Renees

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Skinheads auf einem Konzert
Skinheads auf einem Konzert

Skinhead [ˈskɪnˌhɛd] (engl.: skin [„Haut“], head [„Kopf“]) ist heute eine Sammelbezeichnung für alle Angehörigen der Skinheadszene, einer sehr heterogenen, jugendlich dominierten Subkultur. Gemeinsam haben sie vor allem die kurz bis kahl geschorenen Köpfe sowie eine Kleidung, zu deren Merkmalen meist schwere Stahlkappenstiefel und Bomber-, „Harrington“- oder „Donkey“-Jacken gehören. In der Öffentlichkeit und in den Massenmedien wird der Begriff Skinhead oft synonym zu Neonazi gebraucht, selbst in Bezug auf Neonazis, die nicht im Habitus der Skinheads erscheinen. Angesichts der auch politisch sehr heterogenen Szene ist diese Gleichsetzung jedoch falsch.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Begriff „Skinhead“ kommt aus dem Englischen und bedeutet wörtlich „Hautkopf“ und benennt, zu Beginn der 1970er-Jahre, in der Langhaarfrisuren zur Mode gehören, eine Kurzhaarfrisur, bei der die Kopfhaut durchscheint. Die Frisur war damals ein #5 oder #6 Crop, was einer Länge von 5 bzw. 6 Zehntelzoll entspricht, also etwa 1,2 bis 1,6 cm. Das Anfangsjahr der Skinheadbewegung wird oftmals mit 1969 angegeben, doch es gab auch in den Jahren vorher Jugendliche, die sich wie die damaligen Skinheads kleideten. Begründet wurde sie durch weiße Arbeiterkinder in East London, einem Arbeiterviertel, die mit den Kindern schwarzer Einwanderer aus Jamaika und anderen Teilen der Westindischen Inseln aufwuchsen. Man lernte sich durch gemeinsames Interesse an Schwarzer Musik – wie Early Reggae (auch Skinhead-Reggae genannt), Ska und Northern Soul  – kennen. Aus schwarzen „Rude boys“ und weißen „Mods“ entstand so die Skinheadbewegung zunächst als „Hard Mods“. Sie grenzte sich früh von den modebewussten „Mods“, die ebenfalls aus der Arbeiterklasse und der unteren Mittelklasse stammten, sowie von den Hippies aggressiv ab. Die frühen Skinheads, als sich die Bewegung erst von den „Mods“ zu trennen begann, trugen wie diese noch smarte Anzüge. Diese verschwanden nach vollzogener Abgrenzung und wurden durch das heute bekannte derbe, an Arbeiterkleidung orientierte Outfit ersetzt. Seitdem kultivieren und zelebrieren Skinheads eine Ästhetik des Proletarischen. Früher war in der Skinheadszene die Aggressivität weiter verbreitet als heute. So gingen in den Anfangsjahren schwarze und weiße Skins auf pakistanische Immigranten los, die dafür bekannt waren, dass sie sich bei Prügeleien nicht wehrten. Skins waren (und sind) teilweise auch Bestandteil der Hooligan-Szene, die bei Fußballspielen „für ihren Verein kämpft“. In ihrer Frühzeit waren die Skins generell anti-bürgerlich, aber ansonsten eher wenig politisch interessiert.

Anfang der 1970er-Jahre wandten sich die schwarzen Skins immer mehr der sich entwickelnden politischen Reggae-Szene zu und grenzten sich allgemein mehr von der weißen britischen Kultur ab. Auslöser hierfür war auch mit der „Reggae-Krieg“ in einschlägigen Discos um Titel wie „Young, gifted and black“, mit denen sich die weißen Skins nicht identifizieren konnten und die Lieder deshalb boykottierten. Einige Skinheads ließen ihre Haare etwas länger wachsen (definiert über die Möglichkeit der Manipulation mittels eines Kamms) und nannten sich „Suedeheads“ („Wildlederköpfe“), um sich abzugrenzen.

