51. Reserve-Division (Deutsches Kaiserreich)

51. Reserve-Division (Deutsches Kaiserreich)
51. Reserve-Division
Aktiv August 1914–Januar 1919
Land Deutsches ReichDeutsches Reich (Reichskriegsflagge) Deutsches Reich
Streitkräfte Deutsches Heer (Deutsches Kaiserreich)
Teilstreitkraft Heer
Typ Infanterie-Division
Grobgliederung Siehe: Gliederung
Erster Weltkrieg Westfront (Erster Weltkrieg)
Erste Flandernschlacht
Zweite Flandernschlacht
Schlacht an der Somme
Schlacht an der Aisne
Deutsche Frühjahrsoffensive 1918
Meuse-Argonne-Offensive
Kommandeure
Siehe: Kommandeure

Die 51. Reserve-Division war ein Großverband des deutschen Heeres im Ersten Weltkrieg.

Inhaltsverzeichnis

Aufstellung

Die Division wurde bei der ersten großen Heeresvermehrung mit den preußischen Reserve-Divisionen 43 bis 54 und der bayerischen 6. Reserve-Division im August 1914 aufgestellt und bildete zusammen mit der 52. Reserve-Division das XXVI. Reserve-Korps.

Das Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 233 wurde in Meiningen mit Regimentsstab, I. und II. Bataillon und Maschinengewehr-Zug aus dem Ersatztruppenteil des 2. Thüringischen Infanterie-Regiments Nr. 32 aufgestellt. Das III. Bataillon wurde aus dem Ersatztruppenteil des 6. Thüringischen Infanterie-Regiments Nr. 95 in Gotha aufgestellt. Das Regiment wurde zur Ausbildung auf den Übungsplatz in Ohrdruf verlegt.

Das Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 234 wurde in Kassel mit Regimentsstab, I. Bataillon und Maschinengewehr-Zug aus dem Ersatztruppenteil des Infanterie-Regiment „von Wittich“ (3. Kurhessisches) Nr. 83, dem II. Bataillon aus dem Ersatztruppenteil des 1. Ober-Elsässischen Infanterie-Regiments Nr. 167 gebildet. Das III. Bataillon wurde durch den Ersatztruppenteil des 2. Kurhessischen Infanterie-Regiments Nr. 82 in Göttingen gebildet. Etwa 75% der Mannschaften waren Kriegsfreiwillige, so etwa zahlreiche Göttinger Studenten.

Das Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 235 wurde in Koblenz aus den Ersatztruppenteilen der Infanterie-Regiment „von Goeben“ (2. Rheinisches) Nr. 28 und 6. Rheinisches Infanterie-Regiment Nr. 68 sowie in Bonn aus dem 9. Rheinisches Infanterie-Regiment Nr. 160 aufgestellt.

Das Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 236 wurde in Köln-Deutz aus den 5. Rheinisches Infanterie-Regiment Nr. 65, Infanterie-Regiment „von Lützow“ (1. Rheinisches) Nr. 25 und Infanterie-Regiment „Freiherr von Sparr“ (3. Westfälisches) Nr. 16 gebildet.

Die Truppen bestanden überwiegend aus Kriegsfreiwilligen und älteren Reservisten sowie aus Offizieren, die zum großen Teil schon seit längerer Zeit aus dem aktiven bzw. dem Reserve- oder Landwehrverhältnis ausgeschieden und somit entweder schon pensioniert oder zur Disposition gestellt waren. Nach einer verkürzten Ausbildungszeit von nur acht Wochen wurde die junge Truppe in den Schwerpunkt der Kämpfe an der Westfront geworfen.

Gliederung

Stand 10. September 1914

  • 101. Reserve-Infanterie-Brigade
    • Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 233
    • Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 234
    • Reserve-Jäger-Bataillon Nr. 23
  • 102. Reserve-Infanterie-Brigade
    • Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 235
    • Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 236 (im August 1916 an die 195. Infanterie-Division abgegeben)
  • Divisionstruppen
    • Reserve-Kavallerie-Abteilung Nr. 51
    • Reserve-Feldartillerie-Regiment Nr. 51
    • Reserve-Pionier-Kompanie 51

