Philippine Welser

Philippine Welser
Philippine Welser, Porträt auf Schloss Ambras

Philippine Welser (* 1527 in Augsburg; † 24. April 1580 auf Schloss Ambras, Innsbruck in Tirol) war eine Augsburger Patriziertochter und die Frau von Erzherzog Ferdinand II. von Habsburg, Landesfürst von Tirol.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Philippine Welsers Vater war Franz (Friedrich) Welser (* 2. November 1497 in Augsburg; † 29. Oktober 1572 in Ravensburg), ein reicher Augsburger Kaufmann und Patrizier. Ihre Mutter war Anna Adler (* 1507, † 5. Januar 1572 in Weiherburg / Innsbruck). Sie war auch eine Nichte von Bartholomäus V. Welser und fiel bereits in ihrer Jugend nicht nur durch ihre Schönheit, sondern auch durch ihr Interesse am Kaufmännischen und Naturwissenschaftlichen auf.

Der Kaiserssohn Erzherzog Ferdinand II. von Habsburg, Landesfürst von Tirol heiratete, in aller Heimlichkeit, die bürgerliche Philippine - da Fürstenhäuser Heiraten zur Festigung von Bündnissen nutzten und dieses auch bei Ferdinand II. so geplant war, ein nicht unerheblicher Vorgang. Einer urkundlichen Versicherung Ferdinands aus dem Jahre 1576 zufolge erfolgte die Eheschließung im Januar 1557. Der Zeitraum der Bekanntschaft ist nicht sicher. Die romantische Historiografie des 19. Jahrhunderts ging davon aus, dass die erste Begegnung im Zusammenhang mit dem Augsburger Reichstag von 1548 steht. Da Ferdinand dort keinen einzigen Akt bezeugt hat und auch in anderen Aufzeichnungen, die von anwesenden Personen angefertigt wurden, Ferdinand nicht genannt wird, ist es unwahrscheinlich, dass Ferdinand überhaupt dort war. Die erste nachweisliche Bekanntschaft mit den Welser überhaupt ist für den 12. Mai 1556 belegt, als Catharina von Loxan (Lokšany), eine Tante von Philippine, einen Passbrief für ein Trieb Rinder erhielt. Sie wurde zu einer Vertrauten von Ferdinand und war möglicherweise an dem Zusammenkommen der beiden beteiligt. Die erste Begegnung zwischen Philippine und Ferdinand erfolgte, aller Wahrscheinlichkeit nach, im Herbst 1556 auf Burg Brzesnic (Březnice).[1]

Spätestens 1559 erfuhr Kaiser Ferdinand I. von der nicht standesgemäßen Ehe seines Sohnes, und es wurde ein Vergleich ausgearbeitet. Die Heirat musste geheim gehalten werden, eventuelle Kinder wurden von der habsburgischen Erbfolge ausgeschlossen, sollten aber durch den Ankauf von Herrschaften versorgt werden und das Habsburgische Wappen erhalten. Außerdem sollten sie, sowie auch Philippine, eine finanzielle Ausstattung erhalten. Der Kaiser wollte mit dieser Regelung seinen Unwillen ausdrücken und die daraus resultierenden Rechtsfolgen beschränken. Als Vater wollte er aber Verzeihung gewähren und Philippine mit ihren Kindern in seinen Schutz aufnehmen. Den Forderungen versuchte das Paar nach Möglichkeit zu entsprechen. So wurden zum Beispiel die Kinder Philippines offiziell als Findelkinder im Schloss aufgenommen. Nur die engsten Vertrauten des Paares wussten, dass die Kinder, welche auf der Schlossschwelle hingelegt und von Philippine aufgehoben wurden, deren eigene Kinder waren. Zwillinge, die später in Pürglitz (Křivoklát) geboren wurden (ein Junge und ein Mädchen, wurden auch adoptiert, starben aber bereits als Kleinkinder. Der Großvater der Verstorbenen, der diese nie gesehen hatte, ließ deren Leichname exhumieren, als er von deren Tod erfuhr und die Enkel im Veitsdom in Prag beisetzen, allerdings nachts.[2]

Ab 1576 war es mit der Heimlichkeit vorbei. Der älteste Sohn Andreas sollte zum Kardinal erhoben werden, wofür ein Nachweis über die legitime Herkunft benötigt wurde. Zu diesem Zweck entband der Papst den Erzherzog Ferdinand von seinem Eid, welcher daraufhin, so gut es ging, den Nachweis erbrachte.

