Reichsehrenmal Tannenberg

Reichsehrenmal Tannenberg
Modell des Denkmals

Das Tannenberg-Denkmal offiziell Tannenberg-Nationaldenkmal bzw. nach 1935 Reichsehrenmal Tannenberg wurde 1924–27 bei Hohenstein (poln. Olsztynek; heute Polen) in Ostpreußen errichtet. Es erinnerte an die 1914 während des Ersten Weltkrieges gegen russische Invasionstruppen errungenen Siege, insbesondere die nach der mittelalterlichen Schlacht bei Tannenberg (1410) benannten Schlacht bei Tannenberg (1914) sowie die Schlacht an den Masurischen Seen. Das Denkmal wurde im Januar 1945 von Pionieren der Wehrmacht vor der anrückenden Roten Armee gesprengt.

Inhaltsverzeichnis

Benennung und Ort

Aus der Luft fotografiert, 1944

Die 1. Schlacht bei Tannenberg, im polnischen Schlacht bei Grunwald genannt, wurde 1410 vor dem Dorf Grünfelde, zwischen den Dörfern Tannenberg und Ludwigsdorf (53° 29′ 12″ N, 20° 7′ 22″ O53.48674722222220.1227916666677) in Ostpreußen geschlagen. Die nächstgelegene Stadt war Gilgenburg). Die Geschichtsschreibung des Ordens nannte die Schlacht schlicht „grossen streyth“ (der große Streit). In Banderia Prutenorum und den Annales, mehrere Jahrzehnte später von Jan Długosz verfasst, wird die Schlacht (im lateinischen Text) nicht als Schlacht von Grünfelde, sondern als Schlacht von Grunwald bezeichnete. Die falsche Bezeichnung Grunwald wurde im 19. Jahrhundert von Polen weit verbreitet. Długosz war es auch, der die Ordensritter als "Preußen" bezeichnete und damit den historischen Brückenschlag zwischen dem Ordenstaat und dem Preußischen Königreich für den polnischen Nationalismus erleichtert. Der litauische Name Žalgiris (vom Litauischen žalia giria) ist eine schlichte Übersetzung von Grünfelde. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges kam Grünfelde zu Polen und wurde in Grunwald umbenannt, somit die Realität der Legende angepasst. International gesehen wurde die fehlerbehaftete polnische Sichtweise weit verbreitet. Standardwerke verwenden meist Tannenberg[1][2], bei Übersetzung in slawische Sprachen kommt Grunwald zum Zuge[3], oder es werden gleich drei Namen[4] aufgelistet.

Die 2. Schlacht bei Tannenberg war eine Schlacht des Ersten Weltkrieges und fand in der Gegend südlich von Allenstein in Ostpreußen statt. Dabei war es eine Umfassungsschlacht, die letztlich ein weites Territorium mit einbezieht. Der Ring des Kessels, kurz vor der Kapitulation der Narew Armee zog sich über die Ortschaften: Hohenstein, Neidenburg, Willenberg, Ortelsburg und Passenheim. Das Tannenberg-Denkmal (53.5812520.2607611111117Koordinaten: 53° 34′ 53″ N, 20° 15′ 39″ O) lag am nord-westlichen Rand. Der Ort der historischen Tannenberg-Schlacht, von Hohenstein ca. 14 km entfernt, lag in der Endphase außerhalb des Geschehens, war aber anfangs mit einbezogen. Hindenburg selbst spricht in seiner an die 8. Armee gerichteten Ansprache von den Gefechten zwischen Allenstein und Neidenburg und das kaiserlichen Glückwunschtelegramm bezeichnet es als die Schlacht bei Allenstein. Nachträglich wünscht sich Hindenburg die Bezeichnung "Schlacht bei Tannenberg".[5] Diese Benennung übergeht die Problematik, den Begriff Schlacht, als ein lokales eintägiges Ereignis, auf die Kampfhandlungen des modernen, industriellen Krieges anzuwenden. Traditionell aber hat der Sieger einer Schlacht das Recht der Benennung. Daher nimmt Hindenburg dieses Recht in Anspruch und die Benennung ist nicht falsch und wird in allen anderen Sprachen übernommen. Ludendorff, Hindenburg behaupteten später, die Idee gehabt zu haben, die Schlacht nach dem Ort Tannenberg zu benennen; es dürfte wohl die Idee von General Max Hoffmann gewesen sein. Die Namensgebung zeigt das Bemühen, sie mit der mittelalterlichen Schlacht zu verbinden.

