RT 125

RT 125
RT 125
DKW RT 125 W (1950)
Hersteller: DKW, IFA, MZ
Produktionszeitraum: 19391965
Motor: 1-Zylinder/2-Takt-Motor
Hubraum: 123 cm³
kW (PS): 3–5 kW (4,75–6,5 PS)
Getriebeart: 3- und 4-Gang
Abgasreinigung: keine
Höchstgeschwindigkeit: 75–90 km/h
Vorgängermodell: DKW RT 100
Nachfolgemodell: MZ ES 125/150
Ähnliche Modelle: NSU Fox

RT 125 ist die Bezeichnung eines Motorrads, welches von 1939 bis 1965 von verschiedenen Herstellern gefertigt wurde. Mit rund 450.000 in Deutschland gebauten Einheiten ist die RT 125 das meistgebaute deutsche Motorrad. Die Abkürzung RT steht für Reichstyp. 125 steht für die aufgerundete Hubraumgröße in Kubikzentimetern. Konstrukteur des Motorrads war der DKW-Chefkonstrukteur Hermann Weber. Die RT 125 gilt als das meistkopierte Motorrad der Welt.[1] Mit rund fünf Millionen produzierten Exemplaren weltweit gilt sie nach der Honda Super Cub mit einer Stückzahl von etwa 60 Millionen als eines der meistgebauten Motorräder der Welt.

Inhaltsverzeichnis

Technik

Alle Modelle der RT 125 haben einen luftgekühlten Einzylinder-Zweitaktmotor mit Flachkolben und einer Schnürle-Umkehrspülung mit einer Bohrung von 52 mm, einem Hub von 58 mm und somit einem Hubraum von 123 cm³. Er entwickelt je nach Modell eine Leistung von 4,75 bis 6,5 PS.

Der Motorblock besteht aus einem Graugusszylinder mit einem Zylinderkopf und Gehäuse aus Aluminium, der vom geschlossenen Einrohrrahmen getragen wird. Der Motor hat eine spannungsgeregelte 6-V-Lichtmaschine und verfügt über einen Vergaser mit Schwimmer und Nadelventil. Sowohl die primäre, von der Kurbelwelle zum Getriebe, als auch die sekundäre Übersetzung, vom Getriebe zum Hinterrad, übernehmen Rollenketten. Das Getriebe besitzt ein Vorgelege und hat je nach Ausführung drei oder vier Gänge. Eingelegt werden diese durch nur eine Schaltklaue und ein spezielles Segment.

Für die Frischölschmierung wurde ein Zweitaktgemisch benötigt mit einem Mischungsverhältnis Öl zu Benzin von 1:25 bis 1:40. Die Höchstgeschwindigkeit der RT 125 betrug modellabhängig 75 bis 90 km/h.

Vorkriegsmodell

DKW RT 3 PS von 1939, bis auf den vom TÜV verlangten Tacho und Rückspiegel im Originalzustand
DKW RT 125 von 1940, Bauzeit 1940–1941
DKW RT 125 im museum mobile von Audi in Ingolstadt; Bauzeit 1940–1941

Die RT 125 wurde 1939 von DKW vorgestellt, dem zu dieser Zeit weltweit größten Motorradhersteller. Das Motorrad basierte auf der RT 100 aus dem Jahr 1934. Diese auch als RT 2 ½ PS bekannte Maschine war eine Sensation in der 100-cm³-Klasse, denn sie besaß einen Kickstarter, drei handgeschaltete Gänge, Fußrasten und kam ohne die damals in dieser Motorenklasse üblichen Pedale aus, war also ein „echtes“ Motorrad und kostete nur 345 Reichsmark.

Im Zuge einer Modellpflege wurde 1936 die RT 2 ½ PS mit einem etwas stärkeren Motor zur RT 3 PS weiterentwickelt. Der Preis blieb weiterhin konstant.

