Pläner

Pläner
Plänermauerwerk, Kirche in Dresden-Leubnitz-Neuostra (erbaut zwischen 1400 und 1437)
Plänermauerwerk, Kirche in Přední Kopanina/Tschech. Rep. (erbaut 12. Jahrhundert)

Pläner, auch Spongiolith, Opuka, Opoka, Gaize oder Kieselmergel genannt, sind marine Sedimentgesteine. Ihre Zusammensetzung wechselt je nach Lagerstätte, die mineralischen Hauptbestandteile sind Quarz, Kalk, Tonmineralien und Glimmer (hauptsächlich Glaukonit). Die Farbe der Pläner schwankt zwischen graubeige und goldbeige und ist durch einzelne blaugraue fleckenhafte Bereiche gekennzeichnet. In Hinsicht auf die innere Struktur tritt Pläner als besonders feinkörniges, oft dichtes und plattig brechendes Gestein in Erscheinung.

Inhaltsverzeichnis

Überblick

Plänerschichten im Steinbruch Přední Kopanina bei Prag

Unter dem Wort Pläner ist keine einheitlich zusammengesetzte Gesteinsart zu verstehen. Trotzdem ist im Bereich der Baugesteinsforschung, Archäologie und Architekturgeschichte dieser Begriff seit langer Zeit gängig und akzeptiert. Er wird vor allem in jenen Regionen verwendet, die entsprechende bauliche Zeugnisse aufweisen können, er ist jedoch auch überregional bekannt. Aus dem Bestreben, diesen Sachverhalt in Hinsicht auf wichtige mitteleuropäische Anwendungen zu beschreiben, ist es notwendig, die adäquaten Bezeichnungen opoka/opuka aus dem westslawischen Sprachraum im Text parallel aufzugreifen.

Unabhängig von der wechselnden mineralogischen Zusammensetzung zeigt der Pläner in allen Lagerstätten immer einen deutlichen Schichtenaufbau, was die Gewinnung von gespaltenen Platten, Mauersteinen oder Bruchmaterial zum Kalkbrennen bereits seit frühen Bauepochen in Europa sehr vorteilhaft beeinflusste.

Terminus

Begriffserklärungen

In der Geologie werden Pläner als Sedimentserien dünnbankiger Kalke, Mergel und weicher Sandsteine definiert, die vorwiegend aus dem Cenoman und Turon stammen.

Die Herkunft des deutschen Wortes „Pläner“ ist umstritten. Einerseits wird das Wort auf die – im Vergleich etwa zu den ebenfalls aus der Oberkreide stammenden, grobbankigen Quadersandsteinen – geringe Verwitterungsresistenz der Pläner im Gelände zurückgeführt, die flache, „sanfte“ (plane) Oberflächenformen hervorruft.[1] Carl Friedrich Naumann und Bernhard von Cotta legten seine Erscheinungsform im Gelände zugrunde und beschrieben es in ihrer Geognostischen Beschreibung des Königreichs Sachsen: "Der Plänersandstein ist häufig in dünne Schichtplatten zerspalten, welche zu der Benennung Pläner Veranlassung gaben und welche unbearbeitet als gute Bausteine geschätzt werden."[2]

Andererseits soll der Name eine Ableitung vom Ortschaftsnamen Plauen sein.[3] Diese Ableitung wird auf den Dresdner Ratsarchivar Otto Richter (1852-1922) zurückgeführt. In der Umgebung von Dresden-Plauen, jedoch auf den gesamten südlichen Höhenzügen von Dresden, befinden sich ausgedehnte Plänerlagerstätten, die bereits im frühen Mittelalter zu Bausteinzwecken ausgebeutet wurden. Richter bezog sich dabei auf eine von ihm wahrgenommene Wandlung von Plauener Stein über Plaunerstein zu Planerstein.[4]

In Johann Christoph Adelungs Grammatisch-kritisches Wörterbuch der hochdeutschen Mundart von 1808 wird angeführt, dass "Pläner" die Pluralform von "Der Planer" ist, was für "flache Steine" steht. Ferner gibt das Wörterbuch eine Erläuterung zum Wortinhalt: "Den Fußboden mit Plänern belegen, mit Platten, sie mögen nun gebrannte Steine oder Bruchsteine seyn." Dieses Zitat lässt auf eine sehr allgemeine bauhistorische Rolle des Begriffes Pläner schließen. [5]