Schwachpunkte der Gliederung waren erstens, dass keine Infanterie-Brigadeführer zur Verfügung standen, so dass die Division gleichzeitig den taktischen Einsatz von vier Infanterie-Regimentern und zwei Jäger-Bataillonen leiten musste, unter den gegeben Umständen eine kaum lösbare Aufgabe. Zweitens war die Artillerie mit nur einem Feldartillerie-Regiment und veralteten Geschützen ausgerüstet zu schwach und verfügte über zu wenig Artillerieführer, die den entsprechenden Kampftruppenkommandeuren als Berater zur Seite stehen konnten. [1]

Stand 16. Februar 1918

  • 102. Reserve-Infanterie-Brigade
    • Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 234
    • Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 235
    • Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 236
    • Maschinen-Gewehr-Scharfschützen-Abteilung 73
    • Reserve-Kavallerie-Abteilung Nr. 51
  • Artillerie-Kommandeur Nr. 51
    • Reserve-Feldartillerie-Regiment Nr. 51
    • I./Reserve-Fußartillerie-Regiment Nr. 11 (ab dem 16. April 1918)
  • Stab Pionier-Bataillon 351
    • Reserve-Pionier-Kompanie 51
    • 7. Kompanie/Pionier-Bataillon Nr. 28
    • Minenwerfer-Kompanie 251
  • Divisions-Nachrichten-Kommandeur Nr. 451

Einsatzgeschichte

Das umkämpfte Langemarck
Zweite Schlacht bei Ypern
Britische Truppen in der Zweiten Schlacht von Ypern
Zerschossene deutsche Stellung an der Somme
Deutscher Schützengraben an der Aisne

Die 51. Reserve-Division kämpfte während des gesamten Krieges an der Westfront. Im Oktober 1914 gelangte die Division als Teil des XXVI. Reserve-Korps nach Flandern, als der Bewegungskrieg mit dem Vorstoß an die Kanalküste in seine letzte Phase trat. Bei den schweren Gefechten bei Ypern erlitten die kriegsunerfahrenen Regimenter bei Massenangriffen schwere Verluste, als sie erfolglos versuchten, Langemarck und Mangelaere zu nehmen.

Die Division ging anschließend an der Yser zum Stellungskrieg über.

Im April 1915 trat sie im Verbund der 4. Armee erneut zum Angriff an. Bei der Zweiten Ypernschlacht wurde erstmals in großem Umfang tödliches Chlorgas eingesetzt, das sich bei Angriffsbeginn der Division allerdings wegen des sonnig-warmen Wetters bereits zersetzt[2] und so nur geringe Wirkung entfaltet hatte. Die 51. Reserve-Division rannte vergeblich gegen die Stellungen der 45. französischen und der 1. kanadischen Division bei Langemarck und St. Julien an[3] und musste sich nach schweren Verlusten auf beiden Seiten und nur geringem Geländegewinn erneut eingraben. Die Division blieb bis September 1916 in den Stellungen in Flandern.

Inzwischen hatte die bereits seit Juli andauernde alliierte Großoffensive an der Somme eine Krise herbei geführt, und die Division wurde nach rascher Verladung in den Schwerpunkt der alliierten Angriffe bei Combles in den Einsatz geworfen[4]. Das schwer befestigte und im Schutz umgebender Hügel gelegene Combles stand als Eckpfeiler des nördlichen Sommeabschnitts an der Nahtstelle zwischen Briten und Franzosen. Unterirdische Kavernen erlaubten die Bereitstellung von Reserven und den Umschlag von Waffen und Munition, das Wegenetz und eine Feldbahn sicherten Nachrichten- und Versorgungsverbindungen. Als die Division eintraf, lag Combles jedoch bereits in der unmittelbaren Feuerzone, aus den westlichen Waldstücken heraus bedroht von der 56. London-Division, aus Süden und Osten drängten französische Angriffsverbände heran. Am 25. September brach der Gegner an den Flanken durch und riegelte den verbliebenen Verbindungsweg nach Norden ab; nur unter schweren Verlusten konnten sich bei Nacht die zusammengeschmolzenen Kompanien einzeln durchschlagen.