In den 1970er-Jahren begann sich die vorher politisch sehr gemischte englische Skinhead-Szene in Linksextreme, Rechtsextreme sowie Neonazis und Traditionalisten zu spalten, und die extreme Rechte begann einen immer größeren Teil der Szene zu vereinnahmen. Diese Entwicklung wurde vor allem durch die englischen Parteien National Front und British National Party (BNP) vorangetrieben. Bald stürzten sich auch die Medien auf das Phänomen, und nicht lange danach begannen Neonazis, die vorher nichts mit der Skinheadkultur zu tun hatten, den Skinhead-Look zu übernehmen.

Zu Beginn der 1980er-Jahre formierten sich auch in Deutschland und den USA, wie vorher bereits in England, immer mehr so genannte Naziskins, neonazistische Jugendliche, die mit ihrem Äußeren an die Skinheadbewegung anknüpften. Des Weiteren prägten diese Skinheads bald das öffentliche Bild von Neonazis. Gefördert wurde diese Meinung auch durch Massenmedien, die eher über rassistische Gewaltakte berichteten, als über Demonstrationen von Skinheads gegen Rassismus. Von einigen rechtsextremen Musikern, wie beispielsweise Frank Rennicke, der die Skinheadszene anfangs komplett ablehnte, und Ian Stuart wird allerdings die Bezeichnung Oi! abgelehnt, während andere Bands wie Endstufe, Landser, Oithanasie und Kraft durch Froide die Bezeichnung entweder benutzen oder sogar im Namen tragen.[1]

Einige Skinheads verwenden für rassistische Skins das Wort Bonehead. Das erklärt sich wahrscheinlich aus deren Haartracht. Rechtsextreme/neonazistische Skinheads tragen selbst für diese Szene die Haare extrem kurz. Meist sind sie nass rasiert (vollkommen kahl) oder die Haare sind nur wenige Millimeter lang. Bei dieser Frisur kann man nicht nur die Haut unter den Haaren sehen, sondern auch die Knochen des Schädels erkennen. Das Wort wird meist von Gegnern der Naziskins benutzt.

Als Reaktion darauf wurde 1988 in New York City die antirassistischeSHARP“-Bewegung („SkinHeads Against Racial Prejudice“) gegründet.

Die heutige Skinheadbewegung lässt sich grob in traditionelle Skins (manche von ihnen nennen sich auch Trojan-Skins, benannt nach dem Label Trojan Records), „SHARP“-Skins, linksradikale „Redskins“ und RASH-Skins, sowie „Oi!“-Skins und rechtsextreme Naziskins aufteilen. Skinheads, die ihre antirassistische Einstellung zur Schau tragen, sind meist an politischen Buttons oder Aufnähern (z. B. SHARP) zu erkennen. Die Szene ist stark männlich dominiert, doch es gibt auch einige weibliche Skinheads, die so genannten „Skingirls“, „Byrds“ oder auch „Renees“, welche am charakteristischen „Feathercut“, einer besonderen Kurzhaarfrisur, bei der die Seiten vor den Ohren lang gelassen werden, leicht zu erkennen sind.

Teile der Oi!-Skinszene haben traditionell große Überschneidungen mit der Punkszene; viele Oi!-Skins sind ehemalige Punks. Die Idee der Einheit von Oi!-Skinheads und Punks wird seit einigen Jahren unter dem Schlagwort „United“ vertreten. Auf der anderen Seite stehen manche Skins – unabhängig von ihrer politischen Einstellung – den Punks skeptisch bis feindselig gegenüber.

Alkohol hat in der Szene einen großen Stellenwert und auf Konzerten und anderen Treffen werden oft sehr große Mengen Bier konsumiert. Andere Drogen, insbesondere harte, werden von vielen abgelehnt.

Kleidung

Wie in manch anderen Jugend-Gegenkulturen auch, hat die richtige Kleidung unter den Skinheads einen hohen Stellenwert. Einerseits dient sie der Abgrenzung gegenüber der Gesellschaft, andererseits soll damit die Zugehörigkeit zur Szene demonstriert und Anerkennung der Gruppe erworben werden.