Im Böhmischdeutschen Wörterbuch von J. Herzer wird Opuka für die deutschen Entsprechungen Plänerkalk, Planerkalk, Pläner, Tofstein, Planer, Sandschiefer und Sandmergel aufgeführt. Als weitere Bedeutungen sind Kohlenschiefer und Kluft genannt. Als Adjektiv opučný wird der Begriff in Wortverbindung mit "Tof- oder Schiefer-" verwendet. Das tschechische Adjektiv opukastý beschreibt im Deutschen die petrographische Eigenschaft "mergelig", die Begriffe opukalost bzw. opuklost bezeichnen eine "ritzige oder abgesprungene Beschaffenheit" und opukovatý beschreibt einen "schieferigen" Zustand. [6]

In älterer geowissenschaftlicher Literatur Böhmens bezeichnet man mit Große Opuka (Velká opuka) und Kleine Opuka (Malá opuka) zwei in den Kohleflözen um Radnice eingeschaltete laterale (planare) Schichtenfolgen von Schiefertonen des Karbons, deren einzelne Lagen eine geringe Mächtigkeit von wenigen Zentimetern bis Dezimetern aufweisen. Die Heranziehung des Wortes "Opuka" im Zusammenhang mit der Beschreibung einer speziellen sedimentpetrographischen Lagebeziehung und Ausdehnung gibt ein Beispiel für dessen sprachliche Anwendung. [7]

Franz Loewinson-Lessing nennt in der deutschen Fassung seines Petrographischen Lexikons (1893): "Plänerkalk und Plänermergel sind in Platten abgesonderte helle zur Kreideformation gehörige Gesteine." [8]

Fremdsprachliche Bezeichnungen

Plänermauerwerk in Dresden-Coschütz

In den westslawischen Sprachen Polnisch und Tschechisch ist der Begriff „Pläner“ unbekannt und dafür unter anderem die Bezeichnung opoka oder opuka üblich. Nach Krištofoviča und Spižarskij ist das russische opoka aus dem Polnischen entlehnt.[9]

Opoka steht im Altslawischen für Felsen.[10] Aus dem Altslawischen sind weitere Bedeutungen überliefert: Felsboden, Felsengrund, Fundament. [11]

Im Serbokroatischen werden unter opeka zahlreiche miteinander verwandte Sachverhalte verstanden: Backstein, Stein, Ziegel, Ziegelstein. Hier hat das Wort eine sehr allgemeine Bedeutung, welches durch ein kombiniertes Adjektiv eine Vielzahl konkreter Benennungen ergibt. Beispielsweise wird Ziegelerde als glina opekarska bezeichnet.

Der Pläner trägt darüber hinaus eine Vielzahl unterschiedlicher fremdsprachige Bezeichnungen, oft existieren mehrere in einer Sprache:

  • Polnisch: neben opoka auch opoka odwapniona, opoka lekka, ziemia bieląca und geza, margle
  • Tschechisch: neben opuka auch silicit, diatomit, spongilit, slínovec
  • Russisch: опока (opoka), гэз (gez), геза (geza), пленер (plener), auch: кремнистой глиной (kremnistoj glinnoj), кремнистым мергелем (kremnistym mergelem)
  • Rumänisch: Gaize
  • Ungarisch: neben opoka auch diatómaföld
  • Serbokroatisch: glineni lapor (Tonmergel)
  • Englisch: gaize, pläner sandstone, opoka
  • Französisch: gaize, auch marne sableuse, pierre morte [12]
  • Portugiesisch: gaiza

Spongilit (Spongiolith)

Steinbruch Přední Kopanina bei Prag

Eine andere moderne und gelegentlich verwendete Gesteinsbezeichnung ist Spongilit. Sie wird besonders in der Tschechischen Republik angewandt und bezieht sich auf typische fossile Bestandteile des Opukas, die Spongien (Schwämme). In der Fossiliengruppe Porifera werden die Klassen Glasschwämme (auch Kieselschwämme) (Hyalospongea, syn. Hexactinellida) und Kalkschwämme (Calcarea) unterschieden. Beide sind in der Kreidezeit an gesteinsbildenden Prozessen wesentlich beteiligt gewesen.

