Plappartkrieg

Plappartkrieg

Die Schweizer Habsburgerkriege 1291–1474/1511 umfasst eine Reihe von bewaffneten Konflikten zwischen der entstehenden Schweizerischen Eidgenossenschaft und dem Fürstengeschlecht der Habsburger, die mit der faktischen Unabhängigkeit der Eidgenossenschaft enden.

Inhaltsverzeichnis

Erste Phase: Der Konflikt mit Albrecht I.

Die politische Situation in der Innerschweiz 1315

Nach dem Tod des deutschen Königs Rudolf von Habsburg am 15. Juli 1291 erhoben sich gegen seinen Sohn, Herzog Albrecht von Österreich eine Reihe von Reichsfürsten, in der Schweiz unter anderem Rudolf von Habsburg-Laufenburg, Bischof von Konstanz, Wilhelm von Montfort, Abt von St. Gallen, Elisabeth von Homberg-Rapperswil, sowie die Grafen von Nellenburg und Savoyen. Dazu kamen die Reichsstädte Bern und Zürich. Angesichts der drohenden Auseinandersetzungen erneuerten anfangs August die Landleute der reichsunmittelbaren Länder Uri, Schwyz und Nidwalden (Obwalden stiess erst später zum Bund) ein älteres Landfriedensbündnis, das als konservativer Schwurbund sich nicht von anderen zeitgenössischen Landfriedensbündnissen abhob (→Bundesbrief von 1291). Einzig der Richterartikel zeigt den gemeinsamen Willen der Landleute, sich einen gewissen Grad der Selbstverwaltung zu sichern. Aus der damaligen Situation heraus gesehen, war der Bund aber zweifellos auch ein Schutzbündnis gegen allfällige Ansprüche der Erben des ehemaligen Königs, da die Habsburger seit längerer Zeit in der heutigen Schweiz einen starken Ausbau ihrer Hausmacht betrieben und die Kontrolle über den Gotthard anstrebten. Am 16. Oktober verbündeten sich die Länder Uri und Schwyz für drei Jahre mit der ebenfalls mit Habsburg in einem Konflikt stehenden Reichsstadt Zürich, im Dezember fiel schliesslich auch die Stadt Luzern von Habsburg ab. Im folgenden Jahr zerbrach aber die antihabsburgische Koalition nach der Niederlage Zürichs in der Schlacht bei St. Georgen im April 1292. Herzog Albrecht schloss mit seinen Gegnern Frieden, Luzern musste sich ebenfalls wieder den Habsburgern unterwerfen.

Das alte Wappen der Grafen von Habsburg aus dem Ingeram-Codex, 1459

Der Konflikt mit Schwyz und Uri blieb auch nach 1292 ungelöst. Die Habsburger blockierten dabei zwar den Verkehr mit der Innerschweiz, gingen jedoch nicht zu einem militärischen Angriff über, da Herzog Albrecht durch die Streitigkeiten um den deutschen Königsthron sowie um die Herzogtümer Österreich und Steiermark gebunden war. 1297 erneuerte der deutsche König Adolf von Nassau die Freiheitsbriefe von Uri und Schwyz, kurz bevor er durch die deutschen Fürsten abgesetzt wurde. Albrecht wurde danach zum neuen König gewählt, musste sich die Krone aber von Adolf erst auf dem Schlachtfeld erobern. Nach dessen Tod 1298 begann er sich wieder seinen Stammlanden in der heutigen Schweiz zuzuwenden. Einerseits liess Albrecht im sog. «Habsburger Urbar» alle Hoheitsrechte und Einkünfte der Habsburger in der Schweiz systematisch aufzeichnen, um seine Rechtsansprüche festzuhalten, andererseits erneuerte er als König die Freiheitsbriefe von Uri und Schwyz nicht. An der tatsächlichen Situation änderte aber Albrecht nichts, da er seine Rechte nicht aktiv durchzusetzen versuchte, weil er durch andere Projekte im Reich gebunden war. Leider fehlen im Habsburger Urbar die Besitzungen in der Innerschweiz, wobei unklar ist, ob diese nie aufgezeichnet wurden oder ob die Aufzeichnungen nach der Eroberung Badens durch die Eidgenossen 1415 bewusst zerstört wurden. Auch die Wirtschaftsblockade hob er wieder auf, da die von ihm beherrschten Gebiete, besonders Luzern, ebenfalls Interesse am Handel über den Gotthard hatten. Nach der Ermordung Albrechts bei Königsfelden 1308 erneuerte der neue deutsche König Heinrich VII. von Luxemburg nicht nur die alten Freiheitsbriefe sondern fasste Uri, Schwyz und Unterwalden in einer Reichslandvogtei zusammen und anerkannte damit indirekt deren Bund. Unterwalden erhielt dadurch ebenfalls den Status eines reichsunmittelbaren Landes. Heinrich gestand den drei Waldstätten auch das Privileg zu, vor keinem auswärtigen Richter erscheinen zu müssen, mit Ausnahme des königlichen Hofgerichts.[1]

Zweite Phase: Der Morgartenkrieg

Die Hausmachtgebiete der Adelsgeschlechter der Habsburger, Wittelsbacher und Luxemburger im Heiligen Römischen Reich während des 14. Jahrhunderts

