Reinhard Tristan Eugen Heydrich

Reinhard Tristan Eugen Heydrich
Reinhard Heydrich (1940)

Reinhard Tristan Eugen Heydrich ( * 7. März 1904 in Halle (Saale); † 4. Juni 1942 in Prag), SS-Obergruppenführer und General der Polizei, war in der Zeit des Nationalsozialismus als Leiter des Reichssicherheitshauptamts (RSHA) und Stellvertretender Reichsprotektor von Böhmen und Mähren für zahlreiche Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit mitverantwortlich. 1941 wurde er von Hermann Göring mit der so genannten „Endlösung der Judenfrage“ beauftragt und war ab da der eigentliche Organisator des Holocausts. So leitete er am 20. Januar 1942 in Berlin die so genannte Wannsee-Konferenz. Heydrich wurde 1942 bei einem Attentat in Prag tödlich verletzt. Als Konsequenz folgten Racheakte der Nationalsozialisten wie die Zerstörung von Lidice und Ležáky.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kindheit und Jugend

Heydrichs Mutter Elisabeth Maria Anna Amalia Kranz stammte aus einer wohlhabenden Familie und war die Tochter des Leiters des Königlichen Konservatoriums von Dresden. Sein Vater, Richard Bruno Heydrich, war Opernsänger und Komponist. Obwohl Bruno Heydrichs Opern im Stil von Richard Wagner in Köln und Leipzig aufgeführt wurden, blieb ihm der Erfolg versagt. 1899 gründete er in Halle an der Saale eine Musikschule für Kinder der Mittelklasse. Es gelang ihm trotz aller Bemühungen nicht, in die „Gesellschaft“ der Stadt aufgenommen zu werden, da er als Emporkömmling galt. Darüber hinaus gab es das Gerücht, er sei jüdischer Herkunft (siehe unten). Im Bürgertum der Wilhelminischen Ära war mitunter ein starker Antisemitismus bzw. Antijudaismus verbreitet.

Reinhard Heydrich wurde von früh auf durch einen extremen Nationalismus geprägt, der in der Familie vorherrschte. Seine Eltern lasen die Schriften von Houston Stewart Chamberlain, nach dessen Auffassung der „Rassenkampf“ Leben und Tod der Nationen diktierte. Als Heydrich 10 Jahre alt war, brach der Erste Weltkrieg aus. Die Niederlage des Deutschen Reiches und die Abdankung von Kaiser Wilhelm II. wurde von seiner Familie als Katastrophe empfunden.

Als 15-jähriger Schüler schloss er sich 1919 dem Freikorps von Georg Ludwig Rudolf Maercker an.

Er war zudem Mitglied der Jugendgruppe der halleschen Ortsgruppe des Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbundes.[1]

Marine

Am 30. März 1922 trat er als Seekadett in die Reichsmarine ein, 1926 wurde er zum Nachrichtendienst der Marine versetzt und 1928 zum Leutnant zur See ernannt.

Während seiner Marinezeit betrieb Heydrich intensiv Sport, vor allem in den Disziplinen moderner Fünfkampf, Fechten und Reiten.

Im Dezember 1930 lernte er auf einem Ball seine spätere Ehefrau, die 19-jährige Lina Mathilde von Osten († 14. August 1985), kennen, die aus einem norddeutschen Elternhaus kam, das wie das von Heydrich sehr national-patriotisch geprägt war. Am 26. Dezember 1931 fand in Großenbrode die Hochzeit statt. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor:

  • Klaus Heydrich (* 17. Juni 1933; † 24. Oktober 1943)
  • Heider Heydrich (* 28. Dezember 1934)
  • Silke Heydrich (* 9. April 1939)
  • Marte Heydrich (* 23. Juli 1942)

Heydrich hatte allerdings in der Zeit der Verlobung mit Lina von Osten eine Beziehung zu einer anderen Frau, der Tochter des Marinewerftdirektors von Kiel. Die Beziehung beendete er, indem er ihr die aus einem Lokalblatt ausgeschnittene Verlobungsanzeige mit Lina von Osten zuschickte.

Nach dem Kodex der Marine hatte Heydrich sich unehrenhaft verhalten. Die Angelegenheit wurde vor einem „Ehrenrat” verhandelt. Heydrichs arrogantes Auftreten vor dem Rat führte mit dazu, dass er im April 1931 von Admiral Erich Raeder wegen „ehrwidrigen Verhaltens” aus der Marine entlassen wurde. Dieser Ausschluss war der schwerste Schlag in seinem Leben und machte ihm zeitlebens zu schaffen.

Mario Dederichs schreibt dazu in seinem Buch „Heydrich - Das Gesicht des Bösen“:

„Dennoch bleibt merkwürdig, daß niemals die Identität der jungen Dame von der „Kolo Rendsburg“ oder die ihres Vaters herausgekommen sind (...) Vergleiche des Autors zwischen den Namenslisten der Schülerinnen der Kolonialen Frauenschule und der militärischen wie politischen Führung der Reichsmarine im Zeitraum 1929 bis 1931 ergaben keine Übereinstimmung. Bemerkenswert ist auch, daß Heydrich selbst auf dem Höhepunkt seiner Macht im Dritten Reich, wie Kleikamp 1950 hervorhob, „niemals etwas gegen die Mitglieder des Ehrenrats unternommen hat“.“ (S.52)

Aufstieg in der SS

Im Juni 1931 trat Heydrich in die NSDAP (Mitglied Nr. 544.916) und die SS (SS Nr. 10.120) ein.

