Republik Kolumbien

Republik Kolumbien
República de Colombia

Republik Kolumbien

Flagge Kolumbiens
Wappen Kolumbiens
Flagge Wappen
Wahlspruch: „Libertad y Orden“
span., „Freiheit und Ordnung“
Amtssprache Spanisch
Hauptstadt Bogotá, D.C.
Staatsform Präsidialrepublik
Staatsoberhaupt und Regierungschef Präsident Álvaro Uribe Vélez
Fläche 1.138.748 km²
Einwohnerzahl 41.966.004 (Oktober 2006 gemäß Volkszählung [1])
Bevölkerungsdichte 36,8 Einwohner pro km²
BIP nominal (2007)[2] 171.607 Mio. US$ (41.)
BIP/Einwohner 3.611 US$ (94.)
HDI 0,791 (75.)
Währung Peso (COP)
Unabhängigkeit von Spanien, 20. Juli 1810 erklärt, 7. August 1819 anerkannt
Nationalhymne Himno Nacional de la República de Colombia
Zeitzone UTC−5
Kfz-Kennzeichen CO
Internet-TLD .co
Telefonvorwahl +57

Kolumbien (amtlich República de Colombia [reˈpuβ̞lika ð̞e koˈlombja?/Info/IPA, dt. Republik Kolumbien; Kurzform in Spanisch Colombia) ist eine Republik im nördlichen Teil von Südamerika. Es grenzt sowohl an den Pazifischen Ozean als auch an das Karibische Meer und auf dem Festland an Panama, Venezuela, Brasilien, Peru und Ecuador. Der Landesname ist von Christoph Kolumbus abgeleitet. Bogotá ist Hauptstadt und wirtschaftliches und kulturelles Zentrum Kolumbiens.

Inhaltsverzeichnis

Physische Geografie

Naturräumliche Gliederung Kolumbiens

Kolumbien liegt im Nordwesten Südamerikas und grenzt sowohl an den atlantischen (1.626 km Küstenlinie), als auch an den pazifischen Ozean (1.448 km). Im Südwesten grenzt Kolumbien an die Nachbarstaaten Ecuador (590 km Grenzlinie) und Peru (1.626 km), im Südosten an Brasilien (1.645 km), im Nordosten an Venezuela (2.050 km) und im Nordwesten an das seit 1903 von Kolumbien abgetrennte Panama (225 km).

Naturräumliche Gliederung

Kolumbien gliedert sich in vier sehr unterschiedliche Großräume.

Anden

Andengebiete Kolumbiens

Die westliche Hälfte Kolumbiens wird von den Anden dominiert, die in drei große Bergketten geteilt sind: die westliche, die zentrale und die östliche Kordillere. Zwischen den Bergketten fließen die großen, teilweise befahrbaren Flüsse Cauca und Magdalena ins Karibische Meer. Der Westen Kolumbiens entwässert über den Atrato in die Karibik, sowie über die Flüsse San Juan und Baudó in den Pazifik. Die Hochgebirge beherbergen die zum Teil aktiven Vulkane Galeras, Nevado del Huila (5.750 m), Nevado del Ruiz (5.400 m), Puracé, Nevado del Tolima (5.215 m) und Nevado de Santa Isabel (4.965 m).

Nevado del Ruiz

Im Norden Kolumbiens, an der Karibikküste gelegen, erhebt sich die 5.775 m hohe Sierra Nevada de Santa Marta, das höchste Küstengebirge der Erde und gleichzeitig die höchste Erhebung Kolumbiens. Die höchsten Gipfel des isolierten pyramidenförmige Gebirgsmassivs sind der Pico Cristóbal Colón sowie der Pico Simón Bolívar, beide jeweils 5.775 m hoch.

Klimatisch weist der andine Raum die typische, von Alexander von Humboldt beschriebene Höhenstufung tropischer Hochgebirge auf.