Die Ehe wurde als eine glückliche eingestuft. Philippine brachte zwei Söhne und dann Zwillinge, welche allerdings früh verstarben, zur Welt.

Ihr Lieblingssitz Schloss Ambras wurde zu einem prächtigen Renaissanceschloss umgestaltet. Sie sammelte Heilkräuter und verfasste ein Arzneibuch. Philippine Welsers pharmazeutische Kenntnisse werden in historischen Darstellungen nicht erwähnt, waren jedoch nicht unbeträchtlich. „Ihr über 200 Rezepte umfassendes Manuskript befindet sich in der Nationalbibliothek in Wien. Auch ihre Tante Loxan führte ein solches Arzneibuch. Der Hofarzt Philippines, Dr. Georg Handsch, schrieb große Teile davon ab und verleibte sie einem seiner medizinischen Kompendien ein.“ [3]. Außerdem wird Philippine ein Kochbuch über Gerichte ihrer Zeit zugeschrieben. Die Urheberschaft ist dabei nicht ganz gesichert [4]. Zumindest Ergänzungen hat sie aber vorgenommen bzw. vornehmen lassen[5]. Auch ihr Gebetsbuch, mit vielen Zeichnungen, erhielt sich bis in die heutige Zeit [6].

Weiterhin setzte sie sich sehr stark für die Bevölkerung ein, was durch viele an sie gerichtete Bittgesuche schriftlich überliefert ist. Ihr Mann überschrieb ihr mehrere Güter und beschenkte sie reichlich. Sie erhielt die Titel Markgräfin zu Burgau, Landgräfin zu Mellenburg und Gräfin von Ober- und Niederhohenberg.

Ab 1570 stellten sich erhebliche gesundheitliche Probleme ein. Am 24. April 1580 verstarb sie. Ihr Mann ordnete an, dass sie ein Grabmal aus weißem Marmor in der silbernen Kapelle der Innsbrucker Hofkirche erhielt. Weiterhin versorgte er ihre Diener zeitlebens und nahm sich auch der Armen an, die Philippine unterstützt hatte.

Ihre Söhne Andreas von Österreich (* 15. Juni 1558 Burg Bresnitz/Březnice, Tschechische Republik; † 12. November 1600 Rom, Italien), Bischof von Konstanz und Brixen, und Karl von Österreich (* 22. November 1560 Schloss Pürglitz / Křivoklát, Tschechische Republik; † 31. Oktober 1618 Überlingen, Deutschland), kaiserlicher General in Ungarn, wurden zu Markgrafen von Burgau (Stadt in Bayern, Teil von Vorderösterreich) erhoben.

Werke

  • De re coquinaria (Kochbuch), Handschrift ca. 1545, Schloss Ambras bei Innsbruck. Inv.Nr. PA 1473
  • Koch- und Arzneibuch. Handschrift ca. 1545, Schloss Ambras bei Innsbruck. Inv.Nr. PA 1474