Zu dieser Zeit baute Heinrich Himmler die „Schutzstaffel des Führers“, die SS, systematisch auf. Um die Tätigkeiten der Organisation besser zu koordinieren und vor allem politische Gegner zu überwachen und auszuschalten, benötigte die wachsende SS einen effizienten Nachrichtendienst. Über einen verwandten Jugendfreund, dem Münchner SA-Führer und SA-Brigadeführer „Oberbayern“ Karl von Eberstein (dessen Mutter war Heydrichs Patentante), wurde Heydrich im August 1931 Himmler vorgestellt. Heydrich skizzierte ihm kurz seine Vorstellungen vom Aufbau eines Nachrichtendienstes. Himmler war beeindruckt und beauftragte ihn mit dem Aufbau der Organisation, die den Namen „Sicherheitsdienst” (SD) erhielt. Allerdings räumte Himmler später intern ein, dass die Heranziehung Heydrichs ursprünglich auf einem „Irrtum“ basierte: Heydrich war als „technischer Nachrichtenoffizier“ für den Funk ausgebildet und hatte mit nachrichtendienstlicher Tätigkeit nichts zu tun gehabt.[2] Gleichwohl wusste jener offenbar Himmler zu überzeugen.

Der SD sammelte akribisch Material über jeden im Reich, das zu gegebener Zeit gegen ihn verwendet werden konnte. Gegner wurden durch Intrigen oder gezielte Kampagnen ausgeschaltet. Dabei nahm man es mit der Wahrheit nicht allzu genau. Ein beliebtes Mittel war, dem Gegner „homosexuelle Neigungen“ nachzusagen. Heydrich wurde schnell unentbehrlich für die kommende Führung des Dritten Reiches und stieg rasch in der Hierarchie der SS auf. Am 1. Dezember 1931 wurde er zum Hauptsturmführer der SS, im Juli 1932 zum Standartenführer ernannt. Zu Beginn seiner Karriere als höherer SS-Offizier änderte Reinhardt Heydrich seinen Vornamen in „Reinhard”.

Als Adolf Hitler 1933 zum Reichskanzler ernannt wurde, bedeutete dies für die SA und SS einen legalen Zugang zur Macht. Heydrich wurde noch im selben Jahr stellvertretender Chef der Bayerischen Polizei. Das Ermächtigungsgesetz ermöglichte die Zerschlagung jedweder Opposition. Die Staatsbürokratie wurde systematisch aufgerollt und von linientreuen Anhängern des Regimes übernommen.

Das nach außen hin straff organisierte Dritte Reich wies im Innern allerdings eine Struktur rivalisierender Machtgruppierungen auf, wie NSDAP, SA, SS, Wehrmacht sowie verschiedene geheimdienstliche und polizeiliche Organisationen.

Die SA unter Ernst Röhm wurde nach der Machtübernahme zunehmend unzufriedener. Sie hatte Hitler ihrer Auffassung nach an die Macht gebracht, spielte jetzt jedoch nur noch eine untergeordnete Rolle. Ein Teil der SA forderte eine sogenannte zweite sozialistische Revolution. Hitler, dem die SA unbequem wurde, suchte nach Möglichkeiten, diese auszuschalten. Heydrichs SD leistete hier ganze Arbeit und sammelte fingierte Beweise für einen unmittelbar bevorstehenden Putsch. Bei der „Niederschlagung” des Röhm-Putsches wurde die Führungsriege der SA liquidiert. Für seine Dienste bei der Aktion wurde Heydrich am 30. Juni 1934 zum SS-Gruppenführer ernannt.

Reinhard Heydrich 1934

Der Wehrmacht war die SS als zweite bewaffnete Organisation im Reich ein Dorn im Auge. Die SS wiederum stärkte ihre Position gegenüber der Wehrmacht, indem sie den damaligen Oberbefehlshaber des Heeres, Generaloberst Werner von Fritsch, und den Reichskriegsminister Werner von Blomberg durch gezielte Intrigen aus dem Weg räumte.

Rivalität herrschte auch zwischen Heydrichs SD und dem Geheimdienst des Heeres, der Abwehr unter seinem ehemaligen Gönner Admiral Wilhelm Canaris. Die beiden Chefs unterhielten anfangs nach außen hin ein freundschaftliches Verhältnis und trafen sich jeden Morgen zum gemeinsamen Ausritt. Hinter den Kulissen versuchte jedoch jeder den anderen auszuschalten – Heydrich ließ Canaris' Diensträume verwanzen, Canaris ließ nach Belegen für Heydrichs angebliche jüdische Abstammung suchen.

1936 wurde Himmler Chef der deutschen Polizei, Heydrich Chef der Sicherheitspolizei (Sipo). Die Sicherheitspolizei, die sich aus der politischen Polizei und der Kriminalpolizei zusammensetzte, wurde straff durchorganisiert, mit zuverlässigen Nationalsozialisten durchsetzt und zentral geführt. In ihr hatte Heydrich ein willfähriges Instrument, um vermeintliche Staatsfeinde, aber auch persönliche Widersacher und Rivalen, gnadenlos zu verfolgen. Er schuf ein Netz einer fast lückenlosen polizeilichen Überwachung, legte umfangreiche Akten an und beauftragte sogar Wissenschaftler mit Studien über die Aktivitäten möglicher Staatsfeinde wie Juden, Kommunisten, Liberale und religiöse Gruppen. Auch Erpressung, Verhaftungen, Folter und Mord gehörten zu seinem Repertoire. Dabei hatte er eine ausgesprochene Vorliebe für heimtückische Winkelzüge.