Karibisches Küstentiefland

Fluss Putumayo

Das karibische Küstentiefland Kolumbiens ist weitgehend eben und, vom Küstenstreifen abgesehen, relativ dünn besiedelt. Weite Teile des Tieflandes sind von großflächigen Sumpfgebieten geprägt, die eine Verkehrserschließung erschweren. Kolumbien hat Küsten sowohl am atlantischen wie am pazifischen Ozean. Die bekanntesten Inseln im Atlantik sind der Archipel von San Andrés und Providencia (770 km nordwestlich von Kolumbien), mit den Inseln San Andrés, Providencia, Santa Catalina, Roncador, Quita Sueño, Serrana und Serranilla. Die teils unbewohnten Inseln Roncador, Quita Sueño, Serrana zählten bis in den 1980er Jahren zu den Außenbesitzungen der USA, da eine 1972 unterzeichnete Rückgabevereinbarung durch den US-Senat nicht ratifiziert wurde.[3] Der karibischen Küste vorgelagert sind die Insel Fuerte und die Archipele von San Bernardo und del Rosario.

Pazifisches Küstentiefland

Das pazifische Küstentiefland ist, von wenigen Hafenstädten abgesehen, weitgehend unbesiedelt, was insbesondere auf seine immerfeucht-heißen Klimabedingungen zurückzuführen ist, die mit bis zu 10.000 mm Niederschlag im Jahr als extrem zu bezeichnen sind. Die Region ist weitgehend mit tropischem Regenwald bedeckt und von einer starken Vielfalt von Flora und Fauna geprägt, was eine Erschließung zusätzlich erschwert. Als einzige Verkehrswege dienen praktisch die natürlichen Wasserstraßen, vor allem der Atrato, der in Richtung Karibik entwässert. Im Pazifik liegen die Inseln Malpelo, westlich von Buenaventura, Gorgona, eine alte Gefängniskolonie und Gorgonilla.

Amazonien und Orinokien

Die östliche Landeshälfte Kolumbiens ist durch dicht bewaldetes Flachland charakterisiert, durch das die Flüsse Putumayo, Yapura, Meta und Guaviare fließen, die entweder im Orinoco oder im Amazonas münden, und lässt sich in zwei Großräume unterteilen, deren Unterscheidungsmerkmal in erster Linie die Fließrichtung der Flüsse ist. Der Raum mit den Richtung Orinoco entwässernden Flüssen wird als Orinokien bezeichnet. Er ist in Kolumbien auch unter dem Namen Llanos Orientales bekannt. Das Gebiet ist weitgehend eben und weist als einziges Gebirge die Serranía de la Macarena auf, die zwar naturräumlich dem andinen Raum zugerechnet werden kann, jedoch wesentlich älter als die Andenkordilleren ist, was durch ihre nordwest-südöstliche Orientierung dokumentiert wird. Die Llanos Orientales sind von einer Feuchtsavanne bedeckt, wobei die heftigen Niederschläge der Regenzeit die wenigen Straßen der Region oft unpassierbar machen. Vom Ostfuß der Anden abgesehen, ist das kolumbianische Orinokien weitgehend unbesiedelt.

Tayrona-Nationalpark

Das südöstliche Viertel Kolumbiens umfasst den kolumbianischen Teil Amazoniens. Diese Region ist nahezu vollständig von dichtem Regenwald bedeckt, einer extrem hohen Biodiversität geprägt und mit Ausnahme einer Anzahl indigener Bevölkerungsgruppen kaum besiedelt.

Die großen Lagunen Kolumbiens erstrecken sich auf den Anden. Einige sind: Laguna de Guatavita, Laguna de Tota, Laguna de Iguaque und die Laguna de La Cocha.

Klima

Park in Cúcuta.

Da der Äquator durch Kolumbien läuft, liegt das Land in der tropischen Klimazone. Der Norden, also die Karibikküste, ist deutlich trockener als der Rest des Landes. Je nach Meereshöhe unterscheidet man vier Klimaregionen. In den Flachländern (Llanos) herrscht tropisches Klima über 24 °C, zwischen 1.000 und 2.000 m gemäßigtes Tropenklima (17–24 °C), zwischen 2.000 und 3.000 m kalttropisches (12–17 °C) und in den Bergregionen (Páramos) ab 3.000 m Höhe hochalpines Gletscherklima (unter 12 °C).

Die Hauptstadt Bogotá liegt in einer Höhe von 2.600 m über dem Meeresspiegel und hat ein Jahresmittel von 14 °C. Jährlich gibt es zwei Regenzeiten (April und Oktober) und zwei Trockenzeiten, die aber nicht extrem ausfallen.

Am Westrand der Anden fällt die größte Menge an Niederschlag. Im südlichen Teil des Landes werden ca. 3.000 mm Niederschlag pro Jahr gemessen, im Norden bis zu 10.000 mm. Einige Orte mit einem Niederschlagsvolumen von bis zu 16.000 mm im Jahr gehören zu den regenreichsten Gebieten der Erde.

