Picten

Picten
Verbreitungsgebiet der Pikten
piktischer Stein.
keltische Harfe.
rekonstruierter Pfahlbau-Crannog am Loch Tay

Pikten (v. lat. picti „die Bemalten“) ist der römische Name für Stämme in Schottland. Der Name wird auf die Sitte, sich zu tätowieren, zurückgeführt; als Ursprung nicht in Frage kommen die bemalten und gravierten Piktensteine, da diese erst zwischen dem 5. und 9. Jahrhundert entstanden.

Der Ursprung der Pikten ist unklar. Ihre Sprache und Kultur verschwanden, als die Königreiche der Pikten und der keltischen Skoten 843 n. Chr. unter Kenneth Mac Alpin vereinigt wurden.

Bei den von den Römern als Pikten bezeichneten Stämmen handelt es sich ursprünglich nicht um ein Volk (Ethnie), sondern um verschiedene Stämme mit sich unterscheidenden kulturellen Traditionen, die jedoch angesichts der gemeinsamen Feinde (Römer, Skoten, später auch die Wikinger) politische und militärische Allianzen eingingen.

Von der Kultur der Pikten ist wenig bekannt, es sind fast nur späte Bildsteine und Stelen erhalten, die jedoch mit Schriftzeichen, teilweise in der eigenen Sprache, und Ornamenten reich verziert sind. Darunter sind die Cross-slabs des 9. Jahrhundert hervorzuheben. Ortsnamen sowie die Muster auf ihren kunsthandwerklichen Gegenständen und gravierten Steinen deuten darauf hin, dass es sich bei den piktischen Stämmen um britannische Kelten gehandelt haben könnte. Ihre Feinde hingegen, die Skoten, waren gälische (irische) Kelten.

Inhaltsverzeichnis

Die Pikten in der Geschichte

Die einzigen zeitgenössischen schriftlichen Dokumente über die Pikten stammen von den Römern, weshalb darin vor allem die Beziehungen zwischen Römern und Pikten beschrieben werden.

Begegnungen zwischen Römern und Pikten

Die ersten dokumentierten Zwischenfälle mit den Pikten ereigneten sich im 1. Jahrhundert, als die Römer die Britischen Inseln nordwärts bis zum Forth und Clyde eroberten. Gegen die ständigen Überfälle durch „Caledonier und andere Pikten“ ließ der römische Kaiser Hadrian im Jahr 122 den so genannten Hadrianswall errichten. 142 baute sein Nachfolger Antoninus Pius weiter nördlich den Antoninuswall (auf der Höhe von Forth und Clyde). Die Römer konnten den Antoninuswall aber nur bis ins Jahr 161 halten und mussten sich dann wieder auf den Hadrianswall als offizielle Grenze zurückziehen.

Im Jahr 180 überrannten die nördlichen Stämme den Hadrianswall und fügten den römischen Kastellen im Norden großen Schaden zu. Die ständigen Aufstände der Stämme führten dazu, dass die Römer versuchten, den Frieden mit einer „großen Summe Silber“ (Cassius Dio) zu erkaufen. Im Jahr 208 rief der römische Statthalter von Britannien den Kaiser Septimius Severus zu Hilfe. Severus schlug die Aufständischen zwar nieder, diese revoltierten jedoch bereits 210 erneut. Nach dem Tod von Severus überließ sein Sohn Caracalla den britannischen Norden sich selbst und kehrte nach Rom zurück. Während des restlichen 3. Jahrhunderts bildete der Hadrianswall die Grenze Britanniens. Erst im 4. Jahrhundert wurden wieder Vorfälle an der Nordgrenze dokumentiert.

Die Piktischen Kriege

Von 305 an führte der römische General Constantius Chlorus eine erfolgreiche Kampagne gegen die „Caledonier und andere Pikten“ und wurde dafür 315 von Kaiser Konstantin mit dem Titel Britannicus Maximus geehrt. Sein Sohn Constans führte 343 erneut Krieg gegen die Pikten. Daraus scheint eine Art Waffenstillstand oder Friedensabkommen resultiert zu haben, denn 360 wurde beschrieben, dass ein solches von den Pikten (vereint mit den Skoten von Irland) gebrochen wurde.

