Rathausstraße (Berlin)

Rathausstraße (Berlin)
Rathausstraße mit den Rathauspassagen

Die Rathausstraße ist eine Berliner Straße im Bezirk Mitte, die unter dem Namen König- oder Königsstraße zu den ältesten Geschäftsstraßen Alt-Berlins gehörte und heute zum Teil Fußgängerzone ist.

Inhaltsverzeichnis

Verlauf

Die Straße beginnt an der Gontardstraße/Alexanderplatz und endet an der Rathausbrücke. Sie verläuft damit der ursprünglichen Nummerierung entgegengesetzt. Zwischen Alexanderplatz und Jüdenstraße ist sie unter Einbeziehung in den weiträumigen unbebauten Bereich um den Fernsehturm Fußgängerzone, wie der Alexanderplatz selbst. Die Straße verläuft in südwestlicher Richtung und ist nur auf ihrer Südseite bebaut und nummeriert. Sie kreuzt die Spandauer Straße und geht nach Überquerung der Rathausbrücke, der ehemaligen Kurfürstenbrücke, in den Schloßplatz über.

Geschichte

Königsbrücke und Königstraße 1872
Blick vom Alexanderplatz in die Königstraße (heutige Rathausstraße um 1900)
Schalterhalle des 1971 eröffneten Postamts in den Rathauspassagen

Die Straße ist eine der ältesten Straßenzüge des Berliner Stadtgrundrisses. Sie führte von der Kurfürstenbrücke, der heutigen Rathausbrücke, quer durch das mittelalterliche Berlin bis zu dem nach der Stadt Oderberg führenden Oderberger Tor an ihrem östlichen Ende, etwa auf Höhe des heutigen Stadtbahnviadukts, und trug daher den Namen Oderberger Straße. Nachdem sich im 17. Jahrhundert die Vorstadt um die Georgenkirche ausdehnte, wurde das Tor Georgentor und die dahin führende Straße Georgenstraße genannt.

Da der brandenburgische Kurfürst Friedrich III. nach seiner Krönung zum preußischen König aus Königsberg über die Georgenstraße feierlich in die Stadt einzog, erhielt die Straße 1701 die Bezeichnung Königs Straße, und das Tor wurde in Königstor umbenannt.

Mit dem Bau der Akzisemauer wurden die alten Wehranlagen, die zwischenzeitlich zur Sternfestung ausgebaut worden waren, abgetragen. Das Königstor wurde an seine heute noch bekannte Stelle am Rande des Berliner Urstromtals umgesetzt. Die Verbindung zwischen der Königsstraße und dem Königstor erhielt die Bezeichnung Neue Königsstraße (heute: Otto-Braun-Straße).

Als Ersatz für das den gestiegenen Anforderungen an die Verwaltung aufgrund der starken Einwohnerzunahme nicht mehr gewachsene mittelalterliche Rathaus wurde zwischen 1861 und 1869 auf dem zuvor abgeräumten Häuserblock zwischen der Jüdenstraße und der Spandauer Straße an der südlichen Seite der Königsstraße das neue Berliner Rathaus errichtet, wegen seines aus roten Backsteinen gestalteten Äußeren auch ‚Rotes Rathaus‘ genannt.

Ab 1873 fiel das Fugen-s im Namen weg, denn die Straße war keine Straße des Königs mehr und hieß von nun an Königstraße bzw. Neue Königstraße. Wenige Jahre später fuhren bereits die ersten Straßenbahnen durch die verhältnismäßig enge Straße, die sich zu einem Nadelöhr im Berliner Verkehrsnetz entwickelte. So zählte man 1916 nicht weniger als 282 Straßenbahnwagen pro Stunde und Richtung. Die Königstraße war eine der wichtigsten Einkaufsstraßen der alten Berliner Innenstadt.

Um 1930 wurde eine zweigeschossige Abstellanlage für die Linie E der Berliner U-Bahn unter der Königstraße gebaut, die unmittelbar vor dem Rathaus endet.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Bebauung der Königstraße zum Teil zerstört. 1951 wurde die Straße in Rathausstraße umbenannt. Die Straßenbahn wurde im gleichen Jahr aus der Straße herausgenommen. Die erhalten gebliebenen Gebäude, darunter das an der Ecke Jüdenstraße befindliche Gouverneurshaus von 1721, ab 1808 auch Sitz des Stadtgerichts, wurden bis auf das von 1951 bis 1956 rekonstruierte Rathaus in den 1960er Jahren abgerissen und auf der südlichen Seite durch die Rathauspassagen und die Großgaststätte Alextreff ersetzt, auf der nördlichen Seite entstand auf den Abrissgrundstücken eine Grünfläche mit dem Fernsehturm. Zwischen Alexanderplatz und Jüdenstraße wurde die Rathausstraße in eine Fußgängerzone umgewandelt. 1983 wurde der Abschnitt zwischen Spandauer Straße und Rathausbrücke in Marx-Engels-Forum umbenannt. Das eigentliche Forum befand sich auf der nördlichen Straßenseite. 1991 wurde dieser Abschnitt wieder in die Rathausstraße einbezogen.

Als Attraktion zur 750-Jahrfeier Berlins im Jahr 1987 baute die DDR im südlich angrenzenden Nikolaiviertel einige Gebäude der alten Berliner Innenstadt als Altstadtquartier rund um die Nikolaikirche neu auf und versuchte, sie historisch nachzuempfinden.

2000/2001 wurde anstelle des zuvor abgebrochenen Alextreffs das Multiplex-Kino Cubix errichtet.

Das bauliche Umfeld der Rathausstraße ist mit Ausnahme der in den 1990er Jahren neugestalteten Rathauspassage und des Kinos seit den 1980er Jahren nahezu unverändert geblieben.

Im Jahr 2005 wurde ein asphaltierter Radfahrstreifen in den Fußgängerbereich integriert. Derzeit laufen Bauarbeiten zur Verlängerung der U-Bahn-Linie U5 vom Alexanderplatz im Zuge der Rathausstraße mit einem neu zu erbauenden U-Bahnhof Berliner Rathaus zum Hauptbahnhof. Ebenso soll eine Straßenbahnlinie vom Alexanderplatz bis zum Rathaus und weiter über Spittelmarkt zum Potsdamer Platz gebaut werden. Diese Planung sollte ursprünglich bis 2003 realisiert werden, die Umsetzung ist aber noch nicht beschlossen.

Historische Rathausstraße

Bereits von 1869, also dem Fertigstellungsjahr des Rathauses, bis 1951 existierte eine ‚Rathausstraße‘. Sie befand sich an der Rückseite des Rathauses. Nachdem die Königstraße in Rathausstraße umbenannt wurde, erhielt die ehemalige Rathausstraße den Namen Hinter dem Rathaus. 1991 wurde sie in Gustav-Böß-Straße umbenannt. Gustav Böß war von 1920 bis 1929 Oberbürgermeister Berlins.

Weblinks

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