In den östlichen Landesteilen regnet es weniger stark. Die Niederschlagsmenge in den Hochtälern und Hochbecken beträgt aufgrund der Regenschattenseite etwa 1.000 mm. Teile der Karibikküste sind aufgrund des Passatwindes sehr regenarm (unter 400 mm Niederschlagsmenge pro Jahr und m²).

Die ersten Monate der Trocken- bzw. der Regenzeit sind Dezember und Januar bzw. Mai bis Juli. Die Touristenorte werden allerdings zu dieser Jahreszeit auch von den Kolumbianern rege besucht. Gegen Ende der Trockenzeit ist das Land verdorrt und am Ende der Regenzeit toben die Tropenstürme. Überschwemmungen sind keine Seltenheit. Im Hochland kann es nachts kalt werden.

Städte

Kolumbiens größte Städte sind die Hauptstadt Bogotá, Medellín, Cali, Cartagena de Indias, Barranquilla, Ibagué, Manizales, Pasto, Cúcuta und Bucaramanga.

Siehe auch: Städte in Kolumbien

Umwelt

Hinsichtlich der Artenvielfalt pro Flächeneinheit belegt Kolumbien weltweit den zweiten Platz. 10 % der weltweit vorhandenen Arten sind auf kolumbianischem Boden vertreten.

53,2 Mio. ha der Fläche Kolumbiens sind mit natürlichen Wäldern bedeckt; 21,6 Mio. ha mit anderen Vegetationstypen der Savannen-, Trocken- und Feuchtgebiete; 1,1 Mio. mit Gewässern, schneebedeckten Gebirgen, urbanen Siedlungen, wenigstens 38,4 Mio. ha der Fläche Kolumbiens werden landwirtschaftlich bewirtschaftet bzw. erschlossen. Die wichtigsten Ökosysteme Kolumbiens sind die feuchten Tropenwälder (378.000 km²), die Savannenebenen (105.000 km²), Auen und Torfwälder (95.000 km²), der Andenwald (45.000 km²) sowie die Nieder- und Amazonaswälder (36.000 km²).

Der größte natürliche Reichtum des Landes ist seine Flora, insgesamt kommen in Kolumbien zwischen 45.000 und 55.000 Pflanzenarten vor, davon allein 3.500 Orchideenarten, also 15 % aller auf der Welt existierenden Orchideenarten. Auch das Tierreich ist mit insgesamt 2890 Landwirbeltierarten sehr vielfältig: mit 1721 Vogelarten sind 20 % aller weltweit vorkommenden Arten und mit 358 Säugetierarten 7 % der weltweit vorkommenden Arten vertreten. Zudem gibt es in Kolumbien 10 % aller Reptilienarten 6 % davon sind Amphibien.

Kolumbien verfügt jährlich über 2,1 Mrd. m³ Wasserressourcen, die aus Feuchtgebieten, Sümpfen, Lagunen, Flüssen und anderen fließenden Gewässern stammen und das Grundwasser speisen.

Heterogene Bodenbedingungen, unterschiedliche Höhenstufen und Klimazonen, die den Übergang und Kontakt zwischen Amazonas und Anden einschließen, bedingen eine große Biodiversität mit einer hohen Anzahl endemischer Arten. Kolumbien ist eines der Länder mit der größten Artenvielfalt pro Gebietseinheit weltweit: Mit nur 0,7 % Anteil an der weltweiten Festlandsmasse vereinigt das Land 10 % aller Tier- und Pflanzenarten des Planeten auf seinem Staatsgebiet. Obwohl Kolumbien den Schutz seiner natürlichen Ressourcen bereits seit den 1970er Jahren vorantreibt, haben neben natürlichen Umweltkatastrophen (häufig entweder bedingt durch extreme Trocken- oder Regenzeiten) vor allem das dynamische soziale und wirtschaftliche Wachstum und die militärischen Auseinandersetzungen in den letzten Jahrzehnten erhebliche Umweltschäden mit sich gebracht.

