Psycho (Film)

Psycho (Film)
Filmdaten
Deutscher Titel: Psycho
Originaltitel: Psycho
Produktionsland: USA
Erscheinungsjahr: 1960
Länge: 109 Minuten
Originalsprache: Englisch
Altersfreigabe: FSK 16
Stab
Regie: Alfred Hitchcock
Drehbuch: Joseph Stefano
Produktion: Alfred Hitchcock
für Shamley Productions
Musik: Bernard Herrmann
Kamera: John L. Russell
Schnitt: George Tomasini
Besetzung

Psycho ist ein US-amerikanischer Spielfilm von Alfred Hitchcock aus dem Jahre 1960. Der für vier Oscars nominierte Film gilt als eines von Hitchcocks zentralen Werken und ist ein bedeutender Klassiker des amerikanischen Kinos. Das American Film Institute wählte Psycho im Jahr 2001 auf den ersten Rang der 100 besten amerikanischen Thriller.

Die Szene, in der die weibliche Hauptfigur unter der Dusche erstochen wird, zählt sowohl visuell als auch musikalisch zu den bekanntesten und meistzitierten Szenen der Filmgeschichte. Auch die von Anthony Perkins verkörperte Figur des psychopathischen Serienmörders Norman Bates hat Berühmtheit erlangt.

Als Vorlage des Films diente der gleichnamige Roman von Robert Bloch.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Marion Crane, eine Sekretärin aus Phoenix, ist es leid, sich mit ihrem Freund Sam nachmittags heimlich in billigen Absteigen treffen zu müssen. Sie möchte ihn endlich heiraten. Er fühlt sich jedoch finanziell noch nicht genug abgesichert, um ihr ein sicheres Leben zu ermöglichen. Zurück bei ihrer Arbeitsstelle lernt sie einen Kunden ihres Chefs kennen, einen reichen Texaner. Marion wird von ihrem Arbeitgeber beauftragt, für den Kunden 40.000 Dollar zur Bank zu bringen. Sie entschließt sich, den Betrag zu unterschlagen. Sie meldet sich bei der Arbeit krank und flüchtet mit ihrem Auto aus der Stadt, was ihr Chef zufällig sieht. Während der Fahrt erregt sie durch ihr sonderbares Verhalten die Aufmerksamkeit eines Polizisten, der sich eine Weile lang an ihre Fersen heftet. Das hastige Tauschen ihres Wagens gegen einen anderen weckt den Argwohn eines Autohändlers.

Von diffusen Ängsten verfolgt, erreicht Marion schließlich ein abseits der Hauptstraße gelegenes Motel. Dessen junger Besitzer Norman Bates lebt mit seiner Mutter nebenan in einem viktorianischen Haus. Norman erzählt Marion, dass er keinerlei Freunde hat und alleine mit seiner kranken Mutter sehr zurückgezogen auf diesem Anwesen lebt. Der junge, etwas verklemmt wirkende Mann entwickelt ein deutliches Interesse an der attraktiven Sekretärin und lädt sie zum Abendessen ein. Er geht vom Motel in das Haus, um das Abendessen vorzubereiten. Marion wird akustisch Zeugin einer erbitterten Auseinandersetzung zwischen dem jungen Mann und seiner Mutter, die ihm Kontakte zu Frauen verbieten will, da sie diese für „schmutzig“ hält.

Danach bringt Norman Bates das Abendessen ins Motel. Während des gemeinsamen Essens kommen Norman und Marion ins Gespräch. Norman erwähnt sein Hobby, das Präparieren von Vögeln, und kommt auch auf seine Mutter zu sprechen. Er bezeichnet sie als „harmlos“ ,nur „manchmal ein bisschen bösartig“. Im Verlauf dieser Szene fällt auch der berühmte Satz: Der beste Freund eines Mannes ist seine Mutter.

Marion hadert vor dem Schlafengehen mit sich und überlegt, das gestohlene Geld zurückzubringen. Es sieht so aus, als sei sie mit sich im Reinen, als sie unter die Dusche geht. Dort wird sie brutal von einer vermummten Gestalt in Frauenkleidern erstochen. Norman entdeckt die Leiche und ist bestürzt über die Tat, die offenbar seine herrschsüchtige Mutter begangen hat. Er beseitigt sorgfältig alle Spuren der Tat, verstaut Marions Leiche samt Gepäck und dem gestohlenen Geld, von dem er aber nichts weiß, in ihrem Auto und versenkt es in einem Sumpf hinter dem Motel.

Marions Arbeitgeber ist von einer Affekthandlung Marions überzeugt. Anstatt sie bei der Polizei anzuzeigen, schickt er den Privatdetektiv Arbogast auf die Suche nach dem verlorenen Geld. Auch Marions Schwester Lila ist besorgt und macht sich mit Marions Freund Sam auf die Suche. Arbogast klappert sämtliche Hotels und Motels der Umgebung ab und stößt schließlich auf Bates, dem er misstraut, da sich dieser in Widersprüche verwickelt und etwas zu verheimlichen scheint. Bates weigert sich auch, ihn zu seiner Mutter vorzulassen, was den Detektiv besonders neugierig macht.

Das Psycho-Haus mit dem Motel im Vordergrund.

Nachdem er Lila am Telefon von seinem Verdacht berichtet hat, kehrt Arbogast heimlich in das Haus zurück, um mit Normans Mutter zu sprechen. Diese überrascht ihn im ersten Stock mit einem großen Messer und sticht auf ihn ein. Arbogast fällt die Treppen hinunter und stirbt. Norman übernimmt erneut die „Aufräumarbeiten“.

Alarmiert von Arbogasts Bericht und seinem Verschwinden, fahren Lila und Sam selbst zu Normans Motel. Sie werden vom örtlichen Sheriff informiert, dass Mrs. Bates schon seit zehn Jahren auf dem örtlichen Friedhof begraben sei. Die beiden beschließen, sich inkognito in Bates Motel einzumieten, um mit Normans Mutter sprechen zu können. Während Sam Norman ablenkt, sieht sich Lila in dem alten Haus um. Sie sucht das Zimmer von Mrs. Bates auf, das aber leer ist. Lila bemerkt, dass Normans Zimmer voll mit alten Spielsachen ist. Norman schöpft Verdacht, schlägt Sam nieder und eilt zum Haus. Lila gelingt es, sich im Keller des Hauses zu verstecken. Dort findet sie die auf einem Stuhl platzierte, mumifizierte Leiche von Normans Mutter.

Norman, der sich damit als der Mörder entpuppt, betritt plötzlich mit Perücke und in den Kleidern seiner Mutter den dunklen Kellerraum und versucht, auch Lila zu erstechen. Sie entgeht nur knapp dem Tod, da es Sam im letzten Moment gelingt, Norman zu überwältigen.

