Piaffe

Piaffe
Oberbereiter Meixner auf Neapolitano Bona in der Piaffe

Die Piaffe (von frz. „piaffer“ = tänzeln, stampfen) ist eine Übung der klassischen Reitkunst, bei der das Pferd eine trabartige Bewegung an der Stelle (oder mit geringem Raumgewinn) mit untergeschobener Hinterhand zeigt. [1]

Pferde zeigen diesen Bewegungsablauf als natürliches Verhalten bei großer Unruhe oder Erregung. [2]

Die Piaffe ist prüfungsrelevanter Teil der höheren Dressurprüfungen der FEI und wird in vielen Reitweisen als Folklore gepflegt (z.B. auf der Iberischen Halbinsel, in Pakistan und Indien und in vielen südamerikanischen Staaten).

Die Piaffe gehört zu den Kunstgangarten (kunstvollen Verzierungen der natürlichen Gangarten). Sie stellt die Verzierung der Gangart Trab dar. Die anderen Kunstgangarten sind Spanischer Schritt, als Veredelung des Schrittes, Passage, als Veredelung des Trabes und Terre à Terre, Mezair und Courbetten als Veredelung des Galopps. [3]

Die günstigen Auswirkungen für das Gleichgewicht und die Durchlässigkeit des Pferdes schildern die Buchautoren aller Jahrhunderte einhellig als bedeutsam. Dabei seien nicht alle Pferde gleich gut für die Piaffe geeignet. Es bedarf der angeborenen erhabenen, edlen Bewegung und eines munteren aber zugleich geduldigen Temperaments.[1] Bei der Ausführung wird darauf Wert gelegt, dass der Reiter den Zügel nicht nötig hat, weil das Pferd die Übung von sich heraus macht.[1] Die Piaffe wird meist an der Hand geschult und erst später unter dem Reiter ausgeführt.[4] Hinrichs teilt die Hilfen in vier Bausteine ein: mäßiges Treiben, volles Treiben, Effekt abwarten, Reprise ausklingen lassen. Er empfiehlt, ein faules Pferd in kurzen Reprisen zu wecken und ein übereifriges Pferd in langen Reprisen zu beruhigen.[4] Francois Baucher gibt die strikte Anweisung, insbesondere in der Piaffe peinlichst genau die Regel „Hände ohne Beine, Beine ohne Hände“ zu befolgen. Er meint damit, dass Zügel und Schenkelhilfen nie gleichzeitig eingesetzt werden dürfen.[5] Steinbrecht sieht die ideale Piaffe, wenn das Vorderbein sich beinahe in die Waagerechte hebt, der Hals wohlaufgerichtet ist und das Pferd bei jedem Schritt auf dem Gebiss kaut.[6] Das veranschaulicht Philippe Karl in einem Feldversuch, der beweist, dass nur die Piaffe mit dem Genick am höchsten Punkt, dem Vorderbein in der Senkrechten und gesenkter Kruppe das Körpergewicht des Pferdes vermehrt auf die Hinterbeine zu verlagern vermag.[7]

Als Fehler werden beschrieben:

Nach hinten heraus hüpfende Hinterhand [6]
Klebende (magelnde Aktivität der) Hinterhand [6]
Wedeln oder „leinewebern“ (seitliche Ausfallschritte der Hinterbeine)[8]
Nachtreten (kurzes Zwischenauffußen des Hinterhufes)[6]
Kruppe höher als der Widerrist [9]
Übertriebenes Unterkriechen der Hinterhand [6] [9]
Flache Vorhand [10]
Mangelnde Aufrichtung des Widerrists [11]
Rückständige Vorhand [7]
Gesenktes Genick, Überzäumung [7]