Andenwald in Antioquia

Mit der Verfassung von 1991 hat sich das Land explizit einer nachhaltigen Entwicklung verschrieben; etwa 60 Verfassungsartikel beziehen sich direkt oder indirekt auf die Umwelt. Den normativen Rahmen für die Ausgestaltung dieser Vorgaben bildet das Gesetz 99 von 1993, durch das ein Umweltministerium als Bestandteil des Nationalen Umweltsystems (Sistema Nacional Ambiental, kurz SINA) geschaffen wurde. Zum SINA gehören neben dem Ministerium unter anderem die Regionalentwicklungsbehörden, die mit dem Management der natürlichen Ressourcen und ihrer nachhaltigen Entwicklung beauftragt sind, städtische Umweltplanungsbehörden und -systeme wie das DAMA in Bogotá und der Ecofondo, der Zusammenschluss aller Umwelt-NGOs. Staatliche Umweltpläne sollen zur Erreichung der ehrgeizigen Ziele beitragen. Allerdings werden den Regionalentwicklungsbehörden unter anderem überhöhte Betriebskosten, fehlende Investitionen in Umweltprogramme und die Aufgabe wieder aufgeforsteter Gebiete vorgeworfen. Diese und andere Mängel sollen deshalb mittels einer weitgreifenden Umweltsektorreform beseitigt werden. Dazu wurde bereits im März 2003 ein Gesetzesvorschlag vorgelegt; darüber hinaus wurde das Umweltministerium im April 2003 zum Ministerio de Ambiente, Vivienda y Desarollo Territorial fusioniert. Derzeit gibt es Bestrebungen, die bereits seit Jahrzehnten bestehende Nationalparkverwaltung (UAESPNNUnidad Administrativa Especial del Sistema de Parques) umzustrukturieren.

Insgesamt wird die bisherige Umweltpolitik von Präsident Uribe oft als Rückschritt bezeichnet, insbesondere, da die Umwelt- und Naturzerstörung als Folge des bewaffneten Konflikts von Jahr zu Jahr steigt.

Biosphärenreservate

Die UNESCO erklärte insgesamt fünf Gebiete in Kolumbien zu Biosphärenreservaten.

  • Parque Nacional Natural El Tuparro (seit 1979) Areal in ha: 548000
  • Nudo de los Pastos (seit 1979) Areal in ha: 175300
  • Parque Nacional Natural Sierra Nevada de Santa Marta (seit 1979) Areal in ha: 2115800
  • Santuario de fauna y flora Ciénaga Grande de Santa Marta (seit 2000) Areal in ha: 493150
  • Parque Nacional Natural Old Providence (seit 2000) Areal in ha: 5348

Siehe auch: Naturparks in Kolumbien

Bevölkerung

Demographie

Bevölkerungsdichte in Kolumbien

Mit 42,645 Mio. Einwohnern ist Kolumbien nach Brasilien der bevölkerungsreichste Staat Südamerikas und hat auf Grund seiner Geschichte eine sehr diversifizierte Bevölkerungsstruktur. 74 % der Gesamtbevölkerung leben in den Ballungsgebieten und Städten, hauptsächlich in den Tälern des Río Magdalena und des Río Cauca sowie an der Karibikküste. Allein in Bogotá, der Hauptstadt und dem Zentrum der Industrie, lebt etwa 1/6 der Bevölkerung. Auf jedem Quadratkilometer leben durchschnittlich 36 Einwohner. 48,6 % sind Männer und 51,4 % Frauen.

Kolumbien ist durch eine sehr ungleiche Bevölkerungsverteilung charakterisiert. 39 Millionen Einwohnern im Andenraum sowie dem karibischen Tiefland steht nur eine Million in Amazonien, Orinokien und dem Chocó gegenüber, d.h. rund die Hälfte der Landesfläche ist weitestgehend unbesiedelt. Mehr als zwei Drittel aller Kolumbianer lebt in Städten. Im Gegensatz zu vielen anderen Staaten Lateinamerikas ist Kolumbien durch ein dezentrales Städtesystem charakterisiert. Neben Bogotá haben sich mit Medellín, Cali und Barranquilla weitere Millionenstädte entwickelt. Darüber hinaus gibt es eine große Anzahl regionaler Zentren mit 200.000–600.000 Einwohnern, wie etwa Cartagena und Santa Marta an der Karibikküste, Bucaramanga und Cúcuta im Nordosten des Landes, Pereira, Manizales und Ibagué in der Mitte sowie Neiva, Popayán und Pasto im Süden. Diese Städte erleben ein sehr dynamisches Wachstum.