Im Polizeirevier erfährt der Zuschauer von Normans gespaltener Persönlichkeit: Einerseits ist er ein schüchterner, unauffälliger junger Mann, andererseits verkörpert der andere Teil seiner Persönlichkeit seine herrschsüchtige Mutter. Zehn Jahre zuvor hatte Norman sie und ihren Liebhaber aus Eifersucht getötet. Als Mrs. Bates, deren Ermordung nie aufgeklärt wurde, begraben werden sollte, stahl er ihren Körper und konservierte ihn, um das Verbrechen gewissermaßen ungeschehen zu machen. So lebt er mit seiner verstorbenen Mutter zusammen und spricht mit ihr, indem er ihre Stimme imitiert. Indem Norman die Rolle der eifersüchtigen Mutter übernimmt, ermordet er – in Frauenkleidern – die jungen Frauen, an denen er interessiert ist. Nach jedem Mord schimpft er mit seiner „kranken“ Mutter und beseitigt die Spuren „ihres“ Verbrechens. In der letzten Einstellung des Films sieht man ihn in einer Zelle sitzen und hört seinen inneren Monolog, aus welchem hervorgeht, dass er bis zum Ende von seiner eigenen Unschuld überzeugt ist.

Vorproduktion

Der Film basiert auf Robert Blochs gleichnamigen Roman aus dem Jahr 1959. Bloch ließ sich für sein Buch von dem realen Fall des Frauenmörders Ed Gein inspirieren, der zwei Jahre zuvor unweit von Blochs damaligem Wohnort in Wisconsin gefasst worden war.[1] Hitchcock erwarb die Rechte an dem Stoff über einen anonymen Agenten für die relativ geringe Summe von 9000 Dollar. Anschließend kaufte er so viele Exemplare des Buches wie möglich auf, um das Ende der Geschichte geheim zu halten.[2] Laut seinem Agenten Ned Brown gefiel ihm an Psycho vor allem die überraschende Ermordung der Hauptfigur, die der Geschichte eine völlig neue Richtung gibt.[3] In einem Interview mit François Truffaut erklärte Hitchcock: "I think the thing that appealed to me was the suddenness of the murder in the shower, coming, as it were, out of the blue. That was about all."

Als aus einem geplanten Projekt namens No Bail for the Judge mit Audrey Hepburn in der Hauptrolle nichts wurde, begann Hitchcock mit der Arbeit an Psycho.[4] Das ungewöhnliche Projekt stellte einen Wendepunkt in der Karriere des Regisseurs dar, der sich ab Ende der 1940er Jahre zunehmend der Konkurrenz anderer Filmschaffender ausgesetzt sah. Sein Stil wurde vielfach und erfolgreich kopiert, beispielsweise von Henri-Georges Clouzot in Die Teuflischen oder George Cukor in Das Haus der Lady Alquist. Zudem hatte Hitchcock vorerst genug von den hochkarätig besetzten, vorwiegend heiteren Big-Budget-Produktionen, die er zuletzt gedreht hatte, und suchte nach neuen Wegen, sein Publikum zu schockieren. Um 1960 herum waren viele billig produzierte B-Movies an der Kinokasse erfolgreich. Hitchcock überlegte sich, was passieren würde, wenn ein solcher Film von einem bekannten Regisseur wie ihm gedreht werden würde.

Die Produktionsfirma Paramount Pictures, für die der Regisseur laut Vertrag noch einen Film drehen musste, war zunächst strikt gegen eine Adaption des Romans, mit der Begründung, dieser sei zu abstoßend und für einen Film ungeeignet. Nach dem Erfolg von Der unsichtbare Dritte ein Jahr zuvor erwartete man ein weiteres Projekt in dieser Richtung. Als das Studio Hitchcock sein übliches Budget von damals etwa zwei bis drei Millionen Dollar verweigerte, wohl in der Annahme, er werde einlenken, finanzierte dieser den Film kurzerhand mit seiner eigenen Produktionsfirma Shamley Productions. Das Budget für Psycho betrug nur rund 806.000 Dollar (was heute etwa 5,5 Millionen Dollar entspräche) und zwang Hitchcock zu diversen Einsparmaßnahmen.[5]

Die Entscheidung, den Film in schwarz-weiß zu drehen, hatte mehrere Gründe: Zum einen wurde die Produktion dadurch billiger, zum anderen glaubte man, die blutige Duschszene würde in Farbe zu brutal wirken.[6] Darüber hinaus war Hitchcock ein großer Bewunderer des Schwarzweiß-Films Die Teuflischen, der dessen Regisseur Henri-Georges Clouzot den Beinamen "französischer Hitchcock" eingetragen hatte.[7]

Drehbuch

James Cavanaugh, der bereits elf Episoden der Fernsehserie Alfred Hitchcock Presents geschrieben hatte, nahm im Oktober 1959 die Arbeit am Drehbuch auf. Hitchcock war mit dem Ergebnis jedoch sehr unzufrieden und meinte, das Skript lese sich wie ein Fernsehfilm. Er kontaktierte daraufhin den relativ unerfahrenen Autoren Joseph Stefano und betraute diesen, nach anfänglichen Bedenken, mit der Aufgabe.

Stefanos Drehbuch hält sich in großen Teilen an die literarische Vorlage. Zu den bedeutendsten Änderungen, die er und Hitchcock vornahmen, zählt Norman Bates' Charakterisierung. Im Buch wird dieser als kleiner, dicker und unsympathischer Trinker beschrieben.[8] Er ist außerdem viel älter als der damals 27jährige Anthony Perkins, der ihn verkörperte. Zudem beginnt das Buch aus Normans Perspektive, während der Film zu Beginn Marion in den Mittelpunkt stellt. Die Duschszene nimmt im Buch nur zwei kurze Abschnitte ein und endet mit der Enthauptung Marys.

Auch eine Romanze zwischen Lila Crane und Sam Loomis kommt im Film nicht vor. Die Hauptfigur des Buches, Mary Crane, wurde in Marion Crane umbenannt, nachdem man herausfand, dass in Phoenix tatsächlich eine Mary Crane existierte.

Stab und Vorbereitung

Ein Großteil der Filmcrew bestand aus Leuten, die bereits für die Fernsehserie Alfred Hitchcock Presents mit diesem zusammengearbeitet hatten. Dies war ein weiterer Weg, um Geld und Zeit zu sparen. Außerdem fühlte sich der Regisseur wohler, wenn er von vertrauten Menschen umgeben war. Als Art Director wurde Saul Bass engagiert, der bereits die Vorspanntitel für Vertigo – Aus dem Reich der Toten und Der unsichtbare Dritte gestaltet hatte. Der von ihm entworfene Vorspann, bei dem der Eindruck erweckt wird, die Leinwand werde durch ein Messer zerfetzt, sollte beim Zuschauer Nervosität hervorrufen.