Stratigraphie

Die Verwendung des Begriffs Pläner als Bezeichnung einer stratigraphischen Stufe oder lithostratigraphischen Gruppe innerhalb der Kreideformation hat eine lange Geschichte. Schon Johann Friedrich Wilhelm Toussaint von Charpentier verwendete 1778 in seiner Karte über die Mineralogische Geographie der Chursächsischen Lande diese Bezeichnung und unterschied die Kreide Sachsens in den Plänerkalk und den Quadersandstein.[13] Abraham Gottlob Werner folgte dieser Bezeichnung und verwendete sie um 1790 zur Darstellung seiner petrographisch abgeleiteten Schichtenfolge.[14] Zahlreiche Arbeiten griffen sie auf, etwa A. von Strombeck 1857 oder Anfang des 20. Jahrhundert Hans Stille.[15],[16] Viele der stratigraphischen Bezeichnungen, die diesen Begriff verwenden – etwa Cenoman-Pläner oder Rotpläner –, sind heute nicht mehr gültig, einige werden jedoch auch heute noch als offizielle stratigraphische Bezeichnungen verwendet (Plänerkalk-Gruppe und davon abgeleitete Bezeichnungen).[17]

Mineralogische Zusammensetzung und Petrographische Beschreibung

Klassifikationsschema von Pläner/Opuka nach tschechischen Untersuchungen

Eine besonders verdienstvolle Aufarbeitung der differenzierten Zusammensetzungen jener unter dem Begriff opuka (Pläner) zu verstehenden Gesteine ist von einigen tschechischen Geologen vorgenommen worden. Im Zusammenhang mit historischen Architekturanwendungen und der Darstellungen tschechischer Lagerstätten sowie ihrer petrographisch-mineralogischen Beschreibung wird auf die Arbeiten von Václav Rybařík verwiesen.

Mit einem Dreiecksdiagramm verdeutlicht sich die wechselnde Zusammensetzung des Gesteins. In Ableitung von den oben beschriebenen Entstehungsprozesse der Plänerablagerungen in der Tethys finden sich darin Quarzkörner, detritischer Quarz, opalisierter Quarz, weiterhin Calcit und verschiedene Tonminerale sowie für manche Lagerstätten typischerweise das grüne Silikatmineral Glaukonit.

Die beigefarbenen bis rostbraunen Strukturen werden von Eisenmineralien verursacht. In einigen Plänern ist Goethit und Hämatit nachgewiesen. Die rostbraunen Färbungen sind oft als eisenhaltige Verwitterungsprodukte von Glaukonit anzusprechen.

Wegen der deutlich unterschiedlichen mineralogischen Zusammensetzung verschiedener Plänergesteine wird in älterer geologischer Literatur auch von Plänersandstein, Plänerkalk und Plänermergel gesprochen. Damit wird den bestimmenden Gehalten an Quarz, Kalk und Tonmineralen Rechnung getragen, obwohl die Plänervorkommen ein ähnliches Erscheinungsbild, nämlich einen deutlichen Schichtaufbau und eine Farbenspanne von Grau- bis zu Beigetönen aufweisen.

Entstehung

Alle hier beschriebenen Pläner bildeten sich in der Kreidezeit (130-60 Mio. Jahre) als marine Sedimente in der ehemaligen Tethys. In der Zeit des Cenomans (obere Kreide, etwa 95 Mio. Jahre) drang die Tethys auf dem Gebiet des heutigen Europas tief ins Landesinnere ein. Die abgesunkenen Flächen wurden mit Sedimenten bedeckt, die heute als Sandsteine, Pläner und Mergel vorliegen.[18]

In der Nähe von Küstenzonen, die durch Flüsse reichlich Verwitterungsmaterial (Quarzkörner) ehemaliger Gebirge lieferten, bildeten sich vorrangig die Quadersandsteine. Durch das verbreitete rasenförmige Wachstum bestimmter Meereslebewesen wie der oben erwähnten Schwämme lagerten sich zusätzlich sehr feine Quarzanteile in die Ablagerungen des Meeres ein. Zusätzlich traten Schlicke aus Diatomeen (Kieselalgen), Bryozoen, Foraminiferen und Coccolithen auf, die nach dem Absterben mit ihren Skelettresten oder Gehäusefragmenten zur Bildung der Pläner entscheidend beitrugen. Ehemalige Flüsse transportierten gelöste Kieselsäure in die Sedimente, die sich später in kolloiden Quarz umwandelte und die Verfestigung des sich bildenden Gesteins förderte. Im Allgemeinen kann man davon ausgehen, dass die Kieselschwämme eher tiefere Meereslagen bevorzugten und die Kalkschwämme in ufernahen Bereichen (vor allem bei Transgressionsbildungen) auftraten. Auf diese Weise sind die erheblichen Schwankungen im Quarz- bzw. Kalkgehalt der Pläner zu erklären.