Die Division wurde nun in die Champagne verlegt, wo sie mit neuen Kräften aufgefüllt wurde. Am 15. Februar 1917 trat sie zum erfolgreichen Angriff bei Ripont auf Ferme Maison de Champagne an, wo eine wichtige Höhe genommen werden sollte. Dazu meldete der deutsche Heeresbericht: "In der Champagne wurde südlich von Ripont nach wirksamer Vorbereitung durch Artillerie und Minenwerfer ein Angriff von unserer Infanterie mit Umsicht und Schneid zu vollem Erfolg durchgeführt. Im Sturm wurden an der Champagne Ferme und auf Höhe 185 vier feindliche Linien in 2600 Meter Breite und 800 Meter Tiefe genommen. 21 Offiziere und 837 Mann sind gefangen, 20 Maschinengewehre und ein Minenwerfer als Beute eingebracht."[5]

Im Mai 1917 stand die Division bei der erfolgreichen Abwehr des französischen Angriff an der Aisne im Einsatz.

Von August bis Oktober 1917 kämpfte die Division vor Verdun, wo sie am 9. September 1917 am misslungenen Angriffsunternehmen „Hühnerjagd“ zur Wiedereroberung der Höhe 344 eingesetzt wurde. Unterstützt von Sturmpionieren mit Flammenwerfertrupps und MGs kämpften die Infanterie-Regimenter sich über die Höhe hinweg bis zum Hinterhang vor, wurden aber bei mangelnder Artillerieunterstützung im Nebel durch französische Gegenangriffe bis fast auf die Ausgangsstellungen zurückgeworfen.[6]

Die Division kehrte im Herbst 1917 in die Champagne zurück. Dort trat sie im März 1918 mit zur großen deutschen Frühjahrsoffensive an.

Auch an den letzten Angriffoperationen auf die Marne im Sommer 1918 nahm die Division teil, bei der deutsche Truppen zwar bis an die Marne gelangten, die Angriffskraft der deutschen Verbände sich endgültig erschöpft hatte.

Von September bis zum Waffenstillstand im November 1918 hielt die Division bei der Meuse-Argonne-Offensive gegen französische und amerikanische Truppen stand, wobei sie in amerikanischen Berichten als hochwertiger Großverband der zweiten Linie eingestuft wurde[7], obwohl sie gegen Kriegsende noch schwere Verluste hinnehmen musste. Bei den schweren Abwehrkämpfen kam der Divisionskommandeur Generalmajor Ewald von Kleist am 28. Oktober 1918 ums Leben.[8] Er war der letzte deutsche General des Ersten Weltkriegs, der im Fronteinsatz gefallen ist.

Zeitraum Einsatzraum
18. Oktober bis 30. November 1914 Schlacht an der Yser
19. Oktober 1914 Rumbeke und Roulers
20. Oktober 1914 Westroosebeke
21. bis 28. Oktober 1914 Poelcappelle, Mangelaare, Langemarck
1. Dezember 1914 bis 21. April 1915 Stellungskämpfe an der Yser
11. Dezember 1914 Französischer Durchbruchsversuch bei Wallemolen
22. April bis 25. Mai 1915 Kämpfe um Ypern
22. bis 23. April 1915 Großer Durchbruch über Pilkem-Langemarck bis zu den Höhen nördlich Ypern (erster Gasangriff auf deutscher Seite)
23. April 1915 Erstürmung von Kerselaer
24. April 1915 Erstürmung von St. Julien und von de Roode-Carrière-Ferme
2. bis 3. Mai 1915 Erstürmung von Vanheule-Ferme
8. Mai 1915 Erstürmung der Höhen östlich Wieltje
13. bis 24. Mai 1915 Kämpfe um die Höhen nordöstlich Ypern
26. Mai 1915 bis 16. September 1916 Stellungskämpfe an der Yser
19. bis 30. September 1916 Schlacht an der Somme
4. Oktober bis 31. Dezember 1916 Stellungskämpfe in der Champagne
1. Januar bis 15. Mai 1917 Stellungskämpfe in der Champagne
15. Februar 1917 Wegnahme der Höhe 185 südlich Ripont
15. Februar bis 1. April 1917 Kämpfe um die Höhen südlich Ripont
24. bis 27. Mai 1917 Schlacht in der Champagne
28. Mai bis 10. Juni 1917 Stellungskämpfe bei Reims
14. Juni bis 14. August 1917 Stellungskämpfe in der Champagne
20. August bis 5. Oktober 1917 Abwehrschlacht bei Verdun
10. bis 19. Oktober 1917 Stellungskämpfe bei Verdun
17. Dezember 1917 bis 27. Februar 1918 Stellungskämpfe in der Champagne
13. bis 27. Februar 1918 Kämpfe zwischen Tahure und der Butte du Mesnil
2. bis 20. März 1918 Ausbildung
21. März bis 6. April 1918 Deutsche Frühjahrsoffensive 1918
7. April bis 2. Mai 1918 Kämpfe bei Montdidier
7. bis 24. Mai 1918 Reserve der O.H.L.
27. Mai bis 13. Juni 1918 Schlacht bei Soissons und Reims
27. Mai 1918 Erstürmung der Höhen des Chemin des Dames
28. Mai bis 1. Juni 1918 Verfolgungskämpfe zwischen Oise und Aisne und über die Vesle bis zur Marne
30. Mai bis 13. Juni 1918 Angriffskämpfe westlich und südwestlich von Soissons
18. bis 25. Juli 1918 Abwehrschlacht zwischen Soissons und Reims
26. Juli bis 3. August 1918 bewegliche Abwehrschlacht zwischen Marne und Vesle
3. bis 28. August 1918 Reserve der 7. Armee
29. August bis 25. September 1918 Stellungskämpfe bei Reims
26. September bis 6. Oktober 1918 Abwehrschlacht in der Champagne und an der Maas
10. bis 16. Oktober 1918 Kämpfe vor der Hermannstellung
21. Oktober bis 4. November 1918 Stellungskämpfe an der Aisne
25. Oktober bis 1. November 1918 Abwehrschlacht in der Hundingstellung
5. bis 11. November 1918 Rückzugskämpfe vor der Antwerpen-Maas-Stellung
12. November 1918 bis 15. Januar 1919 Räumung des besetzten Gebietes und Marsch in die Heimat

