Regulärer Ausdruck

Regulärer Ausdruck

In der Informatik ist ein regulärer Ausdruck (engl. regular expression, Abk. RegExp oder Regex) eine Zeichenkette, die der Beschreibung von Mengen beziehungsweise Untermengen von Zeichenketten mit Hilfe bestimmter syntaktischer Regeln dient. Reguläre Ausdrücke finden vor allem in der Softwareentwicklung Verwendung; für fast alle Programmiersprachen existieren Implementierungen.

Reguläre Ausdrücke stellen erstens eine Art Filterkriterium für Texte dar, indem der jeweilige reguläre Ausdruck in Form eines Musters mit dem Text abgeglichen wird. So ist es beispielsweise möglich, alle Wörter, die mit S beginnen und auf D enden, zu „matchen“ (von englisch „to match“ – „auf etwas passen“, „übereinstimmen“, „eine Übereinstimmung finden“), ohne die zwischenliegenden Buchstaben explizit vorgeben zu müssen.

Ein weiteres Beispiel für den Einsatz als Filter ist die Möglichkeit, komplizierte Textersetzungen durchzuführen, indem man die zu suchenden Zeichenketten durch reguläre Ausdrücke beschreibt.

Zweitens lassen sich aus regulären Ausdrücken, als eine Art Schablone, auch Mengen von Wörtern erzeugen, ohne jedes Wort einzeln angeben zu müssen. So lässt sich beispielsweise ein Ausdruck angeben, der alle denkbaren Zeichenkombinationen (Wörter) erzeugt, die mit S beginnen und mit D enden.

Inhaltsverzeichnis

Reguläre Ausdrücke in der theoretischen Informatik

Theoretische Grundlagen

Reguläre Ausdrücke beschreiben eine Familie von formalen Sprachen und gehören damit zur theoretischen Informatik. Diese Sprachen, die regulären Sprachen, befinden sich auf der untersten und somit ausdrucksschwächsten Stufe der Chomsky-Hierarchie (nämlich Typ-3). Zu jedem regulären Ausdruck existiert ein endlicher Automat, der die vom Ausdruck spezifizierte Sprache akzeptiert. Diese endlichen Automaten können ausgehend von regulären Ausdrücken konstruiert werden. Daraus folgt die relativ einfache Implementierbarkeit regulärer Ausdrücke. Umgekehrt existiert zu jedem endlichen Automaten ein regulärer Ausdruck, der die vom Automaten akzeptierte Sprache beschreibt.

Der Begriff des regulären Ausdrucks geht im Wesentlichen auf den Mathematiker Stephen Kleene zurück. Dieser benutzte eine fast identische Notation, die er reguläre Mengen nannte.[1]

Syntax

Die Syntax definiert genau, wie reguläre Ausdrücke auszusehen haben.

Reguläre Ausdrücke sind immer über einem vorgegebenen Zeichenvorrat Σ definiert, dem sogenannten Alphabet. Reguläre Ausdrücke basieren auf genau drei Operationen: Alternative, Verkettung und Wiederholung. Die formale Definition sieht folgendermaßen aus:

  1. \varnothing (das spezielle Symbol für die leere Menge) ist ein regulärer Ausdruck.
  2. für alle a_i \in \Sigma ist \mathbf{a}_i (die Repräsentation eines Zeichens aus dem zugrunde liegenden Alphabet) ein regulärer Ausdruck.
  3. Sind x und y reguläre Ausdrücke, so sind auch (x | y) (Alternative), (xy) (Verkettung) und (x * ) (Kleenesche Hülle, Kleene-Stern) reguläre Ausdrücke.

Für Alternative wird statt | auch das Symbol + verwendet. Man schreibt dann (x + y). Für die Konkatenation gibt es alternativ auch ein Operatorsymbol; man schreibt dann (x \cdot y).

Man kann auch zusätzliche Konstanten und Operationen erlauben, sofern sich ihre Wirkung auch mit den oben genannten Grundregeln beschreiben ließe. So findet man in der Literatur unter anderem auch \epsilon als regulären Ausdruck[2] oder die positive Kleenesche Hülle x + , die als Abkürzung von (x(x * )) betrachtet werden kann.