Schuhe
  • Dr. Martens („Doc Martens“) sind Arbeitsschuhe, sowohl mit Stahlkappe als auch ohne, als Halbschuh (Dreiloch) oder Stiefel (Achtloch). Getragen meistens in schwarz oder weinrot. Sie haben eine rutschsichere Air-Cushion-Sole, eine luftgedämpfte Gummisohle. Kniehohe Docs, wie sie von Punks getragen wurden, waren früher nicht üblich.
  • Ranger Boots oder Combat Boots sind Kampfstiefel aus Leder, die eine ausgeprägte Profilsohle aufweisen.
  • Commando Boots sind Einsatzschuhe aus Textilien mit Teilleder z. B. Hi-Tec Magnum oder ähnliche, etwa seit den 1990er-Jahren.
  • Brogues, Halbschuhe, die sich durch ein Lochmuster auszeichnen, und allgemein Loafers.
  • In der DDR trugen Skins „35,–“-Arbeitsstiefel, in Australien trägt man auch „Blundstone Boots“ und dazu dicke, grobe Baumwollsocken, bis in die 1990er-Jahre hinein auch weiße Tennissocken.

Jacken

Bomberjacke MA-1
  • Bomberjacken waren in den 1970er-Jahren MA-1 aus Nylon, damals auch Scooter Jackets genannt, weil sie in England nur von Scooter Skins getragen wurden (immer oliv). Die MA-1 findet militärisch nur noch Anwendung für Boden- und Servicepersonal sowie Wachdienste. Ab der 1990er-Jahren auch CWU-45 aus der feuerfesten Faser Nomex (v. a. unter Oi!-Skins beliebt).
  • Donkeyjacken sind gewöhnliche englische Arbeitsjacken aus schwarzem Wollfilz und werden noch heute von Straßenarbeitern getragen und sind gleichsam ein Synonym für die Arbeiterklasse. Der typische Lederüberzug auf den Schultern soll die Jacke beim Tragen von Lasten und gegen Regen schützen.
  • Harringtonjacken sind kurze Baumwollblousons mit Kragen, die ein typisches Innenfutter im Schottenkaro haben. In England wurden sie auch von Fred Perry und Lonsdale hergestellt.
  • Crombie-Coat, ein 3/4-langer englischer Mantel mit typischem Samtkragen, wie er u. a. vom Herrenausstatter Crombie in der Jermyn Street in London hergestellt wurde und noch immer wird.
  • Sheepskin, ein aus Schafsfell gefertigter Mantel, der im Winter angezogen wird.

Hemden

  • Polohemden waren von Anfang an Teil der Skinhead-Kleidung. Besonderer Beliebtheit erfreuen sich die Shirts vom englischen Tennisprofi Fred Perry, Sohn eines Baumwollspinners und Politikers, weil er der erste Wimbledon-Sieger war, der der Arbeiterklasse entstammt. Sein Firmensymbol ist der Lorbeerkranz.
  • Button-down-Hemden sind Hemden mit Knöpfen am Kragen, die perfekten Sitz garantieren. Eine bekannte Marke solcher Hemden ist Ben Sherman.

Hosen

Blue Jeans verschiedener Marken, bevorzugt Levi’s 501, Wrangler, Lee, aber auch „Supermarktjeans“. Oft werden die Jeans hochgekrempelt oder auch etwas gekürzt, damit die Stiefel besser zu sehen sind. Großer Beliebtheit erfreute sich außerdem die „Sta-Prest“-Serie von Levi’s mit Bügelfalte. Domestos-Hosen sind Jeans, die mit einem chlorbleichehaltigen Reinigungsmittel teilweise entfärbt wurde; diese Technik wird gelegentlich auch bei Jacken angewendet. Neben blauen Jeans werden auch schwarze und weiße getragen.
Hosenträger
Schmale englische Hosenträger in unterschiedlichen Farben.