Die zweite Phase des habsburgisch-eidgenössischen Konflikts begann nach der Versöhnung König Heinrichs VII. mit den Habsburgern 1311. Der König sagte danach den Habsburgern eine Untersuchung ihrer Rechtsansprüche in der Innerschweiz zu, weshalb sich Schwyz und Unterwalden genötigt sahen, ihre Grenzen zu sichern. Schwyz besetzte das strategisch wichtige Arth und verwickelte sich mit dem Kloster Einsiedeln, das unter habsburgischer Vogtei stand, in einen Grenzstreit (→Marchenstreit), in dessen Verlauf die Schwyzer mit Bann und Interdikt belegt wurden. Dadurch wurde der Überfall der Schwyzer vom 6. Januar 1314 auf Einsiedeln provoziert, der eine habsburgische Intervention fast unausweichlich machte. Erschwerend kam im Oktober 1314 der neuerliche Konflikt um den deutschen Königsthron hinzu. Der Wittelsbacher Ludwig IV. «der Bayer» und der Habsburger Friedrich «der Schöne» sahen sich beide als rechtmässig gewählten deutschen König und sammelten ihre Anhänger zum Entscheidungskampf. Da die drei Waldstätte die Partei Ludwigs ergriffen, verhängte Friedrich die Reichsacht über die Innerschweiz und verhängte erneut eine Wirtschaftsblockade.

Im Herbst 1315 zog der Bruder Friedrichs des Schönen, Herzog Leopold von Österreich, dem die Verwaltung der habsburgischen Ländereien im Bereich der heutigen Schweiz oblag ein Heer in Zug zusammen, um die Schwyzer zu bestrafen. In einem konzentrischen Angriff wollte Leopold zusammen mit Otto von Strassberg und Luzern die drei Waldstätte über den Brünig, über den Vierwaldstättersee sowie von Norden her angreifen. Am 15. November 1315 fand in der Schlacht am Morgarten die erste Schlacht zwischen den Eidgenossen und den Habsburgern statt. Der Eidgenossenschaft gelang es, ein zahlenmässig und technisch überlegenes Heer zu schlagen. Nach dieser Niederlage verzichteten die Habsburger vorläufig auf weitere militärische Angriffe. Noch im Dezember 1315 erneuerten und erweiterten Uri, Schwyz und Unterwalden den Bund von 1291 im Sinn eines engeren politischen Zusammenrückens gegen die habsburgische Bedrohung. So sollten sämtliche feudale Abgaben aus dem Gebiet der Waldstätte für die Dauer des Krieges ausgesetzt werden und die drei Länder verpflichteten sich auf eine gemeinsame Aussenpolitik. Die Feindschaft zwischen den Habsburgern und dem deutschen König Ludwig dem Bayer liess letzteren im März 1316 durch ein Lehensgericht sämtliche Rechte der Habsburger in den Waldstätten aufheben. Ausserdem erneuerte er die alten Freiheitsbriefe und stellte den Gotthard völlig unter die Kontrolle Uris, indem er 1317 den Urner Landammann als Reichsvogt über das Tal Urseren einsetzte. Durch die weiteren Entwicklungen in der Reichspolitik sahen sich die Habsburger 1318 gezwungen, den Waldstätten einen Waffenstillstand zu gewähren, der erst nur zehn Monate gelten sollte, jedoch mehrfach verlängert wurde. Die Waldstätte ermöglichten im Austausch die Wiederaufnahme des Handels und liessen auch die feudalen Abgaben an Habsburg wieder zu. Die Habsburger akzeptierten jedoch juristisch den Verlust der Innerschweiz nicht und bemühten sich weiter um die Wiederaufrichtung ihrer Machtposition von vor 1291.[2]

Der Morgartenkrieg ist klar in einen Zusammenhang mit der langwierigen Auseinandersetzung um die deutsche Krone zwischen Friedrich dem Schönen und Ludwig dem Bayern zu setzen. Die Bedeutung des Krieges für die Reichspolitik ist jedoch umstritten. Die Bestätigung der Reichsunmittelbarkeit der Waldstätte durch Ludwig den Bayern war auf jeden Fall für letztere ein grosser politischer Erfolg und bedeutete für Habsburg eine Schwächung ihrer Rechtsansprüche. Das Engagement der Habsburger in der Reichspolitik führte allerdings sowieso zu einem vorläufigen Unterbruch des inneren Herrschaftsausbau in den habsburgischen Territorien.[3]

Dritte Phase: Konflikte um Luzern und Zürich

Die Bürger der Stadt Zürich leisten am 1. Mai 1351 den Bundesschwur vor Vertretern der vier Waldstätte. Darstellung in der Chronik von Diebold Schilling, 1513

Die dritte Phase der Habsburgerkriege wurde durch die weiteren Entwicklungen in der Reichspolitik einerseits sowie durch die Politik der Stadt Luzern ausgelöst. Luzern unterstand Habsburg erst seit 1291. Die ständigen Auseinandersetzungen zwischen den Waldstätten und den Habsburgern brachten die Stadt in eine schwierige Situation, da ihre Handelsbeziehungen auf ein gutes Einvernehmen mit beiden Parteien angewiesen waren. Die habsburgische Herrschaft bedeutete weiter eine Bedrohung für die Autonomie Luzerns, weshalb die habsburgfeindliche Partei immer stärker wurde. Am 7. November 1332 schloss Luzern zusammen mit den Orten Gersau und Weggis deshalb ein ewiges Bündnis mit Uri, Schwyz und Unterwalden, in dem sich die Parteien u.a. auf ein Defensivbündnis sowie auf die Einrichtung eines Schiedsgerichts verständigten. Die Rechte Habsburgs wurden in dem Abkommen zwar vorbehalten, die antihabsburgische Stossrichtung des Bundes war aber offensichtlich.