Hauptartikel: DKW RT 100

Als letzte zivile Weiterentwicklung vor dem Zweiten Weltkrieg wurde 1939 die RT 125 vorgestellt. Wichtigste Neuerung war vor allem der größere, komplett neu entwickelte Motor für die neu geschaffene 125-cm³-Klasse. Er hatte eine Gleichstromlichtmaschine mit Batteriezündung und leistete 4,75 PS, was für eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h ausreichte. Das Motorrad verbrauchte im Durchschnitt 2,5 l/100 km und kostete 425 Reichsmark (damals das Bruttomonatsgehalt eines Volksschullehrers); Soziussattel und Tachometer waren zusätzlich erhältlich. Die nur in Schwarz lieferbare Maschine war nun mit einer Dreigang-Fußschaltung und einer Handkupplung ausgestattet und wog leer rund 70 Kilogramm.

Das Motorrad war damals vielen Konkurrenzmodellen in der Leistung überlegen, dabei jedoch preisgünstiger. So kostete die 1939 vorgestellte NSU 125 ZDB – mit einem Motor von 122 cm³ Hubraum und 4 PS Leistung sowie einer Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h – 5 Reichsmark mehr als die RT 125.

In dieser technischen Konzeption liegt der Grund des jahrelang anhaltenden Erfolgs der RT 125, denn diese Maschine war die Basis für den Neuanfang nach dem Zweiten Weltkrieg sowohl im Stammwerk Zschopau (Sachsen) als auch im Werk Ingolstadt (Bayern) und wurde so etwas wie ein „Volksmotorrad“, das sich viele leisten und auf das man sich jederzeit verlassen konnte. Sie vereinte die Wirtschaftlichkeit eines Leichtkraftrads mit 100 cm³ mit den Fahrleistungen einer 200-cm³-Maschine und war (für damalige Verhältnisse) eine recht sportliche kleine Alltagsmaschine.

Modellübersicht

DKW RT 100 (2 ½ PS) DKW RT 100 (3 PS) DKW RT 125 DKW RT 125-1
Bauzeit 1934–1936 1936–1940 1939–1941 1943–1944
Stückzahl 10.000 61.850 21.000 12.000
Leistung 2,5 PS 3 PS 4,75 PS 4,75 PS
Höchstgeschwindigkeit 60 km/h 65 km/h 80 km/h 80 km/h

Wehrmachtsmodell

DKW RT 125-1 der Wehrmacht, Baujahre 1943–1944

1941 wurde die Produktion der RT 125 eingestellt, um der Wehrmacht größere Stückzahlen des Modells NZ 350-1 liefern zu können. Als die Verantwortlichen bemerkten, dass die NZ 350-1 mit ihrem Leergewicht von 175 Kilogramm oftmals zu schwer und zu unhandlich für die Soldaten war, beschloss man, ein leichteres Motorrad für den Fronteinsatz zu verwenden.

Folglich wurde 1943 die Produktion der RT 125 mit leichten Modifikationen für den harten militärischen Einsatz unter dem Namen RT 125 neuere Ausführung (RT 125 n. A.) erneut aufgenommen. Zu den Änderungen des auch RT 125-1 genannten Wehrmachtsmotorrads zählen unter anderem ein größerer Tank mit militärischem Tankdeckel (Messbecher), Rahmenverstärkungsstreben (wie NZ 350-1), ein Wirbelluftfilter im Prinzip ähnlich der NZ 350-1, ein komplett aus Grauguss gefertigter Motor, Tachoantrieb mit ISGUS-Tachometer, Schraubenfederung der Trapezgabel (statt wie beim zivilen Modell Gummibandfederung), Packtaschen und die Lackierung in der ab 1943 eingeführten Militärlackierung Einheitsfarbe 43 (dunkelgelb) oder olivgrün. Laut Produktionsplan sollten noch 1945 pro Monat 600 Maschinen die Werkshallen verlassen.

Mit einem Leergewicht von 91 Kilogramm und einem zulässigen Gesamtgewicht von bis zu 240 Kilogramm war das Motorrad sehr leicht und wendig, jedoch stark genug, um einen Soldaten mitsamt Marschgepäck zügig voranzubringen. Rund 12.000 Fahrzeuge wurden bis Kriegsende an die Wehrmacht geliefert. 1944 gab das Oberkommando des Heeres je 100 RT 125 n. A. für den Export in die Schweiz und nach Schweden frei. Bis Ende März 1945 wurden von den zugesicherten 200 nur 165 Motorräder geliefert.

