Preußnitz

Preußnitz

Das Dorf Preußnitz ist seit 1950 ein Ortsteil des Dorfes Kuhlowitz, das wiederum Ortsteil der Kreisstadt Belzig im Brandenburger Landkreis Potsdam-Mittelmark ist. Gemeinsam mit Kuhlowitz zählt Preußnitz auf einer Fläche von 13 Quadratkilometern rund 270 Einwohner (September 2005).

Das landwirtschaftlich geprägte Dorf verfügt über eine turmlose mittelalterliche Feldsteinkirche mit eingezogenem Chor und Apsis aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, die insbesondere im Chorbereich eine bemerkenswert makellose Quaderung der Feldsteine aufweist. Wegen mangelnder finanzieller Mittel konnte die Gemeinde den baufälligen Kirchturm nicht erneuern und ersetzte ihn nach seiner Abtragung (1962) durch einen freistehenden, überdachten Glockenständer neben der Kirche.

Bauernhaus in Preußnitz

Inhaltsverzeichnis

Allgemeine Daten und Naturraum

Lage und Verkehrsanbindung

Preußnitz liegt im Belziger Vorfläming rund fünfhundert Meter südlich von Kuhlowitz und drei Kilometer südöstlich von Belzig. Am Dorf führt die Bundesstraße 102 vorbei, die zwischen Belzig und Brandenburg an der Havel Bestandteil der Deutschen Alleenstraße ist. Unmittelbar am Nordende des Dorfes beginnt ein neuer Abschnitt der Bundesstraße, der die Stadt Belzig östlich umgeht und kurz vor Schwanebeck wieder an den alten Streckenverlauf Richtung Lütte anschließt.

Stillgelegte Brandenburgische Städtebahn, im Hintergrund Ausläufer der Rummel „Steile Kieten“
Einer der Quellbäche des Baitzer Bachs
Rummel „Steile Kieten“, periglaziales Trockental

Parallel zur Bundesstraße verläuft bei Preußnitz die seit 2003 stillgelegte eingleisige Trasse der Brandenburgischen Städtebahn, die allerdings nicht in Preußnitz hielt. Neben Belzig unterhielt die Städtebahn einen Bahnhof im südöstlichen Nachbardorf Dahnsdorf, das rund vier Kilometer entfernt liegt und wie die Nachbardörfer Mörz im Osten und Kranepuhl im Süden zur Gemeinde Planetal gehört. Am Ortszugang zur Bundesstraße bestimmt der Kirchplatz mit dem Friedhof und einer alten Linde das Bild des Dorfs.

Quellgebiet des Baitzer Bachs

Der Ort gehört zum Naturpark Hoher Fläming und befindet sich in einer flachwelligen Hügellandschaft mit Feldern und kleineren Waldabschnitten. Die Wiesen und Viehweiden Richtung Kuhlowitz sind zum Teil morastig sumpfig, denn auf der Preußnitzer Gemarkung liegt das Quellgebiet des Baitzer Baches, der noch im Mittelalter eine versumpfte Niederung darstellte. Ein kleiner vermoorter und unzugänglicher See am Westrand des Lappenberges zeugt noch heute von dieser Zeit. Die Quellarme des Baches entspringen nördlich und südöstlich des 86 Meter hohen Lappenberges und vereinigen sich bei Kuhlowitz zum abschnittsweise naturbelassenen Baitzer Bach, der über Lüsse und Baitz bei den Belziger Landschaftswiesen in das Baruther Urstromtal fließt und nach rund 16 Kilometern in den Belziger/Fredersdorfer Bach mündet, der sein Wasser wiederum über die Plane und Havel der Elbe zuführt.

Rummel und Nisthilfe

Westlich der Bahnlinie Richtung Belzig liegt eine sogenannte Rummel, eines der flämingtypischen periglazialen Trockentäler. Die Rummel Steile Kieten läuft kurz vor Peußnitz aus und ist auf einem gut ausgeschilderten Fußweg schnell zu erreichen. Der Weg führt durch einen Teil des eingekerbten Tals und dann weiter durch eine kornreiche Hügellandschaft zum Belziger Bahnhof und zur Burg Eisenhardt. Der brandenburgische Begriff Kiete (auch Kute, Küte) bedeutet Erdvertiefung, Grube. [1]

Ehemaliges Trafohaus, genutzt als Nisthilfe für Mauerbrüter, Fledermäuse ...

