Pferdebox

Pferdebox

Als Pferdehaltung bezeichnet man die Haltung von Pferden als Haus- und Nutztiere zur Arbeit und zur Freizeitgestaltung. Wie jede andere Haustierhaltung, ist auch die Pferdehaltung immer mit einem Kompromiss zwischen den Bedürfnissen des Tieres und jenen seines Halters verbunden.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Oberstes Gebot bei der Pferdehaltung sollte, wie bei jeder Tierhaltung, die Erfüllung der Bedürfnisse des Pferdes sein. Da das Pferd allerdings nur noch als Freizeitpartner des Menschen gehalten wird, muss man realistischerweise hier auch die Bedürfnisse des Halters berücksichtigen, da ein Erlöschen des Halterinteresses durch zu einseitig auf das Pferd abgestellte Haltung, schnell zur Gefährdung der meisten Pferderassen führen kann.

Bedürfnisse des Pferdes

  • Bewegung: In freier Natur ist ein Pferd 10 bis 16 Stunden am Tag - meist zur Futtersuche - unterwegs und legt dabei 30-40 km zurück. Das Pferd ist nämlich ein Lauftier. Da dieser Bewegungsbedarf allein über den Reit- und Fahrsport meist nicht gedeckt werden kann, sollte möglichst viel Gelegenheit zur selbständigen unbehinderten Bewegung gegeben werden.
  • Sozialkontakte: Pferde sind ausgeprägte Herdentiere, Die Herde ist ihre Heimat. Jedes Pferd braucht die Möglichkeit Sozialkontakte mit Artgenossen aufzunehmen.
  • Gesundheit: das Pferd ist auf ein Leben unter freiem Himmel eingestellt und braucht den Kontakt zu Licht und Luft genauso wie staubfreie Luft und staubfreies Futter. Staub ist heutzutage das größte Problem für die empfindlichen Atmungsorgane des Pferdes.
  • Futter: da das Pferd einen für seine Größe sehr kleinen Magen hat, muss über den Tag verteilt genügend Futter in kleineren Mengen verfügbar sein.
  • Anregung: Zur Erhaltung eines ausgeglichenen Nervenkostüms und gleichzeitig wacher Sinne braucht das Pferd ein Mindestmaß an Abwechslung. Ideal ist hier ein freier Ausblick, der das Interesse an der Umgebung erhält, ohne Stress zu verursachen.
  • Sicherheit: Das Pferd möchte bei Stress die Gelegenheit haben zu fliehen, sein Raumbedarf ist also relativ hoch.

Bedürfnisse des Halters

  • Verfügbarkeit: Ein aufwändiges Einfangen des Pferdes, bevor mit ihm geritten werden kann, sollte sich auf Ausnahmen beschränken. Auch für Tierarzt und Hufschmied muss das Pferd gut zu erreichen sein.
  • Pflege: Das tägliche Schlammbad gefällt zwar vielen Pferden, das stundenlange Säubern, um keine Scheuerstellen unter dem Sattel zu erzeugen, dem Halter in der Regel weniger. Es muss aber sein und es ist wichtig für das Pferd, damit es gesund bleibt.
  • Wetterunabhängigkeit: Es sollte neben einem Außenplatz und möglichst gut bereitbarem Gelände auch eine Reithalle zur Verfügung stehen.
  • Sicherheit
    • Reitzubehör: Es müssen abschließbare Schränke vorhanden sein um Sattel, Trense etc. sicher unterbringen zu können.
    • Pferd: Es muss qualifiziertes Personal vorhanden sein, das in der Lage ist Probleme (z.B. Kolik) frühzeitig zu erkennen und angemessen zu reagieren. Auch muss in Zeiten von Pferderippern ein Mindestmaß an Kontrolle über das Pferd gewährleistet sein. Eine Verletzungsgefährdung soll für Pferd und Reiter möglichst ausgeschlossen werden.
  • Unterstützung: Die meisten Reiter möchten die Gelegenheit haben, sich in ihrem Wissen und Können weiterzubilden, was einen Reitlehrer erforderlich macht. Auch die Haltung des Pferdes wird dem Reiter wesentlich erleichtert, wenn jemand existiert, der einspringen kann, wenn er selbst verhindert ist.
  • Sozialkontakte: Der Reiter verbringt einen nicht unwesentlichen Teil seiner Freizeit beim Pferd und möchte daher auch eine Möglichkeit haben, dort seine eigenen Sozialkontakte zu pflegen. Darum ist bei abgelegenen Stallungen darauf zu achten, dass sie über die wichtigsten Mobilfunknetze gut erreichbar sind.

Bedürfnisse des Stallbesitzers

  • Fütterung sollte möglichst geringen Zeitaufwand erfordern.
  • Einstreuen und Misten sollten mit maschineller Hilfe möglich sein.
  • Harmonie unter den Pferdebesitzern

Arten der Haltung

Ständerhaltung

Pferdestall in Silvolde, Niederlande

Vor der Motorisierung waren kleine Bauernhöfe und Betriebe auf die Arbeitskraft des Pferdes angewiesen, sie konnten ihren Pferden aber nicht viel Platz bieten. Daher war die Ständerhaltung normal. Das Pferd hatte dabei nur Platz zum Stehen und war in seinem Ständer angebunden; es konnte sich nicht einmal drehen.

