Reiterattacke von Lagarde

Reiterattacke von Lagarde
Bayerische Kaiser- und Königsulanen in der Attacke von Lagarde, 11. August 1914

Die Reiterattacke von Lagarde vom 11. August 1914 fand im Ersten Weltkrieg statt und war eine der letzten Gefechte der Kriegsgeschichte, bei der eine Kavallerieattacke im größerem Verband (Brigade-Umfang) erfolgreich durchgeführt wurde. Dennoch stellt sie eine Zäsur dar, da auf Grund der hohen Verluste später Kavallerieverbände meist nur noch als Infanterie im Angriff eingesetzt wurden.

Die Bayerischen Kavallerie-Division als Heereskavallerie eingesetzt, tastete sich im Aufmarsch an der Westfront in Lothringen Anfang August 1914 gegen den gut verschanzten französischen Grenzschutz vor. Die Bayerische Ulanenbrigade bestehend aus dem 1. Kgl. Bay. Ulanen-Regiment "Kaiser Wilhelm II., König von Preussen" und dem 2. Kgl. Bay. Ulanenregiment "König" im Verband der Bayerischen Kavallerie-Division musste schon zwischen 6. und 10. August kreuz und quer durch Lothringen marschieren, ohne eine Lücke in den französischen Linien zu entdecken. Auf Grund der steinharten Straßen waren die Pferde stark mitgenommen.

Die Franzosen wurden am 10. August aktiv und konnten das nah an der Grenze im deutschen Teil von Lothringen liegende Dorf Lagarde (1914 - 1918 Gerden) einnehmen. Um dem entgegen zu treten, beschloss der Kommandeur der Bayerischen Kavallerie-Division, Generalleutnant von Stetten, und der Kommandierende General der 42. Infanteriedivision von Below, am 11. August eine gewaltsame Erkundung gegen Lagarde zu führen.

Die Attacke

Der Angriff wurde zunächst von der 65. Infanteriebrigade mit den beiden unterstellten bayerischen Jägerbataillonen (1. und 2.) frontal auf Lagarde mit Artillerieunterstützung vorgetragen. Als sich ein deutscher Erfolg abzuzeichnen begann, versuchten sich zwei nordwestlich des Dorfes postierte französische Geschützbatterien abzusetzen.

Die bayerische Ulanenbrigade war gleichzeitig auf dem Weg, rechts flankierend vorzugehen. Gedeckt durch ein Waldstück und eine Senke gelang ein unbemerkter Vormarsch in die französische linke Flanke. Nun erhielt der Brigadekommandeur, Generalmajor Otto Freiherr von Redwitz, vom Divisionskommandeur den Befehl, das Abfahren der französischen Batterien zu verhindern. Da für eine eingehende Erkundung keine Zeit mehr war, befahl er mit Erreichen der Höhe 265 nordwestlich Lagarde, die beiden Ulanenregimenter auf die Höhe vorzuziehen, nach Süden einzuschwenken und nach Süden nebeneinander gegliedert zu attackieren.

Karte des Gefechts von Lagarde, 11. August 1914

Mit dem 2. Ulanenregiment rechts und dem 1. Ulanenregiment links - jeweils mit drei Eskadrons - erfolgte nun um 11:35 Uhr aus schneller Entfaltung im zügigen Galopp die Attacke in zwei Wellen. Der überraschte Gegner kann keinen wesentlichen Widerstand leisten. Die beiden Geschützbatterien werden erobert, die deckende Infanterie nieder geritten.

Die 4. und 5. Eskadron der 2er Ulanen gelangte westlich Lagarde an einen zum Rhein-Marne-Kanal abfallenden Steilhang, den sie im wilden Knäuel hinunter galoppiert, um dann Richtung Lagarde einzuschwenken. Dabei kamen sie unter heftiges Gegenfeuer von Maschinengewehren aus Lagarde und flankierendem Feuer von französischer Infanterie am gegenüberliegenden Ufer des Kanals. Die Ulanen erlitten dabei hohe Verluste.

Gegen 12 Uhr ließ der Kommandeur des 1. Ulanen-Regiments, Oberst Freiherr von Crailsheim, hart nordwestlich von Lagarde, zum Sammeln blasen. Nur langsam kamen die Ulanen beider Regimenter zurück; um 12:45 Uhr kann er dem Divisionskommandeur zwei - völlig erschöpfte - Eskadrons, gebildet aus Mannschaften beider Regimenter - zur Verfügung stellen.

Ergebnis

Die Attacke von Lagarde war ein großer Erfolg: 11 Geschütze, mehrere Maschinengewehre, ein Adler und 1400 Gefangene der Brigade Marailler des XV. französischen Armeekorps wurden von den Deutschen erbeutet. Bei einem gefallenen französischen Brigade-General fand man einen zwei Tage alten Armeebefehl, aus dem sich der Gefechtsplan der Franzosen in Lothringen ergab.

Die bayerische Ulanenbrigade verlor an diesem Tage 16 Offiziere, 219 Mannschaften und 304 Pferde an Toten und Verwundeten.

Die Attacke von Lagarde zeigte, dass Kavallerie auch in einem modernen Gefecht noch erfolgreich mit der blanken Waffe eingesetzt werden konnte, wenn günstige Bedingungen vorlagen. Dennoch war sie ein Wendepunkt. An der Westfront war es die letzte erfolgreiche Kavallerieattacke im größeren Verbandsrahmen.

Literatur

  • Ludwig Freiherr von Gebsattel, Das K.B. 1. Ulanen-Regiment "Kaiser Wilhelm II. König von Preußen", Verlag der Buch- und Kunstdruckerei J.P. Himmer, Augsburg 1924
  • Lilier, Kriegs-Gedenkbuch der 1. Eskadron K.B. 1. Ulanen-Regiments "Kaiser Wilhelm II., König von Preußen", Buch- und Kunstdruckerei Dr. J. Kirsch, Bamberg 1920
  • Alfred Satter, Die Deutsche Kavallerie im Ersten Weltkrieg, Books on Demand GmbH, Norderstedt 1994

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