Bevorzugte Kleidungsmarken

Markenbewusstsein ist in der Skinszene sehr verbreitet. Während es ursprünglich nur eine Handvoll von „Skinmarken“ gab, nämlich die etablierten englischen Hersteller, drängen mittlerweile immer mehr Anbieter auf den Markt und versuchen, sich als Marke für Skinkleidung oder erkennbar als Marke für rechtsextreme Skinheadkleidung zu etablieren. Mittlerweile existiert eine Vielzahl von Anbietern, die ihre Artikel meist über Spezialgeschäfte und Versandhäuser vertreiben.

„Britische“ Marken

Lonsdale
Eine englische Marke für Sportbekleidung, speziell für den Boxsport, mit langer Tradition, die auf den Earl von Lonsdale zurückgeht. Die Marke Lonsdale existiert seit 1909 und wird auch von Skinheads gerne getragen. Die Firma fördert antirassistische Projekte sowie die britische antifaschistische Vereinigung „Antifascist Action“. Weiterhin wurden eine Reihe von Geschäften, die vor allem von Neonazis frequentiert wurden, von der Belieferung mit „Lonsdale“-Artikeln ausgenommen, da sie im deutschsprachigen Raum durch unseriöse Berichterstattung in den Ruf kam, eine Neonazi-Marke zu sein, weil der Name den Schriftzug „NSDA“ enthält. Anders als bei „Consdaple“ (siehe unten) fehlt hier aber das „P“ im Schriftzug. Zudem kann eine Verbindung zwischen Firmennamen und der erst 1920 gegründeten NSDAP ausgeschlossen werden.
Alpha Industries
Hersteller von Jacken für die amerikanischen Streitkräfte seit 1959. Die „Alpha“-Bomberjacken gehören zu den beliebtesten Jacken in der Skinheadszene.
Ben Sherman
„Ben Sherman“ ist das Produkt des Kanadiers Ben Sherman, der in den späten 1950er-Jahren eine kleine Fabrik in Brighton besaß. Die Marke wurde schon vor einigen Jahrzehnten von Anhängern der Skinhead-Bewegung in Großbritannien getragen und ist heute sogar bei vornehmen Bankern beliebt – teilweise allerdings auch in neonazistischen Kreisen.
Fred Perry
Eine Ikone der Skinheadbewegung, die die Arbeiterbewegung sehr schätzt. Perry war der erste Wimbledon-Sieger, dem man Nähe zum Proletariat zusprach. Seine Hemden gibt es in dieser Form seit 1952. Da die damaligen 69er-Skins nicht besonders politisch interessiert (vor allem nicht, wenn es um die radikale Linke oder Rechte ging) waren und ihre Ideale auf den Stolz auf ihre Herkunft (Arbeitermilieu) und die Familie beschränkten, war diese Marke gängig unter den Skins. Als in den 1970er-Jahren vermehrt Rechtsextreme und Neonazis in die Szene kamen, übernahmen diese auch die „Perry“-Hemden sowie den gesamten Kleidungsstil. Der Lorbeerkranz aus dem Logo der Marke wird in allen Teilen der Szene bis ins neonazistische Lager hinein verwendet.

„Deutsche“ Marken

Consdaple
Marke, die von mit dem Neonazitum sympathisierenden Skinheads getragen wird, da sie den Schriftzug „NSDAP“ enthält. Die Kleidungsmarke wurde von Personen aus dem neonazistischen Umfeld gegründet.
Doberman Deutschland
Für rechtsextremistische Träger das Gegenstück zur sich von Rechtsextremismus distanzierenden Marke „Pit Bull Germany“. Hergestellt werden T-Shirts, Pullover, Aufnäher, etc. Der Inhaber der Marke „Doberman Deutschland“ ist der Geschäftsmann Werner Kahl. 1981 stand er vor Gericht, weil er im Namen einer "Rassistischen Liga" zwei Sprengstoffanschläge mit selbstgebauten Sprengsätzen auf Migranten verübt hatte. Aufgrund von Hehlerei mit gestohlenen Waffen wurde er 1984 verurteilt.
Masterrace
"Masterrace" eine relativ neue Marke von Neonazis für Neonazis, deren Name (englisch für "Herrenrasse") schon viel über die ideologische Zielrichtung der Hersteller bzw. Träger aussagt. Ganz typisch für das neonazistische Warenangebot sind auch die anderen Artikel mit dem Logo "Masterrace": Neben Flaggen stehen auch Schals, Gürtelschnallen und Handtücher im Programm. "Masterrace" ist im Übrigen auch ein beliebter Codename von Neonazis in Diskussionsforen des Internets.
Pit Bull Germany
Eine Marke, von der es u. a. Jacken, Pullover, Hemden gibt. „Pit Bull“-Kleider werden gerne von Neonazis getragen, die Marke selbst ist allerdings gegen Rassismus und stellte schon vor mehreren Jahren klar, dass es viele ausländische Mitarbeiter in ihrem Betrieb gibt (einer der Geschäftsführer ist Türke). Sehr wahrscheinlich stellt sie aber aus kommerziellen Gründen Kleidung her, die (mehr oder weniger verdeckt) an Rechtsradikale und Neonazis gerichtet ist.