Regionale Ausbildung

Entsprechend der Entstehung im Bereich der Tethys sind Plänersedimente in ganz Europa verbreitet, zeigen jedoch je nach Vorkommen deutliche Unterschiede im Alter und in der Ausbildung.

Deutschland

  • Die stratigraphische Einordnung der Pläner in der südlichen Elbtalzone bei Dresden liegt im Übergangsbereich vom Cenoman zum Turon (beides obere Kreide). Im westlichen Stadtgebiet Dresdens ist die Mächtigkeit des Pläners am größten, sie wächst hier auf 18 m an. In den Aufschlüssen bei Dresden-Naußlitz, so etwa im ehemaligen Ratssteinbruch, sind zahlreiche Spongien und Ausscheidungen amorpher Kieselsäure beobachtet worden. Direkt am Südrand Dresdens (Dresden-Gittersee und Bannewitz-Boderitz) ist der Übergang vom Pläner zum Plänersandstein zu beobachten. Das Gestein verliert seinen Kalkgehalt und zeigt zunehmend feinsandige Anteile.

Große Verdienste bei den frühen geologischen Untersuchungen der Plänerschichten Sachsens haben sich Hanns Bruno Geinitz, Wilhelm Petrascheck, R. Beck und K. Wanderer erworben.

  • In Westfalen gab es zahlreiche Abbaustellen von Pläner, die zum Teil heute noch in Abbau stehen. Die Lagerstätten sind Teil der Schichten vom Cenoman und Turon.

Tschechische Republik

Die im 19. Jahrhundert erfolgten Untersuchungen der Böhmischen Kreide durch Rosiwal, Reuss, Krejčí, Helmhacker, Frič u.a. haben innerhalb der Geschichte stratigraphischen Forschungen eine beispielgebende und wegweisende Wirkung entfaltet.

  • Das zusammenhängende Auftreten der tschechischen Pläner/Opukas beginnt bei Kaaden/Kadaň und spannt sich in einem großen Bogen östlich von Prag über Turnau/Turnov und Kolin/Kolín bis nach Blanz/Blansko in Mähren. Ihr Auftreten ist nicht durchgehend und wird von Sandsteinen der Kreide unterbrochen.
Schichtenaufbau in einem Plänersteinbruch der Tschechischen Republik

Die tschechischen Opukas/Pläner Nordböhmens und Ostböhmens sind Bestandteil von Sedimentschichten der Kreide (Turon). Im Egerbecken und nördlich von Prag treten die Pläner/Opukas in der Teplitz-Formation (teplické souvrství / oberes Turon mit Übergang zum unteren Coniac) auf. Die Bezeichnung dieser Schichtenabfolge geht auf Jan Krejčí und Antonín Frič zurück und begründet sich aus den gut erkennbaren Aufschlüssen in der Umgebung von Teplitz/Teplice. Die Pläner dieser Schichten zeigen kaum Sande, ihre typischen Fossilien sind Ammonites peramplus, Mant., Nautilus sublaevigatus, d’Orb. und Inoceramen, ferner Haifischzähne.

Seit der Mitte des 19. Jahrhundert ist in der damaligen geologischen Fachliteratur Böhmens eine weitere plänerführende Sedimentstruktur aus der Kreidezeit mit der Bezeichnung Weissenberg-Formation (bělohorské souvrství / unteres Turon) belegt. Sie besteht aus drei Gliederungen, wobei die obere, der Wehlowitzer Pläner (Vehlovické opuky) und die mittlere, Dřinover Knollenschicht (Dřínovské koule), durch Steinbrüche in Böhmen erschlossen waren. Das Leitfossil ist hierbei Inoceramus labiatus. Die Pläner/Opukas der Weissenberg-Formation waren und sind die wichtigste Quelle für die Plänerarchitektur Nordböhmens. Deren bekannteste Abbauregion befindet sich bei Prag im Bereich des Weißen Berges.[19]

August Emanuel von Reuss untersuchte diese Formation zuerst bei den Ortschaften Hrádek und Třiblic. In der Folge seiner Arbeiten zur Böhmischen Kreide führte er um 1845-46 den Namen Plänersandstein ein.