An der Straße nach Kuhlowitz fällt in Preußnitz ein markantes Trafohaus mit einem roten mittleren Dachkranz und Satteldach in den Blick. Da die alten Transformatorenhäuschen aus der Zeit um 1900 nach und nach durch moderne Anlagen ersetzt werden, erhält der Naturparkverein Fläming e.V. in Zusammenarbeit mit der Naturparkverwaltung und den Energieunternehmen die historischen Backsteintürme als Nisthilfen für seltene und gefährdete Gebäudebrüter. Nischen- und Höhlenbrüter wie Schleiereule (Tyto alba) (1997 noch rund 300 bis 600 Exemplare in Brandenburg), Steinkauz (Athene noctua) oder Turmfalke (Falco tinnunculus) sowie verschiedene Fledermausarten nutzen die Türme neben Scheunen, Dachstühlen und Kirchtürmen gerne zur Aufzucht ihrer Jungen. Für die Fledermäuse brachten die Naturschützer unter dem Dach ergänzende und speziell angepasste hölzerne Nist- und Ruhekästen an, die beispielsweise das Große Mausohr (Myotis myotis) gerne als Wochenstube annimmt.

Name, Geschichte, Wirtschaft

Ort der Schleifsteine

Zwar ging Preußnitz wie der gesamte Belziger Raum nach jahrhundertelanger Zugehörigkeit zum sächsischen Kurkreis nach dem Wiener Kongress 1815 an Preußen über, dennoch hat der Name Preußnitz keinen Bezug zum Begriff Preußen. Den erstmals 1285 als Bruzniz urkundlich erwähnten Namen leitet Reinhard E. Fischer vom polabischen Brus-nic = Ort, wo es glatte, abgeschliffene Steine gibt (Brus = Wetzstein) ab. Diese Ortserwähnung im Jahr 1285 erfolgte indirekt, indem eine Belziger Urkunde einen Reyneco de Bruzniz aufführt. Die erste überlieferte direkte Ortsnennung mit villa Brutzenitz stammt aus dem Jahr 1361. Aus dem Jahr 1455 findet sich die Bezeichnung Brusnicz, aus 1540 Breutznitz und bereits 1550 ist der Ort als Preusnitz verzeichnet. Laut Fischer geht das anlautende p in der amtlichen Namensform auf sächsische Kanzleien zurück und wird mundartlich auch heute noch mit anlautendem b gesprochen. [2]

Hufen und Landwirtschaft

Bauernhaus
Kirchplatz mit Linde

Die Bestandsaufnahmen der kirchlichen Visitationen im Zuge der Reformation verzeichnen für das Jahr 1565 18 und 1591 21 Dorfhufen, jeweils zuzüglich 15 ½ Hufen aus der wüst gewordenen Mehlsdorfer Feldmark und 4 Hufen aus dem wüsten Seedoche. In den Jahren 1550, 1591 und 1821 besaß der Pfarrer eine Hufe, während die Kirche im 16. Jahrhundert über zwei und 1822 über vier Morgen Wiese verfügte. Bis 1550/1552 lag die Gerichtsbarkeit bei der Vogtei Belzig und bis 1872 beim Amt Belzig-Rabenstein. [3]

Bis in die heutige Zeit bestimmen Ackerbau und Viehhaltung die Dorfwirtschaft, nennenswerten Umfang hat auch die Forstwirtschaft. Während in den Belziger Dörfern am Rand der Belziger Landschaftswiesen und im Hohen Fläming der Tourismus die traditionelle landwirtschaftliche Ausrichtung zunehmend ergänzt, spielt der Fremdenverkehr in Preußnitz noch eine sehr geringe Rolle.

Feldsteinkirche

Die evangelische Feldsteinkirche steht am Dorfeingang an der Zufahrt von der Bundesstraße hinter einer markanten alten Linde und ist mit dem umliegenden Friedhof von einer Feldsteinmauer eingefasst. Nördlich schließt sich der breite Dorfanger mit weiteren Linden an.

Grundbau und Ausstattung

Die spätromanische Kirche weist insbesondere im eingezogenen Chorbereich eine bemerkenswert makellose Quaderung der Feldsteine auf, die wie die Apsis und die unteren Lagen des Schiffs aus der ersten Bauphase im 2. Viertel des 13. Jahrhunderts stammt. Die Fertigstellung schloss sich in der zweiten Bauphase im 2. Drittel des 13. Jahrhunderts an, sodass die Fenster laut Engeser/Stehr fast schon gotische Proportionen haben. In den Jahren 1429/1430 hat wahrscheinlich eine umfassende Renovierung stattgefunden, da eine dendrochronologische Bestimmung des hölzernen Chordachwerks diese Datierung ergab. 1967 erhielt der westliche Giebel ein neues Mauerwerk. [3]

Die weitgehend korbbogigen Fenster haben zum größten Teil noch ihre ursprüngliche Form und Größe. Gemeinde- und Priesterportal sind wie der innere Apsisbogen und der Triumphbogen rundbogig. Das Halbkegeldach der Apsis decken Biberschwanzziegel, während der Abschluss von Chor und Schiff durch Satteldächer mit Falzziegeln erfolgte. Alle Dachauflagen wurden im Jahr 1990 erneuert.