Daneben existieren eine Reihe von anderen Marken, die T-Shirts, Jacken und Accessoires für Skinheads anbieten, wie „Hooligan Streetwear“ oder „Troublemaker“, deren Hersteller sich das Szenechiffre „A.C.A.B.“ (für „All Cops are Bastards“) schützen ließ.

Schnürsenkel

Häufig wird behauptet, man könne die Gesinnung eines Skinheads (oder Punks) an seinen Schnürsenkeln erkennen. Tatsächlich versuchen besonders junge Skins und Punks, mit auffällig gefärbten Schnürsenkeln etwas auszudrücken. Die meist verwendeten Farben sind dabei weiß, rot und gelb. Die Farbe der Schnürsenkel und auch der Hosenträger (Braces) stellte oft die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Fußballverein dar. Heutzutage hat die Farbe der Schnürsenkel in vielen Ländern jedoch meist keine Bedeutung mehr.

Unter jungen Naziskins sollten weiße Schnürsenkel häufig „Kampfbereitschaft“ ausdrücken oder für „White Power“ stehen. Der schwarz-weiße Farbkontrast zwischen Schuhen und Schnürsenkeln könnte auch als Hinweis auf das typische Schachbrett-Musters des Plattenlabels „Two Tone Records“ interpretiert werden und sollte Einigkeit zwischen Schwarzen und Weißen ausdrücken. Die Behauptung, Naziskins ließen sich durch weiße Schnürsenkel erkennen, ist eine gerade von den großen Medien gerne kolportierte Urban Legend, die an der Vielfalt der Realität weit vorbeigeht. Rote Schnürsenkel sind insbesondere bei jungen Punks beliebt und sollten dort oft die anarchistische Einstellung betonen. Früher sollten rote Schnürsenkel aber auch oft von Anhängern und Mitgliedern der verbotenen FAP getragen worden sein. Wer einen roten und einen schwarzen Schnürsenkel trug, sei angeblich ein Anarchist. Auch den Anhängern des neonazistischen „Blood-and-Honour“-Netzwerkes wurde die Verwendung von roten Schnürsenkeln als Hinweis auf „Blood“ nachgesagt.

Unter älteren Skins und Punks ist das Tragen von Schnürsenkeln mit auffälligen Farben seltener und eher modisch motiviert. Oft wird auch versucht, damit gerade diejenigen (meist aus der eigenen Szene) zu provozieren, die eine Gesinnung aus dem Tragen von auffälligen Schnürsenkeln ableiten wollen. Besonders oft tragen Anhänger der „Oi!“-Szene auffällige Schnürsenkel. Die Kombination von Schnürsenkeln mit verschiedenen Farben trifft man in der Oi-Szene, im Gegensatz zu der Punk-Szene, weniger bis gar nicht an.

Ursprünglich waren die farbigen Schnürsenkel einfache dünne Schnüre, da den Skins beim Besuch des Fußballstadions die Schnürsenkel abgenommen wurden, um sie an Schlägereien zu hindern. Als sich dies rumsprach, nahm man sich einfach ein weiteres Paar mit oder was gerade zur Verfügung stand: Schnüre, die nicht immer schwarz waren. Außerdem wurden farbige Schnürsenkel benutzt, um die Balkenschnürtechnik zu betonen.

