Radsportler

Radsportler
Der Deutsche Straßenmeister 2007 und 2008 Fabian Wegmann im Peloton
Ein Bahnradrennen

Als Radsport, schweizerisch auch Velosport, bezeichnet man Sportarten, die mit dem Fahrrad ausgeführt werden.

Dazu gehören der Straßenradsport mit dem Straßenradrennsport, dem Radmarathon, der Radtouristik und den Jedermann-Rennen, weiter der Bahnradsport, Mountainbike, Cyclocross, Trial (Geschicklichkeitsfahren), BMX, Mountainbike-Orienteering sowie die Hallenradsportarten Kunstradfahren, Radball und Radpolo. Als Trainingsform und auch als eigenständiges Fitnesstraining hat sich das Spinning, bzw. Indoor Cycling entwickelt. Im Langstreckenbereich (200 bis 1200 km) gibt es Brevets und Audax-Veranstaltungen für Amateure.

Inhaltsverzeichnis

Olympische Disziplinen

Frühgeschichte

Die frühen Typen des Fahrrads vor der Entwicklung des heute üblichen Niederrads – also die oft Draisine genannte Laufmaschine in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts und vor allem das Hochrad der 70er und 80er Jahre des 19. Jahrhunderts – waren davon geprägt, dass das Fahrrad kein Nutzgefährt war, sondern als Sport- und Spaßgerät benutzt wurde. Hochradfahrer waren per Definition mutige Hasardeure und erregten dementsprechend seit den 1870er Jahren mit Abenteuertouren große Aufmerksamkeit. So soll die erste Weltumradelung auf zwei Rädern dem Amerikaner Thomas Stevens von 1884 bis 1886 gelungen sein.

Bald verlagerte sich das Interesse der Öffentlichkeit von den Abenteuerfahrten, die eher Entdeckungsreisen als Sportausübungen glichen, auf Rekordfahrten, bei denen einzelne Rennfahrer eine bestimmte Langstrecke (etwa die größtmögliche Entfernung auf der britischen Insel vom Cornwall nach Nordschottland von 1400 km) in möglichst kurzer Zeit abzufahren hatten. Damit konnte den skeptischen Zeitgenossen die Überlegenheit des Fahrrads über alle anderen individuellen Verkehrsmittel der Jahrhundertwende demonstriert werden.

Vor allem ab den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts fanden Distanzrennen zunehmende Aufmerksamkeit beim Publikum, bei denen eine größere Zahl von konkurrierenden Rennfahrern Entfernungen von fast immer über 500 km hinter sich bringen mussten.

Das erste Straßenrennen soll schon 1865 in Amiens (Frankreich) stattgefunden haben. Viele der damals initiierten Rennen sind noch heute "Klassiker" wie etwa die Frühjahrsklassiker Paris-Roubaix (seit 1896) oder Mailand-San Remo (seit 1907).

1903 schließlich wurde als erstes Etappenrennen die Tour de France ins Leben gerufen, bei der ähnliche Streckenlängen wie bei den Distanzrennen absolviert werden mussten – in diesem Falle allerdings an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen. In sechs Etappen wurden damals 2428 km absolviert, der Schnitt des Siegers betrug beachtliche 26 km/h.

Radrennfahrer bei der Massage vor dem Dauerrennen, Berlin 1906

Neben den Straßenrennen waren aber auch Radveranstaltungen auf der Bahn, wie etwa Sechstagerennen und Steherrennen schon in der Frühzeit des Radsports äußerst populär.

Einen wichtigen Aspekt des Radsports stellt die Tatsache dar, dass hier das erste systematische Sponsoring im modernen Sport praktiziert wurde: Von Beginn an wurden alle Arten des Radsports von Fahrradfirmen stark unterstützt und beeinflusst, weil dadurch die zunächst oft bezweifelte Leistungsfähigkeit des Produkts Fahrrad an sich und später der verschiedenen Fabrikate im speziellen exzellent veranschaulicht werden konnte. Schon in den 1910er Jahren fuhren die Radprofis bei der Tour de France nicht in Nationalmannschaften, sondern wie heutzutage auch in Firmenteams. Dies verdeutlicht die gänzlich andere Entwicklung als in jahrzehntelangen Amateursportarten wie Turnen, Fußball oder Leichtathletik.

Generell wird der Radsport von der Jahrhundertwende bis zum Ersten Weltkrieg von Historikern als die neben dem Boxen vielleicht bedeutendste und beliebteste Sportart überhaupt eingeschätzt.

Popularität des Radsports

Der Straßenradrennsport gehört in West- und Mitteleuropa zu den beliebtesten Sportarten überhaupt. Große Popularität genießt der Radsport in Frankreich, Italien, Spanien (vor allem Baskenland), Belgien (vor allem Flandern), Luxemburg und den Niederlanden. Aber auch in den Ländern, die nicht unter den führenden Radsportnationen genannt werden, wie Großbritannien, Irland und den skandinavischen Ländern erfreuen sich der Radsport und seine Idole hoher Beliebtheit.

In Deutschland, wo sich die führenden Teams Gerolsteiner (wird zum Ende der Saison 2008 aufgelöst), T-Mobile (nach dem Rückzug der Deutschen Telekom fährt das Team als Team Columbia unter amerikanischer Lizenz) und Milram einen festen Platz in der Öffentlichkeit erworben haben, war der Radsport nach dem Zweiten Weltkrieg eigentlich nur in der DDR als wirklich populäre Sportart zu bezeichnen. Wie bei anderen Sportarten auch ist die Beliebtheit des Radsports in starkem Maße von den Erfolgen der Fahrer des eigenen Landes abhängig. In West- bzw. im neu entstandenen Gesamt-Deutschland wuchs der Radsport erst durch Erfolge von Fahrern wie Dietrich Thurau, Jan Ullrich, Erik Zabel und Jens Voigt über das Stadium einer Randsportart hinaus.

So verdoppelte sich zum Beispiel der Marktanteil von Rennrädern nach Ullrichs Toursieg im Jahr 1997[1]. Auch die TV-Berichterstattung wurde ausgeweitet: Während 1995 nur die dritten Programme der ARD halbstündig von der Tour de France berichteten, kann man seit 1998 täglich bis zu acht Stunden Radsport in ARD und ZDF verfolgen. 2007 wurde allerdings die Berichterstattung durch ARD und ZDF als Reaktion auf den positiven A-Proben-Doping-Befund von Patrik Sinkewitz erstmalig während der Tour de France abgesetzt.

In der DDR war der Radsport seit den frühen fünfziger Jahren (Weltmeistertitel Gustav-Adolf Schur) beliebt. Vor allem die Friedensfahrt als Tour de France des Ostens wurde begeistert verfolgt und vom DDR-Fernsehen ausführlich übertragen.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Mark-Werner Dreisörner: Die deutsche Fahrradindustrie hofft auf Jan Ullrich. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 9. Juli 2004

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