Philipp von Ingelheim

Philipp von Ingelheim

Philipp von Ingelheim († 1431) war ein deutscher Ritter aus Ingelheim.

Sein Grabstein in der Burgkirche zu Ingelheim ist der älteste unter den dortigen spätmittelalterlichen Grabsteinen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Philipp entstammte dem Adelsgeschlecht Ingelheim. Er war Sohn des gleichnamigen Ritters Philipp von Ingelheim, der 1341 als Burggraf zu Leyen und Schultheißen zu Ingelheim genannt wird. Wie seine seit 946 in Ingelheim nachgewiesenen Vorfahren war er Ritter und Schöffe am Ingelheimer Oberhof, der aufgrund der z. T. noch erhaltenen Oberhofprotokolle und Haderbücher für die deutsche Rechtsgeschichte des Spätmittelalters hochbedeutend ist.

Philipps Tod findet außerdem Erwähnung in einem Gesang des Mainzer Meistersingers Bernkopf. Derartige Gesänge dienten jahrhundertelang der Information und Unterhaltung eines Publikums.

Todesumstände

Philipp starb in den Kämpfen um das lothringische Erbe zwischen dem Herzog von Bar, René von Provence und Anjou, und dem Grafen Antoine von Vaudémont. An Philipps Tod erinnert ein hervorragend gearbeiteter Grabstein der Burgkirche in Ingelheim.

Erbstreitigkeitskämpfe des Adels

Der Besitz von Bar und Pont-à-Mousson war an den Kardinal Ludwig von Bar, Bischof von Verdun, gekommen und sollte an seinen Neffen René von Provence und Anjou kommen. Für Lothringen, welches mit Bar in endlosem Streit lag, konnte es keine glücklichere Abrundung geben. Dieser Regelung widersetzte sich der Brudersohn, Graf Antoine von Vaudémont, der die weibliche Erbfolge nicht anerkannte. Er überzog nach dem Tode Karls von Lothringen den jungen René mit Fehde, fiel in Bar ein und setzte sich im südlichen Lothringen fest. Pfalzgraf Ludwig III. bei Rhein schickte 500 pfälzische Ritter dem Herzog René zu Hilfe, darunter Philipp von Ingelheim.

Schlacht bei Bulgnéville

Am 2. Juli 1431 kam es bei Bulgnéville zur Schlacht. Auf Drängen des Grafen Robert III. von Saarbrücken-Commercy und gegen den Rat seines Truppenführers Barbazan begann Herzog René einen übereilten Angriff gegen verschanzte Stellungen. Dadurch ging die Schlacht trotz eigener Übermacht für René verloren. Dabei fielen 1700 bis 2500 Männer. Darunter auch zahlreiche Pfälzer Ritter wie Philipp von Ingelheim. Ebenfalls fiel der Truppenführer Barbazan. René ging in Gefangenschaft, aus der er erst 1437 durch Zahlung eines hohen Lösegeldes befreit wurde.

Mittelalterlicher Meistergesang

Philipp von Ingelheims Tod und der der anderen deutschen Ritter aus den Häusern Dalberg, Handschuchsheim und Montfort, denen man ritterliche Tugend und Ehre nachsagte, ist von dem Mainzer Meistersinger Bernkopf (alias Frauenzucht) besungen worden:

Aber wil ich heben an
min sinne sint mir gestellet
vil ritter und knecht sind erslan,
das höre ich im lande san,
und auch mir nit wol gefellet

vil ritter und knecht ligent tot,
erslagen und erschoßen,
owe der jemerlicher not!
so sicht man maniges wenglin rot
mit trehen überfloßen
[...]
Je mere muß er ruwen mich
der von Dalberg der frume
ein edler Ritter tugendlich,
got teil mit im sin himelrich!
er was der ern ein blume.

Her Heinrich do von Horschersheim
het lob und pris erworben,
er streit in ritterlicher wat;
er bleib dar uf der Walstat
mit seinem baner gestorben

Her Philipps do von Ingelheim
den schaden muß ich klage
er hat tugend und eren vil
er streit in ritterlichem zil
von dem ich noch wil sagen.

Er streit sich eime helde glich
von dem ich hie will singen:
Von Montfort edler Friderich
er furt sin streich gar ritterlich
daß man sie horte klingen
[...]

In der 25. und letzten Strophe bedauert der Sänger den unglücklichen Zug nach Lothringen, da es für die Ritter sicherlich ehrenvoller gewesen wäre, gegen die Hussiten zu Felde zu ziehen.

Literatur

  • A. Saalwächter: Der Tod des Ritters Philipp von Ingelheim am 2. Juli 1431 im Liede eines Meistersingers. In: BIG 9, 1958, S. 145-146

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