Gesinnungen und Vereinigungen der Skinheads

Gruppierungen ohne klare politische Zuordnung

Traditionelle Skinheads
Traditionelle Skinheads wollen vor allem den so genannten „Spirit of ’69“, den ursprünglichen Geist der Skinheadbewegung, bewahren. Sie grenzen sich deshalb von politischen Gruppierungen jeder Art ab. Auch die Haarlänge ist den Skinheads der 1960er-Jahre nachempfunden, die ihre Haare nicht kahl rasierten, sondern lediglich so kurz schnitten („Crop“), dass man die Kopfhaut erkennen konnte. Nassrasuren und Glatze sind verpönt. Ein smartes Äußeres ist ihnen genauso wichtig wie ein gutes Konzert mit einem anschließendem Nighter/Allnighter (Tanzveranstaltung). Ihre Musik ist vor allem Skinhead-Reggae, aber auch Ska, Rocksteady oder Northern Soul.
SHARP („Skinheads Against Racial Prejudice“ – Skinheads gegen rassische Vorurteile)
SHARPs“ sind antirassistische Skinheads. Die Idee einer breiten antirassistischen Bewegung innerhalb der Szene wurde Ende der Achtziger in den USA geboren und erreichte in den frühen Neunzigern Deutschland. „SHARPs“ versuchen, für einen möglichst großen Teil der Skinheadszene attraktiv zu sein, und halten sich deshalb mit politischen Äußerungen jenseits der Ablehnung des Rassismus stark zurück. „SHARP“ grenzt sich auch gegen linke Skinhead-Gruppierungen wie „RASH“ ab („neither red nor racist“). Jedoch ist „SHARP“ vielen Skins suspekt, da auch linksradikale Skinheads als „SHARPs“ auftreten. Das Zeichen der „SHARPs“ ist eine Abwandlung des Logos von „Trojan Records“, einem bekannten Plattenlabel. In den 1990er-Jahren war das Magazin Skintonic (später Skin Up) das Sprechrohr und die relevante Szene-Postille für SHARP-, traditionelle und Oi!-Skins.
„Oi!“-Skins
„Oi!“-Skins definieren sich, wie andere Untergruppen der Skinheadszene auch, über Alkoholkonsum, „Oi!“-Konzerte und Fußball („Parole Spaß“). Ihr proletarisches Selbstbild beinhaltet keine klassenkämpferischen Gedanken; im Gegenteil: „Oi!“-Skins sind oft explizit antipolitisch. Von den meisten traditionellen Skins werden sie nicht als „echte“ Skinheads angesehen, da sie Oi!-Punk (anstelle von Reggae, Ska, Rocksteady usw.) bevorzugen, anstelle des „smarten“ Auftretens der traditionellen Skins (Brogues, Sta Prest) oft ein martialisches Erscheinungsbild besitzen (Vollglatze, 14-Loch-Boots) und, geschichtlich betrachtet, ihre Ursprünge nicht in der traditionellen Skinhead-, sondern der Punkszene der 1970er-Jahre haben.
GSM („Gay Skinhead Movement“)
Sie setzen sich gegen die Homophobie in der Skinheadszene und für die Gleichberechtigung homosexueller Skinheads ein. Seit den 1990er-Jahren sind Image und Kleidung der Skinheads auch als Fetisch in der Schwulenszene verbreitet, wo der harte Männlichkeitskult von vielen als erotisch empfunden wird. Zunächst war das für die schwule Szene eine Provokation – und wohl auch als solche interessant –; mittlerweile finden sich in den meisten Großstädten entsprechende Gruppen und Events. Die Grenze zwischen „echten“ Skinheads und „Gay-Skins“, die nur den sexuellen Kick suchen, wird immer wieder kontrovers diskutiert, ist aber wahrscheinlich als fließend aufzufassen. Entsprechend breit ist das Spektrum an politischen Einstellungen in der Szene. Die klare Zuordnung von Farben und Symbolen ist dabei, auch aufgrund einer oft zu beobachtenden Unkenntnis der Tradition und Geschichte der Skinheadbewegung, weitgehend unmöglich.