Immer häufiger kam es zu Scharmützeln und aggressiven Auseinandersetzungen mit den nördlichen Stämmen. Im Jahr 364 identifizierte der römische Historiker Ammianus Marcellinus Dicalydones, Verturiones, Skoten, Attacotti und Sachsen als Stämme, die dem Römischen Reich in Britannien Probleme bereiteten. Bis heute ist unklar, welche Beziehungen diese erwähnten Stämme untereinander hatten und wo sie wohnten.

367 bis 369 verbündeten sich Pikten, Skoten und Attacotti zu einer „Conspiratio barbarica“ (barbarische Verschwörung). Der erfolgreiche römische General Flavius Theodosius wurde nach Britannien entsandt, um diese niederzuschlagen. Der folgende Frieden dauerte jedoch nur knappe 10 Jahre. 382 überfielen Pikten und Skoten erneut die Provinz Britannia und wurden von Magnus Maximus zurückgeschlagen.

Zu Beginn ihrer Auseinandersetzungen im 1. und 2. Jahrhundert scheinen die Pikten Rom als Quelle für Annehmlichkeiten betrachtet zu haben. Nachdem sie im 2. Jahrhundert Silber dafür bekamen, dass sie ihre Überfälle einstellten, könnte es sein, dass sie - nachdem von Rom nichts mehr kam - nach Süden ausrückten, um sich militärisch von den Römern Silber und Güter zu beschaffen. Gefundene Silberschätze und Kunsthandwerk aus Silber stützen die These, dass die Pikten römische Münzen und Gegenstände einschmolzen. Eine zweite – ebenso spekulative – These für die Überfälle besagt, dass ein erhöhter Populationsdruck die Pikten zwang, sich nach Süden auszubreiten.

Zwei nicht-römische Quellen belegen die Piktenkriege:

  • Ein erhaltener Brief von St. Patrick an Coroticus (einen süd-west-schottischen König) aus dem 5. Jahrhundert, in dem St. Patrick den Coroticus für sein „schändliches, niederträchtiges und unchristliches“ Verhalten rügt.
  • Der Mönch Gildas zählt im Jahr 540 einige Piktenkriege auf: Der erste von 382 bis 390 (der von Magnus Maximus niedergeschlagen wurde), der zweite von 396–98 (niedergeschlagen von Stilicho) und der dritte im Jahr 450, bei dem die Pikten von Flavius Aëtius geschlagen wurden.

Piktland nach dem Abzug der Römer

Nach Abzug der Römer werden die Quellen sehr ungenau. Die vom Mönch Gildas erhaltene Königsliste kann nicht mit anderen Quellen abgestimmt werden und moderne Historiker vermuten, dass die darin beschriebenen Greueltaten von Gildas stark übertrieben, wenn nicht frei erfunden wurden.

Nachdem die Römer die Provinz Britannia verlassen hatten, drangen die Pikten nach Süden vor. Im Jahr 550 wurde Bridei mac Maelcon zum „König der Pikten“ gekrönt, der bei der Bekehrung der Pikten zum Christentum im Laufe des 6. Jahrhunderts eine wichtige Rolle gespielt haben soll. Bridei war ein starker und dynamischer Anführer. Er vereinte nördliche und südliche Piktenstämme und schaffte es auf diese Weise, die Skoten zu besiegen.

Nach Brideis Tod im Jahr 584 begannen die Angelsachsen unter Aethelfrith, König von Northumbrien, Druck auf die Pikten auszuüben. Nachdem er die Skoten geschlagen hatte, waren Pikten und Angelsachsen zu Nachbarn geworden. Zuerst schienen die Beziehungen zwischen den beiden Völkern positiv und friedlich abzulaufen. Es gab sogar Heiraten unter den jeweiligen Königsfamilien. Im Jahr 668 jedoch scheint Oswiu, König von Northumbrien, sein Territorium nach „Piktland“ ausgeweitet zu haben.