Früher wurden viele Pferde als Arbeitstiere täglich einige Stunden gebraucht und hatten dadurch ein wesentlich höheres Maß an Bewegung. Heutzutage aber werden Pferde als reine Freizeitobjekte gehalten, so dass die meisten Pferde gerade einmal eine Stunde Bewegung unter ihrem Reiter erhalten. Das lässt die Ständerhaltung noch mehr als Tierquälerei erscheinen, da sie den Bedürfnissen eines Pferdes nicht gerecht wird. In Deutschland ist die Ständerhaltung in den meisten Bundesländern verboten.[1]

Boxenhaltung

Die Boxenhaltung ist heute der Normalfall. Die meisten Reitpferde sind in einem Stall untergebracht, in dem sie eine Box von mindestens 3 mal 3 Meter für sich haben, in der sie sich eingeschränkt bewegen können. Als Faustregel zur Bestimmung der Mindestgröße gilt: "doppelte Widerristhöhe zum Quadrat". Die Boxen sind meistens durch Gitter voneinander getrennt, was eine physische Kontaktaufnahme der Pferde untereinander verhindert. Auf diese Weise soll gegenseitigen Verletzungen vorgebeugt werden. Zu jedem guten Reitstall gehören heute Weiden auf denen die Pferde sich in der Weidezeit - etwa Mitte April bis Mitte Oktober - stundenweise frei bewegen und grasen können. Für die restliche Zeit des Jahres sollten Paddocks zur Verfügung stehen, um den Pferden auch im Winter zumindest eine eingeschränkte freie Bewegung zu ermöglichen. Diese Haltungsform ist ein Kompromiss zwischen den Bedürfnissen des Pferdes und des Reiters, der sich in erster Linie an den Bedürfnissen des Reiters orientiert. Das Pferd steht jederzeit schnell zur Verfügung und ist verhältnismäßig leicht sauber zu halten.

Offenstall

Offenstall bei Glessen

In der Offenstallhaltung steht dem Pferd außer der Box auch ein abgegrenzter, außerhalb des geschlossenen Stalls liegender Bereich zur Verfügung, der an den Stall angrenzt und mit diesem durch eine offen stehende Tür verbunden ist. Das Pferd hat jederzeit die Möglichkeit, sich zwischen dem geschützten Stallbereich und dem offenen Außenbereich hin und her zu bewegen. Diese Haltungsform wird oft auch mit mehreren Pferden in einer dann entsprechend größeren Box praktiziert, was ihnen Sozialkontakte ermöglicht. Diese Haltung ist ein mehr am Pferd ausgerichteter Kompromiss, der dem Reiter etwas mehr Arbeit abverlangt als bei der Boxenhaltung. Bei schlechtem Wetter muss er sein Pferd oftmals erst einmal reittauglich machen, da es sich entgegen den Gewohnheiten des Menschen auch bei diesem Wetter meist draußen aufhält. Insbesondere für die Atmungsorgane ist diese Haltungsform ein Fortschritt, der viele bei reiner Boxenhaltung auftretende Probleme zu verhindern hilft.

Laufstall

Siehe auch: Bewegungsstall

Der Laufstall ist die Weiterentwicklung der Offenstallhaltung. Hier wird versucht, durch den Ausbau des Offenstalls zu erreichen, dass die Pferde zwangsläufig bei der Befriedigung ihrer Bedürfnisse, wie in freier Wildbahn, aus dem Stall heraus, von einem Ort zum anderen laufen müssen (daher auch die Bezeichnung Laufstall). Das bedeutet Wasser, Futter, Gelegenheit zum Kratzen und Wälzen etc. sind alle räumlich voneinander so getrennt, dass das Pferd angehalten wird oft (außerhalb des Stalles) den einen oder anderen Funktionsbereich aufzusuchen.

Robusthaltung/Weidehaltung

Die Robusthaltung ist die Idealform für das Pferd, die dafür dem Halter sehr viel abverlangt. Das Pferd wird hier in einer Herde auf einer hinreichend großen Weide - etwa ein halber Hektar je Pferd - ganzjährig draußen gehalten. Die Weide benötigt einen Sonnen- und optimalerweise auch einen Windschutz, etwa einen Baum oder einen einfachen Unterstand. Da das Pferd hier hinreichend Gelegenheit hat seine Sozialkontakte auszuleben und auch seinem Bewegungsdrang jederzeit nachgeben kann, ist es naturgemäß nicht mehr so sehr an seinem Reiter interessiert, der ihm endlich die lang ersehnte Bewegung ermöglicht. Da es hier auch immer aus einer Herde geholt werden muss, kann diese Haltungsform für Pferde, die ohnehin nur schwer wieder von der Weide zu holen sind, nicht empfohlen werden (es sei denn, der Halter möchte aufs Reiten verzichten). Gerade bei schlechtem Wetter verlangt diese Haltungsform dem Reiter viel Arbeit ab, da die Pferde diesem Wetter voll ausgesetzt sind und dementsprechend erst aufwändig geputzt werden müssen, bevor man ihnen einen Sattel auflegen kann.

Halbpension

Im Zusammenhang mit der Haltung von Pferden, also im Rahmen einer Art Pferdepension, bezeichnet Halbpension (abgekürzt HP) neben der Unterbringung in Stall oder auf der Weide, die Versorgung des Pferdes mit Stroh und Heu ohne Kraftfutterzugabe.

Mit Kraftfutterzugabe (meist Getreidearten) ist die Bezeichnung Vollpension geläufig.

Einzelnachweise

  1. http://www.tierschutzakademie.de/01337.html

Weblinks

Siehe auch


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