Grunwald- bzw. Tannenbergmythos

Die Schlacht von Tannenberg von Jan Matejko

Der Grunwaldmythos, der nach der Reichsgründung von 1871 einen enormen Bedeutungsgewinn erfuhr, wurde zu einem beliebten Sujet der polnischen Malerei und Literatur. In Deutschland wurde der Tannenbergmythos als Gegenbewegung beim Sieg über die russischen Truppen bei Tannenberg im August 1914 mit der Schlacht von 1410 verknüpft. Der Sieg von 1914 spielte eine wichtige Rolle im Hindenburgkult, und das Nationaldenkmal Tannenberg wurde zum Ort großer deutschnationaler und nationalsozialistischer Feiern.

Das erste Mal wurde Grunwald in der Literatur wie Adam Mickiewicz' Versepos Konrad Wallenrod als historische Sujet genutzt, um Kritik an der aktuellen russischen Politik in ein unverdächtiges historisches Gewand zu kleiden. Mickiewicz verlegte den aktuellen polnisch-russischen Konflikt ins Mittelalter und verwandelte die Russen in deutsche Ordensritter und umgang damit die russische Zensur. Karol Szajnocha die Geschichtserzählung 'Jadwiga i Jagiełło', die auf Jan Długosz' Annalen beruhte wie auch das erste Buch über die "Krzyżacy" (Kreuzritter) von Józef Ignacy Kraszewski aus dem Jahre 1874 dämonisierte die Ordensritter. Als sich im Bismarckschen Kulturkampf der Druck auf katholische Kirche und polnische Sprache erhöhte, war die Rückbesinnung auf Grunwald naheliegend. Der Maler Jan Matejko und der Schriftsteller Henryk Sienkiewicz prägten den Mythos entscheidend. Matejko zieht den Zuschauer in das Kampfgeschehen hinein. Nach eigenem Bekunden hatte Matejko das Gemälde "mit Wut" auf die deutsche Polenpolitik gemalt. Die Bevölkerung nahm das Gemälde an, während die professionelle Kunstkritik die Komposition kritisierte. Das Gemälde inspirierte den späteren Literaturnobelpreisträger Henryk Sienkiewicz zu seinem patriotischen Roman "Krzyżacy". Sienkiewicz schilderte die Auseinandersetzung zwischen polnischer Krone und den Ordensrittern als Kampf zwischen Gut und Böse und zog eine direkte Linie zum polnisch-deutschen Kulturkampf in der Provinz Posen. Der Roman war ein großer internationaler Erfolg und wurde viele Sprachen übersetzt. Erstmals wurde der Jahrestag der Grunwaldschlacht im Jahre 1902 als Nationalfest begangen. Die Organisatoren in Galizien reagierten damit auf die Verschärfung des polnisch-deutschen Konflikts, den Wreschener Schulstreik von 1901, die darauf folgenden Prozesse und die antipolnische Rede Kaiser Wilhelms II. auf dem Johanniterfest auf der Marienburg 1902. Höhepunkt der Grunwaldbegeisterung war aber der fünfhundertste Jahrestag der Schlacht im Jahre 1910, der in Krakau stellvertretend für alle Teilungsgebiete begangen wurde. 150.000 Besucher nahmen an den dreitägigen Feiern teil.

Im protestantischen Preußen wurde dagegen der Deutsche Ritterorden bis ins 19. Jahrhundert hinein kritisch betrachtet. Doch dann integrierte ihn Heinrich von Treitschke in die preußische Tradition als Verkörperung der deutschen 'Mission im Osten' und als Beleg einer "deutschen Kulturträgerrolle". Die polnischen Feiern wurden im Deutschen Reich aufmerksam beobachtet. Deutsche Historiker deuteten daraufhin Tannenberg als ehrenhafte und tragische Niederlage gegen einen heimtückischen Feind. Kennzeichnend dafür war die Inschrift des Jungingenstein, der 1901 für Ulrich von Jungingen auf dem Schlachtfeld aufgestellt wurde: "Im Kampf für deutsches Wesen, deutsches Recht starb hier der Hochmeister Ulrich von Jungingen am 15. Juli 1410 den Heldentod".

