Privatbrauerei Heinrich Reissdorf

Privatbrauerei Heinrich Reissdorf
Privat-Brauerei Heinrich Reissdorf
Unternehmensform GmbH
Gründung 1894
Unternehmenssitz Köln
Unternehmensleitung

Michael von Rieff

Mitarbeiter 83
Branche Brauerei
Website

www.reissdorf.de

Die Privat-Brauerei Heinrich Reissdorf GmbH & Co. KG ist der Produzent der umsatzstärksten Kölsch-Marke Reissdorf Kölsch.

Stammhaus der Brauerei an der Severinstraße (um 1900)

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Am 4. September 1894 gründete der Uniformschneider Heinrich Reissdorf die Obergärige Brauerei Heinrich Reissdorf. Nach dem Tod des Gründers 1901 übernahm seine Ehefrau Gertrud die alleinige Geschäftsführung, die sie im Jahre 1908 an ihre Söhne übergab. Vor dem Ersten Weltkrieg betrug der Jahresausstoß 15.000 Hektoliter. Nach dem Weltkrieg musste die Brauerei von einem Betrieb mit Dampfkesseln auf einen Betrieb mit Elektrizität umstellen, da in Folge der Ruhrbesetzung durch Frankreich kaum Steinkohle als Energieträger zur Verfügung stand. Die Bezeichnung Obergärig im Firmennamen entfiel 1923 als die Produktpalette um Pils, Märzen und Export erweitert wurde. 1936 führte Reissdorf als erste Brauerei die Flaschenabfüllung von Kölsch ein.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Brauhaus zu 90 % zerstört, doch bereits am 15. Juli 1945 konnte bei Reissdorf ein Schankbier mit 6 % Stammwürze gebraut werden. In der englischen Besatzungszone war die Herstellung von Vollbier in den Nachkriegsjahren nicht erlaubt. Ab dem 12. August 1949 wurde wieder Vollbier mit einer Stammwürze von 12 % als Pils, Export und Kölsch produziert.

Mit der gezielten Marketingkampagne „Echt Kölsch“ der Kölner Brauer zu Beginn des Wirtschaftswunders entwickelte sich Kölsch zum beliebtesten Bier im Großraum Köln, sodass Reissdorf sich kontinuierlich auf die Kölsch-Produktion konzentrierte. Einige Kölner Brauer warteten zunächst die Entwicklung des Kölsch-Booms ab und ließen ihr Kölsch im Lohnbrau bei Reissdorf produzieren. Im März 1986 unterzeichnete Reissdorf zusammen mit den 23 anderen im Kölner Brauereiverband organisierten Unternehmen die Kölsch-Konvention und war somit weiterhin berechtigt Kölsch herzustellen.

Da die alte Brauerei im Severinsviertel nicht mehr erweiterungfähig war, wurden von 1998 bis 2002 die Produktion und die Abfüllung sukzessive nach Rodenkirchen verlegt. Die einstige Produktionsstätte, ein vierstöckiges Gebäude mit mehreren Keller-Ebenen, wurde vollständig abgerissen. Auch die damals angegliederte Braustube an der Ecke Severinstraße/An St. Magdalenen existiert heute nicht mehr. Ein neues Brauhaus wird zur Zeit am alten Standort im Severinsviertel errichtet und voraussichtlich am 20. April 2009 unter dem Namen "Zum alten Brauhaus" eröffnet.

Produktion

Longneck-
Flasche

Die geographischen Gegebenheiten des neuen Standortes erforderten technische Besonderheiten. Durch die Nähe zum Industriestandort Wesseling ist das Grundwasser der ersten Ebene qualitativ nicht zum Bierbrauen geeignet, deshalb wurde ein 80 Meter tiefer Brunnen zur zweiten Grundwasserebene gebohrt. Durch eine umfangreiche Aufbereitung ohne chemische Zusätze erreicht das Wasser Trinkwasserqualität. Da der Stadtteil Rodenkirchen nicht an das Großklärwerk Köln-Stammheim angeschlossen ist, werden die Abwässer in das kleinere Klärwerk Wesseling abgeleitet, welches Kapazitätsprobleme hat. Deshalb darf die Brauerei stündlich nur eine begrenzte Menge Abwasser ableiten. Für die Herstellung von 1 Hektoliter Bier werden im Normalfall circa 7 Hektoliter Wasser benötigt. Das Brauchwasser wird bei Reissdorf einem Kreislauf zugeführt und mehrfach verwendet, dadurch konnten die Abwässer deutlich reduziert werden. Der beim Brauprozess anfallende Trester wird an landwirtschaftliche Betriebe abgegeben, deshalb muss sich das Unternehmen regelmäßig nach ISO 9001 als Futtermittelhersteller zertifizieren lassen.

In der Brauerei wird ausschließlich Kölsch gebraut. Die Produktion von anderen Biersorten wurde in der Vergangenheit eingestellt. Reissdorf-Kölsch wird in 0,33 l und 0,5 l Longneck-Flaschen abgefüllt. In der Abfüllung können bis zu 100.000 Flaschen je Stunde befüllt werden. Seit 1992 benutzt Reissdorf für Fassbier ausschließlich Keg-Fässer in den Größen 10, 20, 30 und 50 l. Es werden auch 5 Liter-Dosen und schlanke 0,33 l Dosen befüllt.

Die Bierproduktion lag im Jahre 2007 bei 638.000 Hektolitern [1], der Flaschenbieranteil lag bei 80 %. Das Absatzgebiet von Reissdorf-Kölsch ist nach Brauereiangaben auf 100 km um den Fabrikschornstein beschränkt.

Marketing

Party-Bus mit Reissdorf-Werbung

Reissdorf verzichtet auf umfangreiche Werbemaßnahmen in Presse, Funk und Fernsehen. Das Unternehmen setzt auf Verkehrsmittelwerbung, sowie auf Leuchtmittelwerbung an den Verkaufsstellen des Produktes.

Seit 1968[2] wirbt die Brauerei in Köln an der Aachener Straße mit einer beweglichen Leuchtreklame, bei der ein Männchen im 90 Grad-Winkel [3] ein Glas Kölsch zum Mund hebt. Beim Leeren des Glases füllt sich der Körper des Männchens mit Kölsch, dargestellt durch das Aufleuchten von Neonröhren von unten nach oben. Die Reklame stellt im Wechsel eine männliche und eine weibliche Person dar. Als ein Wahrzeichen Kölns steht diese inzwischen unter Denkmalschutz.[4]

Da das Unternehmen jährlich zwei bis drei Serien künstlerisch gestaltete Bierdeckel mit Motiven der Stadt Köln ausliefert, sind diese beliebte Sammlerobjekte. Die Kölschstangen von Reissdorf unterscheiden sich zu denen von anderen Kölschmarken durch den dickeren Glasboden, dadurch wird eine höhere Standfestigkeit gewährleistet.

Einzelnachweise

  1. Newsletter der Brauerei Heinrich Reissdorf, Zugriffsdatum 27. April 2008
  2. Leuchtreklame wird saniert – Bäume zu hoch. Biertrinkern am Rudolfplatz wird auf die Sprünge geholfen, o.O., o.J.
  3. Michael Fuchs: Das Kölsch fließt ohne Unterlass. Denkmalgeschützter Dauertrinker: Das Reissdorf-Männchen, in: Kölner Morgen, 21. Juni 2000
  4. Evelyn Horst: Mildes Kölsch genießt Kultstatus, in: Kölnische Rundschau, 18. Juli 2005.

Weblinks

50.8760083333336.99410277777787Koordinaten: 50° 52′ 34″ N, 6° 59′ 39″ O


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