Gibt man eine Rangfolge der Operatoren an, kann man auf einige Klammern verzichten. Die Rangfolge ist üblicherweise Kleene-Stern vor Konkatenation vor Alternative. Statt (((ab) | c) * ) genügt dann die Schreibweise (ab | c) * .

Semantik

Die Semantik regulärer Ausdrücke definiert genau, welche formale Bedeutung die Syntax regulärer Ausdrücke hat.

Ein regulärer Ausdruck beschreibt eine formale Sprache, also eine Menge von Wörtern (Zeichenketten). Die Definition der Semantik lässt sich analog zur Syntaxdefinition beschreiben. Dabei bezeichnet \mathcal{L}(regex) die formale Sprache, die durch den regulären Ausdruck regex spezifiziert wird.

  1. \mathcal{L}(\varnothing) = \emptyset
    Das spezielle Symbol für die leere Menge spezifiziert die leere Sprache.
  2. für alle a_i \in \Sigma gilt \mathcal{L}(\mathbf{a}_i)=\{a_i\}
    Jeder Repräsentant eines Zeichens aus dem Alphabet spezifiziert die Sprache, die nur dieses Zeichen enthält.
  3. sind x und y reguläre Ausdrücke, so gilt:
    • \mathcal{L}(x | y)=\mathcal{L}(x) \cup \mathcal{L}(y)
    Die Alternative zwischen zwei Ausdrücken beschreibt die Sprache, die aus der Vereinigung der zwei Sprachen entsteht, die durch die beiden Ausdrücke beschrieben werden.
    • \mathcal{L}(xy)=\{\alpha\beta\; \vert\; \alpha \in \mathcal{L}(x) \land \beta \in \mathcal{L}(y)\}
    Die Konkatenation zweier Ausdrücke beschreibt die Sprache, die nur die Wörter enthält, deren Präfix α ein Wort aus der vom ersten Ausdruck beschriebenen Sprache ist und deren Suffix β ein Wort aus der vom zweiten Ausdruck beschriebenen Sprache ist.
    • \mathcal{L}(x^*) = \cup_{i\geq 0}\; \mathcal{L}^i(x)
    Die kleenesche Hülle regulärer Ausdrücke beschreibt die kleenesche Hülle der durch x beschriebenen Sprache.

Enthält die Syntaxdefinition regulärer Ausdrücke auch die Konstante \epsilon, so ist deren Bedeutung definiert als \mathcal{L}(\epsilon)=\{\varepsilon\}, also die Sprache, die nur das leere Wort ε enthält.

Das leere Wort ist ein Wort einer formalen Sprache (\varepsilon \in \Sigma^*) und somit kein regulärer Ausdruck. Die Sprache, die nur das leere Wort enthält, lässt sich aber auch ohne die Konstante \epsilon durch einen regulären Ausdruck beschreiben, zum Beispiel: \varnothing^*. Es wird jedoch nicht immer optisch zwischen einem regulären Ausdruck und der zugehörigen Sprache unterschieden, sodass man statt \mathbf{a} auch a als regulären Ausdruck für die Sprache {a} verwendet, ebenso kann die Unterscheidung zwischen \varnothing und \emptyset sowie zwischen \epsilon und ε entfallen.

Beispiele

Wenn das Alphabet aus den Buchstaben a, b und c besteht, also Σ = {a,b,c}, dann lassen sich die folgenden Sprachen mit den entsprechenden regulären Ausdrücken beschreiben:

  • Die Sprache aller Wörter, die aus beliebig vielen a oder beliebig vielen b besteht:
    Syntax: regex = \mathbf{a}^* | \mathbf{b}^*. Semantik: \mathcal{L}(regex)=\{a\}^* \cup \{b\}^*
  • Die Sprache aller Wörter, die mit a anfangen:
    Syntax: regex = \mathbf{a}(\mathbf{a}|\mathbf{b}|\mathbf{c})^*. Semantik: \mathcal{L}(regex)=\{a\beta \;\vert\; \beta \in \Sigma^*\}
  • Die Sprache aller Wörter, die mit a anfangen und enden und dazwischen nur aus c bestehen (oder nichts dazwischen liegt):
    Syntax: \mathbf{a}\mathbf{c}^*\mathbf{a}. Semantik: \mathcal{L}(regex)=\{a\beta a \;\vert\; \beta \in \{c\}^*\}
  • Die Sprache aller Wörter, die aus zwei Zeichen bestehen, aber kein c enthalten:
    Syntax: (\mathbf{a}|\mathbf{b}) (\mathbf{a}|\mathbf{b}). Semantik: \mathcal{L}(regex)=\{\alpha\beta \;\vert\; \alpha,\beta \in \{a,b\}\}

