Radulfus Niger

Radulfus Niger

Radulfus Niger (* vor 1146; † um 1200) war ein englischer Theologe und Jurist.

Nach seinen Studien in Paris, bei Johannes von Salisbury und Gerardus Puella, erwarb Niger um 1166 den Titel eines magister. Er stand in Beziehung zum Erzbischof Thomas Beckett von Canterbury und trat dann in die Dienste Heinrichs II. von England, mit dem er allerdings nach der Ermordung des Thomas brach. Seit 1173 lebte er wieder in Frankreich. Hier entstanden seine Bibelkommentare und sein Anti-Kreuzzugstraktat. Seine Chroniken verfasste er in England, wohin er nach dem Tode Heinrichs 1189 zurückgekehrt war, ebenso seine Abhandlung über die Deutung hebräischer Namen (Philippicus), für die er sich der Hilfe eines getauften Juden, wohl aus York, bedienen konnte. Seinen Lebensunterhalt finanzierte er durch ein Kanonikat in Lincoln.

Er übte biblisch begründete Kritik an den Kreuzzügen. Unter anderem verfasste er 1188 eine Schrift De re militari, die stark von den herrschenden Lehrmeinungen abwich.

Ausgaben

  • Radulfus Niger: Chronica. Eine englische Weltchronik des 12. Jahrhunderts. Hrsg. von Hanna Krause. Univ. Diss., Lang, Frankfurt am Main–Bern–New York 1985, ISBN 3-8204-8440-X.
  • De re militari et triplici via peregrinationis Ierosolimitane. Einleitung und Edition von Ludwig Schmugge. de Gruyter, Berlin–New York 1977, ISBN 3-11-006827-3 (Beiträge zur Geschichte und Quellenkunde des Mittelalters; Bd. 6).

Literatur

  • Ludwig Schmugge: Radulfus Niger. In: Lexikon des Mittelalters. Bd. 7, Sp. 394.
  • Ludwig Schmugge: Thomas Becket und König Heinrich II. in der Sicht des Radulfus Niger. In: Deutsches Archiv 32, 1976, S. 572–579.
  • Ludwig Schmugge: Rechtsprobleme im Werk des Radulfus Niger. Ein Beitrag zur Verbindung von Theologie und Jurisprudenz im 12. Jahrhundert. In: Stephan Kuttner (Hrsg.): Proceedings of the Fourth International Congress of Medieval Canon Law, Toronto, 21–25 August 1972. Pp. xxiv, 541. Biblioteca Apostolica Vaticana, Città del Vaticano 1976, S. 495–509 (Monumenta Iuris Canonici, series C: subsidia, 5).
  • Daniel Staub: Radulfus Nigers „Philippicus“. Univ. Diss., Zürich 1993.

Weblinks


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