Noch während der Reichspogromnacht sandte er am 10. November 1938 ein dringendes Fernschreiben an die StaPo mit verschiedenen Anweisungen. Beispielsweise es seien

„(...) in allen Bezirken so viele Juden - insbesondere wohlhabende - festzunehmen, als in den vorhandenen Hafträumen untergebracht werden können“.[3]

1939 wurden SD und Sicherheitspolizei (Kriminalpolizei und Geheime Staatspolizei) dem neu geschaffenen Reichssicherheitshauptamt (RSHA) unterstellt, mit Heydrich an der Spitze. So war ein riesiger Polizeiapparat entstanden, der überall Informationen sammeln und liefern konnte – ein Instrument zur Ausübung absoluter Herrschaft. Heydrich arbeitete weiter an der Vervollkommnung dieses Apparates, der seine ganze Macht bei der Durchführung des Befehls zur Vernichtung des Judentums zeigen sollte.

Am 1. September 1939 erfolgte der Angriff auf Polen, der durch angebliche Übergriffe polnischer Truppen gerechtfertigt wurde. Heydrich ließ hierzu einige Grenzzwischenfälle inszenieren. So wurde von SS-Männern, die polnische Freischärler darstellen sollten, ein Überfall auf den Sender Gleiwitz inszeniert. Der internationalen Presse wurden gefallene Polen vorgeführt. In Wirklichkeit handelte es sich um zuvor umgebrachte Gefangene des KZ Sachsenhausen. Den rasch vorrückenden Truppen der Wehrmacht folgten sogenannte SS-Einsatzgruppen, die rücksichtslos gegen die Zivilbevölkerung - insbesondere die „Intelligenz” und Juden - vorgingen. Als Unternehmen Barbarossa begann am 22. Juni 1941 der Angriff auf die Sowjetunion. Auch hier richteten die Einsatzgruppen der SS unvorstellbare Massaker an. Es wird geschätzt, dass in Osteuropa etwa 1 Million Menschen ermordet wurden.

Dienstgrade in der SS

  • SS-Mann: 14. Juli 1931,
  • SS-Scharführer: 10. August 1931,
  • SS-Hauptsturmführer: 1. Dezember 1931,
  • SS-Sturmbannführer: 25. Dezember 1931,
  • SS-Standartenführer: 29. Juli 1932,
  • SS-Oberführer: 21. März 1933,
  • SS-Brigadeführer: 9. November 1933,
  • SS-Gruppenführer: 30. Juni 1934,
  • SS-Obergruppenführer und General der Polizei: 27. September 1941

Luftwaffe

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges nahm Heydrich als Reserveoffizier der Luftwaffe zunächst als Bordschütze in Bombern am Polenfeldzug teil, später als Jagdflieger über Norwegen, Norddeutschland und Holland teil. Er flog eine Messerschmitt Bf 109E-7. Sein Aufenthalt in den Jagdverbänden endete immer schnell durch Unfälle, da er nur wenige Trainingsflüge absolviert und nie die nötige Professionalität als Flieger erlangt hatte.

Heydrich missachtete den ausdrücklichen Befehl des Reichsführers-SS Himmler zum Verbot von Kampfeinsätzen und flog im Juni 1941 in Richtung Osten. Er erschien am Flugplatz Bălţi im Südabschnitt der Ostfront in der Uniform eines Luftwaffenmajors und wurde in der II. Gruppe/JG 77 „Herz As“ zugeteilt, in der er schon früher geflogen war. Sein Flugzeug wurde am Nachmittag des 22. Juli über Jampol von einem sowjetischen Flakgeschoss getroffen und der Motor fiel aus. Heydrich wurde gezwungen zwischen den Frontlinien notzulanden. Er floh in Richtung der deutschen Stellungen und hatte Glück, bald auf deutsche Soldaten zu treffen.

Die Anzahl der Feindflüge Heydrichs ist nicht bekannt; dokumentiert ist nur, dass er abgeschossen wurde. Er erhielt trotzdem nach seiner Rückkehr in Berlin das Eiserne Kreuz 1. Klasse und die Frontflugspange in Silber, die üblicherweise nach 60 erfolgreichen Feindflügen verliehen wurde. Nach diesem Abenteuer verboten ihm Himmler und nun auch Hitler endgültig jeden weiteren Kampfeinsatz. Denn Heydrich hätte so in sowjetische Gefangenschaft geraten können, wobei die Folgen aus der Sicht der Führung für das Dritte Reich unabsehbar gewesen wären.

Heydrich versuchte mit dem Fliegen seinem eigenen Ideal nahe zu kommen, nicht nur „Schreibtischtäter” oder „Asphaltsoldat“ zu sein, sondern auch als Kämpfer an der Front zu bestehen.

Die „Endlösung der Judenfrage”

Auftrag Görings an Heydrich

In der Ideologie der Nationalsozialisten galten Juden als Feindbild schlechthin. Sie wurden als „Untermenschen“ dargestellt und in der Propaganda mitunter mit Ratten (so im Film „Der ewige Jude“) und anderem Ungeziefer verglichen.

Schon vor dem Krieg sammelte Heydrich alle Informationen über jüdische Einrichtungen und ließ sie überwachen. Zunächst sollten die Juden durch ein System von Enteignung und Deportation aus dem Reich gedrängt werden. 1938 sandte Heydrich Adolf Eichmann nach Wien, um dort die „Zentralstelle für jüdische Auswanderung“ einzurichten, sie wurde zum Vorbild für die „Reichszentrale für jüdische Auswanderung“ in Berlin.