Anwendung regulärer Ausdrücke

Ken Thompson nutzte diese Notation in den 1960ern, um qed (eine Vorgängerversion des Unix-Editors ed) zu bauen und später das Werkzeug grep zu schreiben. Seither implementieren sehr viele Programme und Bibliotheken von Programmiersprachen Funktionen, um reguläre Ausdrücke zum Suchen und Ersetzen von Zeichenketten zu nutzen. Beispiele dafür sind die Programme sed, grep, emacs und Bibliotheken der Programmiersprachen Perl, C, Java, Python, PHP, Ruby und das .NET-Framework. Auch die Textverarbeitung und die Tabellenkalkulation des Office-Paketes OpenOffice.org bieten die Möglichkeit, mit regulären Ausdrücken im Text zu suchen.

Zwischen verschiedenen Regexp-Implementierungen gibt es Unterschiede in Funktionsumfang und Syntax. In Programmiersprachen haben sich überwiegend die Perl Compatible Regular Expressions (PCRE) durchgesetzt, die sich an der Umsetzung in Perl 5.0 orientieren. Daneben wird bei POSIX.2 zwischen „grundlegenden“ regulären Ausdrücken (basic regular expressions) und „erweiterten“ regulären Ausdrücken (extended regular expressions) unterschieden.

Einige Programme, zum Beispiel der Texteditor vim, bieten die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Regexp-Umsetzungen hin- und herzuschalten.

Reguläre Ausdrücke spielen eine wichtige Rolle bei der lexikalischen Analyse von Quelltexten, beispielsweise in Compilern oder zur Syntaxhervorhebung in Editoren. Ein lexikalischer Scanner zerlegt den Quelltext mithilfe von regulären Ausdrücken in sogenannte Tokens (Schlüsselwörter, Operatoren, …). Da es sich bei den meisten Programmiersprachen um kontextfreie Sprachen handelt, sind reguläre Ausdrücke nicht mächtig genug, um deren Syntax zu beschreiben. Daher wird die bei Compilern folgende syntaktische Analyse in der Regel von einem separaten Programm, dem Parser, erledigt.

Reguläre Ausdrücke in der Praxis

Die meisten heutigen Implementierungen unterstützen Erweiterungen wie zum Beispiel Rückwärtsreferenzen (backreferences). Hierbei handelt es sich nicht mehr um reguläre Ausdrücke im Sinne der theoretischen Informatik, denn die so erweiterten Ausdrücke beschreiben nicht mehr notwendigerweise Sprachen vom Typ 3 der Chomsky-Hierarchie.

Die folgenden Syntaxbeschreibungen beziehen sich auf die Syntax der gängigen Implementierungen mit Erweiterungen, sie entsprechen also nur teilweise der obigen Definition aus der theoretischen Informatik.

Eine häufige Anwendung regulärer Ausdrücke besteht darin, spezielle Zeichenketten in einer Menge von Zeichenketten zu finden. Die im Folgenden angegebene Beschreibung ist eine (oft benutzte) Konvention, um Konzepte wie Zeichenklasse, Quantifizierung, Verknüpfung und Zusammenfassen konkret zu realisieren. Hierbei wird ein regulärer Ausdruck aus den Zeichen des zugrunde liegenden Alphabets in Kombination mit den Metazeichen [ ] ( ) { } | ? + - * ^ $ \ . (teilweise kontextabhängig) gebildet. Die Meta-Eigenschaft eines Zeichens kann durch ein vorangestelltes Backslash-Zeichen aufgehoben werden. Alle übrigen Zeichen des Alphabets stehen für sich selbst.