Zusammenfassend kann man sagen, dass nach moderner petrographischer Sicht für das hier beschriebene Baugestein in der tschechischen Geologie die Faziesbezeichnungen vápnitých jílovců und slínovců gelten.

Polen

Die schlesischen Opoka-Ablagerungen der Oppelner Kreide (kreda opolska) in der Schlesisch-Oppelner Depression, also westlich und südlich von Oppeln/Opole, sind im Vergleich zum böhmischen Kreidebecken deutlich kleiner aber von hoher wirtschaftlicher Bedeutung. In der polnischen Fachliteratur werden die Gesteine heute als Tonmergel und Kalkmergel angesprochen.

Frankreich

Pläner (frz. Gaize) kommt verbreitet im Pariser Becken vor, so etwa in den Argonnen und in den Departements Meuse und Ardennes. Hier stammen diese Gesteine aus der Unteren Kreide (Albium) und dem Cenoman, sie bilden gegenüber den weichen Gesteinen der Champagne eine deutliche Steilstufe mit tief eingeschnittenen Tälern und ist gekennzeichnet durch arme Böden.[20],[12]

Nutzung als Rohstoff

Pläner finden sich in Mitteleuropa an zahlreichen Stellen in Westfalen, Sachsen, Schlesien und Böhmen, wo er als Baugestein oder zur Kalk- bzw. Zementherstellung genutzt wurde.

Sachsen

Zahlreiche ehemalige und heute kaum noch auffindbare Steinbrüche liegen am Südrand von Dresden. Sie befinden sich hauptsächlich in den Dresdner Orts- und Stadtteilen Ockerwitz, Leutewitz, Naußlitz, Coschütz, Kaitz, Mockritz und Leubnitz-Neuostra sowie im Bannewitzer Ortsteil Cunnersdorf. Der Pläner wurde für Bruchsteine und zugehauene Stücke zum Mauerbau, zur Ziegelherstellung und später auch als Pflasterstein gewonnen.

Plänermauerwerk, Hofeinfahrt eines ehemaligen bäuerlichen Grundstücks in Westen Dresdens

Der für Bausteine bevorzugt genutzten Pläner entstammt dem Cenoman/Unter-Quader (früher: Carinatenpläner/Carinatenplänersandstein), einer kalkig-sandigen Facies (R. Beck) einschließlich ihrer cenomanen-turonen Übergangsschichten. Hier waren größere und kompakte Werksteinstücke möglich. Die Formation findet ihre äquivalente Fortsetzung in den Sandsteinen des Tharandter Waldes und der Dippoldiswalder Heide, die ebenfalls als Quelle zur Werksteingewinnung in der gesamten Region dienten.

Der in dünnen Schichten ausgeprägte Pläner aus den Labiatusschichten (Unteres Turon/Brießnitz-Formation) fand hauptsächlich zum Ausfüllen von flachen Mauerschichtebenen und Mauerlücken seine Verwendung. Daher stammt auch der Name „Zwickpläner“ (Zwickeln). Oft sind beide Plänerfacies in den Mauern der Siedlungen des Dresdner Südens anzutreffen.

Westfalen

Die westfälischen Pläner des Münsterlandes hatten im Straßenbau und in der Werksteingewinnung eine gewisse Bedeutung. Der Abbau konzentrierte sich auf die Regionen um Lichtenau. Bei Altenbeken ist eine Gewinnungsstelle, die auch zum Bau des Altenbekener Viadukts und zur Mauerung im Altenbeker Tunnel diente. Ferner bestanden Abbaustellen bei den Orten Schwaney und Buke.

Bei den Orten Niederntundorf, Kirchborchen, Neuenbeke, Steinbeke, Dörenhagen, Dahl, Eggeringhausen und Busch (alle unweit von Paderborn) wurden Pläner aus Schichten des Turon abgebaut.

Böhmen

Plänerarchitektur bei Skuteč (Ostböhmen)
Wasserturm (Plänermauerwerk) von 1662 in Chrast, Ortsteil Chrašice /Tschech. Rep.