Gruppierungen mit eindeutig linksradikaler Gesinnung

RASH und Redskins
RASH“ steht für „Red and Anarchist Skinheads“ und vereint alle linksradikalen „Skins“. Ein ähnlicher Zusammenschluss ist ASAP („Anarchist Skins and Punx“). „The Redskins“ waren eine linksradikale Band, die in England sehr populär war. Sie waren Mitglieder in einer trotzkistischen Partei. Die Bewegung der „Redskins“ gründet sich auf die Herkunft der Skinheads aus der Arbeiterklasse und der daraus resultierenden Unzufriedenheit mit der kapitalistischen Klassengesellschaft, ohne jedoch den Spaßcharakter des „Way of Life“ zu verleugnen. Die politische Theorie reicht von Stalinismus über Marxismus-Leninismus bis zu Einflüssen von Autonomen und des Anarchismus. Linksextremistische „Skins“ stehen in besonderer Opposition zu den von ihnen so genannten Boneheads, den rassistischen Skinheads.

Gruppierungen mit eindeutig rechtsextremer Gesinnung

Auch Teile der rassistischen Neonaziszene treten als Skinheads in Erscheinung
Blood and Honour
Code ist die Zahl „28“ für den zweiten und den achten Buchstaben des lateinischen Alphabets, also BH. Sie ist eine von der Band „Skrewdriver“ und anderen Neonazibands gegründete Vereinigung, mit der Losung der Hitlerjugend („Blut und Ehre“). „Blood and Honour“ stellt ein internationales Netzwerk von Bands, Mailordern, Geschäften, Magazinen und neonazistischen Skinhead-Gruppierungen dar, das (teilweise illegale) „Musik für die weiße Rasse“ verbreitet und mit diesem „Rechtsrock“ viel Geld verdient. Über das lukrative Geschäft mit Nazimusik entstanden innerhalb der Szene starke Rivalitäten. Die Vereinigung ist in Deutschland seit 2000 verboten.
Combat 18
Neonazistische terroristische Vereinigung, die den bewaffneten Kampf für den Nationalsozialismus vorbereitet und betreibt. „Combat“ ist Englisch und bedeutet „Kampf“, die Zahl „18“ steht für den ersten und achten Buchstaben des lateinischen Alphabets, also AH. Kampf AH soll für „Kampfgruppe Adolf Hitler“ stehen (wegen der Initialen). „Combat 18“ entsprang einem Teil von „Blood and Honour“ und ist in militanten Kleingruppen organisiert (zum Teil beeinflusst durch die Theorie des führerlosen Widerstandes). Ihnen können Anschläge auf Ausländer und Andersdenkende zugerechnet werden. Es wurde gar ein Mord an einem antirassistischen Skinhead in Texas und einem afroamerikanischen Skinhead in Las Vegas[2] bekannt.
Hammerskins
Kleine, aber straff organisierte Gruppe von Naziskins, die weltweit in „Divisionen“ organisiert sind. Die „Hammerskins“ verfügen in Deutschland über höchstens 300 Anhänger und sind unter anderem in Verbindung mit der Veranstaltung von Rechtsrockkonzerten in Erscheinung getreten.
Parteinahe rechtsextreme/neonazistische und sonstige Vereinigungen
Rechtsextreme Skinheads, wie die Band „Endstufe“ und ihre Anhängerschaft, die „Aktionsfront Süd“, die die NPD in Wahlkämpfen unterstützt, treten teils als Security-Personal und Schläger auf. Des Weiteren gibt es eine ganze Reihe nicht parteigebundener Vereinigungen wie die „Fränkische Aktionsfront“ und die inzwischen als verfassungsfeindlich eingestufte Organisation „Skinheads Sächsische Schweiz“.