Nach der Eroberung Polens gab Heydrich den Befehl, Ghettos für die Juden einzurichten und dort so genannte Judenräte zu bilden. So wurden die Jüdischen Gemeinden gezwungen mit den Nationalsozialisten zusammenzuarbeiten und an ihrem eigenen Untergang mitzuwirken. Mit Eichmanns Hilfe organisierte Heydrich Deportationen von Juden aus dem ganzen Reichsgebiet sowie aus Österreich und Teilen Polens in diese neu errichteten Ghettos. In einer Anweisung vom 22. September 1939 unterschied Heydrich zwischen einem „geheimen Endziel“, dessen Verfolgung langfristig erfolgen müsse, und den Mitteln und Wegen dorthin. Ghettos waren für ihn nur Zwischenstationen. Als Endziel war zu diesem Zeitpunkt eine Deportation aller Juden aus den eingegliederten Gebieten in ein Territorium an der östlichen Grenze Polens angedacht.[4]

Durch die Eroberung Osteuropas fielen Millionen von Juden und anderen Menschen, die als „Angehörige minderwertiger Rassen“ herabgesetzt wurden, in deutsche Hand. Wann der Entschluss zur Ermordung aller Juden gefasst wurde, ist strittig; die meisten Historiker datieren ihn zwischen September und Dezember 1941. Die systematische Ermordung der Juden war nicht durch die Einsatzgruppen allein zu bewältigen. Im Juli 1941 wurde Heydrich von Hermann Göring beauftragt, alle erforderlichen Vorbereitungen für eine „Gesamtlösung der Judenfrage“ zu treffen, seien sie finanzieller, organisatorischer oder verwaltungstechnischer Natur. Heydrich erkannte schnell, dass zu diesem Zweck eine zentrale Koordinierung aller beteiligten Stellen erforderlich war. So berief er zum 20. Januar 1942 die so genannte Wannsee-Konferenz ein, um Mittel und Wege zur „Endlösung der europäischen Judenfrage“ zu erörtern. Heydrich empfahl für die Juden im Osten „…Arbeitseinsätze unter Trennung der Geschlechter, arbeitsfähige Juden sollen Straßen bauend durch diese Gebiete geführt werden, wobei zweifelsfrei ein Großteil durch natürliche Verminderung ausfallen wird.“ Der überlebende Rest solle einer „Sonderbehandlung“ unterzogen werden - in der Sprache der Täter war dies die Tarnbezeichnung für Tötung.

Stellvertretender Reichsprotektor von Böhmen und Mähren

Heydrich (links) im Prager Schloss (1941)

Nachdem nach der im Münchner Abkommen von 1938 erzwungenen Abtretung des Sudetenlandes im darauf folgenden Jahr 1939 auch die restliche Tschechoslowakei von deutschen Truppen besetzt worden war, etablierten die Deutschen sofort eine neue Regierung. Ein „Reichsprotektor“ für Böhmen und Mähren wurde eingesetzt, der in Prag residierte. Mit diesem Amt wurde Konstantin von Neurath betraut, der abgesetzte deutsche Außenminister. Neurath nahm seine Aufgabe nach Auffassung von Heydrich und dem SS-Funktionär Karl Hermann Frank nicht mit der nötigen Härte wahr – beide hatten Ambitionen auf Neuraths Posten. Heydrich sammelte Belege über Neuraths angebliche Unzuverlässigkeit, was dazu führte, dass dieser auf unbestimmte Zeit „beurlaubt“ wurde – offiziell wurde mitgeteilt, er habe den „Führer“ aus gesundheitlichen Gründen um seine Abdankung gebeten.

Heydrich wurde zum stellvertretenden Reichsprotektor ernannt, blieb aber gleichzeitig Chef des RSHA. Am 27. September 1941 traf er in Prag ein und bezog dort mit seiner Familie u. a. den Hradschin als Residenz. Er führte unverzüglich drakonische Maßnahmen gegen die Bevölkerung ein. Eine Welle von Verhaftungen begann und er ließ 200 Menschen hinrichten. Er entschied, dass in Theresienstadt (Terezín) ein Konzentrationslager für die jüdische Bevölkerung Böhmens und Mährens errichtet wurde.

Das Landgut Jungfern Breschan bei Prag, das zuvor dem jüdischen Zuckerfabrikanten Ferdinand Bloch-Bauer abgenommen worden war, diente der Familie Heydrich als Herrschaftssitz. Es umfasste u. a. zwei Schlösser, eine Fläche von 125 Hektar Wald und eine ausgedehnte Gärtnerei. Lina Heydrich ließ fortan Häftlinge aus dem KZ Theresienstadt rekrutieren, um sie als Arbeiter auf dem Landsitz einzusetzen, auf dem zu diesem Zweck ein Außenlager errichtet wurde.

Attentat

Nach dem Einmarsch deutscher Wehrmachtstruppen war ein Teil der tschechischen Regierung nach England geflohen. In London etablierte der ehemalige Präsident Edvard Beneš eine Exilregierung, die anfangs bei den Alliierten wenig Anerkennung fand.

Um ihr Ansehen zu festigen, ließ die Exilregierung Sabotageakte in der besetzten Heimat durchführen. Sie wollte damit beweisen, dass die Regierung in der Lage war, auch vom Ausland aus den Kampf gegen die Besatzer weiter zu führen. Hierzu wurden von den Briten tschechische und slowakische Soldaten ausgebildet, die nachts mittels Fallschirmen über dem besetzten Gebiet abgesetzt wurden. Diese Agenten sollten zum tschechischen Untergrund Kontakt aufnehmen und Aktionen, wie Sprengungen von Fabrikanlagen oder Aufstellung von Funkanlagen zur Orientierung von alliierten Bombern, durchführen. Da aber das Überwachungssystem und der Druck der Deutschen auf die Zivilbevölkerung unterschätzt wurde, blieben die Aktionen meist erfolglos.

