Plagen

Plagen
John Martin, Die 7. Plage, Kupferstich, 1828.

Die zehn biblischen Plagen oder Landplagen bezeichnen eine Reihe von Katastrophen, die nach der biblischen Erzählung etwa im 13. Jahrhundert v. Chr. das Land Ägypten plagten. Historisch ist die Überlieferung der Bibel nicht belegt.

Im 2. Buch Mose des Alten Testaments wird berichtet: Nachdem Mose eine Begegnung mit seinem Gott JHWH hatte, wurden er und Aaron von diesem nach Ägypten zurückgesandt, um das Volk Israel aus der Sklaverei zu führen. Der Pharao (vermutlich Ramses II., Merenptah oder Amenmesse) wollte sie jedoch nicht ziehen lassen. Nach jeder Weigerung schickt JHWH eine weitere Plage. Danach zogen die Israeliten durch das Schilfmeer, in dem hinter ihnen die sie verfolgenden ägyptischen Truppen samt dem Pharao ertranken.

Inhaltsverzeichnis

Liste der Zehn Plagen

  1. Wasser wird für sieben Tage ungenießbar: Mose und Aaron taten, wie ihnen der Herr geboten hatte, und Mose hob den Stab und schlug ins Wasser, das im Nil war, vor dem Pharao und seinen Großen. Und alles Wasser im Strom wurde in Blut verwandelt. (2 Mos 7,20 EU)
  2. Frösche wimmeln im Land: Und der Herr sprach zu Mose: Sage Aaron: strecke deine Hand aus mit deinem Stabe über die Ströme, Kanäle und Sümpfe und lass Frösche über Ägyptenland kommen. Und Aaron reckte seine Hand aus über die Wasser in Ägypten, und es kamen Frösche herauf, so dass Ägyptenland bedeckt wurde. (2 Mos 8,1 EU)
  3. Stechmücken plagen Mensch und Vieh: Sie taten so, und Aaron reckte seine Hand aus mit seinem Stabe und schlug in den Staub auf der Erde. Und es kamen Mücken und setzten sich an die Menschen und an das Vieh; aller Staub der Erde ward zu Mücken in ganz Ägyptenland. (2 Mos 8,13 EU)
  4. Stechfliegen (bei Luther: Ungeziefer) füllen alle Häuser: Und der Herr sprach zu Mose: Mach dich morgen früh auf und tritt vor den Pharao, wenn er hinaus ans Wasser geht, und sage zu ihm: So spricht der Herr: Lass mein Volk ziehen, dass es mir diene; wenn nicht, siehe, so will ich Stechfliegen kommen lassen über dich, deine Großen, dein Volk und dein Haus, dass die Häuser der Ägypter und das Land, auf dem sie wohnen, voller Stechfliegen werden sollen. (2 Mos 8,16 EU)
  5. Viehpest tötet alle Pferde, Kamele, Rinder, Schafe: Da sprach der Herr zu Mose: Geh hin zum Pharao und sage zu ihm: So spricht der Herr, der Gott der Hebräer: Lass mein Volk ziehen, dass sie mir dienen! Wenn du dich weigerst und sie weiter aufhältst, siehe, so wird die Hand des Herrn kommen über dein Vieh auf dem Felde, über die Pferde, Esel, Kamele, Rinder und Schafe, mit sehr schwerer Pest. (2 Mos 9,1 EU)
  6. Geschwüre (bei Luther: schwarze Blattern) befallen Mensch und Vieh: Und sie nahmen Ruß aus dem Ofen und traten vor den Pharao, und Mose warf den Ruß gen Himmel. Da brachen auf böse Blattern an den Menschen und am Vieh, so dass die Zauberer nicht vor Mose treten konnten wegen der bösen Blattern; denn es waren an den Zauberern ebenso böse Blattern wie an allen Ägyptern. (2 Mos 9,10 EU)
  7. Hagel tötet Mensch und Vieh, zerstört Ernte und Bäume: Da sprach der Herr zu Mose: Recke deine Hand aus gen Himmel, dass es hagelt über ganz Ägyptenland, über Menschen, über Vieh und über alles Gewächs auf dem Felde in Ägyptenland. (2 Mos 9,22 EU)
  8. Heuschrecken bedecken das Land und fressen alles Grün: Da sprach der Herr zu Mose: Recke deine Hand über Ägyptenland, dass Heuschrecken auf Ägyptenland kommen und alles auffressen, was im Lande wächst, alles, was der Hagel übriggelassen hat. (2 Mos 10,12 EU)
  9. Finsternis dauert drei Tage: Da sprach der Herr zu Mose: Recke deine Hand gen Himmel, dass eine solche Finsternis werde in Ägyptenland, dass man sie greifen kann. (2 Mos 10,21 EU)
  10. Erstgeborene von Mensch und Vieh sterben: Und Mose sprach: So spricht der Herr: Um Mitternacht will ich durch Ägyptenland gehen, und alle Erstgeburt in Ägyptenland soll sterben, vom ersten Sohn des Pharao an, der auf seinem Thron sitzt, bis zum ersten Sohn der Magd, die hinter ihrer Mühle hockt, und alle Erstgeburt unter dem Vieh. (2 Mos 11,4 EU)