Errichtung

An besagter Stelle (Tannenberg) wurde bereits im Jahre 1901 ein 10 Tonnen schwerer Gedenkstein, der sogenannte Jungingenstein, gestiftet. Er trägt den Namen des damals gefallenen Hochmeisters des Deutschen Ordens. Heute ist er noch vorhanden, allerdings wurde er nach 1945 durch Polen mit der Vorderseite nach unten gestürzt, sodass die deutsche Inschrift nicht lesbar ist. Zum fünften Jahrestag der Schlacht schlug der Bund der Veteranen der Provinz Ostpreußen vor, am Ort der Schlacht ein Denkmal zu bauen und die Gefallenen dort zu ehren. Das Schlachtfeld war schließlich das einzige des Weltkrieges, das innerhalb des Reichsgebietes lag. Für die ostpreußische Bevölkerung war dies immer der Ort, wo der russische Vormarsch, der gewaltige Flüchtlingsströme vor sich und riesige Kollateralschäden nach sich zog, gestoppt wurde; die Rettung des Landes. Am 31. August 1924 fand in Anwesenheit von Hindenburg und Ludendorff die feierliche Grundsteinlegung in Hohenstein statt. Insgesamt 60.000 Menschen, die meisten davon Veteranen der Schlacht, nahmen daran teil. Der Entwurf dieses größten deutschen Kriegsdenkmals stammte von den Berliner Architekten Walter (1888–1971) und Johannes Krüger (1890–1975), die nach einem Wettbewerb den ersten Preis errungen hatten. Die Architektur sollte an das neolithische Stonehenge und an das mittelalterliche, oktogonale Castel del Monte erinnern. In der Mitte der acht Außenseiten steht (verbunden durch die Ringmauer) jeweils ein 20 m hoher Turm aus roten Steinen. Diese Türme (entgegen dem Uhrzeigersinn von 1 bis 8 nummeriert) bekamen verschiedene heroische Funktionen: 1. Eingangsturm, 2. Weltkriegsturm (diese Funktion hat der Turm aber nie besessen, in ihm stand bis zur Fertigstellung der Hindenburg-Gruft der Sarg Hindenburgs), 3. Ostpreußenturm, 4. Fahnenturm, 5. Hindenburgturm (in diesem Turm, der keine Zwischendecken besaß, befand sich eine 4 Meter hohe Hindenburg-Statue und später auch die Hindenburg-Gruft), 6. Soldatenturm (mit Aussichtsplattform), 7. Weiheturm, 8. Feldherrenturm. Für die 14 Städtesteine, die die Wappen der im Ersten Weltkrieg beschädigten ostpreußischen Städte zeigten, wurde farbiger Granit verwendet. Zwischen dem Denkmal und dem Ort Hohenstein wurde ein 7,5 ha großer Denkmalpark angelegt. Die eigentliche Gedenkstätte bestand ursprünglich aus der im Inneren des Denkmals unter einem Grabhügel mit hohem Kreuz befindlichen Ruhestätte für 20 unbekannte Soldaten. Sie kompensierte teilweise das Fehlen eines zentralen Grabmals des unbekannten Soldaten in Deutschland.

Tannenberg-Nationaldenkmal

Der Versammlungsort Tannenberg

Zu seinem 80. Geburtstag weihte der inzwischen zum Reichspräsident gewählte Paul von Hindenburg das Denkmal am 18.September 1927 ein. Es war als Sammlungspunkt konzipiert worden. Massenveranstaltungen sollten im Denkmal abgehalten werden können, wobei sich alles um das Kreuz scharen würde, welches in der Hofmitte, über den Soldatengräbern errichtet worden war. Diesem Versammlungsgedanken Rechnung tragend, waren auch in den Türmen 1,3,5 und 7 große Torbögen eingelassen. Das Denkmal war den Himmelsrichtungen entsprechend ausgerichtet worden. Tor 1 (das Eingangstor) lag im Norden und dann entsprechend Westen, Süden und Osten. Die vier Wegen, aus den Himmelsrichtungen der Tore kommend, kreuzten sich in der Mitte des Innenhofes, auf dem ein Kreuz errichtet war. Aber auch andere Veranstaltungen sollten im Geist Tannenbergs nun stattfinden. Insbesondere die Jugend sollte in diesem Geist erzogen werden. Dafür wurde zum Süden mit dem Denkmal sofort ein Sportplatz mitangelegt. Die monumentale Denkmalsanlage, die ausschließlich durch Spenden finanziert worden war, hielt Hindenburg eine Rede, die in Auszügen in Messing am rechten Eingangstor angebracht wurde:

"Die Anklage, dass Deutschland schuld sei an diesem Kriege, weisen wir, weist das deutsche Volk in allen seinen Schichten einmütig zurück! Nicht Neid, Haß oder Eroberungslust gaben uns die Waffen in die Hand. Der Krieg war uns vielmehr das äußerste, mit dem schwersten Opfer verbundene Mittel der Selbstbehauptung einer Welt von Feinden gegenüber. Reinen Herzens sind wir zur Verteidigung des Vaterlandes ausgezogen und mit reinen Händen hat das deutsche Heer das Schwert geführt. Deutschland ist jederzeit bereit, dies vor unparteilichen Richtern nachzuweisen. In den zahllosen Gräbern, welche Zeichen deutschen Heldentums sind, ruhen ohne Unterschied Männer aller Parteifärbungen. Sie waren damals einig in der Liebe und in der Treue zum gemeinsamen Vaterlande. Darum möge an diesem Erinnerungsmale stets innerer Hader zerschellen; es sei eine Stätte, an der sich alle die Hand reichen, welche die Liebe zum Vaterlande beseelt und denen die deutsche Ehre über alles geht!"

Reichsehrenmal Tannenberg

Beisetzung des Reichspräsidenten Hindenburg am Tannenberg-Denkmal

Das Tannenberg-Denkmal war ein patriotischer Ort und ein nationaler Sammelpunkt gegen die Folgen des Versailler Vertrages. Im Nationalsozialismus entwickelte sich eine Um- und Weiterdeutung. Das zentrale Kreuz wurde entfernt. Die bequeme Autozufahrt von Hohenstein nach Osterode wurde zurückgelegt und die Besucher gezwungen einen langen, schnurgeraden Fußweg zum Denkmal zu gehen, der durch das Eingangstor direkt auf die Hindenburggruft zusteuerte: zum neolithischen Totenkult des Dritten Reiches. Hindenburg wurde Teil des opferhaften Totenkults und der fatalistischen Nibelungentreue. Der Feldherr Hindenburg wurde vom „Helden von Tannenberg“, zum faschistischen Mythos gesteigert, der im Trauerakt um ihn am 7. August 1934 seinen Kulminationspunkt erreichte. Hindenburgs Sarg wurde, gegen seinen eigenen ausdrücklichen und den Willen seiner Angehörigen, nach den Trauerfeierlichkeiten vorerst im 2. Turm aufgebahrt. In der Zwischenzeit erarbeiten Walter und Johannes Krüger die Pläne zur Umgestaltung des Denkmals zum Reichsehrenmal, in deren Zuge von Mitte 1934 bis Mitte 1935 die Hindenburggruft entstand. Dazu wurde der Grabhügel der unbekannten Soldaten in der Hofmitte beseitigt, das Kreuz am Hindenburgturm angebracht, die Toten in die Seitenkammern der Gruft umgebettet und der Ehrenhof zweieinhalb Meter tiefer gelegt. Die Türme erhielten eine neue Bedachung, die dem Denkmal mehr den Charakter einer Festung gab. Am 2. Oktober 1935, dem Geburtstag Hindenburgs erfolgte dann schließlich die Beisetzung des Reichspräsidenten Hindenburg zusammen mit seiner 1921 verstorbenen Ehefrau Gertrud von Hindenburg in der neuen Gruft. An diesem Tage wurde das Denkmal auf Anweisung von Hitler offiziell vom Tannenberg-Nationaldenkmal zum Reichsehrenmal Tannenberg erhoben. Über dem Gruftraum war die Hindenburg-Ehrenhalle. Die Halle wurde beherrscht vom dem 4 Meter hohen Porphyr-Standbild des Marschalls, welches der Bildhauer Friedrich Bagdons geschaffen hatte. Die kirchlichen Fensterbilder erhöhten dessen sakrale Wirkung. Den gleichen Zweck dürfte die ewige Ehrenwache vor der Gruft bewirkt haben. Bezeichnend für die neue Interpretation war das Epitaph an der Eingangstür zum Hindenburgturm, ein Zitat von Hindenburg: "Massgebend in meinem Leben und Tun war für mich nicht der Beifall der Welt, sondern die eigene Überzeugung, die Pflicht und das Gewissen bis zu meinem letzten Atemzuge wird die Wiedergeburt Deutschlands meine einzige Sorge der Inhalt meines Bangens und Betens sein." Dabei ist das Zitat seines Kontextes entrissen, und irreführend in der Kombination zusammengestellt. Das Original war eine Rechtfertigung: "Als Mensch habe ich gedacht, gehandelt und geirrt. Maßgebend in meinem Leben und Tun war für mich nicht der Beifall der Welt, sondern die eigene Überzeugung, die Pflicht und das Gewissen." .[6] Sein religiöses Bekenntnis zur treuen Pflichterfüllung wurde von den Zeitgenossen im nationalsozialistischen Sinn entfremdend missbraucht: "So leuchten uns die Lebenssätze des großen Deutschen entgegen von der gewaltigen Bronzetür der Gedächtnishalle im Hindenburgturm. Und da steht die Gestalt des Feldherrn nun, von des Künstlers Händen in ein gewaltiges Denkmal aus matten Porphyr gebannt. So, wie er in der Seele des Volkes seit dieser einzigartigen Schlacht schon immer gelebt hat: Gewaltig, hoch, alles Menschliche überragend, mythisch. Er ist die geruhigte Kraft, die wie ein Felsen im Strudel der Zeit steht, der die Krise, welche auch die Tannenbergschlacht hatte, mit dieser tiefen inneren Ruhe überwand, wie er alle Krisen überwunden hat. "[7]

