Rayy

Rayy
Šahr-e Ray
Šahr-e Ray (Iran)
DEC
Šahr-e Ray
Šahr-e Ray
Basisdaten
Staat: Iran Iran
Provinz: Teheran
Koordinaten: 35° 35′ N, 51° 25′ O35.58333333333351.4166666666671058Koordinaten: 35° 35′ N, 51° 25′ O
Höhe: 1.058 m
Einwohner: 250.000 (1996)
Zeitzone: UTC+3:30

Die ehemalige nordpersische Ruinenstadt und jetzige Industriestadt Šahr-e Ray auch Rayy, Rey, Rei, Rai oder Rajj; persischشهر ری‎) liegt etwa 15 Kilometer südlich der iranischen Hauptstadt Teheran, die einst selbst ein Vorort von Ray war. Ray wird daher zum Teheraner Ballungsraum hinzugezählt und ist auch an die U-Bahn Teheran angebunden, bildet aber einen eigenen Distrikt der Provinz Teheran.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Antike Hauptstadt Irans

Ray war die älteste Hauptstadt und „heiliges“ Zentrum Mediens, des ältesten iranischen Reiches, wurde jedoch im 8. Jahrhundert vor Christus von Assyrern erobert und unterworfen. Den antiken Griechen und Römern war die Stadt als Rhagai bzw. Rhagä (Rhagae) oder Rhages (Rages) bekannt und wurde sogar im jüdischen Buch Tobit erwähnt. Neue Hauptstadt der Meder nach dem Sieg über die Assyrer wurde im 7. Jahrhundert Ekbatana (Hamadan). Entlang der Seidenstraße lag Ray am Kreuzungspunkt der Strecke von Ekbatana nach Herat sowie von Täbris nach Isfahan.

Im 6. Jahrhundert vor Christus von den Persern unter Kyros II. bzw. Dareios I. zerstört, nach der Niederlage gegen Alexander den Großen regierte der letzte Perserkönig Dareios III. noch einige Wochen von Ray über das Restreich. Von Alexanders Nachfolger Seleukos I. wurde Ray wiederaufgebaut und zwischenzeitlich in Europos umgenannt, fiel aber im 3. Jahrhundert vor Christus an die Parther (als Sommerresidenz der Arsakiden in Arsakia umbenannt) und im 3. Jahrhundert nach Christus an die Sassaniden.

Mit dem Fall des Sassaniden-Reiches wurde auch Ray von den Arabern angegriffen, Reste einer Sassaniden-Festung aber sind in Ray noch ebenso erhalten wie das Grabmal einer Tochter des letzten Sassaniden-Schahs Yazdegerd III., die als Ehefrau des Husain e 'Alī die Mutter zahlreicher Sayyids geworden sein soll.

Machtzentrum für beide Irak

Seldschukischer Toghrul-Turm, 12. Jh., in Ray

Nach einem Erdbeben wurde die Stadt auf Befehl der Kalifen wiederaufgebaut und neubesiedelt, die muslimische Bevölkerung aber allmählich iranisiert. Der Abbasiden-Kalif Harun ar-Raschid soll 765 in Ray geboren worden sein. Im Bürgerkrieg um das Kalifat schlug im Jahre 812 Haruns persischer Sohn al-Ma'mun vor den Toren der Stadt die Bagdader Truppen seines arabischen Halbbruders al-Amin.

Bereits 874 griff ein zaiditischer Gegenkalif aus Dailam Ray an. Im Jahre 932 dann eroberte der Buyide al-Hasan Rukn ad-Daula im Auftrag eines dailamitischen Söldnerführers die Stadt und machte sich selbständig, seine Nachfolger förderten die Schia, auch Avicenna wirkte an deren Hof. Doch keine hundert Jahre nach Hasans Aufstieg beendete 1023 die Eroberung Rays durch Sultan Mahmud von Ghazna diese persische Dynastie. Die Niederlage der Ghaznawiden gegen die Seldschuken 1040 versuchte ein Sohn des letzten Buyiden in Ray zur Restauration zu nutzen, ab 1042 (endgültig 1055) setzten sich jedoch die Seldschuken in der Stadt fest.

Dennoch war Ray bis ins 12. Jahrhundert nochmals blühende Residenzstadt unter buyidischen bzw. seldschukischen Teilherrschern, Emiren und Sultanen. Bis zur Zeit des Abbasiden-Kalifen Al-Muqtafi († 1160) beherrschten diese indirekt auch die Metropole Bagdad.

In Ray kam 864 der Mediziner und Philosoph Rhazes zur Welt und dort wirkten der schiitische Gelehrte Muhammad ibn Ali ibn Baboye (gest. 991 in Ray) sowie der mu'tazilische Qadi Abdaldschabbar, ein Lehrer al-Murtadas († 1044). Ray wurde zu einer Hochburg der Schia im Nordwestiran.

Bereits seit 874 war Ray zum Zentrum der Mission der ismailitischen Schiiten geworden, und dort wurde der ismailitische Schriftgelehrte Hassan-i Sabbah († 1124) zum Gründer der Assassinen. Der seldschukische Gouverneur Abbas ließ um 1145 ein Massaker an den Ismailiten verüben und soll Türme aus den Schädeln der Getöteten errichtet haben lassen. 1186 wurden Teile der Stadt bei erneuten Kämpfen zwischen Sunniten und Schiiten zerstört.

Der letzte seldschukische Sultan von Ray, Tughril III., wurde schließlich in der Stadt belagert und erlag 1194 dem Choresm-Schah. Nach ihm ist der Tughril-Turm benannt.

Teheran als Nachfolger

Im Jahr 1220 erhoben sich die Ismailiten erneut, der Choresm-Schah ertränkte den Aufstand in einem weiteren Massaker. Von einer dritten Zerstörung durch die Mongolen, denen Ray 1221 erbittert Widerstand geleistet hatte, erholte sich die Stadt nicht mehr. Im Jahr 1400 dann kamen die Mongolen wieder, diesmal unter Timur Lenk. Gegen Schah-Rukh († 1447 in Ray), den Nachfolger des Mongolen Timur in Herat, erhob sich der Kurde Nurbasch zum Mahdi, ehe auch er 1464 in Ray verstarb.

Die Ruinen der Stadt verfielen, ihre Steine wurden von den Überlebenden im nahegelegenen Teheran verbaut, das faktisch die Nachfolge Rays als regionale Metropole des nichtarabischen Irak (Iran) antrat.

Doch erst 1796 wurde Teheran unter den Kadscharen auch Hauptstadt des geeinten Gesamtreiches, und noch Schah Fath Ali ließ sich in der Ruinenstadt Ray durch eingemeißelte Felsreliefs verherrlichen. Der Imamzadeh-Schrein des Sayyids Schah Abd al-Azim wurde 1906 schließlich zum Schauplatz der Konstitutionellen Revolution.

Panorama

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Söhne und Töchter der Stadt

Siehe auch

Literatur

  • Heinz Halm: Die Schia. Darmstadt 1988
  • Bernard Lewis: Die Assassinen. München 1993
  • Burchard Brentjes: Bauern, Mullahs, Schahinschahs. Leipzig 1983

Weblinks


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