Zeichenliterale

Diejenigen Zeichen, die direkt (wörtlich, literal) übereinstimmen müssen, werden auch direkt notiert. Je nach System gibt es auch Möglichkeiten, das Zeichen durch den Oktal- oder Hexadezimalcode (\ooo bzw. \xhh) oder die hexadezimale Unicode-Position (\uhhhh) anzugeben.

Beliebiges Zeichen

Ein Punkt (.) bedeutet, dass an seinem Platz ein (fast) beliebiges Zeichen stehen kann. Die meisten RegExp-Implementierungen sehen standardmäßig Newline (Zeilenumbruch) nicht als beliebiges Zeichen an, jedoch kann in einigen Programmen mithilfe des sogenannten Single-Line-Modifiers s (zum Beispiel in /foo.bar/s) ebendies erreicht werden.

Ein Zeichen aus einer Auswahl

Mit eckigen Klammern lässt sich eine Zeichenauswahl definieren ([ und ]). Der Ausdruck in eckigen Klammern steht dann für genau ein Zeichen aus dieser Auswahl. Innerhalb dieser Zeichenklassendefinitionen haben einige Symbole andere Bedeutungen als im normalen Kontext. Teilweise ist die Bedeutung eines Symbols vom Kontext abhängig, in dem es innerhalb der Klammern auftritt.

Beispielsweise bedeutet ein Zirkumflex^“ am Anfang einer Zeichenklassendefinition, dass die Zeichenklasse negiert/invertiert wird (im Sinne der Komplementbildung). Steht ein Zirkumflex jedoch irgendwo sonst in der Definition, ist es literal zu verstehen. Ebenfalls kontextabhängig ist die Bedeutung des Bindestrich-Zeichens (-). Zudem unterscheiden sich hier die Regexp-Engines (zum Beispiel POSIX und PCRE) in einigen Punkten voneinander. Steht - zwischen zwei Zeichen in der Klassendefinition, zum Beispiel „[a-g]“, so ist es als Beschreibung eines Zeichenintervalls oder Zeichenbereichs bezüglich der ASCII-Tabelle zu verstehen. Das genannte Beispiel wäre äquivalent zu „[abcdefg]“. Am Anfang oder Ende einer Zeichenklasse stehende Bindestriche werden literal interpretiert.

Beispiele für Zeichenauswahl
[egh] eines der Zeichen „e“, „g“ oder „h“
[0-6] eine Ziffer von „0“ bis „6“ (Bindestriche sind Indikator für einen Bereich)
[A-Za-z0-9] ein beliebiger lateinischer Buchstabe oder eine beliebige Ziffer
[^a] ein beliebiges Zeichen außer „a“ („^“ am Anfang einer Zeichenklasse negiert selbige)
[-A-Z], [A-Z-] (bzw. [A-Z\-a-z], allerdings nicht gemäß POSIX[3]) Auswahl enthält auch das Zeichen „-“, wenn es das erste oder das letzte Zeichen einer Zeichenklasse ist bzw. bei PCRE, wenn seine Metafunktion innerhalb einer Auswahl durch ein vorangestelltes „\“-Zeichen aufgehoben wird

In vielen neueren Implementationen können innerhalb der eckigen Klammern nach POSIX auch Klassen angegeben werden, die selbst wiederum eckige Klammern enthalten. Sie lauten beispielsweise:

Beispiele für Zeichenklassen
[:alnum:] Alphanumerische Zeichen: [:alpha:] oder [:digit:].
[:alpha:] Buchstaben: [:lower:] oder [:upper:].
[:blank:] Leerzeichen oder Tabulator.
[:cntrl:] Steuerzeichen. Im ASCII sind das die Zeichen 00 bis 1F, und 7F (DEL).
[:digit:] Die Ziffern 0 bis 9.
[:graph:] Graphische Zeichen: [:alnum:] oder [:punct:].
[:lower:] KleinbuchstabenZK1: nicht notwendigerweise nur von a bis z.
[:print:] Druckbare Zeichen: [:alnum:], [:punct:] und Leerzeichen.
[:punct:] Satzzeichen wie: ! " # $ % & ' ( ) * + , - . / : ; < = > ? @ [ \ ] ^ _ ` { | } ~ .
[:space:] Whitespace: Horizontaler und vertikaler Tabulator, Zeilen- und Seitenvorschub, Wagenrücklauf und Leerzeichen.
[:upper:] GroßbuchstabenZK1: nicht notwendigerweise nur von A bis Z.
[:xdigit:] Hexadezimale Ziffern: 0 bis 9, A bis F, a bis f.