Siehe auch: Rechtsextreme Symbole und Zeichen, Freie Kameradschaften, Rechtsextreme Netzwerke

Sozialwissenschaftlicher Hintergrund

Soziologische und psychologische Deutungen wesentlicher Teile der Skinhead-Bewegung (insbesondere der Neonazis) knüpfen zum einen an den Untersuchungen zum „autoritären Charakter“ bzw. zur „autoritären Persönlichkeit“ an, die in den 1930er-Jahren vom Institut für Sozialforschung (Fromm, Horkheimer, Adorno u. a.) begonnen wurden, zum anderen an neueren sozialpsychologischen und psychoanalytischen Konzepten zu Gruppenidentitäten (u. a. Vamik Volkan).

Resultat dieser Forschungen sind unter anderem die Erkenntnisse, dass bei derartig strukturierten Persönlichkeiten eine besondere Tendenz vorhanden ist,

  • ihr Identitäts- und Selbstwertgefühl wesentlich durch das Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Gruppe zu festigen (Eigengruppe), mit der sie sich identifizieren (Rasse, Volk, Nation, Religion, Subkultur, Sekte, „Gang“ etc.)
  • diese Eigengruppe besonders hoch zu bewerten und von fremden Gruppen abzugrenzen (Fremdgruppe), die nicht nur als „andersartig“, sondern in der Regel als feindlich oder minderwertig erlebt werden (s. auch Othering)

Diese Bewertungen beruhen nicht auf Tatsachen, sondern auf Vorurteilen. Sie erfolgen nicht aus rationalen, sondern aus psychischen Motiven, und dienen der Stärkung des Selbstgefühls sowie der Emotionsregulation. Dabei kommt der Projektion eigener Schwäche und Machtlosigkeit auf die fremde Gruppe als Mittel zur Bewältigung negativer Gefühlszustände und innerer Konflikte besondere Bedeutung zu (s. Abwehrmechanismus). Negativ bewertete Eigenschaften der eigenen Person werden - unterstützt durch die Zugehörigkeit zur idealisierten Eigengruppe - nicht wahrgenommen und anerkannt, sondern auf die "Anderen" projiziert und dort bekämpft (s. Feindbild). Dies ist eine der Wurzeln rassistischer Abgrenzungsneigung und Aggression. Zudem verlieren die Gruppenmitglieder - vor allem, wenn sie gemeinsam mit ihrer Eigengruppe auftreten - ihr Einfühlungsvermögen (Empathie) und Mitgefühl den entwerteten "Anderen" bzw. "Fremden" gegenüber. Daher kann es unter den beschriebenen psychosozialen Bedingungen zu Akten besonderer Brutalität und Grausamkeit kommen.

Musik

Fanzines

  • Skin Up
  • Skintonic
  • Oi!-Reka
  • Skinhead-Times (englischsprachige Skinhead-Zeitung von George Marshall aus Glasgow und London mit weltweitem Vertrieb zwischen 1994 und 1996)
  • Pressure Drop

Literatur

  • George Marshall: Spirit of ’69. Eine Skinhead-Bibel. 1993
  • Klaus Farin/Eberhard Seidel-Pielen: Skinheads. München 1993
  • Klaus Farin (Hrsg.): Skinhead – a way of life. Eine Jugendbewegung stellt sich selbst dar. Bad Tölz 1999
  • Holger Bredel: Skinheads – Gefahr von rechts? Berlin 2002
  • Dick Hebdige: Subculture, 1979 (englisch)

Filme und Dokumentationen

  • Skinhead Attitude – Dokumentation von Daniel Schweizer (2003)
  • Skinheads. Ein Film von Klaus Farin und Rainer Fromm – Dokumentation (1996)
  • Romper Stomper – Spielfilm über neonazistische Skins (1993)
  • Oi!Warning – Spielfilm über einen Jungen, der eine Beziehung zu einem Skinhead und einem Punk führt. Regie: Dominik Reding, Benjamin Reding (1999)
  • This Is England – Spielfilm von Shane Meadows (2006)

Einzelnachweise

  1. Alan Götz: Un mir sainen ale brider, oi, oi, ... in Alf Garnett #8, ca. 2004
  2. siehe auch Dokumentationsfilm Skinhead Attitude

Weblinks


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