Für über 30 Jahre wurde Südpiktland von Northumbrien aus regiert. Wilfrid berichtet von einer piktischen Revolte aus dieser Zeit, die von Ecgfrith von Northumbrien grausam niedergeschlagen wurde: Es wird ihm nachgesagt, er hätte eine Brücke aus piktischen Körpern über zwei Flüsse gebaut, damit seine Armee diese trockenen Fußes überqueren könne, um das verbleibende piktische Heer niederzuschlagen. Der Piktenkönig Bridei mac Bili schlug Ecgfrith 685 jedoch vernichtend und massakrierte seine Armee. Die in Piktland verbleibenden Northumbrier wurden versklavt.

706 wurde Nechton mac Derelei Anführer der Pikten. Er beendete den Konflikt mit Northumbrien und begann friedliche diplomatische Beziehungen mit den Angelsachsen. Nechton musste sich jedoch während seiner Regierungszeit immer wieder gegen Angriffe aus den eigenen Reihen behaupten. Sein Bruder Ciniod wurde vom König von Atholl ermordet.

724 dankte Nechton ab und ging ins Kloster. Seine Nachfolge war hart umkämpft, im Jahr 729 übernahm schließlich Oengus mac Fergus die Macht. Oengus konnte sich bis zu seinem Tod im Jahr 761 auf dem Thron halten. Er führte in dieser Zeit Krieg gegen die Skoten, die Iren und gegen Northumbrien.

Nach dem Tod von Oengus wird die Geschichte der Pikten wieder unklar. Es scheint viele Scharmützel, aber auch einige gemeinsame Könige von Skoten und Pikten gegeben zu haben. Mitte des 9. Jahrhunderts verbündete sich Kenneth Mac Alpin, König der Skoten, mit den Wikingern und schlug die Pikten vernichtend. 843 ließ er sich zum König der Skoten und Pikten ausrufen. Die Pikten wurden ins skotische Reich eingegliedert und die beiden Kulturen scheinen ineinander aufgegangen zu sein.

Sprache

Der Ursprung und die Klassifikation der piktischen Sprache konnten bis heute nicht hinreichend geklärt werden. Mit den drei gängigen Theorien wird jeweils versucht, das Piktische als erstens keltische, zweitens nicht-keltische, aber indogermanische oder als drittens nicht-indogermanische Sprache einzuordnen. Keines der Modelle hat bis heute eine allgemeine Anerkennung gefunden.

Inschriften auf gravierten Steinen belegen, dass die Pikten eine eigene Sprache mit vielen irisch-gälischen, aber auch britannischen Lehnwörtern sprachen. Die Anzahl und Art der nicht-gälischen Elemente macht jedoch einen nicht-keltischen, möglicherweise sogar nicht-indogermanischen Ursprung durchaus denkbar.

Für eine genaue und sichere sprachliche Untersuchung hinsichtlich Klassifikation und Sprachstruktur sind die Belege jedoch kaum ausreichend.

Religion

Kult

Auch über die Religion der Pikten ist nicht viel mehr bekannt, als was römische Historiker und christliche Mönche aufgeschrieben haben.

Ziemlich sicher gab es bei den Pikten eine große Anzahl Gottheiten, auch lokale Gottheiten der Flüsse, Lochs, Wälder, Berge oder sogar Bäume oder Tiere. Die große Anzahl von Steinen mit eingravierten Bullen, die in der Umgebung von Burghead gefunden wurde, könnte beispielsweise auf eine Art Bullenkult in dieser Gegend schließen lassen.

Ob die Pikten Menschenopfer kannten, ist umstritten. Piktische Steine aus der späteren, christlichen Periode stellen mit Menschenköpfen verzierte Bäume dar. Andere Gravuren zeigen Menschen in Kochkesseln, bei denen es sich um Opfer handeln könnte – oder jedoch um Wiedergeburt (einige prominente keltische Legenden drehen sich um den Kessel der Wiedergeburt).

Als Zentren für religiöse Kulte mögen Höhlen (Covesea, East Wmyss, Fife) oder prähistorische Steinkreise und -formationen gedient haben.

Die Piktische Kirche

Die Pikten wurden im Laufe des 5. und 6. Jahrhunderts von St. Ninian und St. Columba christianisiert. Moderne Historiker vermuten jedoch, dass sich das Christentum in Piktland erst im Laufe des 8. Jahrhunderts oder noch später endgültig durchsetzen konnte.

