Pfuel

Pfuel
Stammwappen derer von Pfuel
Herrenhaus und Park Jahnsfelde

Pfuel (auch Pfuhl oder Phull) ist der Name eines alten Adelsgeschlechts aus dem Barnim und dem Kreis Lebus in Brandenburg welches schon seit dem Jahr 926 in der Mark Brandenburg ansässig ist. Die Schreibweise wechselte auch zwischen Pula, Pul, Pule, Pfule, Puel und Phul. Die bis heute bestehende direkte uradelige Linie des Geschlechts führt den Namen Grafen Bruges-von Pfuel.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ursprung

Die von Pfuel gehören zu dem ältesten Adel in der Mark Brandenburg, wohin sie schon nach der Vertreibung der Wenden im Jahre 926 gekommen sind.[1][2] Das Geschlecht erscheint dann wieder in dem Jahr 1215 mit „Heinrich von Pfuel“ in einer Urkunde des Kloster Helfta, sowie dann 1267 mit Henricus de Stagno als Zeuge in einer Urkunde der Markgrafen von Brandenburg [3], mit Conradus de Stagno 1283 als Bürger der Stadt Prenzlau und dann urkundlich in den Jahren 1288 bis 1306 mit Henricus de Pula bzw. Ritter Heino de Pule, als markgräflich brandenburgischen Vogt.[4] Ab dem Jahr 1267 kommt der Name „Pfuel“ regelmäßig in märkischen Urkunden vor. Es finden sich zahlreiche Pfuel's im Gefolge der märkischen Landesfürsten, so ist Henne de Pul am 12. Januar 1337, an dem Tag an dem Wriezen das Stadtrecht verliehen wurde, als im Gefolge des Markgrafen Ludwig des Bayern genannt, aber auch häufig als Gelehrte und in der Verwaltung. 1315 ist Wilhelm de Pole als Ratsherr in Bernau, dann 1343, in einem Streit zwischen den Städten Seelow und Wriezen, Henne wan den Pule als Dengesmann Advocatus verzeichnet.[5] Eine Verwandtschaft mit dem im 13. Jahrhundert in der Grafschaft Mansfeld und im Fürstentum Anhalt auftretenden Strucz von Pfuhl ist wahrscheinlich, jedoch nicht nachweisbar.

Die sicheren Stammreihen der drei Familienstämme beginnen mit den Brüdern Heine, urkundlich 1429–1460, Bertram, urkundlich 1440–1477, und Werner Pule, urkundlich 1441–1482.

„Die Pfuels kamen so früh in die Mark, dass sie schon im Jahre 1603 in einer Leichenpredigt, die beim Hinscheiden eines der Ihrigen gehalten wurde, nicht nur als ein fürtreffliches; sondern auch ein uraltes Geschlecht genannt werden konnten, ein Geschlecht, aus welchem equestris et literati ordinis viri, tapfere Kriegsschilde und wohlgelehrte, verständige und versuchte Männer, hervorgegangen seien.“ (Theodor Fontane)

Schlosskirche Jahnsfelde

Ausbreitung und Besitzungen

Die Pfuel weiteten ihren Machtbereich weit aus und kamen im Laufe der Zeit an zahlreiche Besitztümer in der Mark Brandenburg, Sachsen, Mecklenburg, Pommern, Württemberg, Osteuropa und Schweden.

Das Carolinische Landbuch von 1375 verzeichnet bereits einen umfangreichen Besitz der Familie Pfuel auf dem Barnim, in dessen Mittelpunkt Otto von Pfuel (1375–1420) steht. Urkundlich belegt befindet sich ab 1367 eine Pacht in Dannenberg (Falkenberg), ab 1375, Teile von Werftpfuhl und das ganze Dorf Altranft in ihrem Besitz. Frankenfelde, Bliesdorf, Reichenow, Möglin, Wollenberg, Schönfeld (Barnim), Reichenberg und Biesow (Prötzel) kommen bis 1413 zum Teil oder ganz in den Besitz der Familie Pfuel. 1445 Teile von Wriezen, ab 1450 Gielsdorf (Altlandsberg), Grünthal und Leuenberg (Höhenland) zur Hälfte oder ganz. Bis 1500 sollen noch die ganzen Dörfer oder Besitzungen in Tempelfelde, Torgelow, Schulzendorf, Tiefensee (Werneuchen), Steinbeck (Höhenland), Ruhlsdorf (Strausberg), Garzau und Wilkendorf folgen. Im Jahre 1472 werden Werner und Bertram von Pfuel mit dem gesamten Dorf Biesdorf belehnt.[1]

Urkundlich belegt befindet sich um 1480 ein pfuelsches Rittergut in Quilitz, seit 1815 in Neu-Hardenberg umbenannt. Jahnsfelde (bei Müncheberg im Landkreis Märkisch-Oderland) war fast ein halbes Jahrtausend im pfuelschem Besitz, bis der letzte Herr auf Jahnsfelde, Curt-Christoph von Pfuel (1907–2000) 1945 enteignet wurde. Jahnsfelde gilt als Stammschloss der Familie. Im Band Oderland seiner Wanderungen durch die Mark Brandenburg zählt Theodor Fontane 23 Orte als ehemals im Besitz der Familie auf, wobei er sich nur auf das eigentliche Pfuelenland bezieht.