Tannenberg-Fahrt

In den zwanziger und dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts gehörte ein Besuch des Tannenbergdenkmals, verbunden mit einem Besuch des Abstimmungsdenkmals, des Feldherrnhügels, des Samsonow-Steins und zumindest einer der vielen verstreuten Ehrenfriedhöfe zum obligatorischen Bestandteil einer jeden Ostpreußen-Reise. Der größte Ehrenfriedhof war Waplitz mit 426 deutschen und 206 russischen Gefallenen. - Im Gefecht bei Waplitz am 28. August 1914 wurde die 41. Infanteriedivisionion im Nebel vom russischen Feind überrascht. - Ein zeitgemäßer Reiseführer beschreibt die Bestandteile einer Tannenberg-Fahrt wie folgt:

"Das 4500 Einw. zählende ostpr. Städtchen Hohenstein lag im August 1914 im Zentrum der Tannenbergschlacht. Am 28. August 1914 wurde es kriegszerstört, von 1915 bis 1917 wieder aufgebaut. Tausende von Soldatengräbern auf wohlgepflegten Heldenfriedhöfen, rundum Hohenstein in landschaftlich schöner Gegend eingebettet, zeugen von jenen blutigen und ruhmreichen Tagen. Hunderttausende aus allen Teilen Deutschlands und des Auslandes kommen alljährlich zu der schmucken Denkmalsstadt Hohenstein und pilgern von dort zu den Gräbern von Tannenberg, zu den stimmungsvollen Heldenfriedhöfen am schönen Stadtwald Hohensteins (3 km), zur "Russenfalle" mit dem Heldenfriedhof mitten im Dorf Mörken (2 km), zum größten und schönsten Friedhofe deutscher Helden bei Waplitz (10 km, Omnibusverbindung ab Hohenstein), weiter zum Höllental bei Mühlen mit einem großen Heldenfriedhof und zwei Massengräbern am herrlich umwaldeten Mühlensee, wo heute noch Schützengräben erhalten sind (12 km). Auch der am Steilabhang der Drewenzschlucht sehr schön gelegene Heldenfriedhof bei Dröbnitz wird viel besucht (9 km). Bei Frögenau aber liegt der mit einem Findling gekennzeichnete Feldherrnhügel, von dem aus Hindenburg am entscheidenden 28. August 1914 die Tannenbergschlacht leitete. Von diesem Hügel sieht man - nur 2 km entfernt - den Hochmeisterhügel, wo sich am 15. Juli 1410 das Schicksal des Ordensheeres entschied. Das Reichsehrenmal, dicht vor den Toren Hohensteins, ist erbaut worden "den Gefallenen zum Gedächtnis, den Lebenden zur Mahnung, den kommenden Geschlechtern zur Nacheiferung". Der gewaltige Entwurf zu dem ringförmigen Bau mit acht 20 m