Anmerkungen

ZK1 Was Buchstaben sind, ist im Allgemeinen locale-abhängig, also abhängig von der eingestellten Region und Sprache.[4]

Vordefinierte Zeichenklassen

Es gibt vordefinierte Zeichenklassen, die allerdings nicht von allen Implementierungen unterstützt werden, da sie lediglich Kurzformen sind und auch durch eine Zeichenauswahl beschrieben werden können. Wichtige Zeichenklassen sind:

\d digit eine Ziffer [0-9]
\D no digit ein Zeichen, das keine Ziffer ist, also [^\d]
\w wordcharacter ein Buchstabe, eine Ziffer oder der Unterstrich, also [a-zA-Z_0-9] (und evtl. weitere Buchstaben, z. B. Umlaute)
\W no wordcharacter ein Zeichen, das weder Buchstabe noch Zahl noch Unterstrich ist, also [^\w]
\s whitespace meistens das Leerzeichen und die Klasse der Steuerzeichen \f, \n, \r, \t und \v
\S no whitespace ein Zeichen, das kein Whitespace ist [^\s]

Quantoren

Quantoren (engl. quantifier, auch Quantifizierer oder Wiederholungsfaktoren) erlauben es, den vorherigen Ausdruck in verschiedener Vielfachheit in der Zeichenkette zuzulassen.

? Der voranstehende Ausdruck ist optional, er kann einmal vorkommen, muss es aber nicht, d. h. der Ausdruck kommt null- oder einmal vor. (Dies entspricht {0,1})
+ Der voranstehende Ausdruck muss mindestens einmal vorkommen, darf aber auch mehrfach vorkommen. (Dies entspricht {1,})
* Der voranstehende Ausdruck darf beliebig oft (auch keinmal) vorkommen. (Dies entspricht {0,})
{n} Der voranstehende Ausdruck muss exakt n-mal vorkommen.
{min,} Der voranstehende Ausdruck muss mindestens min-mal vorkommen.
{min,max} Der voranstehende Ausdruck muss mindestens min-mal und darf maximal max-mal vorkommen.
{0,max} Der voranstehende Ausdruck darf maximal max-mal vorkommen.

Die Quantoren beziehen sich dabei auf den vorhergehenden regulären Ausdruck, jedoch nicht zwangsläufig auf die durch ihn gefundene Übereinstimmung. So wird zwar zum Beispiel durch a+ ein „a“ oder auch „aaaa“ vertreten, jedoch entspricht [0-9]+ nicht nur sich wiederholenden gleichen Ziffern, sondern auch Folgen gemischter Ziffern, beispielsweise „072345“.

Weitere Beispiele sind:

  • [ab]+“ entspricht „a“, „b“, „aa“, „bbaab“ etc.
  • [0-9]{2,5}“ entspricht zwei, drei, vier oder fünf Ziffern in Folge, z. B. „42“ oder „54072“, jedoch nicht den Zeichenfolgen „0“, „1.1“ oder „a1a1“.

Soll eine Zeichenkette nur aus dem gesuchten Muster bestehen (und es nicht nur enthalten), so muss in den meisten Implementierungen explizit definiert werden, dass das Muster vom Anfang (\A oder ^)1 bis zum Ende der Zeichenkette (\Z, \z oder $)[5] reichen soll. Andernfalls erkennt zum Beispiel [0-9]{2,5} auch bei der Zeichenkette „1234507“ die Teilzeichenkette „12345“. Aus dem gleichen Grund würde beispielsweise a* immer einen Treffer ergeben, da jede Zeichenfolge – selbst das leere Wort „“ – mindestens 0-mal das Zeichen „a“ enthält.