Im Reich veränderte sich die Situation nach 1322 zu Ungunsten der Eidgenossenschaft. König Ludwig IV. setzte sich in der Schlacht bei Mühldorf gegen Friedrich den Schönen durch und wurde nun allgemein als deutscher König anerkannt. Er geriet kurze Zeit später in einen Konflikt mit dem Papst, weshalb er sich mit den Habsburgern aussöhnte und deren Besitz formal anerkannte. 1325 wurde Friedrich von Ludwig sogar als «Mitkönig» bezeichnet. Nach dem Tod Friedrichs verschwand der Gegensatz zwischen dem Kaiser und Habsburg und das Interesse Ludwigs an der Eidgenossenschaft liess nach. 1331 bestätigte er zwar noch einmal die Privilegien von Uri, Schwyz und Unterwalden, 1334 sprach er jedoch Schwyz und Unterwalden Habsburg zu. Sofort begann wieder ein fehdeartiger Kleinkrieg zwischen den habsburgischen Gebieten und den Eidgenossen, der 1336 durch ein Schiedsgericht beigelegt wurde. Luzern verblieb zwar im Bund mit den Waldstätten, musste aber auch die habsburgischen Hoheitsrechte anerkennen. Ein Umsturz der Machtverhältnisse in der Stadt in der sog. «Luzerner Mordnacht» 1343 durch habsburgische Parteigänger scheiterte jedoch.

Habsburg gelang nach der Versöhnung mit dem Kaiser 1330 unter Herzog Albrecht II. und seiner Frau, der ungarischen Königswitwe Agnes die Festigung ihrer Besitztümer in den Vorlanden. Ludwig IV. verpfändete die oberdeutschen Reichsstädte 1330 an Albrecht, Zürich und St. Gallen lösten sich jedoch sofort aus. Albrechts Nachfolger, «Erz»-Herzog Rudolf IV. konnte zwar ebenfalls die habsburgische Hoheit über Zürich, Bern, St. Gallen und Solothurn nicht durchsetzen, erreichte jedoch, dass sich die Städte dem habsburgischen Landfriedensbündnis anschlossen. 1356 verbündete sich Zürich mit Rudolf, 1357 der Bischof von Konstanz, 1358 der Bischof von Chur und 1363 gelang Habsburg die Erwerbung der Grafschaft Tirol. Die Machtstellung Habsburgs in Süddeutschland war also klar am Erstarken. Im Aaregebiet besassen die Habsburger Freiburg, waren mit Solothurn verbündet und Bern war trotz seinem Bund mit den Eidgenossen nicht an einer Feindschaft mit Habsburg interessiert wegen der Bedrohung durch Savoyen. Daneben war die Position Habsburgs im Elsass, dem Breisgau, dem Schwarzwald, im Berner Oberland, im Aaretal von Biel an abwärts, im Rheintal, im Linthgebiet zwischen Weesen und Rapperswil, in der Umgebung Zürichs sowie im Aargau und im Thurgau entweder durch Besitz oder durch starken Einfluss gesichert. Als dauernder Vorteil für die Eidgenossen wirkte aber die Verlagerung des Schwergewichts der habsburgischen Besitzungen nach Osten durch die Erwerbung der Herzogtümer Österreich, Steiermark und Kärnten. Die Herzöge weilten meistens in diesen Gebieten und ohne ihre Anwesenheit waren grössere militärische Unternehmungen damals nicht möglich.[4]

