Prinz Heinrich zu Sayn-Wittgenstein

Prinz Heinrich zu Sayn-Wittgenstein

Heinrich Prinz zu Sayn-Wittgenstein, eigentlich Heinrich Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Sayn ( * 14. August 1916 in Kopenhagen, Dänemark; † 21. Januar 1944 bei Stendal), deutscher Berufssoldat, Herkunft aus der Familie Sayn-Wittgenstein. Im Zweiten Weltkrieg wurde er als Pilot von Nachtjägern hoch dekoriert und starb bei einem Einsatz.

Inhaltsverzeichnis

Familie und Jugend

Die Eltern von Heinrich Prinz zu Sayn-Wittgenstein waren Gustav Alexander Prinz zu Sayn-Wittgenstein (1880–1953), Diplomat an der Deutschen Botschaft in Kopenhagen, und dessen Gattin Walburga, geborene Freiin von Friesen (1885–1970). Sein vollständiger Name lautete Heinrich Alexander Ludwig Peter zu Sayn-Wittgenstein, wobei Heinrich als Rufname in Erinnerung an den großen Urahnen, Graf Heinrich III. von Sayn bevorzugt wurde. Heinrich hatte noch zwei Brüder.

Die Eltern von Heinrich Prinz zu Sayn-Wittgenstein zogen 1919 berufsbedingt in die Schweiz. Ab 1926 besuchte Heinrich ein Internat in Neubeuern (Oberbayern). Aufgrund seines schwachen Allgemeinzustandes folgte 1927 ein Kuraufenthalt im schweizerischen Davos. Ab 1932 besuchte er eine Höhere Schule in Freiburg im Breisgau, wo er das Abitur ablegte.

Militärdienst

Nach Ableistung des Reichsarbeitsdienstes im Lager in Emmendingen schlug Wittgenstein den Beruf des Offiziers ein. Im April 1936 begann seine militärische Laufbahn im Reiterregiment 17 in Bamberg. Hier wurde er Fahnenjunker der „Cannstätter Reiter“.

Im Sommer 1937 meldete er sich zur Reichs-Luftwaffe und wurde im Oktober in die Fliegerschule Braunschweig aufgenommen. Nach entsprechenden Lehrgängen wurde er im Juni 1938 zum Leutnant befördert und erhielt das Offizierspatent.

Bei den von ihm in der Vorkriegszeit geflogenen Flugzeugtypen handelte es sich um Junkers Ju 88 und Heinkel He 111.

Beim Westfeldzug war er an Bombenangriffen auf die Forts von Lüttich beteiligt. Weitere Einsätze in Frankreich und eine anschließende Teilnahme an der sogenannten Luftschlacht um England folgten. Unter anderem zeichnete er sich durch Angriffe auf die beiden durch Flak stark verteidigten Flugbasen Biggin Hill und Rochester aus.

Von Juni bis November 1941 war Wittgenstein am Russlandfeldzug im Bereich der Heeresgruppe Nord beteiligt. Er war den Kampfgeschwadern 1 und 51 zugeteilt und flog in diesem Zeitraum über einhundertfünfzig Bomber-Einsätze. Da ihm die Bombenangriffe aufgrund der unausweichlichen Verluste an der russischen Zivilbevölkerung zunehmend missfielen (durch Briefe an seine Mutter belegt) und er sich im Kampf lieber einem einzelnen Gegner stellen wollte, ließ er sich im Januar 1942 zu den Nachtjagdfliegern versetzen.

Nach der Sonderausbildung für die Nachtjagd erzielte er wenige Monate später in der Nacht vom 8. auf den 9. Mai 1942 seinen ersten Abschuss. Aufgrund seiner weiteren Erfolge stieg Wittgenstein zum Staffelkapitän der 9. Staffel des Nachtjagdgeschwaders 2 auf, das damals in Holland stationiert war und mit umgebauten Ju 88 ausgerüstet war.

