Prättigau

Prättigau
Das Prättigau Richtung Süden bei Küblis
Das Prättigau bei Saas Richtung Norden

Das Prättigau (früher auch Prätigau, rätoromanisch Partenz) ist das Tal der Landquart im Schweizer Kanton Graubünden und Teil des Bezirks Prättigau/Davos.

Inhaltsverzeichnis

Geografie und Bevölkerung

Das Prättigau erstreckt sich in Ost-West-Richtung auf einer Länge von knapp 40 km zwischen dem Silvrettagebiet und der Klus entlang des Flusses Landquart. Der höchste Punkt ist das Verstanclahorn (3297 m), der tiefste liegt in der Klus (576 m). Das Einzugsgebiet der Landquart beträgt etwa 610 km².

Die nördliche Talseite wird vom Gebirgszug des Rätikons mit seinen markanten Kalkwänden und mit den Übergängen ins österreichische Montafon geprägt. Im Westen grenzt das Prättigau an das Churer Rheintal, im Süden an die Gebiete Schanfigg und Davos, im Osten an das Engadin.

Im Prättigau leben 15'032 Personen, 88% besitzen einen Schweizer Pass (2010). Amtssprache in allen Gemeinden ist Deutsch, gesprochen wird ein von den Walsern geprägter, höchstalemannischer Dialekt. Die Konfession ist meist reformiert.

Orte und Verkehr

Die wichtigsten Gemeinden im Prättigau sind Klosters-Serneus, Küblis und Schiers. Das Tal wird auf seiner gesamten Länge von der Rhätischen Bahn begleitet, die Bahnverbindungen führen von Klosters über den Wolfgangpass weiter nach Davos sowie durch den 1999 eröffneten Vereinatunnel ins Engadin (Personenzüge und Autoverlade-Möglichkeit). Die Nationalstrasse 28 durch das Tal wurde in den letzten Jahren stark ausgebaut. Im Oktober 2011 wurde die Umfahrung von Saas eröffnet; als letzte Ortsumfahrung ist jene von Küblis im Bau, die Eröffnung ist im Jahr 2016 geplant.

Wirtschaft und Infrastruktur

Die Wirtschaft ist im vorderen Prättigau mit den Gemeinden Seewis, Grüsch und Schiers geprägt von Industrie und Gewerbe. Klosters-Serneus ist eine Tourismusgemeinde, für die Vermarktung wurde zusammen mit Davos eine Tourismus-Destination gebildet. Für den Tourismus sind die grossen Skigebiete in Davos-Klosters und die kleineren Gebiete Grüsch-Danusa und Fideriser Heuberge wichtig; die Gemeinden Luzein und St. Antönien versuchen ihr Angebot vor allem im naturnahen, sanften Tourismus auszubauen. Auf der Seite zum Rätikon hin verläuft der Prättigauer Höhenweg.

Im Jahr 2008 wurden im Prättigau 1256 Betriebe gezählt, die 6727 Personen beschäftigten (1096 in der Land- und Forstwirtschaft, 2385 in Industrie und Gewerbe, 3246 in Dienstleistungsbetrieben).

Das Prättigau verfügt mit den Einrichtungen der Flury Stiftung (Regionalspital, Alters- und Pflegeheime) sowie mehreren Arztpraxen über eine gut ausgebaute Infrastruktur im Gesundheitswesen. Im Bildungsbereich ist die Evangelische Mittelschule Schiers die wichtigste Einrichtung.

Geschichte

Frühzeit

Aufgrund von archäologischen Einzelfunden wird vermutet, dass das Prättigau in der Bronzezeit besiedelt war. Gesichert ist dies für die Eisenzeit, aus welcher der wichtigste Fund aus der Frühzeit stammt: in Schiers wurde beim heutigen Pfarrhaus eine Siedlung nachgewiesen, die in der Römerzeit und bis ins Frühmittelalter bestand.

Mittelalter

Die Entwicklung im Mittelalter wurde seit dem 12. Jh. von verschiedenen Feudalherren (Grafen von Kirchberg, Edle von Aspermont, Freiherren von Vaz, Vögte von Matsch, Grafen von Toggenburg, Grafen von Montfort, Herzoge von Österreich) geprägt. Sie teilten sich den Grundbesitz mit dem Bistum und dem Domkapitel Chur und mit dem Kloster St. Jakob, das Anfang des 13. Jh. am Ort der heutigen reformierten Kirche Klosters gegründet wurde. Im Spätmittelalter besiedelten die deutschsprachigen Walser die höheren Lagen des Prättigaus von Davos her. Ihre zunehmende Zahl trug massgebend zur Germanisierung des ursprünglich zum rätoromanischen Sprachgebiet gehörenden Tals bei; gegen Ende des 16. Jh. war das Prättigau deutschsprachig. Seit der Gründung im Jahr 1436 gehörten die Prättigauer Gerichte zum Zehngerichtenbund, der sich 1450 mit dem Gotteshausbund und 1471 mit dem Grauen oder Oberen Bund zu den Drei Bünden formierte. Zusammen mit den Talschaften Davos und Schanfigg fiel das Prättigau in dieser Zeit den Österreichern zu.

Neuzeit

Im 16. Jahrhundert wurde das Tal reformiert, es kam zu zahlreichen Auseinandersetzungen mit den katholischen Österreichern, welche die Prättigauer im Kampf um die Bündner Alpenpässe mit der gegnerischen französischen Partei im Bunde sahen. Nach der verlorenen Schlacht von Aquasana bei Saas im Prättigau wurden 1622 viele Prättigauer Dörfer und Siedlungen von den Österreichern zerstört. Einige Jahre später (1649-52) konnten sich die Prättigauer zusammen mit den anderen Gerichten des Zehngerichtenbundes von Österreich loskaufen. Seither war der Bund ein vollwertiges Mitglied des Freistaats der Drei Bünde, aus dem 1803 durch die Mediationsakte Napoleons der Kanton Graubünden entstand.

Im 17. und im 18. Jahrhundert standen viele Prättigauer als Söldner in fremden Diensten (vorwiegend in Frankreich und Holland, aber auch in Spanien und Italien). Die Reisläuferei ging Anfang des 19. Jh. zurück und war ab 1859 verboten. In dieser Zeit wanderten jedoch zahlreiche Prättigauer in die benachbarten Staaten, nach Russland und später nach Amerika aus.

Die alte Talstrasse durch das Prättigau – zuvor ein kaum befahrbarer Saumweg – wurde von 1843 bis 1863 ausgebaut. Zudem wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jh. die Landquart mit Wuhrbauten gezähmt; so entstand wertvolles Landwirtschaftsland wie zum Beispiel in der Talsohle zwischen Schiers und Grüsch. Die Eisenbahnstrecke durch das Prättigau wurde 1889 nach nur eineinhalb Jahren Bauzeit eröffnet; ab 1890 führte die Strecke von Klosters weiter nach Davos.

Gemeinden im Prättigau

Medien

Lokalzeitungen sind der dreimal in der Woche erscheinende Prättigauer und Herrschäftler und die Klosterser Zeitung/Prättigauer Post (wöchentlich).

Weblinks


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