Rapport (Psychologie)

Rapport (Psychologie)

Rapport ist der Zustand verbaler und nonverbaler Bezogenheit von Menschen aufeinander. Es handelt sich um eine starke Form von Empathie.

Rapport ist auch ein Instrument der neurolinguistischen Programmierung (NLP).

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Treten Menschen miteinander in Kontakt, passt sich in der Regel meist unbewusst ihre verbale und nonverbale Kommunikation einander an. Je positiver der Kontakt durch den Einzelnen bewertet wird, desto stärker ist seine Anpassung (Bezogenheit) an das Gegenüber.

  • Auf der verbalen Ebene äußert sich dieses in der Verwendung ähnlicher Worte und Redewendungen, gleicher Sprechgeschwindigkeit und Tonlage und in angepasster Sprachlautstärke und -rhythmik.
  • Nonverbal zeigt sich dieses in der Anpassung und Synchronisation von Gestik und Mimik. Zum Beispiel wird die Bein- und Armhaltung gespiegelt, gleiche Bewegungsabläufe ausgeführt und die Atemfrequenz und -rhythmik angeglichen. In beschleunigter Wiedergabe ähnelt die Kommunikation einem Tanz. Der Verhaltensforscher Desmond Morris umschreibt dieses mit seinem Begriff Haltungsecho.

Menschen neigen bei bestehendem Rapport dazu, einander tendenziell positiv zu bewerten, sich eher zu vertrauen und Gesagtes weniger kritisch aufzunehmen.

Der Mensch verfügt von Geburt an über die Fähigkeit, Rapport herzustellen. Die Neuropsychologie hat entsprechend spezialisierte Gehirnstrukturen gefunden, die sogenannten Spiegelneurone.

Anwendung

Gesprächssituationen

Um Rapport herzustellen, kann man sich einfühlsam und mit Respekt an die Körpersprache des anderen anpassen, also die Körpersprache spiegeln. Es ist kein Nachmachen, kein Nachäffen – denn das ist ein auffälliges, übertriebenes und wahlloses Kopieren der Bewegungen einer anderen Person, was normalerweise als Angriff verstanden wird. Man kann sich an Armbewegungen durch kleine Handbewegungen anpassen, an Körperbewegungen durch die Kopfbewegungen. Dies nennt man verschobenes Spiegeln. Angleichen der Stimme ist eine weitere Art, Rapport aufzunehmen. Es kann die Tonart, die Geschwindigkeit, die Lautstärke und der Sprachrhythmus gespiegelt werden. Sich auf den Atem des anderen einzustellen ist eine sehr wirkungsvolle Weise, Rapport zu gewinnen. Einige Berater und Therapeuten spiegeln unbewusst.

In professionellen Beziehungen (zum Beispiel Arzt-Patient, Verkaufs- oder Beratungsgespräch) kann ein bewusstes Herstellen von Rapport von Vorteil sein, zwecks raschem Aufbau effizienter Kommunikation. Diese Erkenntnis nutzt auch das NLP. Der Rapport wird darin als wichtiges Element in der zwischenmenschlichen Kommunikation angesehen und entsprechend geschult.

Wenn man sich nicht angleicht, so ist dies Mismatching. Mismatching, also gerade das Gegenteil von Sich-Anpassen, ist eine nützliche Fertigkeit. Mit ihrer Hilfe kann man zum Beispiel eine Konversation beenden, indem man sich aus dem „Tanz der Konversation“ löst.

Anwendung bei Hypnose

In der Hypnose ist ein starker Rapport für die Erreichung des Trancezustands notwendig und auch, um Suggestionen wirkungsvoll einsetzen zu können. Mit erreichtem Rapport wird die Aufmerksamkeit gebunden und die Aufnahmefähigkeit erhöht. Der Prozess kann dabei bewusst durch Pacing und Leading gestaltet werden.

  • Im Pacing (Mitgehen) verwendet der Hypnotiseur aktuelle Gegebenheiten und Verhaltensweisen sowie mutmaßlich emotionale Wahrnehmungen des Zuhörers, die er durch bestimmte Sprachmuster verbal beschreibt. Diese Sprachmuster lassen inhaltlich Interpretationsmöglichkeiten zu, die es dem Zuhörer ermöglichen, seine eigene Erfahrungswelt in den Worten wiederzufinden. Ziel ist, dass der Zuhörer dem Gesagten (innerlich) zustimmt. Mit der Zustimmung baut der Zuhörer Vertrauen in den Sprecher auf. Nonverbal kann hierzu eine komplementäre Körpersprache unterstützend sein. Der Hypnotiseur geht mit und signalisiert dem Zuhörer, dass er ihn und seine Bedürfnisse anerkennt.
  • Beim Leading (Führen) übernimmt der Hypnotiseur die führende Rolle und kann den Zuhörer, wenn er denn mitgeht, beispielsweise durch die eigene verlangsamte Atmung in seiner Atmung beeinflussen.

Pacing und Leading können einen zirkulären Prozess bilden, bis der Rapport hergestellt ist.

Von Rapportverlust spricht man, wenn der Rapport durch Durchbrechen der eingeschwungenen verbalen und nonverbalen Kommunikation beendet wird. Das kann beispielsweise das körperliche Abwenden vom Gesprächspartner sein.

In der Hypnose können Suggestionen, die keinem aktuellen Erleben, Bedürfnissen und Möglichkeiten entsprechen, wie zuwiderlaufende Moralvorstellungen, widersinnige körperliche Empfindungen, den Rapport bzw. dessen Aufbau (Pacing, Leading) beenden. Eine erhöhte Gefahr für einen solchen Rapportverlust kann zum Beispiel die (hypnotisch gestützte) Traumatherapie mit sich bringen. Nicht allein deshalb sollte eine solche Behandlung nur entsprechend geschulten Therapeuten vorbehalten sein.

Die Folge von einem Verlust des Rapports können Verflachung der Trance, partielle oder komplette Rückholung aus der Trance unter Umständen begleitet von Verwirrung und Verstörung sein. Gegebenenfalls kann ein Rapport in der Hypnose aber auch abbrechen, ohne dass die Trance beendet wird und der Patient aufwacht. In diesem Falle ist es dann schwieriger, den Rapport wiederherzustellen, um die Hypnose sauber zu beenden. Ein abgebrochener Rapport ohne Ausstieg aus der Trance wird aber oft nach einiger Zeit in einen normalen Schlaf übergehen, jedoch können vorher gegebene Suggestionen bestehen bleiben, welche dann durch erneute Hypnose aufgehoben werden müssten.

Literatur

  • Gerhard Stumm, Alfred Pritz (Hrsg.): Wörterbuch der Psychotherapie. Verlag Zweitausendeins, ISBN 3-86150-435-9
  • O' Connor J., Seymour J.:Neurolinguistisches Programmieren: Gelungene Kommunikation und persönliche Entfaltung. VAK Verlag für angewandte Kinesiologie (1992), ISBN 3-924077-66-5
  • Revenstorf D., Peter B.: Hypnose in Psychotherapie, Psychosomatik und Medizin. Springer-Verlag, Berlin (2001), ISBN 3-540-67480-2
  • Walter Ötsch, Thies Stahl: Das Wörterbuch des NLP: das NLP-Enzyklopädie-Projekt. Verlag Junfermann, Paderborn (1997), ISBN 3-87387-336-2

Siehe auch


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