Pfarrkirche St. Blasius (Kirchdorf an der Iller)

Pfarrkirche St. Blasius (Kirchdorf an der Iller)
Römisch-katholische Pfarrkirche St. Blasius
Südansicht
Innenansicht
Chor

Die St.-Blasius-Kirche steht in Kirchdorf an der Iller, einer Gemeinde im östlichen Landkreis Biberach in Baden-Württemberg.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte und Baugeschichte

Urkundlich erwähnt wurden die Kirche und die vermutlich schon in der alemannischen Landnahmezeit gegründete Siedlung Kirchdorf erstmals in einem Stiftungsbrief des Herzogs von Franken und Landvogts von Schwaben aus dem Jahr 764. Daraus geht hervor, dass der im gleichen Jahr als Familienkloster der Grafen Silach gegründeten Benediktinerabtei Ottobeuren auch die Kirche in Kirchdorf zusammen mit einigen Gütern vermacht wurde. Damit dürfte das damals für die Bewohner des mittleren Illertales errichtete Gotteshaus, zunächst wohl ein Holzbau, neben Kempten (640), Legau (768), Tannheim (768) und Kirchberg (806) zu den ältesten Kirchen in der Region zählen.

Von der Holzkirche zur Steinkirche

Die Kirche blieb auch in der Folgezeit mit dem Kloster Ottobeuren verbunden, was aus einer im Jahr 972 von Kaiser Otto I. ausgestellten Urkunde hervorgeht. Im Jahr 1275 wurde dann der Bau einer steinernen Kirche mit drei Altären und Turm erwähnt, die der Bischof von Konstanz zu Ehren des heiligen Blasius weihte. Von 1480–1486 wurde die Kirche umgebaut. Nur der Chorraum und der untere Teil des Turmes, in dem auch heute noch gotische Gewölbeformen erhalten sind, blieben bestehen. 1495 übereignete Herzog Eberhard die mittlerweile zu Württemberg gehörende Pfarrei dem Grafen Eitel zu Erolzheim, der sie ein Jahr später im Tausch mit anderen Liegenschaften an die Benediktinerabtei Ochsenhausen weitergab. 1501 inkorporierte Papst Alexander VI. die Pfarrei Kirchdorf unter der Regierung des Abtes Hironymus Bichelberger (1498–1508) dem Kloster Ochsenhausen. Bis zum Jahr 1729 versorgten nun in Kirchdorf residierende Patres die Pfarrei. Danach waren es, im Tausch mit einer anderen Pfarrei, weltliche Pfarrer, die aber nach wie vor vom Kloster Ochsenhausen präsentiert wurden.

Dreißigjähriger Krieg

Eine unheilvolle Zeit erlebte die Kirche während des Dreißigjährigen Krieges. 1632 kamen protestantische Schweden von Ulm her ins Dorf. In der Kirche „stellten sie ihre Pferde ein, machten Feuer an, fraßen, soffen, spielten und nächtigten dort“. Ein Jahr später mussten die Dorfbewohner erneut einen Einfall der Schweden erleiden. Aus Angst vor den raubenden und plündernden Soldaten flohen die Kirchdorfer über die Iller. Dabei sank eines der überladenen Boote und ein Ehemann verlor bei dem Unglück seine Frau und vier Kinder. Eine Votivtafel an der Rückwand des Kirchenschiffes gibt noch heute Kunde von dem tragischen Geschehen.

Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges wurde die arg in Mitleidenschaft gezogene Kirche wieder instandgesetzt und am 17. Mai 1656 von Bischof Georg Sigismund von Konstanz neu geweiht (reconciliavit et consecravit).