Einige Wochen vor Drehbeginn fuhr der Regieassistent Hilton Green nach Arizona und fotografierte dort mehrere Wohnungen und Immobilienbüros, die später im Studio rekonstruiert werden sollten. Insgesamt besuchte er rund 140 solcher Schauplätze. Für das Kostümdesign orientierte sich Helen Colvig an der Kleidung einer jungen Frau aus Phoenix, die Janet Leigh ähnlich sah. Die meisten Kostüme waren nicht maßgeschneidert. Beides sollte zur Authentizität des Films beitragen.

Norman Bates' Haus wurde von Joseph Hurley und Robert Clathworthy nach dem Vorbild einer Villa in Kent, Ohio geplant und gebaut. Sie verwendeten dafür Teile der Kulisse des Films Mein Freund Harvey von 1950. Das Haus kostete rund 15.000 Dollar und war damit der teuerste Posten der Vorproduktion. Sowohl das berühmte Psycho-Haus wie auch das Bates Motel können bis heute auf dem Gelände der Universal Studios besichtigt werden (siehe Abbildung). Das Haus ist um den Faktor 7/8 verkleinert; dadurch wirkt es (aus der Froschperspektive) kleiner; der Hügel höher und das Ensemble bedrohlicher.

Der Komponist Bernard Herrmann schrieb die bekannte Filmmusik, die ausschließlich von Streichinstrumenten gespielt wird. Viele Motive der Stücke, etwa die auflösende Bassführung, basieren auf der Dante-Sinfonie von Franz Liszt. Ursprünglich war ein Soundtrack aus Jazz-Musik vorgesehen. Laut Hitchcock verdankt der Film ein Drittel seiner Wirkung dem Score von Bernard Herrmann.

Die Gesamtgage der Crew belief sich auf 62.000 Dollar, was etwa sieben Prozent des Budgets ausmachte.

Besetzung

Bei der Besetzung verzichtete Hitchcock, im Gegensatz zu früheren Projekten, auf große Namen wie James Stewart oder Grace Kelly, und griff stattdessen auf eher unbekannte Darsteller zurück.

Der bekannteste Star des Films war Janet Leigh, die ein Jahr zuvor in Orson Welles' Spielfilm Im Zeichen des Bösen mitgewirkt hatte. Dort war sie ebenfalls in einem unheimlichen Motel Bedrohungen ausgesetzt, und es wird vermutet, dass Hitchcock sie auch deshalb engagierte.[9] Leigh akzeptierte die Rolle für ein Viertel ihrer üblichen Gage, die damals etwa 100.000 Dollar betrug. Andere Schauspielerinnen, die für die Rolle der Marion in Betracht gezogen wurden, waren Eva Marie Saint, Piper Laurie, Martha Hyer, Hope Lange, Shirley Jones und Lana Turner.

Anthony Perkins war vor allem als Fernsehdarsteller bekannt geworden und erhielt für die Rolle des Norman Bates 40.000 Dollar Gage. Hitchcock besetzte außerdem Vera Miles als Lila Crane, Martin Balsam als Detective Arbogast und John Gavin als Sam Loomis. Mit Gavins hölzerner Darstellung war der Regisseur im Nachhinein sehr unzufrieden und verpasste ihm den Spitznamen The Stiff (Der Steife). Vera Miles trug während der Dreharbeiten eine Perücke, da sie sich für den Film Jovanka und die Anderen eine Glatze rasiert hatte. Hitchcock engagierte Miles nur, da er sie wegen eines Exklusiv-Vertrages ohnehin bezahlte. Er hatte ihr nie verziehen, dass sie vor den Dreharbeiten zu Vertigo schwanger geworden war und daher für die weibliche Hauptrolle in diesem Film nicht in Frage kam.

In einem Zeitungsinterview gab Hitchcock bekannt, er ziehe für die Rolle der Mutter die Schauspielerin Helen Hayes in Betracht. Dies war allerdings nicht ernst gemeint und sollte das Publikum auf eine falsche Fährte locken. In den folgenden Tagen erhielt Hitchcock zahlreiche Briefe von Schauspielerinnen, die ebenfalls für diese Rolle vorsprechen wollten.

Produktion

Die Dreharbeiten

Alfred Hitchcock, drei Jahre bevor er Psycho drehte.

Die Dreharbeiten begannen am 11. November 1959. Der Film entstand mit einer 50-Millimeter-Linse, da deren Bild am ehesten dem menschlichen Blickfeld entspricht. Der Zuschauer sollte das Gefühl haben, er erlebe das Geschehen hautnah mit. Der Arbeitstitel des Projekts lautete Produktion 9401 bzw. Wimpy (benannt nach dem Kameramann Rex Wimpy)
Am ersten Drehtag musste die gesamte Crew schwören, kein Wort über das Ende des Films zu verlieren und mit niemandem darüber zu sprechen.

Obwohl Hitchcock offiziell noch für Paramount arbeitete, drehte er einen Großteil von Psycho auf dem Gelände der Universal Studios, die ihn 1960 unter Vertrag nahmen. Dort stehen auch bis heute noch das Bates Motel und Norman Bates’ Haus. Auch wenn im Vorspann nach wie vor das Paramount-Logo zu sehen ist, liegen die Rechte des Films bei Universal.

Die Eröffnungssequenz wurde von Hilton Green gedreht und sollte ursprünglich einen langen, ungeschnittenen Kameraflug über die Dächer von Phoenix in ein Hotelfenster zeigen. Die Idee dazu kam Hitchcock, nachdem er Im Zeichen des Bösen gesehen hatte, der ebenfalls mit einer mehrminütigen Kamerafahrt beginnt. Nach technischen Problemen (das Filmmaterial, das aus einem Helikopter aufgenommen wurde, entpuppte sich als verwackelt) musste die Szene allerdings aus mehreren Einstellungen zusammengesetzt und teilweise im Studio nachgedreht werden.

Ein weiteres Kamerateam drehte zur gleichen Zeit am Highway 99 zwischen Fresno und Bakersfield (Kalifornien) Marions Flucht aus Phoenix. Ihre Begegnung mit einem Polizisten war die erste Szene des Films, die fertig gestellt wurde.

Hitchcock erlaubte seinen Darstellern Leigh und Perkins, zu improvisieren, solange dafür die Position der Kamera nicht verändert werden müsse. So entstand beispielsweise Norman Bates’ Angewohnheit, Kürbiskerne zu kauen.