Quantoren sind standardmäßig „gierig“ (engl. greedy) implementiert. Das heißt, ein regulärer Ausdruck wird zur größtmöglichen Übereinstimmung aufgelöst. Da dieses Verhalten jedoch nicht immer so gewollt ist, lassen sich bei vielen neueren Implementierungen Quantoren als „genügsam“ oder „zurückhaltend“ (engl. non-greedy, reluctant) deklarieren. Zum Beispiel wird in Perl hierfür dem Quantor ein Fragezeichen ? nachgestellt. Die Implementierung von genügsamen Quantoren ist vergleichsweise aufwändig (erfordert Backtracking), weshalb nicht alle Implementierungen diese unterstützen.

Beispiel (Perl-Syntax)
Angenommen, es wird der reguläre Ausdruck A.*B auf die Zeichenfolge „ABCDEB“ angewendet, so würde er sie komplett als „ABCDEB“ finden. Mit Hilfe des „non-greedy“-Quantors „*?“ matcht der nun modifizierte Ausdruck – also A.*?B – nur die Zeichenkette „AB“, bricht also die Suche nach dem ersten gefundenen „B“ ab. Ein gleichwertiger regulärer Ausdruck für Interpreter, die diesen Quantor nicht unterstützen, wäre A[^B]*B.

Possessives Verhalten

Eine Variante des oben beschriebenen gierigen Verhaltens ist das possessive Matching. Da hierbei jedoch das Backtracking verhindert wird, werden einmal übereinstimmende Zeichen nicht wieder freigegeben. Aufgrund dessen finden sich in der Literatur auch die synonymen Bezeichnungen atomic grouping, independent subexpression oder non-backtracking subpattern. Die Syntax für diese Konstrukte variiert bei den verschiedenen Programmiersprachen. Ursprünglich wurden solche Teilausdrücke (Subpattern) in Perl durch (?>Ausdruck) formuliert. Daneben existieren seit Perl 5.10 die äquivalenten, in Java bereits üblichen possessiven Quantoren ++, *+, ?+ und {min,max}+.

Beispiel
Angenommen es wird auf die Zeichenfolge „ABCDEB“ der reguläre Ausdruck A.*+B angewendet, so würde er keine Übereinstimmung finden. Bei der Abarbeitung des regulären Ausdrucks würde der Teil .*+ bis zum Ende der Zeichenkette übereinstimmen. Um jedoch den gesamten Ausdruck zu matchen, müsste ein Zeichen – hier also das „B“ – wieder freigegeben werden. Der possessive Quantor verbietet dies aufgrund des unterdrückten Backtrackings, weshalb keine erfolgreiche Übereinstimmung gefunden werden kann.

Gruppierungen und Rückwärtsreferenzen

Ausdrücke lassen sich mit runden Klammern ( und ) zusammenfassen: Etwa erlaubt „(abc)+“ ein „abc“ oder ein „abcabc“ etc.

Einige Implementierungen speichern die gefundenen Übereinstimmungen von Gruppierungen ab und ermöglichen deren Wiederverwendung im regulären Ausdruck oder bei der Textersetzung. Diese werden Rückwärtsreferenzen (engl. back references) genannt. Häufig wird dazu die Schreibweise \n oder $n verwendet, wobei n die Übereinstimmung der n-ten Gruppierung entspricht. Eine Sonderstellung stellt dabei n=0 dar, das meist für die Übereinstimmung des gesamten regulären Ausdruck steht.

Beispiel
Ein Suchen und Ersetzen mit AA(.*?)BB als regulären Suchausdruck und \1 als Ersetzung ersetzt alle Zeichenketten, die von AA und BB eingeschlossen sind, durch den zwischen AA und BB enthaltenen Text. D. h. AA und BB und der Text dazwischen werden ersetzt durch den Text, der ursprünglich zwischen AA und BB stand, also fehlen AA und BB im Ergebnis.

Interpreter von regulären Ausdrücken, die Rückwärtsreferenzen zulassen, entsprechen nicht mehr dem Typ 3 der Chomsky-Hierarchie. Mit dem Pumping-Lemma lässt sich zeigen, dass ein regulärer Ausdruck, der feststellt, ob in einer Zeichenkette vor und nach der 1 die gleiche Anzahl von 0 steht, keine reguläre Sprache ist.