hohen, wuchtigen Türmen stammt von den Architekten Gebrüder Krüger, Berlin-Charlottenburg. In 36 Ehrennischen der Ringmauer sind Ehrentafeln, kleinere Bildwerke und Denkmäler für die Toten der bei Tannenberg einst kämpfenden Regimenter angebracht. Von den Türmen des Reichsehrenmals enthält einer die Fahnennachbildungen der Regimenter, die bei Tannenberg kämpften, ein anderer Turm ist den Feldgrauen geweiht, ein weiterer birgt die Büsten der Generäle aus der Tannenbergschlacht, ein Turm enthält eine Weihehalle, ein anderer wertvolle Erinnerungsstücke aus der ostpreußischen Wehrgeschichte. Schwerpunkt des mächtigen Baues ist der Hindenburgturm, in dem der tote Feldmarschall zur letzten Ruhe gebettet worden ist. Steinerne Wächterfiguren von 4 m Höhe flankieren den Grufteingang, einige Stufen führen in den tonnengewölbten Gruftvorraum mit den beiden seitlichen Soldatengrabgewölben. In den Soldatengrabgewölben ruhen je 10 unbekannte deutsche Helden, deren Grabstätten künstlerische Marmorbildnisse schmücken. Zwischen den toten Grenadieren ruht hier in einem Halbkugelgewölbe aus Diabas der tote Feldmarschall von Hindenburg, ein Doppelposten hält vor der Gruft Ehrenwacht. Über der Gruft ragt der Hindenburgturm auf, innen eine einzige hohe Halle, von deren Wänden aus Muschelkalk sich das riesige Granitstandbild des Feldmarschalls von Hindenburg wirksam abhebt. Vom Aussichtsturm des Reichsehrenmals hat man einen großartigen Fernblick über das Tannenbergschlachtfeld. Am Zugang zum Ehrenmal steht ein Haus, auf dessen umlaufendem Fries der sechstägige Ablauf der Tannenbergschlacht dargestellt ist.

Hohenstein hat gute Bahnverbindungen zur Hauptbahn nach Osterode und Allenstein, auch gute Chausseen führen dorthin. Auskunft über alles sonstige erteilt die "Auskunftstelle des Verkehrsvereins" Hohenstein, Marktstr. 1. Unterkunftmöglichkeiten: gute Gaststätten und eine neuzeitlich eingerichtete Jugendherberge sind vorhanden. Sehenswert der neue "Tannenbergkrug" in unmittelbarer Nähe des Reichsehrenmals. In der schönen Umgebung Hohensteins heimelige Gasthöfe in bodenständigem Stil und mit allem Komfort: z.B. "Ferienheim Schlagamühl", "Krug an der Russenfalle"."[8]

Das Ende

Das Löwendenkmal in Olsztynek (Hohenstein)
Ein aus den Steinen des Denkmals errichtetes Gebäude in Warschau