Feldsteinkirche aus dem 13. Jahrhundert
Apsis und freistehender Glockenstuhl

Die seltenen, restaurierten Metallbeschläge der Portaltür stammen aus der Spätgotik und zeigen Blattornamente, Drachenköpfe, einen Hahn und ein Pferd oder einen Esel. Die barockzeitliche Innenausstattung enthält einen schlichten Altar mit einem hölzernen Aufsatz von 1711, eine einfache Holzkanzel und eine hölzerne Taufe auf einem Dreifuß. Die Orgel auf der Westempore hat einen einfachen Prospekt und stammt aus dem Jahr 1860. Gebaut hat sie der Orgelbaumeister Wilhelm Baer aus Niemegk. 1991 restaurierte die Potsdamer Orgelbaufirma Alexander Schuke die Orgel umfassend. (Pfannenstiel 1991) [3] Die Innenausmalung erfolgte nach Sanierungsarbeiten zwischen 1982 und 1987. Die Brüstungen der Hufeisenempore sind in dunkelroten Fachumrandungen gehalten, einer Farbe, die sich im Chorgestühl und Pfarrstuhl fortsetzt. (Pfeifer 1997) [3]

Der schiefe Turm von Preußnitz

Die Kirche besaß statt eines Kirchturms einen westlichen Giebelturm, der dem Dreißigjährigen Krieg zum Opfer fiel. Wahrscheinlich kam es erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts zu einem Ersatz durch einen dreiseitigen Fachwerkturm mit massiver Westwand. Dieser Turm allerdings bereitete der Kirchengemeinde von Beginn an erhebliche Sorgen und musste mehrfach ausgebessert werden. Die Kirchenkasse enthält erste Reparaturrechnungen aus dem Jahr 1753, weitere folgten in kurzen Abständen. Zudem vermittelte der Turm den Eindruck, dass er schief sei, da die Spitze des Dachreiters nur auf dem Fachwerkteil saß. In die Ortsgeschichte ging er deshalb als Der schiefe Turm von Preußnitz ein. An diesem optischen Eindruck änderte auch ein amtliches Gutachten aus dem Jahr 1869 nichts. Das Gutachten hielt fest, dass der in Fachwerk gefertigte Turm nicht schief steht, er sieht nur schief aus. (Zitat laut Mehlhardt 1976) [3]

Zu Beginn der 1960er Jahre war der Dachturm endgültig baufällig. Einen Neubau konnte sich die Gemeinde nicht leisten, sodass sie sich für den Abbruch entschied, der 1963 erfolgte. Statt eines Turms errichteten die Preußnitzer einen freistehenden und offenen Natursteinglockenstuhl am Eingang des Friedhofs, den sie mit einem kleinen Satteldach abdeckten. Die Glocke in diesem Glockenständer stammt aus dem Jahr 1481.

Quellen

Fußnoten

  1. Reinhard E. Fischer, Jürgen Neuendorf, Joachim Reso, Rund um Belzig. Orts- und Flurnamen, Findlinge und Bäume, Bäche und Teiche. Herausgeber: Förderkreis Museum Burg Eisenhardt Belzig e.V., Buch 4 zur Stadtgeschichte. Keine Angabe zu Verlag, Jahrgang, ISBN – das Vorwort ist von 1997. Zum Begriff Kiete S. 58
  2. Reinhard E. Fischer, Jürgen Neuendorf, ... , Seite 31f, Zitat S. 32
  3. a b c d e Theo Engeser und Konstanze Stehr, Ev. Dorfkirche Lüsse online Der Abschnitt „Feldsteinkirche Preußnitz“ beruht komplett auf den Informationen von Engeser/Stehr; auch die Angaben von Mehlhardt (1977), Pfannenstiel (1991) und Pfeifer (1997) sind hier entnommen.

Literatur

  • Reinhard E. Fischer, Brandenburgisches Namensbuch. Teil 2. Die Ortsnamen des Kreises Belzig, Böhlau Verlag 1970

Weblinks

52.13178611111112.6312638888897Koordinaten: 52° 8′ N, 12° 38′ O


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