Zahlreiche Abbaustellen befanden sich in Nordböhmen, insbesondere im Dreieck zwischen Leitmeritz/Litoměříce, Laun/Louny und Prag.

Eine noch heute erhaltene und zu Denkmalzwecken betriebene Abbaustelle (Flächendenkmal) liegt am nördlichen Stadtrand von Prag und ist unter dem Namen Přední Kopanina bekannt. Der Plänerabbau nahe Prag erlangte wegen der städtischen Entwicklung und seiner leichten Verfügbarkeit im Zeitraum vom 12. bis zum 15. Jahrhundert seinen Höhenpunkt. Das Dorf Kamenné Zboží wurde teilweise in einem Plänerbruch angelegt.

Bedeutende Lagerstätten befinden sich in der Region Laun/Louny, vor allem im Raum Břvan (Hrádek, Raná, Lenešice) und bei Třeboce (Džbán, Měcholupy, Mutějovice, Krupá, Řevničov). Sie bilden für die Betonproduktion eine wichtige Grundlage.

In Ostböhmen bestehen große Bereiche der kreidezeitlichen Ablagerungen aus Plänern/Opukas. Zwischen den Städten Chrudim, Chrast, Hohenmauth/Vysoké Mýto, Leitomyšl/Litomyšl und Politschka/Polička sind durchweg Pläner/Opukas vorhanden. Sie wurden an vielen Stellen für den lokalen Bedarf abgebaut. Heute ist nur noch der Steinbruch bei Skutsch/Skuteč aktiv. Der Gesteinsabbau ist nach Literaturquellen aus dem 19. Jahrhundert belegt aber anhand von bestehenden Bauwerken als wesentlich älter einzuschätzen.

Polen

  • In den Abbauregionen Schlesiens, im Umfeld der Stadt Oppeln/Opole, wurden die kalkigen und über 40 m mächtigen Plänerablagerungen seit 1857 (Fa. Grundmann) zur Herstellung von Portlandzement abgebaut. Heute werden die Lagerstätten von der polnischen Zementindustrie intensiv genutzt.
  • Im Heiligkreuz-Gebirge/Góra Świętokrzysky ist eine Opoka-Lagerstätte (obere Kreide) auf Abbauwürdigkeit untersucht worden.
  • Nahe der südostpolnischen Ortschaft Bełżec befinden sich größere Opoka-Lagerstätten. Ihre fossile Zusammensetzung zeigt hauptsächlich Radiolarien, Diatomeen und Spongien.
  • Opoka-Vorkommen sind in der Galizisch-Podolischen Niederung, die auch in die Ukraine hineingreift, großflächig vorhanden.

Weitere Länder

In Weißrussland, im Gebiet von Grodno existieren Plänerablagerungen.

In Russland existieren Plänerlagerstätten in weiten Sedimentablagerungen seines europäischen Teils und an den östlichen Abhängen vom Ural. Sie werden zur Zementgewinnung und im Ural zur Glaukonitförderung (Farbpigment) genutzt.

Bedeutende Verwendungen in der Architektur

Im Raum Dresden sind die erkennbaren architektonischen Zeugnisse in der dörflichen Architektur des linkselbischen Gebietes zwischen Heidenau und Wilsdruff vorhanden. Wesentliche bauliche Hinterlassenschaften finden sich hier als alte Grundstücksbegrenzungsmauern und Gebäudemauern einiger Dorfkerne im südlichen Dresden. Massive Architekturteile sind weitgehend aus Sandsteinen und Plänersandsteinen aus regionalen Vorkommen gefertigt worden.

Bei den archäologischen Arbeiten im Stadtzentrum Dresdens finden sich immer wieder zahlreiche Beispiele aus gebrochenen Plänersteinen im Grundmauerwerk von den ehemaligen Gebäuden der mittelalterlichen Innenstadt. Pläner ist das bestimmende Baumaterial in der Architektur des mittelalterlichen Dresden.