Der Konflikt zwischen den Eidgenossen und Habsburg führte 1351–53 zum Beitritt einer Reihe weiterer Länder und Städte in den eidgenössischen Bund. Dem stand ein stärkeres Engagement der Habsburger im Ausbau der Territorialherrschaft in ihren Gebieten unter Herzog Albrecht II. gegenüber. Aus diesem Grund standen in der dritten Phase der Habsburgerkriege eigentlich nicht mehr die Waldstätte, sondern die Städte Zürich und Luzern im Zentrum des Konflikts, da beide Städte mit dem Aufbau ihrer eigenen Territorialherrschaften in den Macht- und Einflussbereich Habsburgs ausgriffen. Die Reichsstadt Zürich stand seit 1350 nach der «Zürcher Mordnacht» im Krieg mit den Grafen von Habsburg-Laufenburg und nach gescheiterten Vermittlungsversuchen wegen der Zerstörung Rapperswils auch mit Herzog Albrecht II. Deshalb sicherte sie sich 1351 durch ein Bündnis mit den Eidgenossen gegen Angriffe ab. Die Eidgenossen garantierten Zürich auch die Erhaltung der Brunschen Zunftverfassung. Als Albrecht 1351 gegen Zürich zog, besetzten die Innerschweizer zum ersten Mal das habsburgische Tal Glarus, das seit 1323 in Kontakt mit Schwyz stand und ebenfalls seine alte Autonomie gegen den habsburgischen Herrschaftsanspruch zu verteidigen versuchte. Im Februar 1352 wehrten die Glarner einen habsburgischen Angriff bei Näfels ab und traten im Juni in ein «minderes» Bündnis mit Zürich, Luzern und den drei Waldstätten. Etwas später trat nach einer kurzen Belagerung durch die Eidgenossen die habsburgische Landstadt Zug ebenfalls der Eidgenossenschaft bei, wodurch eine territoriale Verbindung zwischen Zürich und der Innerschweiz zustande kam. Nach einer zweiten Belagerung Zürichs durch Albrecht II. verständigten sich die Parteien im September 1352 auf den sog. Brandenburger Frieden. Die Habsburger wie die Eidgenossen sollten sämtliche Eroberungen zurückgeben, wodurch mindestens Zug und Glarus wieder an Habsburg fielen.

Da Herzog Albrecht mit der Situation jedoch nicht zufrieden war, gelangte er mit dem Streitfall an den deutschen König Karl IV. von Luxemburg. Der königliche Schiedsspruch fiel eher zugunsten Habsburgs aus, weshalb sich die Eidgenossen nicht für eine Umsetzung gewinnen liessen. 1354 nahm Albrecht deshalb den Krieg um Zürich erneut auf, und belagerte die Stadt zum dritten Mal, diesmal sogar verstärkt durch Truppen des Königs. Die habsburgische Partei war dennoch geschwächt, da sich mittlerweile die zuvor mit Albrecht II. verbündete Reichsstadt Bern ebenfalls mit den Eidgenossen verbündet hatte, weil sie einen Abfall ihrer Untertanen im Berner Oberland an die Eidgenossenschaft befürchtete. Weil Albrecht Zürich nicht erobern konnte, liess er sich auf eine Vermittlung König Karls IV. ein, den sog. Regensburger Frieden, durch den der frühere Brandenburger Frieden bestätigt wurde. Zürich übernahm dabei die Verpflichtung, den Vertrag notfalls sogar gegen die Eidgenossen durchzusetzen. Aus wirtschaftlichen Gründen näherte sich Zürich kurzzeitig wieder Habsburg an.

Obwohl sich in der dritten Phase der Habsburgerkriege Albrecht II. nicht völlig durchsetzen konnte, bedeutete der Regensberger Friede eine Bestätigung der Hegemonialstellung Habsburgs in den Gebieten der sog. Österreichischen Vorlande, da Habsburg sich gegen die Ansprüche Zürichs behaupten konnte und auch seine Stellung in Zug und Luzern rechtlich vorläufig unbestritten blieb. Noch anfangs der 1360er Jahre liess sich etwa Luzern von «Erz»-Herzog Rudolf IV. seine Privilegien bestätigen und kämpfte im Guglerkrieg an der Seite der Habsburger.[5]

Vierte Phase: Der Sempacherkrieg

Die habsburgische Landstadt Sempach. Kupferstich von Matthäus Merian, 1654

Zwischen der dritten und der vierten Phase der Habsburgerkriege liegt eine Zeit des brüchigen Friedens. Immer wieder kam es zu Provokationen beider Seiten. Sowohl Bern wie auch Zürich und Luzern betrieben zeitweise energisch die Ausweitung ihres Einflusses auf die umliegenden Adelsherrschaften und versuchten, ähnlich wie die Habsburger den Aufbau eigener Landesherrschaften. Damit konkurrierten sie direkt mit Habsburg, das über die meisten Teile des schweizerischen Mittellandes direkt oder indirekt herrschte, bzw. mindestens Herrschaftsansprüche geltend machte. Während König Karl IV. mit den Habsburgern in einem Konflikt um Tirol stand, bemächtigte sich Schwyz 1364/65 der Stadt Zug. Im Thorberger Frieden 1368 anerkannten die Habsburger Herzöge Albrecht III. und Leopold III., die nach dem Tod Rudolf IV. 1365 gemeinsam herrschten, die Zugehörigkeit Zugs zur Eidgenossenschaft. Zug lieferte jedoch weiter Abgaben an die Habsburger. Der innere Zusammenhalt der Eidgenossenschaft wurde durch den Beginn einer gemeinsamen Gesetzgebung im Pfaffenbrief von 1370 gefestigt. Darin war auch festgehalten, dass alle Dienstleute Habsburgs in den Gebieten der Eidgenossenschaft den eidgenössischen Orten den Treueeid zu leisten hätten.

