Purpurschnecke

Purpurschnecke
Haustellum brandaris
Hexaplex trunculus

Als Purpurschnecke bezeichnet man marine Schnecken der Arten Haustellum brandaris (auch bekannt als Herkuleskeule und Brandhorn) und Hexaplex trunculus (Purpurschnecke in eigentlichen Sinn, beide Arten waren früher in der Gattung Murex zusammengefasst worden) sowie manchmal Purpura.

Diese Schnecken sondern aus einer Drüse, die in der Decke der Atemhöhle neben dem Mastdarm liegt, einen gelblichen Schleim ab, der im Sonnenlicht erst grün, dann blau, schließlich purpurfarben und scharlachrot wird und dabei einen ekelerregenden, lang anhaltenden Geruch abgibt.

Der Farbstoff bildet sich auch bei Luftabschluss in Stickstoff oder Wasserstoff, aber nicht im Dunkeln. Man kann den farbengebenden Stoff aus den gepulverten Schnecken durch Alkohol und Ether extrahieren, und aus der goldgelben Lösung scheidet sich der Purpur am Licht als körnig kristallines Pulver aus, welches in Wasser, Alkohol und Ether unlöslich, in siedendem Anilin jedoch löslich ist.

Die Lebensweise der Gattung Murex ist vor allem aasfressend, teilweise aber auch räuberisch. Sie fressen dabei andere Schnecken und Muscheln, indem sie sie anbohren. Dazu benutzen Sie ihre Radula und eine spezielle säureabsondernde Drüse am Fuß.

Purpurschnecken wurden bereits von den Phöniziern zum Färben eingesetzt. Plinius der Ältere (um 23–79) berichtet in seiner Naturalis historiae („Naturgeschichte“) von dem komplizierten Herstellungsverfahren. Die Meeresschnecken mussten in Reusen lebend gefangen werden, dann wurde der kleine Drüsenkörper aus der Atemhöhle entfernt. Um das darin enthaltene weißliche Sekret zu gewinnen, wurden die Drüsen zerquetscht, drei Tage in Salz eingelegt und zehn Tage gekocht. Der zu färbende Stoff wurde in die noch farblose Flüssigkeit eingetaucht und zum Trocknen an die Sonne gelegt. Durch Lichteinwirkung bildete sich die Farbe.

Aus 12.000 Purpurschnecken ließen sich 1,5 Gramm des Farbstoffes gewinnen.[1] Um ein Kilogramm Wolle zu färben, wurden 200 Gramm Farbstoff benötigt, das entspricht drei Kilogramm Drüsensaft.

Römische Magistrate und Senatoren trugen ihre Toga mit einem Purpurstreifen und auch die Toga der römischen Kaiser wurde mit Purpur gefärbt. Junge Könige trugen einen anfangs mit grünem Purpur gefärbten Mantel (pallium). Im Laufe der Zeit verfärbte sich der Mantel rot. Es zeigt somit auch eine symbolische Wandlung vom unreifen zum reifen Herrscher.

Einzelnachweise

  1. [1]

Literatur

  • Karl-Heinz Bernhardt: Der alte Libanon. Verlag Koehler & Amelang, Leipzig 1976; Schroll Verlag, Wien 1976, S. 96–98. ISBN 3-7031-0438-4.
  • Paul Karrer: Lehrbuch der organischen Chemie. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 1948, 10. Auflage, S.605.

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Purpurschnecke – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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