Die RT 125 n. A. und die DKW NZ 350-1 sind die einzigen Motorräder, welche noch gegen Kriegsende für die Wehrmacht gebaut wurden.

IFA- und MZ-Modelle in der DDR

MZ (RT) 125/3 von 1961, Bauzeit 1959–1962
IWL Pitty, Bj. 1955
IWL Wiesel SR56, Bj. 1956

Die Produktionsstätten in den Stammwerken Zschopau und Chemnitz wurden nach dem Krieg demontiert und als Reparationsleistung zuerst nach Moskau, kurz darauf nach Minsk transportiert. Auf Befehl der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) nannte sich das in der Sowjetischen Besatzungszone befindliche Werk in Zschopau ab dem 1. Juli 1946 IFA DKW. IFA ist die Abkürzung für den am selbigen Tag neu gegründeten Industrieverband Fahrzeugbau. Das Werk produzierte als erstes Modell nach dem Krieg eine weiterentwickelte RT 125 von 1939, die IFA DKW RT 125.

Erste Versuchsmuster dieser Maschine wurden 1949 im wenige Kilometer von Zschopau entfernten Willischthal gefertigt. Nach dem Umzug nach Zschopau wurde das Motorrad von 1949 bis 1954 gebaut und hatte von Anfang an die damals moderne Teleskopfederung sowie eine Hinterradfederung. Die Serienproduktion der später RT 125/0 genannten Maschine begann 1950. Im ersten Produktionsjahr verließen lediglich rund 1700 Maschinen die Werkshallen. Das Motorrad ging jedoch ohne ausreichende Erprobung in Serie, und es zeigten sich bald offensichtliche Mängel.

Ab dem 1. Oktober 1951 durfte aufgrund einer ministeriellen Weisung der Firmenname DKW nicht mehr verwendet werden.

1954 erschien die weiterentwickelte IFA RT 125/1. Die beträchtlichen Änderungen waren äußerlich kaum sichtbar. Sie betrafen unter anderem die Rahmenverbindungen, die jetzt nicht mehr geschweißt, sondern gemufft und verlötet waren. Auch die Teleskopgabel, die Hinterradfederung, die Sättel, der Kippständer, die Radlager, die Antriebskette, die Kupplung, das Getriebe und die Pleuellager wurden verbessert. Der Motor erhielt eine 15-prozentige Leistungssteigerung, der Werkzeugkasten wanderte vom Tank an die linke Seite des Motorrads. Wichtigstes neues Element waren jedoch die bis dahin unbekannten Kettenschläuche. Sie schützten die Sekundärkette mit wenig Aufwand wie kein zweites System vorher und lösten das Problem der qualitativ schlechten und schwer erhältlichen Ketten. Entstanden war diese Erfindung aus der Notwendigkeit eines langlebigen Antriebssystems, da die damaligen Geradweg-Hinterradfederungen die Ketten stark beanspruchten. Nicht umsonst besaßen drei der ersten vier DDR-Maschinen (IFA RT 125, AWO 425, EMW R 35 und IFA BK 350) einen Kardanantrieb. Der mittlerweile millionenfach bewährte Kettenschutz ist auch noch heute ein Qualitätsmerkmal der MZ-Motorräder und wurde auch von anderen Motorradproduzenten übernommen.

1956 erfolgte die Umbenennung des Werks in VEB Motorradwerk Zschopau oder kurz MZ. Mit der neuen Bezeichnung des Werks fiel auch die Abkürzung RT aus dem offiziellen Namen des Motorrads (der Volksmund nannte das Motorrad weiterhin RT). Es hieß von da an schlicht 125/2 und war in vier Farben (schwarz, maron (kastanienbraun), hammerschlag-grün und -blau), mit Leichtmetallfelgen sowie Chromtanks erhältlich. Ab 1958 waren Vollnabenbremsen serienmäßig. Als letzte Weiterentwicklung des Motorrads erschien 1959 die MZ 125/3 mit Vierganggetriebe. Das Motorrad war nun wahlweise mit einer Sitzbank anstelle der Einzelsättel erhältlich. Die Maschine ist leicht an der Lenkerverkleidung zu erkennen, aus der nur noch die Griffe herausschauen.

