August Lamey

August Lamey
August Lamey

August Lamey (* 27. Juli 1816 in Karlsruhe; † 14. Januar 1896 in Mannheim) war ein badischer Politiker und Jurist. Als führender Vertreter der Liberalen stieß er eine Reihe von Reformen an.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft

August Lameys Großvater Andreas war Sekretär der kurpfälzischen Akademie der Wissenschaften in Mannheim und Gründer der Mannheimer Zeitung. Sein Vater Ernst Andreas hatte die Zeitung fortgeführt und zwei weitere Zeitungen in Mannheim und Karlsruhe gegründet. In zweiter Ehe war August Lamey mit Maria Katharina, der Tochter des Architekten Jacob Friedrich Dyckerhoff verheiratet. Aus dieser Ehe entstammte Wilhelm Lamey (1854–1910).

Leben

Lamey studierte Jura in Bonn, Heidelberg und München. Während des Studiums wurde er Mitglied des Corps Rhenania Bonn und des Corps Suevia Heidelberg. 1842 ließ sich August Lamey als Rechtsanwalt in Mannheim nieder. Zwei Jahre später wechselte er in den badischen Justizdienst. Dort war er für kurze Zeit 1846 auch für die Zensur der Mannheimer Zeitungen zuständig. 1848 wurde Lamey zum ersten Mal in die Zweite Kammer der Badischen Landstände gewählt, der er bis 1852 angehörte. Ein Jahr später verließ er den badischen Justizdienst und ging als Rechtsanwalt nach Freiburg. Dort promovierte er und wurde 1856 Professor. Von 1859 bis 1860 gehörte Lamey zum zweiten Mal der Zweiten badischen Kammer an.

Bereits ein Jahr später berief ihn Anton von Stabel in sein Kabinett als Innenminister. 1866 trat er von seinem Amt zurück und zog nach Mannheim. Dort engagierte er sich in der Stadtverordnetenversammlung und wurde 1868 Vorsitzender des Kreisausschusses. Von 1871 bis 1874 vertrat er für die Nationalliberale Partei den Wahlkreis Mannheim im Reichstag. Auf eine erneute Kandidatur verzichtete er und ging stattdessen 1875 zum dritten Mal in die Zweite Kammer der Badischen Landstände. Ab 1876 bis zu seinem Ausscheiden 1892 stand er ihr als Präsident vor.

Würdigung der politischen Tätigkeit

August Lamey profilierte sich früh als Führer der liberalen Opposition in Baden. Nachdem Großherzog Friedrich I. die Regierung entlassen hatte, weil der von ihr ausgehandelte Vertrag mit der katholischen Kirche keine Mehrheit gefunden hatte, wurde er 1860 in das neue Reformkabinett berufen. Schon nach kurzer Zeit legte er ein Gesetz vor, das eine klare Trennlinie zwischen Kirche und Staat schuf. Danach erließ er eine Amnestie für die Revolutionäre von 1848/49. Polizei und Verwaltung wurden reformiert, was eine Abschaffung der Kreisregierungen beinhaltete. Eine weitgehende Gewerbefreiheit und die staatsrechtliche Gleichstellung aller Bürger und damit die Gleichberechtigung der Juden wurden eingeführt.

Die Neuregelung des Schulwesens stieß 1866 auf den Widerstand der katholischen Kirche. Als jedoch in der Ersten Kammer der Antrag gestellt wurde, Lamey wegen Amtsmissbrauch und Verfassungsbruch zu entlassen, stellte sich die Zweite Kammer einstimmig hinter ihn. Nur wenige Wochen später trat er jedoch freiwillig zurück. Im deutschen Konflikt zwischen Preußen und Österreich stand die badische Regierung auf der Seite von Österreich. Nach dem Sieg Preußens bei Königgrätz traten alle Minister zurück, die für eine Großdeutsche Lösung in der Frage der nationalen Einheit waren.