Bis zum Herbst 1942 hatte er 22 bestätigte Gesamtabschüsse erreicht. Dafür erhielt er am 7. Oktober 1942 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes.

Zum Jahresende 1942 war er als Hauptmann zum Kommandeur der IV. Gruppe des Nachtjagdgeschwaders 7 aufgestiegen. Diese Einheit wurde später zur Gruppe 1 des NJG 100 umorganisiert.

Aufgrund eines Magenleidens folgte im Frühjahr 1943 ein zweimonatiger Lazarettaufenthalt mit anschließendem Genesungsurlaub. Nach de Wiederantritt im aktiven Dienst gelangen ihm in Ostpreußen gegen einfliegende russische Bomber am 25. Juli 1942 sieben Abschüsse. Anschließend tat er als Kommandeur der 2. Gruppe des Nachtjagdgeschwaders 3 in Schleswig Dienst und bekam nach 59 Luftsiegen am 31. August 1943 das „Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes“ verliehen. Bis zum Jahresende 1943 konnte er seine Abschusszahl auf 64 erhöhen.

Als Geschwader-Kommandeur im Range eines Majors führte der damals 27-Jährige dann das Nachtjagdgeschwader 2, das in Deelen in den Niederlanden seinen Fliegerhorst hatte. Von hier startete er zu Abfangeinsätzen und schoss in der Zeit vom 1. bis 20. Januar 1944 weitere 15 alliierte Großbomber ab.

Widerstand

In ihren Memoiren berichten die Schwestern Tatiana Fürstin von Metternich und Marie "Missie" Fürstin Wassiltschikov, dass ihr enger Freund Wittgenstein dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus angehörte. Zunächst wollte er bei der Verleihung des Eichenlaubs zum Ritterkreuz "den Allmächtigen" persönlich erschießen. "Ich bin unverheiratet, habe keine Kinder, bin auch nicht unabkömmlich. Er empfängt mich persönlich. Wer von uns wird jemals so nahe an ihn herankommen?" (Metternich).

Wenige Tage vor seinem Tod überlegt er, sich gemeinsam mit Hitler in die Luft zu sprengen, wenn sie sich die Hand reichen (Wassiltschikov).

Tod

In der Nacht des 21. Januar 1944 gelang es Wittgenstein, nochmals zwei Nachtbomber abzuschießen. Unmittelbar nach diesem letzten Luftsieg wurde sein Flugzeug, eine Ju 88, gegen 23 Uhr ebenfalls getroffen, wobei die linke Tragfläche Feuer fing und die Maschine an Höhe verlor. Wittgenstein gab seinem Bordfunker Ostheimer und dem Rest der Besatzung den Befehl abzuspringen, was diese auch taten und dadurch überlebten.

Wittgensteins Leiche wurde in einem Waldgebiet der Gemeinde Lübars bei Stendal gefunden. Sein Fallschirm hatte sich aufgrund der geringen Absprunghöhe nicht mehr geöffnet. Nach seinem Tod wurde ihm als 44. Soldaten der Wehrmacht das „Eichenlaub mit Schwertern zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes“ verliehen. Die Beisetzung fand am 29. Januar 1944 auf dem Geschwaderfriedhof in Deelen statt. Im Rahmen einer allgemeinen Umbettungsaktion nach Kriegsende wurden seine sterblichen Überreste 1948 auf den Deutschen Soldatenfriedhof in Ijsselstein (Ysselsteyn) überführt. Ein Grab Wittgensteins befindet sich im Park des ehemaligen Schloß Schönhausen.

Siehe auch

Literatur

  • Mike Spick: Die Jägerasse der deutschen Luftwaffe 1939–1945. Einsatz, Taktik und Technik. Bernard und Graefe, Bonn 2000, ISBN 3-7637-5978-6.
  • Mike Spick: Luftwaffe Fighter Aces -The Jagdflieger and their Combat Tactics and Techniques. Greenhill Books, London 1996, ISBN 1-85367-255-6.

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