Plänermauerwerk, Rotunde auf dem Gipfel des Říp

Die mittelalterliche Architektur von Prag ist ebenso durch den Pläner/Opuka stark geprägt. Hier sind noch zahlreiche alte Hochbauten mit großem Anteil von Plänermauerwerk erhalten geblieben. Das bekannteste Zeugnis ist die romanische runde Kapelle (Rotunde) St. Martin im Stadtteil Vyšehrad. Ihre Erbauungszeit liegt im letzten Drittel des 11. Jahrhunderts unter Vratislav II. Nach seinem optischen Erscheinungsbild spricht man in Prag vom Zlata Opuka (Goldener Opuka/Pläner).

Ein anderes sehenswertes Baudenkmal der böhmischen Architektur ist die Rotunde auf dem Berg Říp (Georgsberg) bei Melnik/Mělník. Ihre Erbauung liegt im Jahr 1126 und sie ist dem Heiligen Georg gewidmet.

Galerie

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Hans Murawski: Geologisches Wörterbuch. Enke, Stuttgart 1992, ISBN 3-432-84109-4, S. 149.
  2. C. Fr. Naumann / B. Cotta: Geognostische Beschreibung des Königreiches Sachsen und der angränzenden Länderabtheilungen. Geognostische Skizze der Umgegend von Dresden und Meissen. Dresden, Leipzig (Arnoldische Buchhandlung) 1845, S. 476 - Digitalisat
  3. Hohl, Rudolf (Hrg.): Die Entwicklungsgeschichte der Erde. 6. Auflage, Werner Dausien Verlag, Hanau 1985, 703 S., ISBN 3-768-46526-8, S. 638
  4. O. Richter, Sitzungs-Berichte Isis Dresden, 1882, S. 13-14
  5. Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der hochdeutschen Mundart. Dritter Theil, von M-Scr. Wien 1808, Sp. 778
  6. J. Herzer, Českoněmecký Slovník. Böhmischdeutsches Wörterbuch. Bd. 1 A-O, Prag 1909 S. 1338
  7. Friedrich Katzer: Geologie von Böhmen. Prag 1902 (2. Ausg.) S. 1085-1086
  8. F. Loewinson-Lessing: Petrographisches Lexikon. Repertorium der petrographischen Termini und Benennungen. Jurjew 1893, S. 179
  9. Krištofoviča, T. N. Spižarskij: Geologitčeskij slovar’, tom II. Moskva 1960, S. 95
  10. Aleksander Brückner: Słownik etymologiczny języka polskiego. Warzawa 1970, S. 380
  11. Stanisława Skorupki / Haliny Auderskiej / Zofii Łempickiej: Maly słownik języka polskiego. Warszawa 1968, S. 512
  12. a b Gaize, Stichwort in Émile Littré: Dictionnaire de la langue française, deuxième édition, Online-Version
  13. v.Zittel, Karl Alfred: Geschichte der Geologie und Paläontologie. München Leipzig, R. Oldenbourg, 1899
  14. Otfried Wagenbreth: Geschichte der Geologie in Deutschland, Enke Verlag, Stuttgart 1999, S. 33, ISBN 3-13-118361-6
  15. A. von Strombeck: Gliederung des Pläners im nordwestlichen Deutschland nächst dem Harze, In: Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geognosie, Geologie und Petrefakten-Kunde, Jahrgang 1857, S. 785 - 789, Stuttgart 1857
  16. Hans Stille: Geologisch-hydrologische Verhältnisse im Ursprungsgebiet der Paderquellen zu Paderborn, In: Abhandlungen der koniglich-preußischen Landes-Anstalt und Bergakademie, Neue Folge, Bd. 38, 129 S., Berlin
  17. Cenoman-Pläner, Rotpläner, Plänerkalk-Gruppe, Lithostratigraphische Einheiten Deutschlands (LithoLex), Online-Datenbank des BGR in Hannover
  18. Roland Brinkmann: Abriss der Geologie, 2. Bd. Historische Geologie. Stuttgart (Ferdinand Enke Verlag) 1959
  19. A. Fric: Studien im Gebiete der Böhmischen Kreideformation. Die Weissenberger und Malnitzer Schichten. Prag (Fr. Řivnáč) 1877, S. 5-9, 15-18 Digitalisat
  20. La cuesta de la gaize en Argonne, Maison de la Craie et de son Environnement, Reims