Die Preise für die RT 125 bewegten sich zwischen 1680 und 1875 Ost-Mark. Die größere und stärkere AWO 425 kostete etwa 2500 Mark. Die Preise für ein Auto lagen bei 8500 (IFA F8) und 12.000 Ost-Mark (IFA F9).[2] Somit war die RT 125 in der DDR das günstigste zulassungspflichtige Kraftfahrzeug.

Die 1964 und 1965 unverändert gebauten Exportmodelle trugen die Bezeichnung MZ 125/4.

Mit einem zusätzlichen Gebläse zur besseren Kühlung ausgestattet wurde der Motor der RT 125 auch in die ab 1955 gebauten Motorroller IWL Pitty, Wiesel und Berlin, beim letzteren mit auf 150 cm³ vergrößertem Hubraum, eingebaut. Auch viele andere Teile der RT wurden in den Rollern verbaut. Das nachfolgende Modell Troll erhielt den Motor der MZ ES 150.

Alle 125- und 150-cm³-Motoren von MZ basierten bis 1985 auf dem Motor der RT 125. Erst mit der ETZ-Baureihe wurde ein gänzlich neuer Motor eingeführt. Das Verhältnis von Bohrung und Hub wurde aber auch hier beibehalten.

Modellübersicht

Helga Steudel bei einem Rennen auf dem Schleizer Dreieck im Jahr 1963 auf einer RE 125
IFA DKW RT 125 IFA RT 125/1 MZ (RT) 125/2 MZ (RT) 125/3 MZ (RT) 125/4
Bauzeit 1949–1954 1954–1956 1956–1959 1959–1962 1964–1965
Stückzahl 30.199 33.148 55.424 143.035 4904
Leistung 4,75 PS 5,5 PS 6 PS 6,5 PS 6,5 PS
Leergewicht 78 kg 85 kg 90 kg 109 kg 109 kg
Höchstgeschwindigkeit 75 km/h 80 km/h 80 km/h 85 km/h 85 km/h
Preis in Mark 1680 1765 1830 1875 --

RE 125

Das Rennmodell der RT, die IFA (bzw. ab 1956 MZ) RE 125[3], fuhr in den 1950er und frühen 1960er Jahren erste Plätze bei internationalen Rennveranstaltungen ein. Unter anderem wurde Ernst Degner 1961 auf der MZ RE 125 Vizeweltmeister in der 125-cm³-Klasse der Motorrad-Weltmeisterschaft (nach erfolgreichem Verlauf der Straßenrennsaison für MZ bis zum Herbst 1961 machte ein Motorschaden beim vorletzten Weltmeisterschaftslauf die Hoffnung auf den Gewinn der Weltmeisterschaft in der 125er-Klasse zunichte). Weitere erfolgreiche Werksfahrer der Rennabteilung unter Leitung von Walter Kaaden waren Erhart Krumpholz, Horst Fügner, Siegfried Haase und Bernhard Petruschke.

Die MZ RE 125 hatte 1956 eine Leistung von 16 PS, wog vollverkleidet nur 80 Kilogramm und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von rund 155 km/h. Durch konsequente Weiterentwicklung hatte die RE 125 1963 schon 28 PS und eine Höchstgeschwindigkeit von ca. 195 km/h.

Die RT 125 in der Bundesrepublik Deutschland

DKW RT 125 / 2, Bj. 1952[4]
DKW RT 125 / 2 H, Bj. 1956, unrestauriert

Im DKW-Werk Ingolstadt begann 1949 die Produktion der im Vergleich zur Vorkriegs-RT nur leicht veränderten DKW RT 125 W. Das W stand für West, um eine deutliche Abgrenzung zur IFA DKW RT 125 zu ermöglichen. Bis 1950 wurden noch Trapezgabeln verbaut.