Bei den meisten Beweisen für eine frühe piktische Kirche handelt es sich um Steinskulpturen und -gravuren (z. B. piktische Kreuze).

Gesellschaftsstruktur

Darstellung einer piktischen Frau (Zeichnung aus dem 16. Jh.)

Wie andere keltische Stämme, waren auch die Pikten tribal (d. h. in Stämmen organisiert), rural (ländlich), hierarchisch und familienzentriert.

Piktland war vermutlich in sieben unabhängige Regionen (Königreiche) aufgeteilt: Fortriu (heute Strathearn und Menthieth), Fothriff (heute Fife und Kinross), Circhenn (Angus und Mearns), Fotla (heute Atholl), Catt, Ce und Fidach. Diese Regionen waren von tuaths oder derbfhines (Familienverbänden) bewohnt. Ein derbfhine bestand aus den Nachkommen eines gemeinsamen Urgroßvaters (d. h. alle Verwandten 2. Grades in der Vaterlinie). Das Land gehörte dem Familienverband und wurde gemeinsam bewirtschaftet.

Die Frauen hatten in allen keltischen Kulturen einen hohen Status – höher beispielsweise als bei den Römern und anderen zeitgenössischen Kulturen. Es gibt Hinweise von römischen Autoren, dass es bei den Pikten auch weibliche Krieger gab.

Die Gesellschaft war streng hierarchisch aufgebaut (Standesgesellschaft). An der Spitze standen erbliche oder gewählte Könige, zuunterst Sklaven und Leibeigene.

Könige

Die Königswürde war erblich. Verschiedene Quellen widersprechen sich jedoch, ob sie über die Vater- oder die Mutterlinie vererbt wurde. Die Namen der Könige (maqq oder mac, „Sohn des …“) und andere Belege deuten eher auf die Vaterlinie, wobei nicht auszuschließen ist, dass bei Erbstreitigkeiten in Ausnahmefällen die Mutterlinie zum Tragen kam.

Adel

Unterhalb der Könige standen verschiedene Grade von Adligen. Adlige waren einerseits Krieger, aber auch Berufstätige wie Poeten, Künstler, Handwerker, Rechtsgelehrte, Historiker und Musiker. Ihre Fähigkeiten erlaubten ihnen, einen höheren Stand einzunehmen, als ihnen von Geburts wegen zustand.

Freie

Der Großteil der Bevölkerung gehörte wohl zu den Freien Menschen. Freie waren Bauern und bezahlten Abgaben aus der Ernte an den König, der ihnen im Gegenzug militärischen Schutz leistete.

Leibeigene

Zuunterst in der Hierarchie waren Sklaven und Leibeigene. Sie werden im 5. Jahrhundert in dem Brief von St. Patrick an den König Coroticus erwähnt: Patrick schalt Coroticus dafür, christliche Sklaven gekauft zu haben.

Kriegskunst

Auf vielen piktischen Steinstelen und Skulpturen werden Krieger dargestellt, sodass sich Historiker ein ziemlich präzises Bild über eine piktische Armee machen können.

Waffen

Die wichtigsten Waffen der Pikten scheinen der Speer und das Schwert gewesen zu sein.

Speere werden mit blattförmigen Spitzen dargestellt. Es gab sowohl Einhandspeere als auch Zweihandspeere (eher bekannt als Piken). Die Schwerter waren aus Eisen, mit oder ohne Parierstange. Hefte und Parierstange waren je nach Stand des Besitzers reich verziert. Zum Schwert gehörte eine ebenfalls verzierte Lederscheide. Die Halterungen für die Schwertscheiden waren aus Metall – auch je nach Vermögen Silber oder Bronze – und, bei ausreichendem Vermögen, ebenso reich verziert.

Neben Speer und Schwert scheint sich eine Form der gälischen Kriegsaxt bei piktischen Kriegern großer Beliebtheit erfreut zu haben. Darstellungen zeigen, wie sie in großen Bogen geschwungen und dem Gegner über den Kopf gezogen worden ist.

