheinlich handelte es sich in karolingischer Zeit zunächst nur um vereinzelte Hofgruppen. 1253 wird ein Ober-Petterweil erwähnt, das im Dreißigjährigen Krieg verwüstet und nicht wieder aufgebaut wurde. Das eigentliche Dorf erhielt seinen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts erhaltenen Grundriss wohl erst um 1400.

Petterweil galt im 19. Jahrhundert als Hochburg der Freiheitsbewegung. Ab 1812 wirkte hier der lutherische Pfarrer und Freiheitskämpfer des Vormärz Heinrich Christian Flick. Er organisierte 1848 eine öffentliche Versammlung mit dem Abgeordneten Robert Blum. Blum, ein linker Politiker, hielt hier 1848 seine letzte Rede vor seiner Hinrichtung in Wien. Hiervon zeugt heute noch das Robert-Blum-Denkmal am Ortsrand.

Im Ersten Weltkrieg fielen 14 Petterweiler Bürger. In der Zeit des Nationalsozialismus erreichte die NSDAP bei den Reichstagswahlen 1932 55,1 % der Stimmen. Bei der Stichwahl zum Reichspräsidenten 1932, bei der Hindenburg siegte, erreichte Adolf Hitler in Petterweil 57,7 % der Stimmen. 1933 wurde die Hitlerjugend in Petterweil gegründet. 1942 müssen 91 Zwangsarbeiter in Petterweil arbeiten. Nach dem Krieg nahm das Dorf 350 deutschstämmige Flüchtlinge und Vertriebene aus Osteuropa auf.

Zum 1. August 1972 schloss sich die Gemeinde Petterweil mit der Stadt Karben zusammen und verlor ihre Selbstständigkeit. Bürgermeister von Karben wurde der damalige Bürgermeister von Petterweil Albert Schäfer. Nach ihm wurde das neu gebaute Bürgerhaus (Albert-Schäfer-Haus) benannt. Das alte Rathaus wurde 1994 zum Feuerwehrhaus umgebaut.

Kulturelles Leben

Es existieren in Petterweil zahlreiche Vereine. Bereits 1860 wurde der Turnverein 1860 Petterweil gegründet, der auch eine Handballabteilung hat. Nur wenig jünger ist der Männergesangsverein Eintracht 1876 Petterweil. Seit 1952 gibt es die Freiwillige Feuerwehr, die über eine Jugendfeuerwehrabteilung verfügt. Überregional bekannt sind auch die Pfadfinder Petterweil mit ihrem Pfadfinderzentrum Lilienwald. Weitere aktive Vereine sind ein Fußballverein, ein Posaunenchor und ein Schützenverein. Relativ "jung" sind die Petterweiler Gipfelstürmer, die sich dem Männerballett widmen. Des Weiteren gibt es die Evangelische Kirchengemeinde Petterweil und die katholische Kirchengemeinde St. Bardo.

Sehenswürdigkeiten

Robert-Blum Gedenkstein

Petterweil weist einige Gebäude und Einrichtungen auf, die als Sehenswürdigkeiten gelten. Dazu zählen:

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. http://www.karben.de/p/d1.asp?artikel_id=1019

Literatur

  • Heinz-Felix von Gruner/Walter F.E. Resch: Petterweil – Aus der Geschichte eines Wetterau-Dorfes. Petterweil 1967
  • Gabi Faulhaber, Dagmar Lehmann: Petterweil im 20. Jahrhundert. Eigenverlag, Petterweil 2001
  • Heinz Wionski: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. Wetteraukreis II. Stuttgart 1999

Weblinks


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