Ende 1941 reifte der Plan, eine Aufsehen erregende Aktion durchzuführen – ein Attentat auf den verhassten Reichsprotektor, der auch als Chef des Reichssicherheitshauptamtes im Visier des britischen Geheimdienstes stand. Mit harter Unterdrückung, aber auch mit einer Befriedungspolitik durch Verbesserung der Lebensumstände war es ihm gelungen, den tschechischen Widerstand erheblich zu schwächen. Die Aktion erhielt den Decknamen „Anthropoid“. Unter strengster Geheimhaltung wurde ein eng ausgesuchter Kreis von Soldaten hierfür ausgebildet. Am Morgen des 29. Dezember 1941 um 02:24 Uhr wurden schließlich Jozef Gabčík und Jan Kubiš von einem britischen Halifax-Bomber östlich von Pilsen mit Fallschirmen abgesetzt. Ungeklärt ist, warum für den brisanten Einsatz ausgerechnet jene Soldaten ausgewählt worden waren, die in ihrer Ausbildung eher mäßige Leistungen gezeigt hatten. Den beiden gelang es, sich nach Prag durchzuschlagen, zum dortigen Untergrund Kontakt aufzunehmen und für die nächsten Monate unterzutauchen. Hier erfuhren sie Einzelheiten über Heydrichs Gewohnheiten und seinen Tagesablauf, wobei sie natürlich ihren Auftrag verheimlichten.

Ungewöhnlich für einen hohen NS-Funktionär und zum Entsetzen von Himmler ließ Heydrich so gut wie alle Sicherheitsvorkehrungen außer Acht. Er war der Ansicht, dies würde seinem Ansehen als Reichsprotektor schaden, wenn er das Volk nicht so in der Gewalt habe, dass er Angriffe zu fürchten habe. So ließ er sich jeden Tag ohne Begleiteskorte, meist im offenen Wagen, nach Prag fahren.

Für den Anschlag wurde eine enge, abschüssige Kurve in der Prager Vorstadt Libeň ausgewählt, die damals als Haarnadelkurve ausgelegte Kreuzung Zenklova und V Holešovičkách. In der Nähe gab es keine Polizeistation und die Kurve konnte nur mit geringer Geschwindigkeit umfahren werden. Am Morgen des 27. Mai 1942 postierten sich Gabčík und Kubiš in der Nähe der Kurve. In Aktentaschen hatten sie eine zusammenlegbare Sten-Gun-Maschinenpistole sowie eine aus speziellem Sprengstoff gefertigte Handgranate mit hoher Explosivkraft. Ein weiterer Agent, Josef Valčík, nahm eine Position oberhalb ein, um Heydrichs Kommen mit einem Taschenspiegel zu signalisieren. Der sonst so pünktliche Heydrich verspätete sich an diesem Morgen. Durch das lange Warten wurde die Gefahr größer, sich verdächtig zu machen und entdeckt zu werden.

Der beim Attentat beschädigte Wagen Heydrichs

Schließlich wurde um 10:32 Uhr das verabredete Signal gegeben. Der Chauffeur musste vor der Kurve Heydrichs Wagen, einen Mercedes Typ 320 Cabriolet, stark abbremsen. Gabčík hob seine Maschinenpistole und drückte auf kürzeste Entfernung ab. Die Waffe hatte jedoch eine Ladehemmung, so dass sich kein Schuss löste. Heydrich, im Glauben, es nur mit einem Einzeltäter zu tun zu haben, traf eine für ihn verhängnisvolle Fehlentscheidung: Er befahl dem Fahrer anzuhalten und zog gegen Gabčík seine Dienstpistole. Kubiš trat nun aus der Deckung und warf seine Handgranate. Da er sich jedoch in der Entfernung verschätzte, prallte sie am rechten Hinterrad ab und explodierte neben dem Fahrzeug. Heydrich und sein Fahrer Klein sprangen aus dem Wagen und eröffneten das Feuer. Bei der Verfolgung von Gabčík wurde Klein ins Bein getroffen. Heydrich war durch die Granate schwer verletzt worden und sank auf der Motorhaube in sich zusammen. Erst nach einiger Zeit wurde er von tschechischen Polizisten gefunden und in einem Lastwagen ins Krankenhaus Na Bulovce gefahren.

Strittig ist, ob Heydrich während des Attentates die frühe Form einer ballistischen Schutzweste unter seiner Uniform trug, wie es Zeugen der medizinischen Notfallbehandlung später behaupteten. Eine Röntgenaufnahme ergab eine zertrümmerte Rippe, einen Zwerchfellriss und Splitter in der Milz. Nach einer Operation stabilisierte sich zunächst sein Zustand. Es stellte sich jedoch eine Bauchfellentzündung und folgend eine Sepsis ein, die wahrscheinlich durch nicht entfernte Partikel der Polsterung des Wagens in den Wunden verursacht wurde. Er glitt ins Koma und starb am 4. Juni 1942 um 04:30 Uhr.

Er wurde tags darauf zum Hradschin transportiert und dort zwei Tage lang aufgebahrt.[5] Anschließend wurde die Leiche nach Berlin überführt. Als Heydrich starb, war seine Frau Lina mit dem vierten Kind hochschwanger. Die Tochter Marte kam am 23. Juli zur Welt.