Daneben gibt es Darstellungen mit Bogen und Armbrüsten. Die Pikten haben im Vergleich mit anderen Völkern die Armbrust verhältnismäßig früh eingesetzt.

Rüstung

Bisher wurde von Archäologen keine typisch piktische Schutzbekleidung gefunden. Silberhaken stammen sehr wahrscheinlich von römischen Lorica squamata.

Römische Aufzeichnungen beschreiben jedoch die piktischen Krieger mit „Silberrüstung, Helm mit Nasenschutz und Schild“.

Auf gravierten Steinen finden sich ebenfalls Hinweise auf diese Rüstungen. Auf dem Aberlemno Church Cross tragen die Pikten kleine runde, mit Spitzen versehene Schilde und tragen offenbar steife Ledertuniken. Anführer hingegen tragen auf diesen Darstellungen Kettenhemden.

Es gab offenbar zwei verschiedene Schildarten: Einerseits rechteckige oder länglich-ovale Schilde, die dem römischen Scutum ähneln, jedoch kleiner und handlicher sind; andererseits die bereits beschriebenen gälischen Rundschilde, die sich großer Beliebtheit erfreuten. Sie wurden auf vielen Steinen, aber auch im Book of Kells dargestellt und sind eventuell irischer Herkunft.

Transport

Laut den Aufzeichnungen von Tacitus benutzten die Caledonier in der Schlacht am Mons Graupius Kriegswagen. Obwohl Kriegswagen auf irischen Steinskulpturen vorkommen, wurden in Nordschottland keine solchen Darstellungen gefunden.

Das Pferd war hingegen ein wichtiges Transportmittel für die piktischen Krieger. Es wurde mit oder ohne Sattel geritten. Wenn ein Sattel benutzt wurde, war dieser – wie andere Gegenstände – reich mit Ornamenten und Mustern verziert. Daneben wurden Boote für den Truppentransport und den Krieg benutzt.

Wirtschaft

Die Wirtschaft der Pikten beruhte hauptsächlich auf der Agrikultur. Sie führten jedoch auch regen Handel mit anderen Ländern und Kulturen der damaligen Zeit. Edelmetalle und Devisen beschafften sie sich durch Überfälle auf die Römer und ihre Nachbarn, die Skoten.

Landwirtschaft

Die Landwirtschaft der Pikten basierte auf der Viehhaltung. 61 % der von Forschern gefundenen Knochen aus der damaligen Zeit stammen von Rindern, 31 % von Schweinen und nur 8 % von Schafen und Ziegen.

Die Rinderherden waren klein und es wurden jeweils nur so viele Tiere geschlachtet, wie nötig. Schafe und Ziegen wurden für ihr Fleisch gezüchtet, nicht für die Wolle.

Handwerk

Viele handwerkliche Gegenstände waren aus organischen Materialien hergestellt und haben die Zeit nicht überlebt. Auf gravierten Steinen werden zahlreiche Alltagsgegenstände dargestellt: geschnitzte Bänke und Stühle, Ruhebetten, schön verzierte Dreibeine für die eben so schön verzierten und mit Griffen versehenen Kochkessel.

Die Pikten kannten auch mannigfaltige Werkzeuge: Zangen, Ambosse, Hämmer und Äxte für verschiedene Zwecke werden auf diversen Steinen dargestellt.

Das Weben scheint in Piktland nicht weit verbreitet gewesen zu sein. Es gibt keine Funde von Webstühlen oder dafür benötigten Werkzeugen nach dem Jahr 200.

Die Holzbearbeitung hingegen war weitverbreitet. Es sind einige sehr schöne, mit geschnitzten Ornamenten versehene Holzbehälter aus der Gegend des Loch Glashan (Argyll) erhalten, in denen Werkzeug aufbewahrt wurde. Spachteln, Klammern, Nadeln, Handgriffe, Spindeln, Kämme usw. wurden aus Holz, aber auch aus Knochen hergestellt und reich verziert.

Nur wenige Lederarbeiten haben überlebt. In Dundurn wurde ein Schuh gefunden, der aus einem Stück gearbeitet und über und über verziert war. Dies weist auf ein hochstehendes Lederhandwerk hin.