Daneben gibt es auch noch Gruppierungen, die keine Rückwärtsreferenz erzeugen (engl. non-capturing). Die Syntax dafür lautet in den meisten Implementierungen (?:). Regexp-Dokumentationen weisen darauf hin, dass die Erzeugung von Rückwärtsreferenzen stets vermieden werden soll, wenn kein späterer Zugriff auf sie erfolge. Denn die Erzeugung der Referenzen kostet Ausführungszeit und belegt Platz zur Speicherung der gefundenen Übereinstimmung. Zudem lassen die Implementationen nur eine begrenzte Anzahl an Rückwärtsreferenzen zu (häufig nur maximal 9).

Beispiel

Mit dem regulären Ausdruck „\d+(?:-\d+)*“ können Folgen von durch Bindestriche getrennte Zahlenfolgen gefunden werden, ohne dabei die letzte durch einen Bindestrich getrennte Zahlenfolge als Rückreferenz zu erhalten.

Alternativen

Man kann alternative Ausdrücke mit dem „|“-Symbol zulassen.

Beispiel
ABC|abc“ bedeutet „ABC“ oder „abc“, aber z. B. nicht „Abc“.

Weitere Zeichen

Um die oft auf Zeichenketten bezogenen Anwendungen auf dem Computer zu unterstützen, werden in der Regel zusätzlich zu den bereits genannten die folgenden Zeichen definiert:

^ steht für den Zeilenanfang (nicht zu verwechseln mit „^“ bei der Zeichenauswahl mittels „[“ und „]“).
$ kann je nach Kontext für das Zeilen- oder Stringende stehen, wobei bei manchen Implementierungen noch ein „\n“ folgen darf. Das tatsächliche Ende wird von \z gematcht.
\ hebt gegebenenfalls die Metabedeutung des nächsten Zeichens auf. Beispielsweise lässt der Ausdruck „(A\*)+“ die Zeichenketten „A*“, „A*A*“, usw. zu. Auf diese Weise lässt sich auch ein Punkt „.“ mit „\.“ suchen, während nach „\“ mit „\\“ gesucht wird.
\b leere Zeichenkette am Wortanfang oder am Wortende
\B leere Zeichenkette, die nicht den Anfang oder das Ende eines Wortes bildet
\< leere Zeichenkette am Wortanfang
\> leere Zeichenkette am Wortende
\n ein Zeilenumbruch im Unix-Format
\r ein Zeilenumbruch im Mac-Format
\r\n ein Zeilenumbruch im Windows-Format
Beispiel 
[^ ]$“ bedeutet: die Zeichenkette muss aus mind. einem Zeichen bestehen und das letzte Zeichen darf kein Leerzeichen sein.

Look-around assertions

Perl Version 5 führte zusätzlich zu den üblichen regulären Ausdrücken auch look-ahead und look-behind assertions (etwa „vorausschauende“ bzw. „nach hinten schauende“ Annahmen/Behauptungen) ein, was unter dem Begriff look-around assertions zusammengefasst wird.[6] Diese Konstrukte erweitern die regulären Ausdrücke um die Möglichkeit, kontextsensitive Bedingungen zu formulieren, ohne den Kontext selbst zu matchen. D. h., möchte man alle Zeichenfolgen „Sport“ matchen, denen die Zeichenfolge „verein“ folgt, ohne dass jedoch die gematchte Zeichenfolge die Zeichenfolge „verein“ selbst enthält, wäre dies mit einer look-ahead assertion möglich: Sport(?=verein). Im Beispielsatz „Ein Sportler betreibt Sport im Sportverein.“ würde jener reguläre Ausdruck also nur das letzte Vorkommnis von „Sport“ matchen, da nur diesem die Zeichenfolge „verein“ folgt; er würde jedoch nicht die komplette Teilzeichenkette „Sportverein“ matchen.

Aufgrund der Eigenschaft, dass der angegebene Kontext (im Beispiel „verein“) zwar angegeben wird, jedoch kein expliziter Bestandteil der gematchten Zeichenkette (hier „Sport“) ist, wird im Zusammenhang mit assertions meist das Attribut zero-width mitgenannt. Die vollständigen Bezeichnungen lauten somit – je nachdem ob ein bestimmter Kontext gefordert (positiv) oder verboten (negativ) ist – zero-width positive/negative look-ahead/behind assertions. Die Bezeichnungen der Richtungen rühren daher, dass Regexp-Parser eine Zeichenkette immer von links nach rechts abarbeiten.