Die Goldene Bulle von Kaiser Karl IV. bildete bis 1806 das Grundgesetz des Heiligen Römischen Reiches

Während des sog. Guglerkriegs 1375 kam es zwischenzeitlich zu einer Waffenbrüderschaft zwischen Habsburgern und Eidgenossen, so dass die französischen und englischen Söldnertruppen des Grafen Enguerrand VII. de Coucy erfolgreich abgewiesen werden konnten. Sogleich brach der Konflikt jedoch neu auf, anlässlich des versuchten Handstreichs des Grafen Rudolf II. von Habsburg-Neukyburg auf die mit Bern verbündete Stadt Solothurn. Im Burgdorferkrieg 1382 gingen die Berner, Solothurner und die Waldstätte gemeinsam gegen Rudolf vor und erzwangen den Verkauf von Burgdorf und Thun an Bern. Damit dehnte sich Bern in ein Gebiet aus, das Habsburg klar für sich beanspruchte.

Der Konflikt zwischen den aufstrebenden Landesherren und den Reichsstädten im Zuge der Entstehung der Territorialstaaten wurde auf der Ebene des Heiligen Römischen Reiches ebenfalls ein Thema. 1331 entstand der Schwäbische Städtebund, 1381 der Rheinische Städtebund zum Schutz der städtischen Freiheiten gegenüber den grossen Territorialstaaten des Adels. Die städtefeindliche Politik der deutschen Könige Karl IV. und Wenzel aus dem Geschlecht der Luxemburger führte schliesslich zum Zusammenschluss fast aller bedeutender Reichsstädte in Süddeutschland, indem der Rheinische und der Schwäbische Städtebund untereinander eine militärische Allianz schlossen und zum Süddeutschen Städtebund fusionierten. Da die Goldene Bulle von Karl IV. Städtebünde untersagt hatte, führte der Zusammenschluss der Städte zum Deutschen Städtekrieg, in dem der Sempacherkrieg eigentlich ein Teilgeschehen darstellte.

Das Reitersiegel von Herzog Leopold III. von Österreich

Der Regent in den habsburgischen Vorlanden, Herzog Leopold III., war in Schwaben einer der wichtigsten Gegner der Reichsstädte, da er beide Landvogteien in Schwaben als Pfand vom König erhalten hatte. Gleichzeitig war Leopold aber um eine Ausgleich zwischen den Städten und den verarmten Adligen des Löwenbundes bestrebt. So vermittelte er etwa 1382 die Ehinger Einung zwischen Städten und Adel. Bern, Zürich, Zug und Solothurn schlossen im Zuge ihrer antihabsburgischen Politik 1385 den Konstanzer Bund mit dem Süddeutschen Städtebund, um sich gegen Leopold abzusichern. Neben Bern führten auch andere eidgenössische und verbündete Städte im schweizerischen Mittelland eine aggressive Expansionspolitik gegen die Besitzungen des Adels. Ganze Herrschaften wurden von verschuldeten Adligen gekauft oder als Pfand erworben, weitere beliebte Strategien der Einflussnahme waren Erbverträge, Fehden oder die Aufnahme von Adligen oder deren Untertanen als sog. «Pfahlbürger» in die Stadtgemeinde. Die Goldene Bulle verbot zwar die Aufnahme von Pfahlbürgern, die schweizerischen Städte kümmerten sich jedoch nicht um dieses Gebot.

Auslöser der militärischen Eskalation in der vierten Phase der Habsburgerkriege war die aggressive Politik der Stadt Luzern ab dem Frühjahr 1385. Um die völlige Unabhängigkeit und eine eigene Territorialherrschaft gewinnen zu können, suchte Luzern die bewaffnete Auseinandersetzung, da es sich im Bund mit der Eidgenossenschaft und dem Süddeutschen Städtebund in einer günstigen Situation sah. Um sich zu stärken, nahm Luzern noch verstärkt Pfahlbürger aus dem habsburgischen Gebiet auf und schloss ein Burgrecht mit dem Entlebuch und den Städten Sempach und Richensee gegen das explizite Verbot des habsburgischen Vogts von Rothenburg. Im Januar 1386 eröffnete deshalb Luzern den Krieg gegen Leopold III., indem es die habsburgischen Festungen Rothenburg und Wolhusen zerstörte und das Seetal besetzte. Gleichzeitig griffen die Zürcher erneut Rapperswil an und besetzten das linke Ufer des Zürichsees, Schwyz besetzte Einsiedeln und die untere March und die Glarner erhoben sich erneut gegen die habsburgische Herrschaft.

Leopold III. reagierte zuerst mit diplomatischen Vorstössen und konnte so im Februar den Süddeutschen Städtebund neutralisieren, der am 15. Mai in einen Vergleich mit den Habsburgern einwilligte und so den Konstanzer Bund platzen liess. Da die eidgenössischen Länder und Städte nicht auf die Vermittlungsversuche der schwäbischen Städte eingingen, sammelte Leopold im Juni 1386 in Brugg AG ein Ritterheer aus dem Adel des Aargau, des Elsass, aus Schwaben, Tirol und Mailand, das er mit dem Aufgebot der aargauischen Landstädte sowie Söldnern aus Lothringen und Burgund verstärkte, insgesamt zwischen 8000 und 10'000 Mann. Leopold teilte sein Heer in drei Gruppen, wobei ein Teil über Baden AG gegen Zürich, ein anderer über Willisau gegen Bern, die Hauptmacht jedoch über Sempach gegen Luzern ziehen sollte. Zwischen der Hauptmacht und einem Aufgebot der Eidgenossen kam es am 9. Juli zur Schlacht bei Sempach, die zu einer vernichtenden Niederlage für Habsburg wurde. Neben rund 700 Adligen fiel auch Leopold III.