Im Jahre 1951 bezwang ein Stuttgarter Journalist mit einer serienmäßigen RT 125 die Zugspitze auf der Strecke der Bayerischen Zugspitzbahn. Dies war das erste Mal, dass ein Fahrzeug aus eigener Kraft diese Strecke bewältigte.[5]

Von 1951 bis zur Einstellung der Produktion 1957 war die RT 125 die beliebteste und meistgekaufte Maschine ihrer Klasse – 1952 war nahezu jede zweite zugelassene Achtellitermaschine eine RT 125. Ein Grund dafür war ihre Wirtschaftlichkeit: ein Kaufpreis von damals rund 980 DM, ihre niedrige Steuerklasse (2 DM/Monat) und der geringe Verbrauch von 2,3 l/100 km.

1952 bekam die RT 125/2 als lieferbare Sonderausstattung verchromte Felgen und seitlich verchromte Benzintanks (vorher: schwarz).

Im Jahre 1954 erhielt die RT 125/2H eine Hinterradfederung als Geradewegfederung mit hydraulisch gedämpften Federbeinen sowie Vollnabenbremsen.[6] Der Preis stieg mit der Modellpflege und die RT kostete nun je nach Ausstattung 1045 bis 1225 DM. In Ingolstadt wurde die Produktion nach vielen Weiterentwicklungen 1957 mit der DKW RT 125/2 H eingestellt.

Eine in Italien von S.p.A. Motauto Bologna unter Lizenz hergestellte RT 125 wurde unter dem Namen DKW 125 Lusso/MS[7] verkauft. Dieses Motorrad zeichnet sich durch ein verändertes Design und eine Hinterradschwinge aus.

Nach großen Verlusten im Motorradgeschäft ging DKW 1957/58 in der Zweirad Union auf. 1966 wurden die Namensrechte an die Sachs-Gruppe verkauft. Hier wurden in der Folgezeit neu entwickelte Motorräder unter dem Namen DKW RT 125 verkauft.

Modellübersicht

DKW RT 125 W DKW RT 125/2 DKW RT 125/2 H
Bauzeit 1949–1952 1952–1956 1954–1957
Stückzahl 55.639 50.029 28.349
Leistung 4,75 PS 5,7 PS 6,5 PS
Höchstgeschwindigkeit 75 km/h 80 km/h 84 km/h
Preis in DM 945–980 1045–1095 1175–1225

Kopien

Bereits während des Weltkriegs wurden sowohl die RT 100 als auch die RT 125 in England kopiert. Royal Enfield baute ab 1939 das Modell RE, auch „The Flying Flea“, der „fliegende Floh“, genannt. Der in Holzkisten verpackte „Flying Flea“ wurde an Fallschirmen aus Flugzeugen für die britischen Bodeneinheiten abgeworfen. Ebenfalls bauten ab 1939 WSK in Polen und Jawa in der damaligen Tschechoslowakei die RT 125 als Lizenzversionen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr patentgeschützt, wurde die RT 125 zum meistkopierten Motorrad der Welt.[1] Viele namhafte Hersteller kopierten das Motorrad teilweise bis ins kleinste Detail.

Bereits 1946 erschien die sowjetische Komet K 125. Auch die ab 1948 gebauten Harley-Davidson Hummer (en), auch unter den Modellbezeichnungen „125 S“ für „Super“ oder schlicht „Harley-Davidson 125“ auf dem Markt, die britische BSA Bantam (en), die sowjetische Moskva M1A oder die Yamaha YA-1 (das erste Motorrad dieses Unternehmens) sind Kopien der RT 125. Die Rechte zum Nachbau in den USA, Großbritannien und der UdSSR waren Reparationsleistungen nach dem Zweiten Weltkrieg; das Werk Zschopau wurde teilweise demontiert, Fertigungsanlagen und Teile in die Länder der Siegermächte verbracht.