1727 wurden für die St. Blasiuskirche zwei neue Glocken gegossen, zu einem Preis von 441 Gulden, ohne den Hammerschmied. Die Herrschaft bezahlte davon 200 Gulden. 1763 erhielt die Kirche ihre jetzige Größe und ihre barocke Form. Am 9. Mai begann man mit dem Bau des neuen Kirchenschiffes, das, wie durch Funde bei späteren Renovierungsarbeiten und beim Anlegen von Grabstätten nachgewiesen werden konnte, sowohl breiter als auch länger wurde.. Gekostet hat die fast neu erbaute Kirche damals 3835 Gulden. Sie wurde am 24. Oktober 1767 von Franz Karl Joseph Fugger zu Kirchberg, Weihbischof von Konstanz, eingeweiht. Eine Diözese Rottenburg gab es zu der Zeit noch nicht; sie wurde erst 1828 errichtet. Um 1840, während der Amtszeit des bekannten Pfarrers und Dichters Michael von Jung, wurde noch eine zweite Empore eingebaut, um für die wachsende Zahl der Pfarrkinder zusätzlichen Platz zu schaffen.

Die rasante Entwicklung der Firma Liebherr in den Fünfzigerjahren des letzten Jahrhunderts bewirkte auch einen starken Zuzug von Neubürgern, darunter viele evangelische Christen. Das führte dann auch erstmals zu einer ökumenischen Nutzung der St. Blasiuskirche. Am 14. Juli 1955 trat der evangelische Pfarrvikar Weber, Erolzheim, mit der Bitte an den Pfarrer heran, den evangelischen Gottesdienst statt wie bisher in der Kapelle St. Johann in Unteropfingen in der Pfarrkirche Kirchdorf halten zu dürfen, weil der Zuzug zu den Liebherrwerken zu einem erheblichen Teil aus Evangelischen bestehe. Seiner Bitte wurde entsprochen und die Nutzung in einer schriftlichen Übereinkunft geregelt.

Von da an waren die evangelischen Christen immer wieder Mitbenutzer der St. Blasiuskirche, zumal 1957 auch der Sitz des evangelischen Pfarramts Erolzheim nach Kirchdorf verlegt wurde. Zwar erhielten sie ab 1962 einen Gottesdienstraum in der alten Schule und konnten 1972 das ehemalige Vereinsheim des Sportvereins erwerben und zum Gemeindezentrum ausbauen. Ihre Konfirmationsfeiern fanden jedoch weiterhin in der St. Blasiuskirche statt, auch noch nach dem Umzug der katholischen Pfarrgemeinde in die Dreifaltigkeitskirche.

Weblinks

48.0779110.125037Koordinaten: 48° 4′ 40″ N, 10° 7′ 30″ O


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Kirchdorf an der Iller — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • St.-Blasius-Kirche — Folgende Blasiuskirchen tragen nach dem heiligen Blasius von Sebaste den Namen St. Blasius, Sankt Blasius oder St. Blasii. Inhaltsverzeichnis 1 Deutschland 2 Italien (S. Biagio) 3 Kroatien (Sv. Blaž) 4 Österreich 5 …   Deutsch Wikipedia

  • St. Blasius — Folgende Blasiuskirchen tragen nach dem heiligen Blasius von Sebaste den Namen St. Blasius, Sankt Blasius oder St. Blasii. Inhaltsverzeichnis 1 Deutschland 2 Italien (S. Biagio) 3 Kroatien (Sv. Blaž) 4 Österreich 5 …   Deutsch Wikipedia

  • Rottum (Steinhausen an der Rottum) — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Steinhausen an der Rottum — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • St.-Blasii-Kirche — Folgende Blasiuskirchen tragen nach dem heiligen Blasius von Sebaste den Namen St. Blasius, Sankt Blasius oder St. Blasii. Inhaltsverzeichnis 1 Deutschland 2 Italien (S. Biagio) 3 Kroatien (Sv. Blaž) 4 Österreich 5 …   Deutsch Wikipedia

  • Blasiuskirche — Folgende Blasiuskirchen bzw. Blasiuskapellen tragen nach dem heiligen Blasius von Sebaste den Namen St. Blasius, Sankt Blasius oder St. Blasii. Inhaltsverzeichnis 1 Deutschland 2 Italien (S. Biagio) 3 Kroatien (Sv. Blaž) …   Deutsch Wikipedia

  • Bellamont — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Rottum (Steinhausen) — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Oggelsbeuren — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”