Der Art Director Saul Bass wurde mit der Anfertigung eines Storyboards für den Mord an Arbogast beauftragt. Als Hitchcock überraschend erkrankte, übernahm Bass auch die Regie dieser Szene. Hitchcock war jedoch mit der von Bass gedrehten Szene nicht zufrieden, da die Perspektive, aus der sie gedreht wurde, eine Bedrohung durch Arbogast suggerierte. Hitchcock drehte die Szene erneut.

Der Inhalt einer der letzten Szenen des Films, in der sich herausstellt, dass Normans Mutter ausgestopft im Keller sitzt, wurde bis zum Schluss vor der Crew und den Schauspielern geheim gehalten. Hitchcock ließ zu diesem Zweck sogar einen Stuhl mit der Aufschrift Mrs. Bates am Set aufstellen, um den Eindruck zu erwecken, die Rolle existiere tatsächlich.
Während des Drehs hatte der Regisseur bereits mehrere Versionen der Mutter-Puppe in Janet Leighs Garderobe versteckt, um deren Reaktion zu testen. Er entschied sich schließlich für das Modell, das den lautesten Schrei hervorgerufen hatte. Leigh selbst vermutete darüber hinaus, der Regisseur wollte durch diese gelegentlichen Schocks die Qualität und Authentizität ihrer Darstellung erhöhen.

In den Szenen, in denen Norman Bates mit verstellter Stimme spricht, sind in der Originalversion die Stimmen von Paul Jasmin, Virginia Gregg und Jeanette Nolan zu hören.

Am 1. Februar 1960 wurden die Dreharbeiten abgeschlossen.

Die Duschszene

Am 17. Dezember 1959 begann Hitchcock mit der Arbeit an der wohl berühmtesten Szene des Films, der Ermordung Marion Cranes unter der Dusche. Sie dauert insgesamt etwa zwei Minuten (der tatsächliche Mord nur 45 Sekunden), besteht aus rund 70 verschiedenen Kameraeinstellungen und enthält 50 Schnitte. Der Dreh nahm eine ganze Woche in Anspruch, was etwa einem Drittel der gesamten Drehzeit Janet Leighs entspricht. [10]

Das Storyboard hatte Saul Bass nach genauen Vorgaben des Regisseurs entworfen. Die meisten Einstellungen sind extreme Großaufnahmen auf Marion Cranes Körper, Norman Bates’ Hand oder den Duschkopf. Die Szene gilt als einer der furchterregendsten und brutalsten Momente der Filmgeschichte, obwohl sie nur sehr wenig Blut enthält und keine Messereinstiche zu sehen sind. Die Gewalttat wird also nur angedeutet.

Janet Leigh trug beim Dreh einen Badeanzug aus Moleskin. Für die Nahaufnahmen oder Einstellungen von oben kam das Körperdouble Marli Renfro zum Einsatz. Anthony Perkins war überhaupt nicht an der Szene beteiligt, sondern befand sich zu dieser Zeit in New York, wo er sich auf ein Theaterstück vorbereitete.

Der Duschkopf, den man in einigen Einstellungen von unten sieht, war in Wirklichkeit ein Modell mit fast zwei Metern Durchmesser. Dieses erlaubte, die Wasserstrahlen an der Kamera vorbei zu richten (keine Tropfen auf dem Objektiv). Statt des im Farbfilm üblichen Kunstblutes verwendete Hitchcock Schokoladensirup der Marke Bosco, da dieser auf Schwarzweiß-Film am realistischsten wirkte. Das Geräusch der Messereinstiche wurde mit Hilfe einer türkischen Wassermelone erzeugt. Als besonders schwierig erwies sich die letzte Einstellung, in der Marions lebloser Körper am Boden liegt. Die Aufnahme musste mehrmals wiederholt werden, da Janet Leigh immer wieder Wasser ins Auge bekam und blinzeln musste.

Für die Duschszene war ursprünglich keine musikalische Untermalung geplant. Bernard Herrmann gelang es jedoch, Hitchcock umzustimmen und schrieb das stakkatohafte Streicherstück The Murder, das zu den bekanntesten Themen der Filmgeschichte zählt und später in unzähligen Filmen zitiert wurde. Hitchcock war davon so begeistert, dass er Herrmanns Gage verdoppelte.[10]

Über die Jahre haben sich zahlreiche Mythen und Anekdoten um die legendäre Szene gebildet, die sich mittlerweile als falsch herausgestellt haben. So wurde beispielsweise lange Zeit behauptet, Hitchcock habe plötzlich eiskaltes Wasser durch die Dusche laufen lassen, um Janet Leighs Schrei möglichst realistisch klingen zu lassen. Ein anderes Gerücht besagt, dass Leigh bis zuletzt nichts vom Verlauf der Szene gewusst haben soll und völlig unvorbereitet war.

1973 behauptete Saul Bass, er allein sei für die Planung der Duschszene verantwortlich gewesen und habe sogar Regie geführt. Diese Aussage wurde von mehreren Mitgliedern der Crew, darunter Hilton Green, zurückgewiesen. Janet Leigh sagte dazu: „Ich stand sieben Tage lang unter dieser Dusche und Sie können mir glauben, dass Alfred Hitchcock bei jeder einzelnen der zwanzig Einstellungen hinter der Kamera gesessen hat.“

Nach der Veröffentlichung des Films erhielt Hitchcock einen wütenden Brief, in dem sich ein Vater darüber beklagte, dass seine Tochter nach dem Besuch des Films Die Teuflischen (in dem ein Mann in der Badewanne ertränkt wird) kein Bad mehr nehmen und nun nach Psycho auch nicht mehr duschen wolle. Hitchcock antwortete mit den Worten: „Schicken Sie sie in die Reinigung.“[11] Auch Janet Leigh gab an, sie habe sich nach Psycho eine Zeit lang vor dem Duschen gefürchtet.