Weitere Hersteller, die das Konzept der RT 125 kopierten, waren unter anderem in Italien Moto Morini mit der „125 Turismo“ (1946–1953) und Mival sowie die ungarische Csepel (1947–1954). In Polen gab es drei Hersteller, die Kopien der RT 125 produzierten: SHL (Motorradmarke) mit den Modellen M02, M03 und M04, Sokół mit dem Modell M01 125 und WSK mit dem Modell M06. Die Motorkonstruktion der SHL-M11- und WSK-M06-Motorräder stützt sich auf die Motorkonstruktion des DKW-Motorrads. Die weiteren Teile der Motorräder entwickelten die polnischen Konstrukteure. Die Kopien wurden auch von diesen Herstellern konsequent weiterentwickelt und teilweise bis in die 1970er-Jahre gebaut. Noch heute werden in Weißrussland und Indien Motorräder der Marken Motovelo und das Modell Rajdoot von Escord Ltd. gebaut, die im Grundaufbau mit der Vorkriegskonstruktion der RT 125 übereinstimmen. Die Rajdoot wurde ab 1962 als Lizenzbau der polnischen SHL M11 hergestellt.

Deutschlandweit gab es schätzungsweise 450.000 RT 125, weltweit mehr als fünf Millionen.

Die RT 125 als Oldtimer

Aufgrund der hohen Produktionszahlen sind die Preise für RT 125 in den letzten Jahren nur leicht gestiegen. Fahrbereite Exemplare sind schon für unter 1.000 Euro zu haben. Sehr gut erhaltene Fahrzeuge bewegen sich zwischen 2.000 und 3.500 Euro. Gepflegte Vorkriegs- und Wehrmachtsmodelle werden auch teurer gehandelt.

Die Anschaffung einer alten RT 125 ist dank der überschaubaren Zweitakttechnik des zuverlässigen Motors und der einfachen Fahrwerkskonstruktion eine unbedenkliche Angelegenheit. Die Ersatzteilsituation ist wegen der hohen Produktionszahlen und der Kompatibilität der Bauteile der vielen Hersteller problemlos. Einige Exemplare werden noch heute als Alltagsfahrzeug genutzt.

Im niederländischen Lieren findet seit 2002 jährlich ein internationales RT-125-Treffen statt.[8]

Die neue RT 125

MZ RT 125, Bauzeit ab 2000

1996 stellte die in Berlin ansässige Firma MZ-B ein Motorrad mit dem Namen RT 125 her.[9] Als Basis diente ein Fahrgestell der ETZ 251. In dieses wurde dann ein Motor eines belorussischen Herstellers verbaut. Das Motorrad hat eine Leistung von rund 9,5 PS und wurde nur rund 600-mal gebaut.

Seit 2000 baut das MZ Motorrad- und Zweiradwerk ein neues Motorrad mit dem traditionellen Namen MZ RT 125. Das Motorrad hat einen modernen Vierventil-Einzylinder-Viertaktmotor mit zwei obenliegenden Nockenwellen, 124,4 cm³ Hubraum, einem Sechsganggetriebe, einer Leistung von 15 PS (11 kW) bei 9000/min und einer Höchstgeschwindigkeit von 115 km/h. Bohrung und Hub betragen 60 x 44 mm. Die Sekundärübersetzung zum Hinterrad findet mittels einer ungekapselten Rollenkette statt. Durch ihr niedriges Leergewicht von 123 kg und dem Ausreizen der gesetzlich vorgeschriebenen Höchstleistung in dieser Hubraumklasse gehört die RT 125 zu den sportlichsten 125ern mit Viertaktmotor. Dieses Motorrad hat mit der klassischen RT 125 außer dem Namen jedoch nichts mehr gemeinsam.

