Probabilismus (Moraltheologie)

Probabilismus (Moraltheologie)

Probabilismus (von lat. Probabilis: annehmbar, wahrscheinlich) bedeutet in der katholischen Moraltheologie, dass eine Handlung, die gegen bestehende Normen verstößt, dann zulässig ist, wenn dies aus annehmbaren Gründen erfolgt. Als annehmbar gelten Gründe, wenn sie stark die subjektiven Handlungsmotive des einzelnen Gewissens berücksichtigt. Handelt man gegen ein moralisches Gesetz (z. B. die 10 Gebote), bringt dafür aber „glaubwürdige“ (probabilis) Gewissensgründe vor, so kann ein Vertreter des Probabilismus dies als vor Gott gerechtfertigt ansehen. Im Zweifelsfall entscheidet man sich dafür, das Handeln der Person als erlaubt zu bezeichnen, wenn dafür positive subjektive Gründe sprechen. Man hält somit den guten Willen des Menschen in Bezug auf Gott für das Entscheidende, selbst wenn sich dieser Mensch vielleicht objektiv gesehen irrt. Hintergrund ist eine optimistische humanistische Sicht auf den Menschen, der im Grunde gut ist.

Der Probabilismus bezieht sich unter anderem auf den Römerbrief: „Wer aber zweifelt […], der ist gerichtet, denn es [das Handeln] kommt nicht aus seiner Überzeugung.“ (Röm. 14, 23)

Anders ausgedrückt, ist in Zweifelsfällen eine Handlung erlaubt, wenn gute Gründe dafür vorliegen. Den praktischen Probabilismus in ähnlicher Form vertreten z. B. die Jesuiten.

Literatur

  • John Mahoney: Stichwort Probabilismus in TRE, Band 27, 465–468

Weblinks


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