Portus Lemanis

Portus Lemanis

Portus Lemanis war ein römisches Kastell an der britischen „Sachsenküste“ beim heutigen Lympne im County of Kent/England.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Der römische Namen für das Kastell Lympne wird erstmals im Itinerarium Antonini im frühen 3. Jahrhundert erwähnt. Der Eintrag (ITER IV) über Portus Lemanis führt an, dass es sechzehn Meilen von der Hauptstadt der Region Cantium, Durovernum (Canterbury, Kent) entfernt liegt.

Das heutige Lympne steht auf den Klippen über den sog. Romney Marsh in Kent. Es liegt annähernd 11 km westlich von Folkestone und 17 km östlich von Ashford. Das Kastell schützte einen kleinen Hafen und stand strategisch günstig auf einen Felssporn südlich des heutigen Lympne direkt an einer Hügelkante, die die Romney Marsh überblickt und südöstlich bis Dungeness Point reicht.

Die Topographie hat sich seit der Römerzeit stark verändert. Die sog. Isle of Oxney war früher Hügelland, das über dem Zusammenfluss dreier Flüsse lag, die ein nordöstlich verlaufendes Tidebecken bildeten, das sich bis Hythe erstreckte.

Die Ruinen des Kastells und des Hafens von Portus Lemanis liegen unterhalb einer mittelalterlichen Burg und wären dringend konservierungsbedürftig. Dazu kommt, dass die Geologie dieser Hügel und Böschungen sehr problematisch sind, sodass es seit der Römerzeit immer wieder zu größeren Erdrutschen kam. Der instabile Charakter des Bodens war wohl auch der Grund, dass Kastell und Hafen schließlich aufgegeben wurden.

Der vicus des Kastells lag an der Römerstraße nach Canterbury. Am Fuß der südlichen Klippen wurden auch Überreste einer sächsischen Festungsanlage gefunden, Stutfall (Stout wall); diese Festung stand auf den Grundmauern des römischen Kastells.

Militär

Als die Römer im 1. Jahrhundert n. Chr. in dieses Gebiet vordrangen, errichteten sie dort ein Kastell und nannten es Portus Lemanis. Es gibt einige Diskussionen darüber, ob die römische Flotte in Britannien (Classis Britannica) ihr Hauptquartier in Dover oder Lympne hatte. Ziegel mit dem Stempel CL.BR bezeugen jedenfalls die Anwesenheit von Marineangehörigen in Lympne. Es gibt auch noch einen anderen Beweis: ein Kalksteinaltar, gefunden während einer Ausgrabungskampagne von Charles Smith im Jahre 1850, der dem Meeresgott Neptun gewidmet ist, gestiftet im Jahr 133 von einem hohen Offizier, einem praefectus der britischen Flotte, der vorher das Kommando über ein Kavallerie-Regiment in Pannonia Superior (heutiges Ungarn) inne hatte. Die Inschrift lautet:

Neptuno Aram L. Aufidius Pantera praefect. clas. Brit.
„Ein Altar für Neptun, [gewidmet von] Lucius Aufidius Pantera, Präfekt der britischen Flotte.“

Laut der Notitia Dignitatum Occidentis war die Festung in der Spätantike mit Angehörigen des numerus Turnacensium, Männern aus der Gegend um Tournai in Nordgallien, bemannt, die unter dem Kommando des Comes litoris Saxonici per Britanniam standen.[1]

Befestigung

Das heute nur mehr sehr schlecht erhaltene Kastell hat den Archäologen beim Versuch der Rekonstruktion seines Grundrisses schon so manches Kopfzerbrechen bereitet. Der Südwall ist heute fast komplett verschwunden; auch konnten keinerlei Spuren der Innenbebauung mehr nachgewiesen werden. Nach Befund des verbliebenen Mauerwerks dürfte das Kastell die Form eines unregelmäßigen Fünfeckes mit einem an der Hälfte abgewinkelten Nordwall gebildet haben, das eine Fläche von ungefähr 3,4 ha bedeckte.

Die Überreste des Nord-, West- und Ostwalles zeigen, dass sie sehr massiv und nach dem letzten Stand der damaligen Bautechnik mit halbrunden vorkragenden (vermutlich 14) Türmen ausgeführt waren. Die Mauerreste stehen in situ noch 6 m hoch und 3,9 m breit über den römischen Bodenniveau. Im Mauerwerk wurde hauptsächlich wiederverwendetes Material, wahrscheinlich von Vorgängergebäuden, verbaut. In den Ziegelbändern fand sich eine beträchtliche Menge an tegulae und auch die Grundmauern des Osttores bestehen größtenteils aus wiederverwendetem Material.

Hafen

Der Hafen liegt im Osten, etwas unterhalb der Kastellruine, ein paar hundert Meter von der ehemaligen Küstenlinie entfernt. Portus Lemanis lag damals noch am Eingang einer Lagune. Hinter dem Kiesstrand breitete sich ein ausgedehntes Feuchtgebiet aus, das sich von Fairlight (Hastings) fast bis zum römischen Hafen erstreckte. Der Hafen diente vor allem auch als Umschlagplatz für Güter der regionalen Bergbau- und Hüttenindustrie, die in unmittelbarer Nähe an den Flüssen Rother und Brede ansässig war. Von der Ausfuhr von Eisen und Holz aus dem Weald und sogar Salz aus Panning in den Romney Marsh von Portus Lemanis aus wird in einschlägigen Quellen berichtet. Rund um den Hafen war auch ein vicus nachweisbar, römische Siedlungen werden auch bei Ruckinge und Dymnchurch vermutet.

Literatur

  • Nick Fields: Rome’s Saxon Shore Coastal Defences of Roman Britain AD 250–500, Fortress 56, Osprey Books, Dezember 2006, ISBN 978-1-84603-094-9.

Weblinks

  • Favonius: Englische Website über Lympne (Portus Lemanis)

Anmerkungen

  1. Notitia Dignitatum XXVIII.

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