Weiterführende Informationen

Siehe auch

Literatur

Bücher:

  • Frieder Bach, Woldemar Lange, Siegfried Rauch: DKW – MZ: Motorräder aus Zschopau und Ingolstadt. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1992, ISBN 3613013959
  • Jörg Buschmann, Jörg Sprengelmeyer: DKW Fotoalbum 1921–1958. Johann Kleine Vennekate Verlag, Lemgo 2008, ISBN 978-3-935517-34-8
  • Jürgen Gaßebner: Deutsche Motorrad-Klassiker der 50er Jahre. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2001, ISBN 3613021773
  • Stefan Knittel, Klaus Vollmar: Schrader Motor-Chronik, DKW-Motorräder 1922–1958. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2001, ISBN 3613872218
  • Frank Rönicke: Schrader-Motor-Chronik exklusiv, DDR-Motorräder: historische Dokumente aus vier Jahrzehnten. Schrader, Stuttgart 2000, ISBN 361387203X
  • Halwart Schrader: Motorräder aus der DDR. 5. Auflage. Schrader, Stuttgart 2001, ISBN 3613871769
  • Andy Schwietzer: Typenkompass MZ – Motorräder seit 1950. 2. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3613021218
  • Andy Schwietzer: DDR-Motorradklassiker. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2003, ISBN 3613023148
  • Jörg Sprengelmeyer: DKW Motorräder aus Zschopau 1921–1945. Johann Kleine Vennekate Verlag, Lemgo 2007, ISBN 978-3935517-31-7
  • Jörg Sprengelmeyer: DKW Motorräder aus Ingolstadt 1949–1958. Johann Kleine Vennekate Verlag, Lemgo 2003, ISBN 3-935517-04-1
  • Claus Uhlmann: RT 125 – Das kleine Wunder aus Zschopau – Geschichte und Technik der RT-Motorräder. Verlag Bergstrasse, Aue 2005
  • Manfred Woll: IFA/MZ-Renngeschichte 1949–1961. Heel Verlag, Königswinter 2001, ISBN 3898800113

Zeitschriften:

  • Heike Benetti: Trapez-Künstler. In: Oldtimer-Praxis. 2/1994, S. 55–57. (Beitrag über die DKW RT 125 W, Bj. 1950)
  • Christoph Heise: Flinker Pfennigfuchser. In: Oldtimer-Praxis. 12/1991, S. 16–18. (Beitrag über die DKW RT 100)
  • Jens Kraus: Der genetische Code. In: Oldtimer-Praxis. 4/2005, S. 66–70. (Beitrag zu selbstgebauten Rennmotorrädern auf Basis der IFA DKW RT 125)
  • Till Schauen: Familiensache. In: Oldtimer-Praxis. 7/2004, S. 60–63. (Beitrag über die DKW RT 100, Bj. 1940)
  • Andy Schwietzer: Ein Stück Geschichte. In: Oldtimer-Praxis. 2/2001, S. 66–69. (Beitrag über die DKW RT 125/2)
  • Klaus Ullrich: Auf Gute Nachbarschaft! In: Oldtimer-Praxis. 3/1995, S. 11–13. (Beitrag über die MZ 125/3)

Weblinks

 Commons: DKW RT 125 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Oldtimer-Praxis 2/1994, S. 55
  2. http://www.clausfritzsche.de/texte/trolldynastie.pdf S.7 (PDF; 5,3 MB)
  3. http://motor.hobby.nl/RT125/mzre.jpg Bild einer MZ RE 125
  4. DKW RT 125/2 1952
  5. http://www.dkw-motorrad-club.de/bikes/n45/bilder/007-RT125-1951-1.jpg und http://www.dkw-motorrad-club.de/bikes/n45/bilder/007-RT125-1951-2.jpg Werbeprospekt „Mit DKW auf die Zugspitze“.
  6. DKW RT 125/2 Bj. 1952 (Geradewegfederung mit hydraulisch gedämpften Federbeinen)
  7. http://www.dkw-motorrad-club.de/bikes/n45/bilder/020-RT125-1960-3.jpg Bild einer DKW 125 MS
  8. http://motor.hobby.nl/RT125/rt-treffen-de.html Website der Veranstalter
  9. http://www.powerdynamo.biz/deu/systems/7140/mzb_rt.jpg Bild einer MZ-B RT 125

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