Nach dem Tod Leopolds setzte sein Bruder Albrecht als Vormund für die Söhne Leopolds den Krieg gegen die Eidgenossenschaft fort. Die Eidgenossen besetzen deshalb im August die Stadt Weesen am Walensee, um sich gegen Osten abzusichern. Nach einem kurzen Waffenstillstand gelang es Albrecht, in der Mordnacht von Weesen, handstreichartig die wichtige strategische Position am Walensee wieder einzunehmen. Von hier aus zog im April 1388 ein habsburgisches Heer aus dem Ostschweizer, Vorarlberger und Tiroler Adel gegen Glarus, wo es in der Schlacht bei Näfels eine schwere Niederlage erfuhr. Im Westen eroberten derweil Bern und Solothurn gemeinsam die Herrschaften Büren und Nidau. Im Reich erlitten derweil die Städte in der Schlacht bei Döffingen und bei Worms eine Niederlage, so dass sich die Städtebünde auflösen mussten und im Landfrieden von Eger das Verbot der Städtebünde bestätigt wurde.

Herzog Albrecht III. liess sich nach den klaren Niederlagen von Sempach und Näfels 1389 auf einen siebenjährigen Waffenstillstand ein, der 1394 um weitere zwanzig Jahre verlängert wurde. Glarus wurde damit endgültig eidgenössisch, die habsburgischen Rechte in Zug und Luzern wurden von Albrecht nicht mehr geltend gemacht. Die Eroberungen sollten ebenfalls den Eidgenossen verbleiben. Albrecht und seine Nachfolger fanden sich damit, ohne förmlich auf ihre Rechte zu verzichten, mit der Existenz der Eidgenossenschaft ab. Die Niederlage der grossen feudalen Herren der Schweiz, Habsburg und Neu-Kyburg gegen die Eidgenossenschaft veränderte sich zur Zeit des Sempacherkrieges die Machtlage zwischen feudalen und kommunalen Herrschaften klar zugunsten der letzteren. Erst jetzt wurde die Ausbildung der grossen städtischen Territorialherrschaften möglich, die für die Eidgenossenschaft charakteristisch waren. Viel gefestigter bzw. noch im Aufstieg begriffen waren die im Westen und Süden liegenden feudalen Herrschaften der Savoyer und der Visconti in Mailand.[6]

Fünfte Phase: Endgültige Verdrängung Habsburgs aus der Schweiz

Die politische Struktur der Eidgenossenschaft 1416 nach der Eroberung des Aargau
Der deutsche König Friedrich III. von Habsburg. Er wurde 1452 als letzter deutscher König in Rom zum Kaiser gekrönt

Nachdem 1412 Herzog Friedrich IV., Regent der habsburgischen Vorlande und Tirols noch einen fünfzigjährigen Frieden mit der Eidgenossenschaft geschlossen hatte, kam es 1415 wieder zu einem Ausbruch von Feindseligkeiten. Die Ursache dieses Konflikts, der die fünfte Phase der Habsburgerkriege eröffnete, lag an einem Bündnis zwischen Friedrich IV. und Papst Johannes XXIII.. Als der Papst durch das Konzil von Konstanz für abgesetzt erklärt wurde, setzte König Sigismund aus dem Haus Luxemburg Friedrich in die Reichsacht. Der König entband die Eidgenossen von ihren Friedensverträgen und drängte sie zum Krieg gegen die habsburgischen Stammlande im Aargau. Im April und Mai 1415 besetzten die Eidgenossen darauf tatsächlich den Aargau, der ihnen vom König und von Habsburg nach deren Aussöhnung gegen eine finanzielle Abgeltung von 9500 Gulden übertragen wurde. Damit war der territoriale Zusammenhang der achtörtigen Eidgenossenschaft erstmals gewährleistet.

Anlässlich des Alten Zürichkriegs kam es 1442 zu einem Bündnis zwischen Zürich und Habsburg gegen die Eidgenossenschaft. Habsburg hatte sich in der ersten Phase dieses innereidgenössischen Konflikts eher neutral verhalten, wenn auch die Verpfändung der Herrschaft Windegg 1438 an Schwyz und Glarus klar gegen die Interessen Zürichs verstiess. Nach der vorläufigen Niederlage Zürichs 1440 gelangte der Zürcher Bürgermeister Rudolf Stüssi an den neu gewählten deutschen König Friedrich III. aus dem Haus Habsburg. 1442 einigten sich Zürich und der König auf ein ewiges Bündnis, wobei Zürich als Vorleistung die Grafschaft Kyburg an die Habsburger zurückgab und Habsburg freie Hand zur Rückeroberung des Aargau gab. Zürich sollte später von Habsburg die Grafschaften Uznach und Toggenburg erhalten. Friedrich entsandte Truppen und Heerführer zur Unterstützung Zürichs und erschien am 19. September 1440 persönlich in Zürich, um den Reichseid und die Beschwörung des ewigen Bundes entgegenzunehmen.