Darstellung in der Kunst

Wehklage über dem Sarg des Erstgeborenen am Hof des Pharao

Théophile Gautier beschrieb 1858 in seinem Buch Der Roman der Mumie die Entdeckung einer Mumie, die eine Rolle mit Hieroglyphen in der Hand trägt. Diese Hieroglypyphen erzählten die Lebensgeschichte der Mumie, vom Leben einer bildhübschen Frau, die am Lebensende zu einer Mumie einbalsamiert wurde. Als junge Frau hatte sie die biblischen zehn Plagen miterlebt.

Jakob Steinhardt schuf 1921 in kleiner Auflage jeweils zehn Holzschnitte auf Japanpapier mit dem Titel "Die zehn Plagen".

Einige der Plagen sind im Film Die Mumie zu sehen, nachdem die Mumie wiedererweckt wurde, nämlich folgende:

  • Heuschrecken (hier: nachdem die Mumie erweckt wurde)
  • Wasser, welches zu Blut wird (hier: die Getränke in einer Bar)
  • Stechfliegen
  • Geschwüre (hier: die "Armee" der Mumie)
  • Hagel (hier: vermutlich ein Kometen-/Feuer-Hagel)
  • Dunkelheit (hier: eine Sonnenfinsternis)

In dem Film Das Schreckenskabinett des Dr. Phibes mit Vincent Price rächt sich selbiger mit den Plagen an den Ärzten, die er für den Tod seiner Frau verantwortlich macht.

Das Lied "Creeping Death" der Metalband Metallica thematisiert den Auszug aus Ägypten und die damit verbundenen 10 Plagen. Wörtlich erwähnt werden die erste, die siebte, die neunte und die zehnte Plage (siehe Songtext).

Der Film Magnolia endet mit einem Schauer aus Fröschen.

Das englische Label 4AD veröffentlichte 2006 eine Compilation mit zehn Songs, die die Plagen thematisieren, mit Künstlern wie Scott Walker, Imogen Heap oder Rufus Wainwright.

Der Film The Reaping beinhaltet die zehn Plagen als Hauptthema. Die kleine Stadt Haven wird von allen Plagen heimgesucht und die Schuld wird einem kleinen Mädchen gegeben. Der Film bietet eine gute Visualisierung der Plagen, obwohl diese hier nicht in der korrekten Reihenfolge auftreten.

Georg Friedrich Händel verarbeitet die 10 Plagen im 2. Teil seines Oratoriums Israel in Egypt.

Siehe auch

Literatur

Hermann Levinson und Anna Levinson: Zur Biologie der zehn biblischen Plagen. in: DGaaE Nachrichten 22 (2008), 83-102.


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