Definition Bezeichnung Erklärung Schreibweise
(?=Ausdruck) positive look-ahead assertion Ausdruck muss auf vorgenannten Ausdruck folgen Ausdruck(?=Ausdruck)
(?!Ausdruck) negative look-ahead assertion Ausdruck darf nicht auf vorgenannten Ausdruck folgen Ausdruck(?!Ausdruck)
(?<=Ausdruck) positive look-behind assertion Ausdruck muss nachfolgendem Ausdruck vorausgehen (?<=Ausdruck)Ausdruck
(?<!Ausdruck) negative look-behind assertion Ausdruck darf nachfolgendem Ausdruck nicht vorausgehen (?<!Ausdruck)Ausdruck

Look-arounds werden nicht nur von Perl und PCRE, sondern unter anderem auch von Java, .NET und Python unterstützt. Auch einige Texteditoren wie zum Beispiel Vim bieten die Möglichkeit, wenn auch mit teilweise anderer Syntax.

Beispiel 
\s(?=EUR)“ steht für ein Whitespace-Zeichen, dem die Zeichenkette „EUR“ folgt. Im Gegensatz zu „\sEUR“ gehört hier „EUR“ nicht zu einer gematchten Zeichenkette.

Bedingte Ausdrücke

Relativ wenig verbreitet sind bedingte Ausdrücke. Diese sind unter anderem in Perl, PCRE und dem .NET-Framework einsetzbar. Python bietet für solche Ausdrücke in Zusammenhang mit look-around assertions nur eingeschränkte Funktionalität.[7]

(?(Bedingung)wahr-Ausdruck|falsch-Ausdruck) Wenn der gegebene Ausdruck „Bedingung“ gefunden wird, kommt der „wahr-Ausdruck“ zur Anwendung. Wenn der Suchausdruck nicht gefunden werden kann, kommt der „falsch-Ausdruck“ zur Anwendung.
Beispiel
Mit dem Ausdruck „(\()?\d+(?(1)\))“ werden Zeichenfolgen wie „1“, „(2)“, „34“ oder „(567)“, aber nicht „3)“ gefunden.

Literatur

Reguläre Ausdrücke

Reguläre Ausdrücke und natürliche Sprachen

  • Kenneth R. Beesley, Lauri Karttunen: Finite-State Morphology. Distributed for the Center for the Study of Language and Information. 2003, 696 p. (est.). 2003 Series: (CSLI-SCL) Studies in Computational Linguistics.

Reguläre Ausdrücke und Automatentheorie

  • Jan Lunze: Ereignisdiskrete Systeme. Oldenbourg, 2006, ISBN 3-486-58071-X, Seiten 160–192.

Forschungsliteratur

  • Stephen C. Kleene: Representation of Events in Nerve Nets and Finite Automata. In: Claude E. Shannon, John McCarthy (Hrsg.): Automata Studies. Princeton University Press, 1956, S. 3–42.

Siehe auch

Weblinks

Referenzen

  1. Stephen C. Kleene: Representation of Events in Nerve Nets and Finite Automata. In: Claude E. Shannon, John McCarthy (Hrsg.): Automata Studies. Princeton University Press, 1956.
  2. John E. Hopcroft, Jeffry D. Ullman: Einführung in die Automatentheorie, formale Sprachen und Komplexitätstheorie. Addison Wesley, Bonn 1994, ISBN 3-89319-744-3.
  3. POSIX-Spezifikationen
  4. The Open Group Base Specifications, RE Bracket Expression, IEEE Std 1003.1, 2004
  5. Die Zeichen ^ und $ matchen im multiline-Modus (d. i. wenn der m-Modifier gesetzt wird) auch Zeilenanfänge und -enden.
  6. Regular-Expressions.info: Lookahead and Lookbehind Zero-Width Assertions
  7. Regular-Expressions.info: If-Then-Else Conditionals in Regular Expressions

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