Als Bahnfiguren in der Piaffe nennt Holleuffer das „Kreuz in der Piaff“, eine kreuzförmige vorwärts, seitwärts und rückwärts ausgeführte Piaffe (siehe auch Sarabande), die „Piaffpirouette“, eine langsame Drehung um die Hinterhand in der Piaffe und die „Piaffe in der Bewegung“, bei der zum Abschluss der Piaffe eine Pesade angefügt wird (siehe auch Falkade). [9]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c La science et l´arte d´equitation, Mercier Du Paty de Clam, 1777
  2. Reflexions sur l´art equestre,Nuno Oliveira, 1965
  3. Schulen und Touren der barocken Reitkunst, Fürstliche Hofreitschule Bückeburg, 2011
  4. a b Tänzer an leichter Hand, Richard Hinrichs, 1989
  5. Methode der Reitkunst François Baucher, 1874
  6. a b c d e Das Gymnasium des Pferdes, Gustav Steinbrecht, 1886
  7. a b c Irrwege der modernen Dressur, Philippe Karl, 2006
  8. Die Logik der Reitkunst, Peter Spohr, 1903
  9. a b c Die Bearbeitung des Reit- und Kutschpferdes zwischen den Pilaren, Bernhard H. von Holleuffer, 1900
  10. Ecole de cavalerie, François R. de la Guèrinière, 1783
  11. Feines Reiten, Jean-Claude Racinet, 2007

Weblinks

 Commons: Piaffe – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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  • piaffe — ⇒PIAFFE, subst. fém. Vieilli. Luxe tapageur exprimant la vanité. (Dict.XIXe et XXes.). ♦Faire de la piaffe. Faire de l épate, se donner des grands airs. Synon. frimer (v. frimer1 B). Peut être, les juives font elles plus de piaffe, plus d… …   Encyclopédie Universelle

  • piaffe — PIAFFE. s. f. Faste, ostentation, vaine somptuosité en habits, en meubles, en équipage, &c. Il vieillit. Tout son fait n est que piaffe. faire piaffe …   Dictionnaire de l'Académie française

  • piaffe — [pyaf] n. [Fr < piaffer, to strut, paw the ground, prob. of echoic orig.] a movement in horsemanship in which the animal executes the motions of a slow trot in place vt. piaffed, piaffing to perform the piaffe …   English World dictionary

  • Piaffe — (franz.), Großtuerei; in der Reitkunst der »stolze Tritt«, eine trabmäßige Bewegung der Gliedmaßen im künstlichen Gleichgewicht auf der Stelle; das Pferd muß sich dabei auf die Hanken setzen und die Vorarme frei und hoch erheben (s. Tafel… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Piaffe — (frz.), Prahlerei; piaffieren, großtun, prahlen; hochtraben (vom Pferd) …   Kleines Konversations-Lexikon

  • piaffe — Piaffe, f. penac. (Dont vient tant le verbe Piaffer, que le nom Piaffeur) signifie braverie, qui est quand un esventé, par superbe et hautaine contenance de visage, les bras courbez en anse, et de fiere desmarche, se porte superbement, contemnant …   Thresor de la langue françoyse

  • Piaffe — The piaffe is a dressage movement where the horse is in a highly collected and cadenced trot, in place or nearly in place. The center of gravity of the horse should be more towards the hind end, with the hindquarters slightly lowered and great… …   Wikipedia

  • piaffe — (pia f , d après l usage habituel et la Fontaine ; pi a f, d après Courval) s. f. Terme familier. Braverie, somptuosité, manières par lesquelles on cherche à attirer l attention sur soi. •   J ai vu ce matin le roi, la reine et M. le duc d Anjou… …   Dictionnaire de la Langue Française d'Émile Littré

  • piaffe — /pyaf/, n., v., piaffed, piaffing. Dressage. n. 1. a cadenced trot executed on one spot, with a well elevated leg action. v.i. 2. (of a horse) to execute such a movement. 3. (of a rider) to cause a horse to piaffe. v.t. 4. to cause (a horse) to… …   Universalium

  • Piaffe — Pi|ạf|fe 〈f. 19; Hohe Schule〉 Trab auf der Stelle [frz., „Großtuerei, Prunk“] * * * Pi|ạf|fe, die; , n [frz. piaffe = Prahlerei, Großtuerei, zu: piaffer = lärmend mit den Füßen stampfen] (Reiten): das Sichbewegen des Pferdes im Takt des Trabes… …   Universal-Lexikon

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