Aus Knochen sind recht viele Arbeiten erhalten geblieben. Es handelt sich um Nähwerkzeug, Nadeln, Kleidernadeln, Kämme, Gurtschnallen usw. Viele dieser Gegenstände sind nicht nur mit Schnitzereien, sondern auch mit Nieten aus Bronze verziert.

Stein wurde benutzt, um daraus Schleifsteine, Formen für Metallbarren und Topfdeckel herzustellen.

Die Pikten selbst haben kein Glas hergestellt, es scheint jedoch, als hätten sie importiertes Glas geschmolzen, um daraus Glasperlen und Armbänder herzustellen.

Das am weitesten verbreitete Handwerk hingegen war die Schmiedekunst. Eisen wurde zu einer Vielfalt von Gegenständen verarbeitet: Verschlüsse, Schnallen, Pfeil- und Speerspitzen, Äxte, Meißel, Ahlen, Hammerköpfe, Messer, Nägel, Metallstreifen für Fässer, Handgriffe, Schwerter.

Nicht nur Eisen, sondern auch Bronze und Silber wurden von piktischen Handwerkern geschmolzen und bearbeitet. Es wurden Gießformen gefunden, die zeigen, dass diese Metalle nicht geschmiedet, sondern gegossen wurden. Die Formen bestanden aus zwei Teilen und die komplexen dreidimensionalen Verzierungen wurden bereits in die Gießform geschnitzt. In Dunadd wurden auf diese Weise auch Zinngegenstände hergestellt und Gold in Dunadd und Dunollie.

Handel

Gefundene Töpferwaren und Behälter weisen darauf hin, dass die Pikten regen Handel mit anderen Völkern getrieben haben. Offenbar kamen die Handelsschiffe aus dem Mittelmeer, entlang der Atlantikküste über die irische See nach Schottland.

Auch mit den Nachbarn in Northumbrien und Irland wurde fleißig gehandelt. Sogar bei den Wikingern wurden piktische Metallarbeiten gefunden.

Bekleidung

Außer einigen Ledergegenständen haben keine Kleider die Zeit überdauert. Aus den Aufzeichnungen der Römer sowie anhand der Steinskulpturen lassen sich dennoch einige Schlüsse ziehen.

Frauen trugen ein langes Hemd und einen Überwurf, der mit einer Brosche zusammengehalten wurde. Die auf Skulpturen abgebildeten Frauen trugen ihr Haar relativ kurz – nicht länger als schulterlang und zusammengebunden.

Männer tragen auf den Abbildungen – sofern sie nicht die weiter oben beschriebene Kriegsausrüstung trugen – eine Art Tunika und denselben, mit einer Brosche zusammengehaltenen Überwurf, wie die Frauen. Piktische Männer trugen ihr Haar lang (manchmal rückenlang) und ließen sich einen Bart stehen.

Als Schmuck trugen sowohl Männer als auch Frauen Broschen, Kleidernadeln, Haarnadeln, Fingerringe, Arm- und Halsreifen.

Zeitvertreib

Die Pikten kannten diverse Brettspiele, wovon einige ursprünglich von den Iren und von den Römern stammten.

Es gibt auch Hinweise, dass Musizieren und Singen ein beliebter Zeitvertreib waren. Zwei verschiedene Typen von Harfen wurden gefunden: große Instrumente, die auf dem Boden standen und sitzend gespielt wurden (ähnlich den heutigen Konzertharfen). Daneben gab es eine kleinere Harfe, die der Musikant oder die Musikantin zum Spielen in der Hand hielt.

Auch das Horn wurde gespielt (Sachsenhorn?). Auf der Stele von Nigg sind Figuren mit Zimbeln abgebildet, solche wurden jedoch im piktischen Raum nirgendwo gefunden.

Siehe auch

Literatur

  • Lloyd & Jenny Laing: The Picts and the Scots. Alan Sutton Publishing Ltd., 1993. ISBN 0-86299-885-9
  • Nick Aitchinson: The Picts and the Scots at War. Sutton Publishing, 2003. ISBN 0-7509-2556-6
  • W. A. Cummins: The Age of the Picts. Sutton Publishing, 1995. ISBN 0-7509-0924-2

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