Literatur

Leben

  • Eduard Widmoser: Philippine Welser (1527-1580). In: Publikationen der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft: Reihe 3: Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben, Band 2: Hg. von Götz Frhr. von Pölnitz, Weißenhorn: Anton H. Konrad Verlag (Vorm. Max-Hueber-Verlag, München), 1953, 467 S., ISBN 3-87437-066-6, hier: S. 227-245
  • Constantin von Wurzbach: Welser, Philippine. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich.  Band 54. Verlag L. C. Zamarski, Wien 1856–1891, S. 236–241 (auf Wikisource).
  • Wendelin Boeheim: Philippine Welser - Eine Schilderung ihres Lebens und ihres Charakters, Innsbruck: Verlag des Museum Ferdinandeum, o.J.(um 1893), 67 S.
  • Joseph Hirn: Erzherzog Ferdinand II. von Tirol. Geschichte seiner Regierung und seiner Länder, Innsbruck, Bd. 1 (1885) und vor allem Bd. 2 (1888)
  • Paul Lindenberg: Das Denkmal der deutschen Frauen, Essen 1927 (über Philippine Welser Seiten 50-56)
  • Philippine Welser und Anna Caterina Gonzaga, Ausstellungskatalog, Schloss Ambras, Innsbruck 1998

Heilkunst

  • Sigrid-Maria Größing: Kaufmannstochter im Kaiserhaus. Philippine Welser und ihre Heilkunst, [Wien]: Kremayr und Scheriau, 1992, 254 Seiten, ISBN 3-218-00531-0
  • Sigrid-Maria Größing: Die Heilkunst der Philippine Welser. Außenseiterin im Hause Habsburg. Augsburg: Sankt-Ulrich-Verlag, 1998, 160 S., ISBN 3-929246-28-7
  • Karl Beer: Philippine Welser als Freundin der Heilkunst. In: Gesnerus 7 (1950) 80-86

Kochkunst

  • Manfred Lemmer (Hrsg.): Das Kochbuch der Philippine Welser. Pinguin-Verlag, Innsbruck 1983 (Lizenzausgabe der Edition Leipzig) ISBN 3-7016-2122-5 - Faksimile des Originalwerkes „De re coquinaria“ mit Kommentar, Transkription und Glossar von Gerold Hayer

Romane über Philippine Welser

  • Adelbert [Heinrich] Graf [von] Baudissin: Philippine Welser oder vor dreihundert Jahren. Historischer Roman. 1864
  • [Johann Baptist Durach]: Philippe Welserinn. Eine Geschichte aus dem sechszehnten Jahrhunderte, 1792
  • George [Ludwig] Hesekiel: Lux et umbra. Ein großer Liebeshandel im sechszehnten Jahrhundert. Aus den hinterlassenen Schriften des Magisters Nicolaus Longinus und anderen zuverlässigen Mittheilungen herausgegeben, 1861
  • Moritz Richter: Philippine Welser. Historische Erzählung, 1830
  • Fanny Wibmer-Pedit: Die Welserin. Roman, 1940
  • Oskar Wildenburg: Philippine Welser, die schöne Augsburgerin oder die eiserne Garderobe des Mittelalters. Historische Erzählung, 1873
  • Heinrich Zerkaulen: Die heimliche Fürstin. Roman, 1933

Weblinks

Quellen

  1. Joseph Hirn: Erzherzog Ferdinand II. von Tirol, Bd. 2 - (Siehe Literaturliste)
  2. Sigrid-Maria Größing,Leidenschaftliches Habsburg,Verlag A&M
  3. Philippine Welser (1527 - 1580). In: Frauen-Zimmer in der Chemie, Uni Hamburg
  4. Dr. Klaus Dürrschmid: „Das Kochbuch der Philippine Welser“ 1545, Wien, 2002, S. 7 ff. (pdf)
  5. Der Kommentar zum Kochbuch der Philippine Welser, Pinguin-Verlag, 1983 - (Siehe Literaturliste)
  6. Zu finden auf Schloss Ambras in Innsbruck; Beschreibung im Ausstellungskatalog von Alfred Auer und Eva Irblich (Hrsg.): Natur und Kunst. Handschriften und Alben aus der Ambraser Sammlung Erzherzog Ferdinands II. (1529-1595). Innsbruck 1995

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