Schnittfolge der Duschszene

Zeit Bild Zeit Bild
00:00 Marion dreht das Wasser auf. 00:49 Großaufnahme von Marions Gesicht.
00:03 Der Duschkopf von unten 00:49 Norman sticht zu.
00:05 Marion wäscht ihren Hals. 00:50 Großaufnahme von Marions Gesicht.
00:07 Marion wäscht ihre Arme. 00:51 Das Messer berührt Marions Bauch.
00:12 Sie dreht sich mit dem Rücken zum Duschkopf. 00:51 Großaufnahme von Marions Gesicht.
00:18 Der Duschkopf von der Seite 00:51 Normans Arm senkt sich.
00:19 Marion von vorne 00:52 Marion steht mit dem Rücken zur Kamera.
00:21 Marion steht mit dem Rücken zum Duschvorhang. Bei 00:24 öffnet sich die Tür. Die Kamera zoomt auf Normans Schatten. Bei 00:36 wird der Vorhang zurückgezogen. Die Musik setzt ein. 00:52 Sie hebt den linken Arm.
00:36 Marion dreht sich um. 00:52 Aufnahme von Marions Füßen. Auf dem Boden der Wanne fließt Blut.
00:37 Sie schreit. 00:54 Großaufnahme von Marions Gesicht.
00:38 Großaufnahme des Mundes 00:54 Das Messer sticht in Marions Rücken.
00:39 Norman hebt das Messer. 00:54 Marions Füße.
00:39 Marion von vorne. Der erste Einstich. 00:56 Ihre Hand ist kurz im Bild.
00:40 Norman hebt das Messer. 00:56 Ihr Hinterkopf und ihr rechter Arm sind kurz im Bild.
00:40 Marions Hüfte und ihr Ellbogen sind kurz zu sehen. 00:57 Norman verlässt den Raum.
00:41 Aufnahme von oben. Marion wehrt sich. 00:58 Großaufnahme von Marions Hand auf den Fliesen.
00:42 Großaufnahme von Marions Gesicht. 01:04 Marion dreht sich mit dem Rücken zur Wand. Sie sinkt schwer atmend zu Boden. Bei 01:18 streckt sie die rechte Hand nach dem Vorhang aus.
00:43 Aufnahme von oben 01:22 Marion greift nach dem Duschvorhang.
00:44 Großaufnahme von Marions Gesicht. 01:28 Aufnahme von oben. Marion sitzt in der Wanne und sinkt nach vorne.
00:45 Aufnahme von oben 01:28 Die Aufhängung des Vorhangs reißt.
00:46 Norman hebt das Messer. 01:30 Marions Oberkörper fällt auf den Boden.
00:46 Marion hebt ihre Arme. 01:32 Der Duschkopf von unten
00:47 Norman sticht zu. 01:33 Marions Füße in der Wanne. Die Kamera folgt dem Blutstrom. Bei 01:42 kommt der Abfluss ins Bild.
00:47 Großaufnahme von Marions Gesicht. 01:47 Überblendung auf Marions Auge. Die Kamera zoomt aus.
00:48 Norman sticht zu. 02:16 Der Duschkopf von der Seite.

Zensur

Psycho ist einer der gewagtesten Hitchcock-Filme. Schon die erste Szene zeigt Marion Crane und ihren Liebhaber Sam Loomis leichtbekleidet in einem Hotelbett. Ein Dialog, der es nicht in die endgültige Fassung schaffte, lautete: „Ich werde das Wochenende im Bett verbringen.“„Im Bett? Das ist der einzige Spielplatz, der besser ist als Las Vegas.“[12] Im Remake aus dem Jahr 1998 ist der Dialog indessen enthalten.

Die Duschszene wurde von der Hays-Code-Zensurbehörde mehrmals zurückgewiesen. Einmal behaupteten die Zensoren fälschlicherweise, eine Brustwarze erkannt zu haben. Hitchcock schickte die Szene unverändert zurück, woraufhin sie nicht weiter beanstandet wurde.

In anderen Ländern wurden teilweise größere Änderungen vorgenommen. In Singapur fielen der Mord an Arbogast und die Leiche der Mutter der Schere zum Opfer. Für die britische Version wurde die Szene herausgeschnitten, in der Norman Bates das Blut von seinen Händen wäscht. In Norwegen wurde beinahe die gesamte Duschszene zensiert. [13]

In den USA nahmen die Zensoren vor allem an der offenen Toilette Anstoß. Psycho war der erste amerikanische Film, in dem man eine Toilettenspülung zu sehen und zu hören bekam. Die Szene wurde nur deshalb nicht herausgeschnitten, da sie ein wichtiger Bestandteil der Handlung ist (Lila und Sam finden Marions Zettel in der Toilette). Die Verwendung des Wortes Transvestit wurde erst gestattet, nachdem Joseph Stefano bewiesen hatte, dass es sich dabei um einen medizinisch-psychologischen Fachbegriff handelt.

Hitchcock erwog eine Zeit lang, den Film ohne die Zustimmung des Hays Office zu veröffentlichen.

Promotion

Die meisten Werbeauftritte wurden von Hitchcock selbst absolviert. Er verbot seinen Schauspielern sogar, Interviews zu geben, da er befürchtete, sie könnten das Ende des Films verraten. Es fanden keine Testvorführungen statt und auch die Kritiker bekamen Psycho erst beim offiziellen Kinostart zu sehen.

In einem sechsminütigen Kino-Vorfilm, der Anfang des Jahres 1960 veröffentlicht wurde, führte Hitchcock das Publikum durch die Räume des Bates Motel. Da Janet Leigh für diesen Trailer nicht zur Verfügung stand, ist Vera Miles – mit blonder Perücke – in ihrer Rolle zu sehen. Der bewusst humorvolle Ton des Kurzfilms sollte das Publikum in die Irre führen.[14] Als Hitchcock allerdings im Bad den Duschvorhang öffnet, sieht man die schreiende Marion Crane und man hört "The Murder".

Hitchcock verfügte, dass nach Beginn einer Vorstellung von Psycho niemand mehr in den Kinosaal gelassen werden dürfe. Ähnlich war bereits Henri-Georges Clouzot bei Die Teuflischen verfahren. Dies war zur damaligen Zeit eine umstrittene und unübliche Maßnahme. Viele Kinobesitzer befürchteten Umsatzeinbußen. Der Regisseur war jedoch der Ansicht, dass die Atmosphäre des Films nicht durch Zuspätkommer zerstört werden sollte. Außerdem wollte er verhindern, dass jemand die Duschszene verpasste, in der der Star des Films bereits nach einer halben Stunde spektakulär ums Leben kommt.

Um sicherzugehen, dass das Publikum den Anfang des Films nicht verpasste, ließen viele Kinos im Foyer eine Art Countdown laufen, der in regelmäßigen Abständen auf den bevorstehenden Start der Vorstellung hinwies. Auf einem Plakat, das Hitchcock, auf seine Armbanduhr deutend, darstellte, stand geschrieben: „It is required that you see ‚Psycho‘ from the very beginning. The manager of this theatre has been instructed at the risk of his life, not to admit to the theatre any persons after the picture starts. Any spurious attempts to enter by side doors, fire escapes or ventilating shafts will be met by force. The entire objective of this extraordinary policy, of course, is to help you enjoy ‚Psycho‘ more. Alfred Hitchcock“[15] Auch in anderen Ländern wurde Hitchcocks Regelung umgesetzt. Auf deutschen Filmplakaten prangte beispielsweise die Aufforderung „Pünktlich kommen ... nichts verraten!“[16]

Erfolg und Wirkung

Psycho kam am 16. Juni 1960 in die amerikanischen Kinos, die Deutschlandpremiere fand am 7. Oktober 1960 statt.[17] Die Kritiker waren zunächst geteilter Meinung. Viele beurteilten den Film negativ, prangerten seine Brutalität an oder stellten Hitchcocks Urteilsvermögen infrage. Mehrere Vertreter der katholischen Kirche forderten ein Verbot des Films, manche Psychiater warnten vor einem Kinobesuch. Die New York Daily News dagegen hob die Leistungen von Janet Leigh und Anthony Perkins hervor und bezeichnete dessen Darstellung als die beste seiner Laufbahn. Auch die Zeitung The Village Voice würdigte den Film und setzte ihn auf eine Stufe mit den großen europäischen Produktionen dieser Zeit.