Literatur

  • Barbara Bechter, Wiebke Fastenrath, Heinrich Magirius: Dresden (Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler), Dresden (Deutscher Kunstverlag) 2005, ISBN 3-422-03110-3
  • Ivo Chlupáč, et al.: Geologická minulost České Republiky. Praha (Academia) 2002, ISBN 80-200-0914-0
  • A. Frič: Studien im Gebiete der Böhmischen Kreideformation, Die Teplitzer Schichten. Prag (Fr. Řivnáč) 1889 Digitalisat
  • H. Ebert, R. Grahmann, K. Pietzsch: Erläuterungen zur Geologischen Karte von Sachsen, Nr. 66 Blatt Dresden, III. Auflage. Leipzig 1934
  • Jos. Hanamann: Über die chemische Zusammensetzung verschiedener Ackererden und Gesteine Böhmen’s und über ihren agronomischen Werth. Prag (Fr. Řivnáč) 1890
  • H. Käbel, A. Thomas: Terminologisches Wörterbuch für Ingenieurgeologie. Berlin (Akademie-Verlag) 1973
  • Antoni Kleczkowski, Janusz Dziewański: Słownik Geologiczny, Geologia Dynamiczna. Warszawa 1959
  • W. P. Koltčanov, N. N. Armand: Deutsch-Russisches geologisches Wörterbuch. Moskau (Verl. Russkij Jazyk) 1977
  • Stefan Kozłowski (Red.): Surowce mineralne województwa opolskiego. Warszawa (Wydawnictwa Geologiczne) 1979
  • Ivan Kraus, Miloš Kužvart: Ložiska nerud. Praha (SNTL) 1987
  • J. Kreijčí, R. Helmhacker: Erläuterungen zur Geologischen Karte des Eisengebirges und der angrenzenden Gegenden im östlichen Böhmen. Prag (Fr. Řivnáč) 1882
  • M. Kužvart: Ložiska nerudních surovin ČSR. Praha 1983
  • M. Kužvart: Ložiska nerudních surovin ČR II. Praha 1992, ISBN 80-7066-552-1
  • Ulrich Lehmann: Paläontologisches Wörterbuch. Stuttgart (Ferdinand Enke Verlag) 1977, ISBN 3-432-83572-8
  • F. Y. Loewinson-Lessing, E. A. Struve: Petrografičeskij slovar’. Leningrad, Moskva 1937
  • Václav Rybařík: Ušlechtilé stavební a sochařské kameny České Republiky. Hořice 1994
  • S. A. Schlippe, E. F. Sinizina: Deutsch-Russisches Wörterbuch für Geologie und Mineralogie. Moskau 1962
  • Romuald Żyłka: Słownik Geologiczny. Warszawa 1970

Weblinks


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  • planer — Planer. v. n. Il se dit proprement d un oiseau, lors qu il se soustient en l air sur ses ailes estenduës sans les remuer. Un oiseau qui plane en l air. un milan qui plane. Planer. v. a. Terme dont divers artisans se servent pour exprimer des… …   Dictionnaire de l'Académie française

  • Planer — bezeichnet im allgemein Sprachgebrauch einen Terminplaner: Organizer insbesondere im Bauwesen eine Person, die beruflich mit Planung, (statt mit Ausführung) beschäftigt ist (beispielsweise Architekten, Stadtplaner, Ingenieure, Techniker) und ist… …   Deutsch Wikipedia

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  • Planer — Plan er, n. 1. One who, or that which, planes; a planing machine; esp., a machine for planing wood or metals. [1913 Webster] 2. (Print.) A wooden block used for forcing down the type in a form, and making the surface even. Hansard. [1913 Webster] …   The Collaborative International Dictionary of English

  • Pläner — Pläner, ein in manchen Gegenden, z.B. in Sachsen, in dünnen Platten sich absonderndes Gestein, vorzugsweise die mergeligen u. sandigen Kalksteine, welche zu der Formation der Kreidegehören, s. Kreideformation. Der P., welcher den Quadersandstein… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Pläner — (soviel wie »Plauener« Kalk, 1821 von Keferstein nach Plauen bei Dresden benannt), mehr oder weniger toniger (mergeliger), oft glaukonitischer Kalkstein der Kreideformation …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Pläner — Pläner, s. Kreideformation …   Lexikon der gesamten Technik

  • Pläner — Pläner, kalkige und mergelige Fazies des Quadersandsteins (Plänermergel, kalkstein, sandstein; obere Kreideformation) in Sachsen, Böhmen, Schlesien, Westfalen …   Kleines Konversations-Lexikon

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