Schloss Tüßling um 1900

Ihr Besitz umfasste unter anderem auch die brandenburgischen Güter, Buckow (Märkische Schweiz), Hohenfinow, Prötzel, Hasenholz, Dahmsdorf, Obersdorf(Müncheberg), Friedersdorf (Heidesee), Kienitz und Münchehofe. Viele der ehemaligen Besitztümer der Familie Pfuel befanden sich, so wie Biesdorf, im heutigen Stadtgebiet von Berlin. Im Jahr 1609 erwarb Albrecht von Pfuel das Dorf Marzahn, 1655 Georg Adam von Pfuhl für 3.300 Taler das Gut Dahlem. Von einem Struzze von Pfuele soll Strausberg, heute ein Vorort des östlichen Berlins, seinen Namen bekommen haben. Das Geschlecht blüht heute noch in Süddeutschland. Vertreter der uradligen Familie wohnen unter anderem in München und auf Schloss Tüßling.

Wirken der Pfuel

Bei den von Pfuel handelt es sich um eines der ältesten und ehrwürdigsten Geschlechter der brandenburgisch-preußischen Geschichte.[6] Der Feudalzeit entsprechend waren die Pfuels vornehmlich hohe Offiziere der brandenburgischen Kurfürsten und der preußischen Könige. Neunzehn von ihnen dienten als Generäle. Der Dreißigjährige Krieg fand 21 Pfuels unter den Offizieren der brandenburgischen und schwedischen Armeen, unter dem Großen Kurfürsten dienten 25, ebensoviele unter Friedrich II.. Acht kämpften noch in den Befreiungskriegen von 1812 bis 1815.

General Ernst von Pfuel, preußischer Ministerpräsident und Kriegsminister

Aber ebenso waren die Pfuels in hohen Staatsstellungen oder als Geistliche anzutreffen. Kurfürstliche Räte, Minister, Gouverneure, Doktoren der Rechte und namhafte Strategen sind dem Pfuel'schen Geschlecht entsprungen. Allein 34 von ihnen studierten bis zum Ende des 18. Jahrhunderts an der Universität Frankfurt (Oder). Den Doktor der Rechte zu erwerben, war Familientradition. Der wohl Bekannteste unter ihnen dürfte der 1779 geborene Ernst von Pfuel gewesen sein, Jugendfreund von Kleist und guter Bekannter von Bettina und Achim von Arnim und Karl August und Rahel Varnhagen. Auch Körner, Scharnhorst, Gneisenau und der Freiherr vom Stein gehörten zu dem Freundeskreis Ernst von Pfuels, der als junger Offizier in der Schlacht bei Jena und Auerstädt gegen Napoleon kämpfte, später in russische Dienste trat und dort zum Chef des Generalstabes des Generals Friedrich Karl von Tettenborn avancierte, den preußischen Angriff bei Waterloo plante und schließlich Stadtkommandant von Köln und von Paris, sowie preußischer Gouverneur des Schweizer Kantons Neuenburg und Berlin wurde. In seinem späteren Leben wurde Pfuel das Amt des preußischen Ministerpräsidenten und Kriegsministers übergeben. In seinem bewegten Leben lernte er sowohl den „Dichterfürsten“ Johann Wolfgang von Goethe als auch den Philosophen Karl Marx kennen.

Adelserhebungen

Hauptlinie (Stamm): Brandenburgischer Uradel (926).

Schwedische Linie: Schwedische Adelsnaturalisation am 3. Mai 1686 und Introduktion bei der Adelsklasse der schwedischen Ritterschaft für den königlich schwedischen Oberstleutnant Jakob von Pfuehl.

Westfälische Linie: Königlich westfälisches Baronat am 31. August 1813 für den königlich westfälischen Oberst und Kommandeur der Artillerie NN. von Pfuehl.

Württembergische Linie: Königlich württembergischer Freiherrnstand am 17. Dezember 1828 für den königlich württembergischen General der Infanterie Friedrich von Phull bzw. am 19. Februar 1834 in Stuttgart für seine Brüder Ernst von Phull, königlich württembergischer Staatsminister, verheiratet mit Friederike von Rieppur, und August von Phull, königlich württembergischer Kammerherr und Oberschlosshauptmann zu Göppingen. - Immatrikulation bei der Freiherrnklasse des ritterschaftlichen Adels im Königreich Württemberg als „Freiherr von Phull-Rieppur“ am 26. Januar 1837 für Eduard Freiherr von Phull, Gutsherr auf Obermönsheim (Oberamt Leonberg). - Österreichische Prävalierung des Freiherrnstandes als eines ausländischen durch Ministerialreskript vom 3. Februar 1879 in Wien für den Unternehmer August Freiherr von Phull, Teilhaber der Chemikalienfabrik „Hochstetter & Schickardt“ in Brünn.