Trotz der gemischten Kritik war Psycho sofort ein großer Publikumserfolg. Sicherlich hatten auch die aufwändige Werbekampagne im Vorfeld und Hitchcocks Geheimniskrämerei dazu beigetragen. Die Schlangen vor den Kinokassen reichten in vielen Fällen bis auf die Straße. In den USA, Kanada, Großbritannien, Frankreich, Japan und China erreichte der Film Rekordeinspielergebnisse. Weltweit beliefen sich die Einnahmen auf 50 Millionen Dollar, davon allein 30 Millionen Dollar in den Vereinigten Staaten. Aufgrund des übermäßigen Erfolgs nahmen zahlreiche Kritiker eine Neubewertung von Psycho vor und änderten ihre Meinung. Das TIME Magazine bezeichnete den Film als meisterhaft, nachdem es ihn nur wenige Wochen zuvor noch verrissen hatte.

Hitchcock, der zugunsten einer 60-prozentigen Gewinnbeteiligung auf seine Gage verzichtet hatte, verdiente an Psycho rund 15 Millionen Dollar, was heute mit einer Summe von 105 Millionen Dollar vergleichbar wäre. Es wurde sein erfolgreichster Film und der letzte, den er in schwarz-weiß drehte. 1962 verkaufte er die Rechte an die Music Corporation of America, der Universal gehörte. Im Gegenzug erhielt Hitchcock MCA-Anteile und war dort von nun an drittgrößter Aktionär. Im Jahr 1965 wurde der Film erneut in den amerikanischen Kinos gezeigt.

Seinen Hauptdarstellern Janet Leigh und Anthony Perkins bescherte die Popularität des Films einen Karriereschub, allerdings begann man schnell, sie auf bestimmte Rollen festzulegen. Besonders an Perkins blieb das Image des unscheinbaren Psychopathen haften. Trotzdem hätte er, wie er sagte, die Rolle des Norman Bates jederzeit erneut angenommen.

Psycho gilt als eine der besten, aber auch ungewöhnlichsten Arbeiten Hitchcocks und einer der ersten Psychothriller. Zahlreiche Experten bescheinigen dem Werk eine wegweisende Stellung in der Filmgeschichte. Es war mit dafür verantwortlich, dass die Zensurvorschriften gelockert und das Filmgeschäft schrittweise enttabuisiert wurde.

Der Film wird auch als ein wichtiger Vorgänger des Slasherfilm-Genres gehandelt und beeinflusste zahlreiche Regisseure aus dem Horrorfilm-Bereich.[18] 1961 produzierten die Hammer Studios eine Reihe von B-Movies, die sich an Psycho orientierten. 1963 drehte Herschell Gordon Lewis den Gore-Klassiker Blood Feast, der ohne Hitchcocks Pionierarbeit undenkbar gewesen wäre.

Hitchcock wollte im Anschluss an Psycho einen Film drehen (The Blind Man), bei dem wesentliche Szenen in Disneyland spielen. Walt Disney verweigerte hierzu jedoch seine Zustimmung, da er Psycho abstoßend und widerwärtig fand. Auch aus diesem Grund kam der Film nie zustande.

Referenzen in der Popkultur

Viele Motive, Zitate und Figuren des Films, wie etwa das Psycho-Haus, der Name Norman Bates und natürlich die Duschszene sind mittlerweile zu Allgemeingut geworden und vielen Menschen ein Begriff.

Psycho inspirierte zahlreiche Nachahmungen; viele Regisseure haben dem Werk in ihren eigenen Filmen Tribut gezollt. Der Mord unter der Dusche wird bis heute häufig zitiert und parodiert.

Die folgende Liste stellt eine kleine Auswahl an Filmen und Musikstücken dar, in denen Hommagen an Psycho zu finden sind:

  • In John Carpenters Horrorklassiker Halloween – Die Nacht des Grauens von 1978 finden sich mehrere Anspielungen: Jamie Lee Curtis, Janet Leighs Tochter, spielt die Hauptrolle. Der Doktor heißt, in Anlehnung an John Gavins Charakter, Sam Loomis. Der Name Marion Chambers setzt sich aus Marion Crane und dem Namen des Sheriffs zusammen.
  • In Scream – Schrei! von Wes Craven aus dem Jahr 1996 existiert eine Figur namens Billy Loomis, der Norman Bates mit den Worten "We all go a little mad sometimes." zitiert.
  • 1981 setzte die britische Popband Landscape mit dem Elektro-Popstück Norman Bates der Hauptfigur von Psycho und auch dem Film ein Denkmal.
  • In dem Song Motorpsycho Nightmare singt Bob Dylan die Zeilen: „There stood Rita, lookin' just like Tony Perkins. She said ‚Would you like to take a shower? I'll show you up to the door!‘ I said ‚Oh, no, no! I've been through this movie before.‘“
  • Die Szene, in der Marion Crane in der Stadt ihrem Chef begegnet, als dieser vor ihr einen Zebrastreifen überquert, wird in Quentin Tarantinos Pulp Fiction zitiert.
  • In Motel (2007), einem Film, in dem Menschen von einer Snuff-Filmer-Bande in einem Motel umgebracht werden, stehen mehrere ausgestopfte Vögel auf dem Empfangstresen und Hauptdarsteller Luke Wilson reißt einen Duschvorhang herunter. Zudem erinnert die Titelsequenz in ihrer Grafik sehr stark an Saul Bass' Arbeiten für Hitchcock
  • In Neues vom WiXXer (2007) spielen sich Teile der Handlung in Bates Psychiatrie ab.
  • Die deutsche Punkrock-Band The Bates, die sich nach der Hauptfigur von Psycho benannte, stellte im Video zu Billie Jean den Film in Inhalt und Stil nach.
  • Auch Bernard Herrmanns Filmmusik erlangte große Berühmtheit und wurde für mehrere Songs gesampelt, darunter Gimme Some More von Busta Rhymes und We Didn’t Start The Fire von Billy Joel.
  • Hitchcock selbst zitierte Psycho in seinem letzten Film Familiengrab, in dem eine Szene an der „Bates Ave.“ spielt.
  • In der amerikanischen Serie "Heroes" gibt es einen Flashback, wo man die Vergangenheit des Mörders Sylar sieht. Gabriel Gray, ein Uhrmacher, ist genau so gekleidet wie Norman Bates, und verhält sich auch ähnlich. Später in der Serie trifft er seine Mutter, die ein ähnliches Verhältnis zu ihrem Sohn hat.

