- Regierungsbezirk Aachen
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Der Regierungsbezirk Aachen ist eine ehemalige Mittelbehörde der preußischen Rheinprovinz. Er wurde 1815 errichtet und hatte auch nach dem Zweiten Weltkrieg als Regierungsbehörde des Landes Nordrhein-Westfalen Bestand. Der Regierungsbezirk Aachen wurde zum 1. August 1972 aufgelöst und dem Regierungsbezirk Köln zugeschlagen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der Regierungsbezirk Aachen wurde im Zuge der Neuordnung der preußischen Rheinprovinzen am 9. November 1815 auf der Grundlage der „Verordnung wegen verbesserter Einrichtung der Provinzialbehörden“[1] in der nördlichen Provinz „Kleve-Berg“ errichtet. Nach dem Zweiten Pariser Frieden, der eine Umorganisation der Rheinprovinzen nach sich zog, wurde er noch im gleichen Monat dem Großherzogtum Niederrhein zugeordnet. Die Regierung in Aachen nahm am 22. April 1816 ihre Arbeit auf.
Mit königlichem Erlass vom 24. Februar 1822 wurden die beiden Rheinprovinzen vereinigt und der Regierungsbezirk Aachen einer von fünf Regierungsbezirken der Rheinprovinz mit der Provinzhauptstadt Köln.[2]
Aachen, das zunächst dem Regierungsbezirk Köln zugeschlagen worden war, spielte bei den Verhandlungen über die Verwaltungsreform in Preußen eine bedeutende Rolle. Es richtete zum Beispiel 1842 eine Petition an König Friedrich Wilhelm IV., die das Recht der Wahl der Bürgermeister und Stadtverordneten betraf.
1820 wird der Regierungsbezirk Aachen mit einer Fläche von 74 Quadratmeilen beschrieben, auf der 312.566 Menschen leben. Er grenzt im Norden an den Regierungsbezirk Kleve, im Osten an die Regierungsbezirke Düsseldorf, Köln und Koblenz, im Süden an den Regierungsbezirk Trier und im Westen an das Königreich Niederlande.
In der topographisch-statistische Übersicht des Regierungsbezirks Aachen von 1820[3] findet sich folgende Auflistung:
Landkreis Fläche
in QuadratmeilenÖffentliche und private
GebäudeEinwohner
gesamtdavon
Katholiken
Protestanten
JudenStadtkreis Aachen 0,12 2896 32015 31287 614 114 Landkreis Aachen 5,09 8760 44879 43126 1638 115 Landkreis Düren 9,39 10931 38347 37371 587 389 Landkreis Erkelenz 5,76 6339 29917 28316 1523 78 Landkreis Eupen 3,38 2791 17292 16950 342 - Landkreis Geilenkirchen 3,38 5310 21140 20526 485 129 Landkreis Gemünd 15,03 8143 29424 27939 1345 140 Landkreis Heinsberg 4,54 5618 28274 27434 638 202 Landkreis Jülich 5,56 8276 30526 29297 737 492 Landkreis Malmedy 14,89 2672 13158 13155 3 - Landkreis Montjoie 6,79 2957 17312 16147 1165 - Landkreis St. Vith - 2446 10282 10261 21 - Summen 73,93 67139 312566 301809 9098 1659 Der 1816 errichtet Landkreis Blankenheim wurde 1818 wieder aufgehoben und mit dem Landkreis Gemünd vereinigt. 1821 kam der Kreis St. Vith zum Kreis Malmedy. 1829 wurde der Landkreis Gemünd in Kreis Schleiden umbenannt. 1920 fielen die Kreise Malmedy und Eupen gemäß den Bestimmungen des Versailler Vertrags an Belgien. 1932 schloss sich der Kreis Geilenkirchen mit dem Kreis Heinsberg zusammen und nennt sich seit 1949 „Selfkantkreis Geilenkirchen-Heinsberg“. Auch innerhalb der Kreise kam es zu zahlreichen Umstrukturierungen.