Grab in Mannheim

Ehrungen

Für sein Lebenswerk erhielt August Lamey zahlreiche Auszeichnungen. Bereits 1864 wurde er Ehrenbürger von Freiburg. Die gleiche Würdigung erhielt er zwei Jahre später als demonstrativen Akt von Mannheim auf dem Höhepunkt des Streits mit der katholischen Kirche. Karlsruhe folgte 1893. Baden verlieh ihm den Titel des Geheimrats 1. Klasse und das Großkreuz mit Collane des Ordens vom Zähringer Löwen. In mehreren Städten sind Straßen und Plätze nach August Lamey benannt. Ein Denkmal von ihm in Mannheim nach einem Entwurf von Karl Friedrich Moest aus dem Jahr 1904[1] wurde 1935 von den Nationalsozialisten wegen seiner „Judenfreundlichkeit“ entfernt und fiel im Zweiten Weltkrieg der Metallspende zum Opfer.

Literatur

  • Ferdinand Lewald: August Lamey. In: Badische Biographien. Heidelberg 1904
  • Lily Blum: Staatsminister August Lamey. Ein badischer Politiker der Reichsgründungszeit. Heidelberg 1934
  • Lothar Gall: Der Liberalismus als regierende Partei. Das Großherzogtum Baden zwischen Restauration und Reichsgründung. Wiesbaden 1968
  • Michael Caroli: August Lamey. In: Ulrich Nieß (Hg.): Die höchste Auszeichnung der Stadt. 42 Mannheimer Ehrenbürger im Portrait. Mannheim 2002, ISBN 3926260556

Einzelnachweise

  1. Heinz Schmitt (Hrsg.): Denkmäler, Brunnen und Freiplastiken in Karlsruhe 1715–1945. Karlsruhe 1989, ISBN 3761702647, S. 686 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs, Band 7)

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Lamey — ist der Familienname folgender Personen: Andreas Lamey (1726–1802), elsässischer Historiker August Lamey (Schriftsteller) (1772–1861), elsässischer Dichter August Lamey (1816–1896), badischer Politiker Bernhard Lamey (1894–1980), deutscher… …   Deutsch Wikipedia

  • Lamey — Lamey, August, bad. Staatsmann, geb. 27. Juli 1816 in Karlsruhe, gest. daselbst 14. Jan. 1896, Anwalt in Freiburg i. Br., war 1848–52 Mitglied der badischen Zweiten Kammer, ward 1856 Professor der Rechte in Freiburg, 1860 Präsident des… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Lamey —   [ laːmaɪ], August, badischer Rechtslehrer und Politiker, * Karlsruhe 27. 7. 1816, ✝ Mannheim 14. 1. 1896; war 1856 59 Professor in Freiburg im Breisgau, gehörte 1848 52, 1859 70 und 1875 92 der badischen Zweiten Kammer an, war 1876 92 deren… …   Universal-Lexikon

  • Wilhelm Lamey — Wilhelm Friedrich Paul Hubert Lamey (* 2. März 1854 in Freiburg im Breisgau; † 14. August 1910 in Karlsruhe) war Jurist im badischen Staatsdienst und wurde Amtsvorstand, vergleichbar mit einem heutigen Landrat. Inhaltsverzeichnis 1 Familie 2… …   Deutsch Wikipedia

  • Auguste Lamey — Pour les articles homonymes, voir Lamey. Guillaume Auguste Lamey, né le 3 mars 1772 à Kehl (Allemagne) et mort le 27 janvier 1861, est un magistrat, poète et dramaturge strasbourgeois. Sommaire …   Wikipédia en Français

  • Michael Lamey — Personal information Full name Michael Lamey …   Wikipedia

  • Michael Lamey —  Michael Lamey Spielerinformationen Geburtstag 29. November 1979 Geburtsort Amsterdam, Niederlande Größe 185 cm Position Abwehr …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Lai–Lam — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Großherzogtum Baden — Wappen Flagge …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Persönlichkeiten der Stadt Freiburg im Breisgau — Inhaltsverzeichnis 1 Ehrenbürger 2 Söhne und Töchter der Stadt 2.1 Bis 1799 2.2 1800 bis 1899 2.3 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”