Stilmittel und Symbole

Wie in allen Filmen Hitchcocks lassen sich auch in Psycho zahlreiche symbolische Anspielungen entdecken. So ist zum Beispiel auf dem Bild, das Norman Bates von der Wand nimmt, um Marion Crane zu beobachten, eine Vergewaltigung dargestellt. Das Kennzeichen des Wagens, den Marion kauft, lautet NFB-418 (Norman Francis Bates’ Initialen).

Zu den zentrale Motiven zählen Schatten (Bedrohung), Spiegel (gespaltene Persönlichkeit, Selbsterkenntnis) und Farben. In der ersten Szene sind Marions Büstenhalter und ihre Handtasche weiß, wodurch sich ihre Reinheit, Unschuld und „Engelhaftigkeit“ (Hitchcock) ausdrücken. Nachdem sie das Geld ihres Chefs gestohlen hat, sind der Büstenhalter und die Tasche schwarz.

Spaltungen und Brüche spielen eine zentrale Rolle, angefangen beim zerschnittenen Vorspann, die stakkatohafte Musik über Norman Bates' gespaltene Persönlichkeit bis hin zur Bildkomposition, die sich aus horizontalen und vertikalen Linien zusammensetzt. Auch der Zuschauer selbst ist innerlich zerrissen, da er sowohl für Marion Crane als auch für Norman Bates gewisse Sympathien empfindet.

Alle Beteiligten des Films scheinen etwas zu verstecken, zu verbergen oder zu verheimlichen: Beziehungen (Marion und Sam), Schlaftabletten (Marions Arbeitskollegin), Whiskey (Marions Chef), Geld (Marion) oder die Mutter (Norman Bates)

Ein wichtiger Aspekt des Films ist der Voyeurismus sowohl des Zuschauers als auch der handelnden Figuren. Psycho beginnt mit dem Blick durch ein Schlafzimmerfenster. Später beobachtet Norman Bates Marion durch ein verstecktes Guckloch in der Wand. Nach dem Mord unter der Dusche gleitet die Kamera scheinbar ziellos durch den Raum, als wäre sie ein menschliches Auge, und bleibt schließlich am Geldpaket auf dem Nachttisch hängen. Aber es wird nicht alles gezeigt: Der Inhalt des Buches ohne Titel, in das Lila Crane erschrocken schaut, wird nicht gezeigt.

Das Drehbuch enthält mehrere Anspielungen auf Vögel. Marions Nachname lautet Crane (Kranich) und sie kommt aus Phoenix, benannt nach dem Vogel, der verbrennt und im Stande ist, aus seiner Asche wieder neu zu erstehen. Norman Bates präpariert in seiner Freizeit tote Vögel und sagt im Original, Marion esse „like a bird“. Als er später ihre Leiche entdeckt, stößt er versehentlich das Bild eines kleinen Vogels von der Wand. Diese Verweise sind vor allem insofern interessant, als Vögel in Hitchcocks gesamtem Werk, insbesondere natürlich in seinem nächsten Film Die Vögel, eine wichtige Rolle spielten.

Darüber hinaus finden sich in Psycho viele der üblichen Hitchcock-Motive, wie die Blondine in Gestalt von Janet Leigh, Suspense-Elemente (Arbogast steigt die Treppe hinauf), der charmante Schurke (vgl. Im Schatten des Zweifels, Der Fremde im Zug, Der unsichtbare Dritte), der MacGuffin (die 40.000 Dollar), der Einsatz von Licht und Schatten, tricktechnische Elemente (die Überblendung in der letzten Szene; nur in manchen Versionen des Films enthalten) und die Figur der Mutter (vgl. Erpressung, Der unsichtbare Dritte, Die Vögel)
Auch die psychoanalytischen Theorien Sigmund Freuds (in diesem Fall vor allem der Ödipus-Komplex und das Drei-Instanzen-Modell) ziehen sich wie ein roter Faden durch Hitchcocks gesamtes Werk – vgl. als besonders deutliche Beispiele: Ich kämpfe um dich, Vertigo – Aus dem Reich der Toten und Marnie.

Cameo

Hitchcock hielt es in Psycho für besonders notwendig, seinen Cameo-Auftritt gleich zu Beginn des Films zu inszenieren, da die Zuschauer nicht von der eigentlichen Handlung abgelenkt werden sollten. Außerdem zeigte Hitchcock sich in einer nicht sonderlich bedeutsamen Szene, worauf er ebenfalls Wert legte. Man sieht ihn etwa sieben Minuten nach Beginn des Films mit Cowboyhut und dem Rücken zur Kamera vor Marion Cranes Büro stehen.

Kritiken und Kommentare

  • Süddeutsche Zeitung: „Brillant inszeniertes Grusel-Schauerdrama ... Hitchcock häuft Grauen auf Grauen.“
  • Der Spiegel: „‚Nichts verraten!‘ befiehlt die Reklame den Besuchern. Aber das simple ‚Whodunit‘, das ‚Wer hat’s getan‘ der angelsächsischen Kriminaldichtungen niederer Ordnung, beschäftigt Alfred Hitchcock, den Thriller-Spezialisten unter den Kriminalfilm-Regisseuren, längst nicht mehr. Der Schrecken, in den er den Besucher von Szene zu Szene tiefer eintaucht, wird hauptsächlich durch formale Finessen hervorgerufen. Aus Lichteffekten, Tonstillen, überraschenden Perspektiven und Kamerabewegungen setzt Hitchcock einen Kosmos des Grauens zusammen. (…) Dessen Perfektion gegenüber wirkt die schließliche Aufklärung der sinistren Morde im abgelegenen Motel provozierend banal. Sie folgt nur den Weisheiten der Drei-Groschen-Pathologie, die schon in den angelsächsischen Kriminalfilmen der vierziger Jahre ausgelaugt worden ist.“
  • Lexikon des internationalen Films: „Zum Kultfilm gewordenes Meisterwerk Alfred Hitchcocks, das perfekt Atmosphäre, Montage und Musik zur Erzeugung beklemmenden Horrors einsetzt. In der Hauptrolle brilliert Anthony Perkins.“
  • Ulrich Behrens in der Filmzentrale: „Es ist nur der Film, die Technik, die Schnitte, die Fotografie, kaum die Story oder die Figuren, die aus ‚Psycho‘ einen Suspense sondergleichen gemacht haben. Geschichte und Figuren, ja selbst die Psychologie in Bezug auf Bates, sind dem völlig untergeordnet, lediglich Instrumente, auf denen Hitchcock spielt, um die Leiter des Suspense zu erklimmen und überraschende Wendungen herbeizuführen.“
  • François Truffaut: „Die ganze Konstruktion des Films kommt mir vor, als steige man eine Art Treppe der Anomalie hinauf. Zuerst ein Beischlaf, dann ein Diebstahl, dann ein Mord, zwei Morde und schließlich Geisteskrankheit.“
  • Der bekannte amerikanische Filmkritiker Leonard Maltin gab Psycho 4 von 4 möglichen Sternen.