Sonderpostwertzeichen der Reichspostverwaltung „Böhmen und Mähren“ anlässlich des Todestages [6]

Am 9. Juni fand in Berlin die bis dahin größte Totenfeier des Dritten Reiches statt, an der alle NS-Größen teilnahmen. Heydrichs Leichnam wurde auf dem Berliner Invalidenfriedhof beigesetzt. Die Grabrede hielt Heinrich Himmler, wobei er einige Stationen aus Heydrichs Leben – wie den Ausschluss aus der Marine – überging. Zum Jahrestag wurde 1943 am Ort des Attentats eine Büste von Heydrichs Totenmaske aufgestellt, vor der sich vorübergehende Passanten verbeugen mussten (in ihrer Funktion ähnlich einem Gesslerhut). Hitler verlieh ihm nachträglich den „Parteiorden“ Deutschen Orden. Zum Gedenken an den ersten Todestags Heydrichs initiierte die NSDAP-Führung eine Gedenkfeier, anlässlich derer eine Gedenkbriefmarke ausgegeben wurde. Den geladenen Teilnehmern wurden Mappen mit dem sogenannten „Heydrichblock“ überreicht (heute eine der seltensten Ausgaben weltweit).

Himmler übernahm zunächst selbst die Führung des Reichssicherheitshauptamtes, bis Ernst Kaltenbrunner am 30. Januar 1943 als neuer Chef des RSHA in sein Amt eingeführt wurde. Zum Nachfolger Heydrichs als Stellvertretender Reichsprotektor von Böhmen und Mähren wurde der Chef der Ordnungspolizei Daluege bestimmt.

Zur Bewertung des Attentates wird darauf hingewiesen, dass die Tat den Tod mehrerer Tausend unschuldiger Vergeltungsopfer zur Folge hatte. Für einen symbolischen Akt sei dies ein zu hoher Preis. Auch die Kommunisten bewerteten das Attentat als „individuellen Terror“ und diskreditierten die Tat, um den kommunistischen Widerstand als einzig gültigen hervorzuheben. Auf der anderen Seite wird das Attentat positiv eingeschätzt. Es habe das Prestige der Tschechoslowakei erhöht und das Selbstwertgefühl der Bevölkerung gesteigert. Heydrichs Büste am Ort des Attentats wurde beim Einmarsch sowjetischer Truppen zerstört.[5] Die Stelle des Attentats ist heute zu einer großzügigen Kreuzung ausgebaut und sieht völlig anders aus als zu Heydrichs Zeiten. Zwei kleine Querstraßen in der Nähe wurden nach dem Krieg zu Ehren der Attentäter benannt: Kubišová und Gabčíkova.

Vergeltung

Gedenkplatte an der Cyril und Methodius-Kirche in Prag zur Erinnerung an den letzten Kampf der Attentäter Heydrichs

Das Attentat auf Heydrich traf die NS-Führung anscheinend ins Mark. Die Suche nach den Angreifern verlief zunächst hektisch und schlecht organisiert. Mit Hilfe des später hierfür heiliggesprochenen Bischofs Matěj Pavlík versteckten sie sich in der Krypta der Kirche St. Cyrill und Method in Prag. In der Folgezeit übten die deutschen Besatzer vor allem durch Geiselnahme erheblichen Druck auf die tschechische Bevölkerung aus. In der Folge wurde zuerst das Dorf Lidice und wenige Tage später auch Ležáky dem Erdboden gleichgemacht. Alle männlichen Bewohner Lidices über 16 Jahre wurden getötet (9./10. Juni 1942), 172 Frauen wurden in Konzentrationslager, die Kinder in das Lager der „Umwandererzentralstelle Litzmannstadt” (Łódź) verschleppt, wo sich die Spur der meisten Kinder verliert. Als Rechtfertigung wurden angebliche Beweise für einen Zusammenhang zwischen Lidice und den Attentätern genannt.

Das Versteck in der Prager Kirche wurde schließlich durch den Überläufer Karel Curda verraten. Nach mehrstündigem Kampf mit SS-Einheiten unter der Leitung von Karl Fischer von Treuenfeld erschossen sich die Attentäter in der aussichtslosen Lage. Bischof Pavlík, der Geistliche der Kirche, wurde von den Deutschen hingerichtet.

Heydrichs Persönlichkeit

Für viele seiner Zeitgenossen verkörperte er den Inbegriff des „Ariers” – blond, schlank und groß gewachsen. Dagegen gibt es von seiner auffallend hohen Stimme, die ihm den Spottnamen „Ziege” einbrachte, trotz der hohen Positionen, die er einnahm, nur wenige Tonbandaufzeichnungen. Dazu war er ein sportlicher Mann und ein fähiger Sportfechter, der an nationalen und internationalen Turnieren teilnahm.[7] Wenn es nach seinem Vater gegangen wäre, hätte er Musiker werden sollen. Heydrich lernte schon früh Geige und Klavier, und die Violine beherrschte er virtuos.[8] In der Öffentlichkeit präsentierte er sich, besonders in seiner Prager Zeit, als fürsorglicher Familienvater.

Heydrich galt als überaus intelligenter Machtmensch und leistete für seinen Vorgesetzten Himmler – dessen rechte Hand er wurde – wichtige Arbeiten bei der Integration der Politischen Polizei in den Apparat der NSDAP. Einige Historiker vertreten die These, der im Grunde kleinbürgerliche Himmler mit seinem weltfremden Hang zum Mystizismus hätte ohne den scharfsinnig planenden und entschlossen handelnden Heydrich im von Intrigen bestimmten internen Machtkampf der verschiedenen Gruppen in der NSDAP nicht bestehen können. „HHHH – Himmlers Hirn heißt Heydrich” soll der ehemalige preußische Innenminister und spätere Reichsmarschall Hermann Göring über seine Konkurrenten gewitzelt haben, die ihm Stück für Stück die Hoheit über Polizei und Sicherheitsdienste streitig machten.