Bei der Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen wurde der Regierungsbezirk Aachen mit Wirkung vom 1. Juli 1972 durch das Aachen-Gesetz aufgelöst und sein Gebiet dem Regierungsbezirk Köln zugeordnet.
Nachfolgender Überblick entstammt der Publikation Bevölkerung und Erwerbstätigkeit 1850-1970, historische Statistik von 1999[4]beim [5]
Kreis Schl.-Nr.
(bis 1972)Fläche
in km²Einwohner
am 30. Mai 1970 (VZ)Anzahl der Gemeinden
am 6. Juni 1961 (VZ)kreisfreie Stadt Aachen 05 4 11 58,72 173475 1 Kreis Aachen 05 4 31 337,14 275425 19 Kreis Düren 05 4 32 542,16 159313 83 Kreis Erkelenz 05 4 33 321,14 96659 22 Kreis Jülich 05 4 34 326,96 77060 46 Kreis Monschau 05 4 35 290,32 32136 19 Kreis Schleiden 05 4 36 822,56 64718 71 Selfkantkreis Geilenkirchen-Heinsberg 05 4 37 398,96 137604 41 Regierungsbezirk 05 4 3097,97 1016390 302 Der ab 1976 gebildeten grenzüberschreitenden Kooperation Euregio Maas-Rhein gehört das gesamte Gebiet des ehemaligen Regierungsbezirks Aachen an. Seit 1981 koordinieren sich innerhalb der Euregio die heute zu Deutschland gehörenden Teile des ehemaligen Regierungsbezirks in der Regio Aachen.[6]
Ab Herbst 2009 gehören die kreisfreie Stadt Aachen und die Städte und Gemeinden des bisherigen Kreises Aachen zur neuen Städteregion Aachen.
Die Regierungspräsidenten
- 1816 – 1834: August von Reiman
- 1834 – 1837: Adolf Heinrich Graf von Arnim-Boitzenburg
- 1837 – 1844: Johann Christoph von Cuny
- 1844 – 1848: Busso von Wedell
- 1848 – 1866: Friedrich von Kühlwetter
- 1866 – 1872: Moritz von Bardeleben
- 1872 – 1878: Adolf Hilmar von Leipziger
- 1878 – 1892: Otto von Hoffmann
- 1892 – 1907: Julian von Hartmann
- 1907 – 1917: Max von Sandt
- 1917 – 1922: Adolf Freiherr von Dalwigk-Lichtenfels
- 1922 – 1928: Wilhelm Rombach
- 1928 – 1933: Georg Stieler
- 1933 – 1936: Eggert Reeder
- 1936 – 1945: Franz Vogelsang
- 1945 – 1950: Ludwig Philipp Lude
- 1950 – 1955: Heinrich Brand
- 1955 – 1967: Hubert Schmitt-Degenhardt
- 1968 – 1972: Josef Effertz
Literatur
- Joseph Hagen: Die Rheinprovinz 1815 -1915. 2 Bde., Bonn 1917
- Johann Heinrich Kaltenbach: Der Regierungsbezirk Aachen. Wegweiser für Lehrer, Reisende und Freunde der Heimathkunde. Aachen 1850
Quellen
- 150 Jahre Regierung und Regierungsbezirk Aachen. Beiträge zu ihrer Geschichte. Aachen 1967
- Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungsbezirk Aachen. Aachen 1820
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ Verordnung wegen verbesserter Einrichtung der Provinzialbehörden vom 30. April 1815
- ↑ 150 Jahre Regierung und Regierungsbezirk Aachen. Beiträge zu ihrer Geschichte. Aachen 1967
- ↑ Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungsbezirk Aachen. Aachen 1820
- ↑ [1] Download des PDF-Scans
- ↑ Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen
- ↑ Geschichte der Regio Aachen
Weblinks
- Michael Radermacher: Homepage Deutsche Geschichte 1871-1945, Preußische Provinz Rheinland, Verwaltungsstruktur Rheinprovinz, Regierungsbezirk Aachen
- Marie Luise Carl: Zur Geschichte des Regierungsbezirks Aachen
Ehemalige Regierungsbezirke im heutigen Land Nordrhein-WestfalenUmbenannt: Minden-Lippe
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