Ein Zürcher Kriegsschiff mit habsburgischen Pikenieren und Getreidelieferungen im Alten Zürichkrieg. Amtliche Berner Chronik, 1478

Die übrigen Kantone der Eidgenossenschaft verlangten vergeblich, die Auflösung des Bündnisses, so dass es 1443 zur Wiederaufnahme der Kriegshandlungen durch die Eidgenossen kam. Jetzt erst weitete sich der Alte Zürichkrieg zu einem Konflikt auf europäischer Ebene aus. Da die Unterstützung Zürichs durch Friedrich nur ungenügend ausfiel, sah sich Zürich nach einer Reihe von militärischen Niederlagen 1444 zu Friedensverhandlungen gezwungen. Dadurch sah sich Friedrich veranlasst, Unterstützung von König Karl VII. von Frankreich zu erbitten, der ein starkes Söldnerheer gegen die Eidgenossen entsandte. Nach der Schlacht bei St. Jakob an der Birs zogen die Franzosen jedoch wieder ab und schlossen in Ensisheim einen Friedensvertrag mit der Eidgenossenschaft. Friedrich III. verhängte währenddessen den Reichskrieg gegen die Eidgenossenschaft und übergab die Kriegsführung an seinen Bruder, Herzog Albrecht VI., sich zum alleinigen Regenten von Vorderösterreich machte. Albrecht und zahlreiche schwäbische Grafen, Ritter und Herren begannen darauf in kleineren und grösseren Raub- und Verwüstungszügen die eidgenössischen und appenzellischen Gebiete am Rhein zwischen Sargans und dem Aargau heimzusuchen. Die Appenzeller konnten den Einzigen ernsthaften Vorstoss in ihr Kernland am 11. Juni 1445 in der Schlacht an der Wolfhalden zurückweisen, die Eidgenossen taten Gleiches in der Schlacht bei Ragaz am 6. März 1446. In den langwierigen Friedensverhandlungen einigten sich die verschiedenen Parteien 1450 auf die Auflösung des Bundes zwischen Zürich und Habsburg und einen erneuten Friedensvertrag zwischen Habsburg und der Eidgenossenschaft.

Ingeram-Codex, 1459
dise land alle gelich . hörent zum hus vo(n) osterich/
die schwizer sind der untr(e)w knecht./
si hand die land in(n) wid(er) got e(h)r und recht./
got der wirt es bald machen schlecht. amen
schwiz zug glaris vry (Uri)
lucern solotern underwalde(n) appenzell
grund und boden hort zu dem hus von osterich/

In den folgenden Jahren zog sich Habsburg weiter aus den noch verbliebenen Gebieten in der heutigen Schweiz zurück. 1452 verpfändete Albrecht IV. die Grafschaft Kyburg endgültig an Zürich und verlor durch verschiedene Bündnisse der Eidgenossen mit Appenzell, Stadt und Abtei St. Gallen sowie Schaffhausen deutlich an Einfluss in der Ostschweiz. Nur die Städte Winterthur und Rapperswil sowie die Grafschaft Thurgau und das untere Rheintal verblieben bei Habsburg. Nach dem Ausbruch des Plappartkrieges 1458 kam es zu einem proeidgenössischen Umsturz in Rapperswil, als eidgenössische Truppen durch die Stadt ziehen wollten. Papst Pius II. drohte darauf den Eidgenossen den Kirchenbann an, falls sie den 50-jährigen Frieden mit den Habsburgern nicht einhalten würden. Da er jedoch wenige Monate später den Herzog Sigismund von Tirol, der erst kurz zuvor Regent von Vorderösterreich geworden war, in den Kirchenbann setzte und die Eidgenossen aufrief, dessen Gebiete zu besetzen, war die Drohung wirkungslos. Am 14. September 1460 begannen die Eidgenossen ohne die Beteiligung Berns den Thurgau zu erobern. Daneben wurde auch Walenstadt und das Sarganserland besetzt. Sigismund musste im Frieden von Konstanz am 1. Juni 1461 den Besitzstand der Eidgenossen für 15 Jahre anerkennen. Da 1460 Appenzell durch Pfand die Vogtei Rheintal erwarb und Zürich 1467 die völlig isolierte habsburgische Stadt Winterthur kaufte, verblieb Habsburg links des Rheins nur das Fricktal mit den Städten Laufenburg und Rheinfelden.

Die politische Struktur der Eidgenossenschaft beim Abschluss der Ewigen Richtung 1474