Heydrich, der den politischen Katholizismus neben den Juden für den Hauptfeind des Nationalsozialismus hielt, spielte sogar mit dem Gedanken, die katholische Kirche zu unterwandern, indem man junge Nationalsozialisten in die Priesterseminare einschleuse. Daneben galten ihm auch die Freimaurer als sehr gefährliche Gegner, die, falls sie im Ringen mit dem Nationalsozialismus die Oberhand gewännen, „Orgien der Grausamkeit“ feiern würden, verglichen mit denen „die Strenge Adolf Hitlers sehr maßvoll erscheinen“ werde. In der Berliner Prinz-Albrecht-Straße hatte er ein „Museum“ der Freimaurer eingerichtet, in dem in einem fensterlosen, schwarz ausgekleideten Saal allerlei Kultgegenstände der Freimaurer von einem violetten Licht angeschienen wurden.[9]

Wenn er sich ablenken wollte, verabredete Heydrich sich mit engsten Mitarbeitern wie den jungen SD-Auslandschef Walter Schellenberg zu nächtlichen Streifzügen durch Berliner Bars und Bordelle. Es konnte passieren, dass er bei diesen nächtlichen Streifzügen zuweilen als blasser Abglanz des Mannes endete, vor dem alle Angst hatten. In einer Kneipe lachten ihn einmal Gäste, die ihn nicht kannten, sogar aus, als er schrie: „Ich bin der Chef der Gestapo! Ich bin Heydrich! Ich kann euch alle ins Konzentrationslager schicken!“[10]

Heydrich wurde von allen NS-Größen – angeblich selbst von Himmler – gefürchtet. Dennoch ordnete er sich Himmler stets unter. Nach Heydrichs Tod ließ Himmler sofort dessen persönlichen Tresor öffnen, vermutlich um eventuell gegen ihn und andere gesammeltes Material sicherzustellen.

Heydrichs angebliche jüdische Abstammung

Heydrich wurde von seiner Jugend bis ins Erwachsenenalter mit Gerüchten über seine jüdische Abstammung väterlicherseits (angeblicher jüdischer Großvater) konfrontiert. Dies gipfelte in einer Untersuchung, 1932 angeordnet von Gregor Strasser und angestiftet von Rudolf Jordan, dem Gauleiter von Halle-Merseburg. Der Verdacht war in erster Linie auf der Tatsache begründet, dass der Vater, Bruno Heydrich, in „Riemanns Musikenzyklopädie von 1916” beschrieben wurde, als „Heydrich, Bruno, wirklicher Name Süß” – Süß war ein gängiger jüdischer Name.

Die Untersuchung erbrachte allerdings, dass Heydrichs Großvater früh verstorben war und die Großmutter in zweiter Ehe einen Mann namens Süß geheiratet hatte, somit Heydrich keinesfalls „jüdisches Blut” in sich habe. Heydrichs Personalakte (einschließlich der Ahnentafel) wurde von Martin Bormann geführt und ist erhalten geblieben. Die Ahnentafel verzeichnet allerdings nur eine Generation der mütterlichen Linie; Name, Herkunft und Geburtsort der Großmutter fehlen, während dies eine Anforderung an die Ahnentafel selbst jedes einfachen SS-Mannes war.

Selbst Robert Kempner war bis in die 1950er Jahre davon überzeugt, der Leiter der Dienststelle des Sachverständigen für Rasseforschung beim Reichsinnenministerium, Achim Gercke, habe 1932 ein Gefälligkeitsgutachten geliefert. 1966 verfolgte Shlomo Aronson die Ahnentafel Heydrichs mütterlicherseits bis 1688, väterlicherseits bis 1738 zurück und lieferte damit den Beweis, dass alle Gerüchte um die jüdische Abstammung falsch sind.[11]

Dokument

Heydrich erließ am 28. Mai 1936 einen geheimen Befehl an die Staatspolizeidienststellen, der Folter bei Vernehmungen (im Amtsdeutsch „verschärfte Vernehmungsmethoden“ genannt) der Geheimhaltung zuordnete.

„Ein Einzelfall gibt mir Veranlassung, darauf hinzuweisen, dass die Anwendung verschärfter Vernehmungsmethoden auf keinen Fall aktenkundig gemacht werden darf. In dem mir vorliegenden Fall sind entsprechende Vormerkungen sogar dem Gerichtsakt beigeheftet worden. Der gesamte Schriftwechsel, der sich durch die Einholung der Genehmigung verschärfter Vernehmungsmethoden beim Geheimen Staatspolizeiamt ergibt, ist vom Leiter der Staatspolizeistelle bzw. dessen Stellvertreter persönlich unter Verschluss aufzubewahren.”

Quelle: Bundesarchiv, Abteilung Potsdam, Film Nr. 2407

NSDAP-Auszeichnungen

(bei der Nennung dieser Parteiabzeichen fehlen zur Zeit noch Daten und Grund der „Auszeichnung“)

Militärische Auszeichnungen

Witwenrente in der Bundesrepublik Deutschland

In einem politisch umstrittenen Urteil sprach das Landessozialgericht Schleswig-Holstein 1956 der Witwe Heydrichs die Pension ihres Mannes zu. Nach Ansicht des Gerichts lagen dem Attentat keine vorwiegend politischen, sondern erhebliche militärische Motive zugrunde. Die Pensionsansprüche entsprachen dadurch den Witwen gefallener Soldaten.