Im Januar 1945 wurde es beim Rückzug der deutschen Truppen auf Befehl Hitlers teilweise gesprengt. Der Befehl zur Sprengung erreichte den Kommandeur der 229. Infanteriedivision (Oberst Göbel) zwar am Morgen des 21. Januar 1945. Da keine Pionier-Sprengmittel vorhanden waren, erfolgte am gleichen Tag die Sprengung der Hindenburg-Gruft mit T-Minen. Mit neu herangebrachten Pionier-Sprengmitteln erfolgte am gleichen Abend die Sprengung des Hauptturmes (Hindenburgturm) und des Eingangsturmes. Mit weiteren 30 t Munition wurde am 22. Januar die Zerstörung fortgesetzt. Der Antransport erfolgte, bedingt durch die weiteren Kriegs- und Kampfhandlungen, nicht mehr. Die entnommenen Särge von Hindenburg und seiner Frau wurden über Königsberg in ein thüringisches Salzbergwerk in Sicherheit gebracht. Die Amerikaner, die Thüringen und weite Teile Sachsens eroberten, führten sie, mit den Särgen der Preußenkönige und anderen vorgefundenen Kunstwerken, nach Westdeutschland. Sie ruhen heute in der Elisabethkirche in Marburg. Vollständig abgetragen wurde das Ehrenmal in den Jahren 1952/53 durch polnische Pioniertruppen. Erhalten blieb lediglich das Löwendenkmal. Es stand außerhalb, ca. 300 m vor dem Tannenberg-Denkmal, und wurde von Michelangelo Pietrobelli angefertigt. Der Löwe saß ursprünglich auf einer 8 m hohen Pyramide aus Feldsteinen. Das Denkmal war den Gefallenen von Hindenburgs Leibregiment, dem 2. Masurisches Infanterie-Regiment Nr. 147, geweiht. Das Regiment wurde mit dem Ehrennamen des Marschalls nach der Winterschlacht in Masuren bedacht. Am 20. Mai 1993 wurde der Löwe, der fast fünfzig Jahre auf einem sowjetischen Kasernengelände befand, vor dem Rathaus des früheren Hohenstein, heute Olsztynek auf einen kleinen Sockel gestellt.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Sven Ekdahl: Die Schlacht bei Tannenberg 1410: Einführung und Quellenlage., Duncker & Humblot, 1982, ISBN 3428052439, 9783428052431, 378 S. [1]
  2. Stephen R. Turnbull, Richard Hook: Tannenberg 1410: Disaster for the Teutonic Knights, Osprey Publishing, 2003, ISBN 1841765619 [2]
  3. Stephen Turnbull: Grunwald/Tannenberg 1410, Grada Publishing a.s., ISBN 802472376X, 9788024723761 [3]
  4. Sven Ekdahl[4]: The Battle of Tannenberg-Grunwald-Žalgiris (1410) as reflected in Twentieth-Century monuments, S. 175ff, in Victor Mallia-Milanes, Malcolm Barber: The Military Orders Volume 3: History and Heritage, Ashgate Publishing, Ltd., 2008 ISBN 075466290X 9780754662907 [5]
  5. Holger Afflerbach (Bearb.): Kaiser Wilhelm II. als Oberster Kriegsherr im Ersten Weltkrieg. Quellen aus der militärischen Umgebung des Kaisers 1914-1918. Verlag Oldenbourg, München 2005, ISBN 3-486-57581-3, S. 148
  6. zitiert nach Gustav Stresemann: "Vermächtnis", Ullstein 1932, Seite 473
  7. Quelle: Abschrift der Broschüre Reichsehrenmal Tannenberg Textgestaltung: Hansgeorg Buchholz, Lötzen – Bilder nach Radierungen von Georg Fritz, Berlin – Druck von Otto Eisner K.-G., Berlin SW 68
  8. Dr. med. Schnelle: Reichs-Handbuch der deutschen Fremdenverkehrsorte. Wegweiser durch Deutschland für Kur, Reise und Erholung. Balneologischer Teil:. Herausgegeben im Auftrag des Reichsfremdenverbandes. Ostmark-Band mit Anhang Sudetenland. Berlin, Jäger o. J. 1939.

Literatur

  • Walter u. Johannes Krüger: Das Tannenberg-National-Denkmal. Eine Erläuterung von den Erbauern. Allenstein: Südostpreußisches Verkehrsbüro o. J. [1928].
  • Jürgen Tietz: Das Tannenberg-Nationaldenkmal. Architektur, Geschichte, Kontext. (Dissertation TU Berlin) Berlin: Verlag Bauwesen 1999. ISBN 3-345-00673-1
  • Wolfgang Wippermann: Die Geschichte des "Reichsehrenmals Tannenberg" : Ein historisches Lehrstück. in: Niemandsland, Zeitschrift zwischen den Kulturen, Jhrg. 1, Heft 2, ISBN 3-88940-70-13

Weblinks


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