Trotzdem verwickelten die Eidgenossen Herzog Sigismund bereits im Sommer 1468 wieder in einen weiteren verlustreichen Konflikt, als sie im Waldshuterkrieg gegen die Ritterschaft des Sundgau und den habsburgischen Vogt Thüring von Hallwil in den Krieg zogen. Im Frieden von Waldshut zogen sich die Eidgenossen zwar wieder aus den eroberten Gebieten zurück, verpflichteten Sigismund jedoch auf die Zahlung von 10'000 Gulden. Als Pfand für die Zahlung diente der südliche Schwarzwald. Dadurch sah sich Sigismund aus Geldnot gezwungen, den Sundgau und den Breisgau an Herzog Karl von Burgund zu verpfänden. Kaiser Friedrich III. erklärte allerdings 1469 den Frieden von Waldshut für nichtig, befahl Sigismund gegen die Eidgenossen vorzugehen und versetzte diese wegen Landfriedensbruch in die Reichsacht. Sigismund profitierte in der Folge von der wachsenden Entfremdung zwischen der Eidgenossenschaft und dem Herzog von Burgund. Der französische König Ludwig XI. vermittelte am 30. März 1474 im Rahmen seiner anti-burgundischen Politik die sog. «Ewige Richtung» zwischen Sigismund und den Eidgenossen. Beide Parteien anerkannten gegenseitig den momentanen Besitzstand, weiter verpflichteten sich die Eidgenossen sogar, Sigismund bei der Rückgewinnung der an Burgund verpfändeten Länder behilflich zu sein und ihm gegen Angriffe beizustehen. Die Ewige Richtung bildete den Auftakt zu den Burgunderkriegen, in denen Habsburg dank der eidgenössischen Unterstützung der Aufstieg zur europäischen Grossmacht gelang.

Abschluss: Schwabenkrieg und Erbeinung

Maximilian I. von Habsburg und seine Familie auf einem zeitgenössischen Gemälde.

Da sich Kaiser Friedrich III. weigerte, die Ewige Richtung für das ganze Haus Habsburg anzuerkennen, blieb der Vertrag in der Praxis eigentlich wirkungslos, da Sigismund von Tirol 1490 seine Ländereien Maximilian I., dem Sohn Friedrichs III., übergab. Maximilian I. war noch zu Lebzeiten seines Vaters zum deutschen König gekrönt worden und vereinigte durch seine Frau Maria den Besitz von Burgund und Habsburg. Maximilian nahm in Süddeutschland eine wesentlich stärkere Stellung ein als Sigismund, da er 1488 den Schwäbischen Bund zwischen allen bedeutenden süddeutschen Reichsstädten, Fürsten und den habsburgischen Vorlanden zustande gebracht hatte. Nachdem Maximilian 1493 auch noch die Freigrafschaft Burgund eroberte, drohte der Eidgenossenschaft eine habsburgische Umklammerung. Auslöser für den letzten Konflikt zwischen den Habsburgern und der Eidgenossenschaft war jedoch eher der Versuch Maximilians, die königliche Gewalt im Reich wieder aufzurichten. Die Weigerung der Eidgenossen, der Reichsreform von Worms 1495 beizutreten und das Bündnis mit den Bündnern entfremdete beide Seiten völlig. 1498 löste Habsburg den Krieg durch einen Überfall auf das Kloster Müstair im Gotteshausbund aus. Die Eidgenossen besiegten in der Folge während des sog. Schwabenkriegs in mehreren grossen Schlachten die Heere des Schwäbischen Bundes und des Kaisers. Im Frieden zu Basel am 22. September 1499 wurde die faktische Unabhängigkeit der Eidgenossen vom Reich anerkannt und auch der Thurgau endgültig an die Eidgenossen abgetreten.

Karte der Österreichischen Vorlande im 18. Jahrhundert

1500 kam es zu Verhandlungen zwischen Maximilian und der Eidgenossenschaft, die eine Erneuerung der Ewigen Richtung zum Ziel hatten. Die endgültige Aussöhnung kam jedoch erst am 7. Februar 1511 in der sog. «Erbeinung» zustande. Dieser Vertrag galt nicht nur für den Kaiser selbst, sondern auch für seinen Enkel Karl als Erbe der Grafschaft Burgund. Auf Schweizer Seite waren auch Appenzell sowie die Stadt und die Abtei St. Gallen eingeschlossen. Die Verträge enthielten eine Nichtangriffsklausel, sahen aber im Gegensatz zur Ewigen Richtung keine Hilfsverpflichtung mehr vor. Die Habsburger bemühten sich zwar, eine solche Bestimmung in das Vertragswerk aufzunehmen, um die Eidgenossen für einen Krieg gegen Frankreich in Italien zu gewinnen, scheiterten jedoch.

In der heutigen Schweiz verblieb das Fricktal unter habsburgischer Herrschaft bis 1799. Die habsburgischen Herrschaftsrechte in verschiedenen Gebieten der Drei Bünde wurden erst nach dem Dreissigjährigen Krieg losgekauft.

Siehe auch

Anmerkungen

  1. Peyer, Entstehung der Eidgenossenschaft, S. 184–187.
  2. Peyer, Entstehung der Eidgenossenschaft, S. 188–191.
  3. «Habsburg, von», in: Historisches Lexikon der Schweiz, [1]
  4. Peyer, Entstehung der Eidgenossenschaft, S. 198–200
  5. «Luzern», in: Historisches Lexikon der Schweiz, [2]
  6. Schaufelberger, Spätmittelalter, S. 241

Literatur

  • Hans Conrad Peyer: «Die Entstehung der Eidgenossenschaft». In: Handbuch der Schweizer Geschichte, Bd. 1. Berichthaus: Zürich 1972, S. 161–238.
  • Walter Schaufelberger: «Spätmittelalter». In: Handbuch der Schweizer Geschichte, Bd. 1. Berichthaus: Zürich 1972, S. 239–388.

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