Ausstellung, Film

  • Hangmen Also Die, deutsch: Auch Henker sterben Spielfilm, USA 1943 (dt. Fassung: 131 Min.). Regie: Fritz Lang, Buch: John Wexley (nach einer Vorlage von Lang und Brecht). Die Filmmusik von Hanns Eisler erhielt den Oscar. Das Attentat lieferte die Film-Vorlage. Lang entfernte sich beim Drehen immer mehr von Brechts Passagen im Drehbuch. Die Konflikte endeten damit, dass Brecht sich von diesem Film distanzierte. Lang war später der Ansicht, der Film sei sein wichtigstes Werk gegen den Nationalsozialismus.
  • Hitler's Madman, USA 1943, 84 Min., Regie Douglas Sirk mit John Carradine als Heydrich.
  • Canaris, D 1954, Regie: Alfred Weidenmann mit Martin Held als Heydrich (Bundesfilmpreis, Filmband in Gold).
  • Atentát, ČSSR 1964, Regie von Jiří Sequens mit Siegfried Loyda als Heydrich.
  • Das Attentat lieferte den Plot zum Film „Operation Daybreak“ (deutsch „Das Sonderkommando“) von 1976.
  • Conspiracy, Vereinigtes Königreich 2000, mit Kenneth Branagh als Heydrich (deutsch „Die Wannseekonferenz“ in 2001).

Literatur

  • Shlomo Aronson: Reinhard Heydrich und die Frühgeschichte von Gestapo und SD. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1971, Aufl. 1984 ISBN 3421015694.
  • Alan Burgess: Sieben Mann im Morgengrauen - Das Attentat auf Heydrich. München: Goldmann
  • Jaroslav Cvancara: Heydrich. Prag 2004, ISBN 80-86010-87-2. (Großformatiger Bildband in tschechischer Sprache).
  • Mario R. Dederichs: Heydrich. Das Gesicht des Bösen. Piper, München 2005, ISBN 3-492-04543-X
  • Günther Deschner: Reinhard Heydrich. Statthalter der totalen Macht. Ullstein, Frankfurt am Main 1987 (zuerst 1986). ISBN 3-548-27559-1.
  • Günther Deschner: Reinhard Heydrich: Biographie eines Reichsprotektors. Universitas, Tübingen, 2008
  • Tôviyyā Friedman (Hrsg): Reinhard Heydrich und die Endlösung der Judenfrage - Dokumentensammlung. Haifa 1997.
  • Hellmut G. Haasis: Tod in Prag. Das Attentat auf Reinhard Heydrich. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2002. ISBN 3-498-02965-7.
  • Lina Heydrich: Leben mit einem Kriegsverbrecher. Mit Kommentaren von Werner Maser, Verlag W. Ludwig, Pfaffenhofen 1976, ISBN 3-7787-1025-7.
  • Miroslav Ivanov: Das Attentat auf Heydrich Aus dem Tschech. Weltbild-Verlag, Augsburg 2000 (zuerst Bechtermünz-Verlag 1993) ISBN 3828903932
  • Miroslav Kárný, Jaroslava Milotová, Margita Karná (Hrsg.): Deutsche Politik im „Protektorat Böhmen und Mähren” unter Reinhard Heydrich 1941–1942. Eine Dokumentation Metropol, Berlin 1997 ISBN 3926893443
  • Callum MacDonald: Heydrich, Anatomie eines Attentats. List, 1990. 288 Seiten ISBN 3471781838
  • Andreas Wiedemann: Die Reinhard-Heydrich-Stiftung in Prag (1942–1945) Dresden 2000
  • Michael Wildt: Generation des Unbedingten. Das Führungskorps des Reichssicherheitshauptamtes. Hamburger Edition, 2002, ISBN 3930908751.
  • Max Williams: Reinhard Heydrich. Fotobiographie in zwei Bänden. ULRIC of ENGLAND, London 2002

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Uwe Lohalm: Völkischer Radikalismus : Die Geschichte des Deutschvölkischen Schutz- und Trutz-Bundes. 1919 - 1923. Leibniz-Verlag, Hamburg 1970, S. 444. ISBN 3-87473-000-X.
  2. Michael Wildt, Generation des Unbedingten, Hamburg 2002, S.241.
  3. Fernschreiben von Reinhard Heydrich zur Reichspogromnacht ("Reichskristallnacht")
  4. so bei Peter Longerich: Politik der Vernichtung. München 1998, ISBN 3-492-03755-0. S. 253
  5. a b The Reinhard Heydrich (Death Mask) Commemorative Postal Stamp
  6. Michel-Spezial Katalog Deutschland 2007 (Broschiert), Seite 796, Verlag: Schwaneberger Verlag GmbH (2007), ISBN 3-87858-137-8
  7. Vgl. Mario E. Dederichs: Heydrich. Das Gesicht des Bösen. München 2005, S. 170-173.
  8. Vgl. Mario E. Dederichs: Heydrich. Das Gesicht des Bösen. München 2005, S. 32.
  9. Vgl. Carl Jacob Burckhardt: Meine Danziger Mission 1937-1939. dtv: München 1962, S. 53 ff. Zit. n. Mario R. Dederichs: Heydrich. Das Gesicht des Bösen. München 2005, S. 97.
  10. Shlomo Aronson: Reinhard Heydrich und die Frühgeschichte von Gestapo und SD. DVA: Stuttgart 1971, S. 254. Zit. n. Mario E. Dederichs: Heydrich. Das Gesicht des Bösen. München 2005, S. 100.
  11. vergl. Diana Schulle: Das Reichssippenamt (Diss.), Berlin 2001, ISBN 3-89722-672-3, S. 43-45


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