Wappen der von Pfuel auf dem Sandsteinepitaph von 1593 in Jahnsfelde

Der Name „Graf Bruges-von Pfuel“

Seit Curt-Christoph von Pfuel (1907–2000) führt das Geschlecht den Namen Grafen Bruges-von Pfuel“, nachdem Curt Christoph von Pfuel diesen Namen seit 1943/44 als Adoptivsohn der Apollonia Gräfin von Bruges († 1944)[7] trug.

Wappen

Das Stammwappen zeigt in Silber (auch oft in Blau) drei rot-gold-blaue Regenbogen übereinander (siehe auch Regenbogen (Heraldik). Auf dem Helm mit blau-silbernen Decken steht ein von dem Regenbogen überhöhter natürlicher Palmbaum (aus einem Spickel mit Hahnenfederbusch entstanden), begleitet von drei (1, 2) goldenen Sternen. Der Wappenspruch bzw. die Devise lautet „Muth und Hoffnung“.

Stammbaum derer von Pfuel

Stammliste der Pfuel

Im Folgenden wird der Mannesstamm des heute noch blühenden Stammes des uradeligen Geschlechts von Pfuel dargestellt.[8]

  • Henricus de Puele, ca. 1215
  • Heino de Puele, * 1282, † 1307
  • Heino von Pule, * 1306, † 1349
  • Strassen von Pfuel, † 1375
  • Otto von Pfuel, * 1375, † 1420
  • Bertram von Pfuel, geb. wohl um 1405-10, † 1482, 1440 bis 1477 urkundlich
  • Friedrich von Pfuel, * 1460, † 1527
  • Bertram von Pfuel, * 1510/ 1515, † 1574, 1531 bis 1574 urkundlich
  • Friedrich von Pfuel, * 1545, † 1594, 1577 bis 1587 urkundlich
  • Bertram von Pfuel, * 1577, † 1639, 1597 bis 1638 urkundlich
  • Friedrich Heino von Pfuel, * 1620, † 1661
  • Christian Friedrich von Pfuel, * 1653, † 1702 bei Kaiserswerth (gefallen)
  • Hempo Ludwig von Pfuel, * 1690, † 1770 in Gielsdorf
  • Ludwig von Pfuel, * 1718 in Gielsdorf, † 1789 in Berlin
  • Friedrich Heinrich Ludwig von Pfuel, * 1781 in Jahnsfelde, † 1846 in Karlsbad
  • Alexander von Pfuel, * 1825 in Berlin, † 1898 in Jahnsfelde
  • Heino von Pfuel, * 1871 in Jahnsfelde, † 1916 in Berlin (tödlich verwundet)[9]
  • Curt Christoph Graf Bruges-von Pfuel, * 1907 in Berlin, † 2000 in Bonn
  • Christian Friedrich Graf Bruges-von Pfuel, * 1942 in Jahnsfelde
  • Frederic Alexander Graf Bruges-von Pfuel, * 1978 in München

Namensträger (Auswahl)

Heranwachsende Sprösslinge derer von Pfuel
Wappen wie es heute von den Grafen Bruges-von Pfuel geführt wird

Einzelnachweise

  1. Eintrag über Pfuel in Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon
  2. http://books.google.de/books?id=ja9AAAAAcAAJ&pg=PA35&dq=Franz+wilhelm+pfuel&lr=&cd=9#v=onepage&q=Franz%20wilhelm%20pfuel&f=false
  3. Riedel, Codex diplom. Brandenb. A XIII, 212
  4. Riedel, Codex diplom. Brandenb. A XII, 284 u. 413 und B I, 191
  5. Riedel, Codex diplom. Brandenb. A XII, 419
  6. http://www.gewerbekreis-tuessling.de/folge10.htm
  7. Genealogisches Handbuch des Adels Band XX 1988, S. 333
  8. http://jahnsfelder-chronik-pfuel.lima-city.de/2001.html
  9. http://www.denkmalprojekt.org/Verlustlisten/vl_1_brb_drag-_reg_nr_2_wk1.htm
  10. http://books.google.de/books?id=dt0AAAAAcAAJ&pg=PA489&dq=melchior+von+pfuel&cd=1#v=onepage&q=melchior%20von%20pfuel&f=false
  11. http://www.bz-berlin.de/archiv/kaffee-graefin-brueht-ex-von-caroline-beil-auf-article179248.html

Literatur

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Pfuel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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