Auszeichnungen

Psycho war 1961 für vier Oscars nominiert (Alfred Hitchcock für die Beste Regie, John L. Russell für die Beste Schwarzweiß-Kamera, Janet Leigh als Beste Nebendarstellerin, Joseph Hurley, Robert Clatworthy und George Milo für das Beste Szenenbild), gewann aber in keiner Kategorie.

Janet Leigh wurde mit dem Golden Globe als Beste Nebendarstellerin ausgezeichnet.

Alfred Hitchcock erhielt eine Nominierung des Directors Guild of America als Bester Regisseur. Der Autor Joseph Stefano wurde vom Writers Guild of America für das Beste Drehbuch nominiert.

Psycho gewann einen Edgar Allan Poe Award als Bester Film.

1992 wurde er für kulturell bedeutsam und besonders erhaltenswert befunden und in das National Film Registry aufgenommen.

Er ist auf folgenden Listen des American Film Institute vertreten:

  • Die besten amerikanischen Filme aller Zeiten (Platz 14)
  • Die 100 besten amerikanischen Thriller (Platz 1)
  • Die 50 größten Schurken des amerikanischen Films (Norman Bates, Platz 2)
  • Die beste Filmmusik Amerikas aus 100 Jahren (Platz 4)
  • Die 100 besten Filmzitate aus US-Filmen aller Zeiten (Norman Bates: "Der beste Freund eines Mannes ist seine Mutter", Platz 56)

Außerdem wurde Psycho im Jahr 2007 von den Usern der Plattform "The Internet Movie Database" zum besten Horrorfilm aller Zeiten gewählt.

Fortsetzungen und Neuverfilmung

Der Film zog drei Fortsetzungen nach sich, von denen jedoch keine an die Popularität und die Qualität des Originals heranreichte:

Anthony Perkins übernahm in allen Filmen die Rolle des Norman Bates und führte beim dritten Teil Regie. Vera Miles war in Psycho II erneut als Lila Crane zu sehen. Joseph Stefano schrieb das Drehbuch des vierten Teils. Als Kulisse wurde mit Ausnahme von Psycho IV das Set des ersten Films wieder verwendet, das bis heute auf dem Gelände der Universal Studios steht.

1987 drehte die NBC den Fernsehfilm Bates Motel, der ebenfalls auf dem Stoff basiert.

1998 kam die Neuverfilmung des Originals in die Kinos. Regie führte Gus Van Sant. Abgesehen davon, dass der Film in Farbe ist, orientiert er sich sehr stark an Hitchcocks ursprünglichem Werk. Zu den erwähnenswerten Unterschieden zählt, dass die Duschszene viel blutiger ist und Norman Bates masturbiert, während er Marion im Bad beobachtet.

2006 produzierte der schottische Künstler Douglas Gordon eine stark verlangsamte Version des Originals, die eine Laufzeit von 24 Stunden hat (Titel: 24-Hour Psycho) und im New Yorker Museum of Modern Art aufgeführt wurde.

Deutsche Fassung

Die Synchronisation wurde 1960 von der Berliner Synchron GmbH erstellt. Für Dialogbuch und -regie zeichnete Hans F. Wilhelm verantwortlich.[19]

Rolle Darsteller Synchronsprecher
Norman Bates Anthony Perkins Eckart Dux
Marion Crane Janet Leigh Margot Leonard
Lila Crane Vera Miles Edith Schneider
Sam Loomis John Gavin Dietmar Schönherr
Detective Milton Arbogast Martin Balsam Gerhard Geisler
Sheriff Al Chambers John McIntire Paul Wagner
Dr. Fred Richmond Simon Oakland Klaus Miedel
George Lowery Vaughn Taylor Kurt Waitzmann
Eliza Chambers Lurene Tuttle Ursula Krieg
Highway-Polizist Mort Mills Heinz Petruo
Bob Summerfield Frank Killmond Peter Schiff

DVD-Veröffentlichung

  • Psycho. Universal 2003

Soundtrack

  • Bernard Herrmann: Psycho. The Complete Original Motion Picture Score. Varèse Sarabande/Colosseum, Nürnberg 1997, Tonträger-Nr. VSD-5765. Digitale und erstmals vollständige Aufnahme der Filmmusik durch das Royal Scottish National Orchestra unter der Leitung von Joel McNeely.

Literatur

  • Robert Bloch: Psycho. Heyne, München 1987, ISBN 3-453-01991-1
  • Donald Spoto: The Art of Alfred Hitchcock. Hopkinson and Blake, New York 1976, ISBN 0-911974-21-0
  • Robert A. Harris, Michael S. Lasky, Hrsg. Joe Hembus: Alfred Hitchcock und seine Filme (Original: The Films of Alfred Hitchcock). Citadel-Filmbuch bei Goldmann, München 1976, ISBN 3-442-10201-4

Quellen

Hauptquelle war der Artikel der englischsprachigen Wikipedia. Eine Liste der Autoren ist hier verfügbar.

  1. The Unofficial Robert Bloch Website
  2. The World of Alfred Hitchcock
  3. Stephen Rebello: Alfred Hitchcock and the Making of Psycho
  4. François Truffaut: Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?, ISBN 3453861418
  5. Psycho: Box Office & Business
  6. GoneMovies.com
  7. Eric Gans: Clouzot's Cruel Crow
  8. Robert Bloch: Psycho, 1959.
  9. John W. Hall: Touch of Psycho?
  10. a b Making a Killing - The Psycho Shower Scene
  11. Alfred Hitchcock, The Master of Suspense
  12. Psycho-Skript
  13. Psycho: Alternative Versions
  14. Alfred Hitchcocks Werbe-Trailer
  15. Englisches Filmplakat
  16. Deutsches Filmplakat
  17. Psycho: Release Dates
  18. Alfred Hitchcock: Our Top Ten
  19. http://www.synchronkartei.de/index.php5?action=show&type=film&id=2589

Weblinks


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