Liste der Kommandeure

Dienstgrad Name Datum
Generalleutnant Ferdinand Waenker von Dankenschweil August 1914
Friedrich von Kleist November 1914 bis 21. April 1916
Generalmajor Felix Langer 22. April bis 19. August 1916
Generalleutnant Hermann Heidborn 20. August bis 4. September 1916
Generalmajor/Generalleutnant William Balck 5. September 1916 bis 4. März 1918
Albert Fritsch 5. März 1918
Generalleutnant Gustav von Förster März 1918
Generalmajor Ewald von Kleist Juli 1918
Generalmajor Konrad Theodor Wolf Oktober 1918

Der ehemalige Divisionskommandeur Generalleutnant William Balck erhielt am 9. März 1918 den Pour le Mérite. Ihm folgten am 29. August 1918 Oberst Leopold von Ledebur, der Kommandeur der 102. Infanterie-Brigade, und am 4. Oktober 1918 Oberstleutnant Franz Freiherr von Edelsheim, der Kommandeur des Reserve-Infanterie-Regiments 234.

Weblinks

Quellen

  • Ruhmeshallev unserer alten Armee, 5. Auflage, Berlin
  • Die Schlachtven und Gefechte des Großen Krieges 1914-1918, Herausgegeben vom Großen Generalstab, Berlin 1919
  • Ehrenrangliste des ehemaligen Deutschen Heeres auf Grund der Ranglisten von 1914 mit den inzwischen eingetretenen Veränderungen, Berlin 1926
  • Formationsgeschichte der deutschen Infanterie im Ersten Weltkrieg 1914-1918, Hartwig Busche, 1998
  • Das Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 234 im Weltkriege, Lutz Knieling - Arnold Bölsche, Zeulenroda

Einzelnachweise

  1. vgl. www.deutsche-kriegsgeschichte.de, aufgerufen am 11. April 2009
  2. vgl. Geschichte des Reserve-Infanterie-Regiments Nr. 238, von Georg Herbrechtsmeier, Neustadt
  3. vgl. www.greatwar.co.uk aufgerufen am 11. April 2009
  4. vgl. Bericht des Divisionskommandeurs GenLt. Balck in stahlgewitter.com, aufgerufen am 11. April 2009
  5. Heeresbericht vom 16. Februar 1917, aufgerufen am 11. April 2009
  6. vgl. Verdun-Lexikon, aufgerufen am 11. April 2009
  7. Histories of 251 Divisions of the German Army which participated in the War (1914-1918) – zusammengestellt aus den Berichten der Intelligence Section, General Staff, American Expeditionary Forces, General Headquarters Chaumont, Frankreich, 1919
  8. Biographie der Familie von Kleist (abgerufen 27. Juni 2009)

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