Bevölkerungsentwicklung x1000

Nur 0,3 % der kolumbianischen Bevölkerung sind Ausländer, aber 3 % der Kolumbianer leben im Ausland, davon 35,3 % in den USA, 23,4 % in Spanien und 18,5 % in Venezuela[4].

Die Lebenserwartung eines Kolumbianers beträgt bei der Geburt 70,4 Jahre. 78 % der Bevölkerung sind jünger als 45 Jahre.

Ethnische Zusammensetzung

Durch einen Schauspieler verkörperte Symbolfigur Juan Valdéz, eines typischen kolumbianischen Kaffeeanbauers, als Markenzeichen für den Kaffee des Landes.

Die Bevölkerung setzte sich zur Kolonialzeit aus drei unterschiedlichen Gruppen zusammen: der indigenen Bevölkerung, den europäischen, zumeist aus Spanien stammenden Kolonisten und den importierten Sklaven afrikanischer Herkunft. Verbindungen zwischen diesen Gruppen waren und sind sehr weit verbreitet, so dass die heutige Demografie des Landes aus einer Mischung dieser Gruppen besteht. Den größten Anteil an der Bevölkerung stellen mit 48 % die Mestizen, deren Vorfahren Europäer und Indigene waren.

Während der Kolonialzeit wurde Kolumbien durch Einwanderer aus allen Regionen Spaniens besiedelt. Im frühen 18. und 19. Jahrhundert kamen Franzosen, Italiener, Engländer und Iren hinzu. Weitere Einwanderer kamen aus Deutschland, Libanon, Palästina bzw. dem Nahen Osten.

Zur hellhäutigen Bevölkerung gehören die Weißen, Nachfahren der europäischen Kolonisten, mit 30 % der Bevölkerung. Daneben sind mit 14 % die Mulatten und die Kreolen in der kolumbianischen Gesellschaft vertreten, Nachkommen von Europäern und afrikanischen Sklaven.

Rein afrikanische Vorfahren haben 4 % der Bevölkerung, 3 % zählen zu den Zambos, die von afrikanischen Sklaven und Indigenen abstammen. Im Dorf Palenque de San Basilio existiert die einzige spanischbasierte Kreolsprache in Lateinamerika. Die Menschen dort sind zum größten Teil Nachfahren entlaufener Sklaven und sprechen Palenquero. Kolumbianer von teilweise oder vollständig afrikanischer Abstammung werden zusammenfassend als Afrokolumbianer bezeichnet. Die afrokolumbianische Bevölkerung lebt größtenteils in den karibischen und pazifischen Küstenräumen sowie deren Hinterland.

Der Anteil der Indigenen an der Gesamtbevölkerung beträgt 3,2 %. Sie verteilen sich auf 102 Volksgruppen. 6000 von ihnen sind von der Ausrottung bedroht.[5] Die indigene Bevölkerung ist in erster Linie in den Hochländern der Kordilleren, besonders im Südwesten des Landes, sowie in den Urwaldgebieten Amazoniens und des Pazifiktieflandes zu finden.

Landflucht und Vertreibung

Die Wanderungsbewegungen vom Land in die Stadt sind massiv und werden dadurch verstärkt, dass ein Großteil der intern Vertriebenen vor dem bewaffneten Konflikt und Menschenrechtsverletzungen in die Großstädte flieht. Nach einer Schätzung des Internal Displacement Monitoring Centre aus dem Jahr 2007 betrug die Zahl der Binnenvertriebenen im Land bis zu 4 Millionen. Die Tageszeitung junge Welt berichtete, dass allein im ersten Halbjahr 2008 in Kolumbien pro Tag durchschnittlich 1500 Menschen aus ihrem Dorf oder Wohnviertel vertrieben wurden. Vor dem Hintergrund des seit Jahrhunderten verbissen geführten Kampfes um Land richtet sich, forciert durch nationale und internationale kommerzielle Interessen, die Mehrzahl der Vertreibungen gezielt gegen Kleinbauern und ländliche Gemeinden.[6][7]

Die Rechtsanwältin Yenly Mendez vom kolumbianischen Anwalts­kollektiv ­»Humanidad Vigente« (Wirksame Menschlichkeit) berichtete, dass die Menschenrechtsverletzungen in der Amtszeit der Uribe-Regierung zugenommen haben. In den ersten sechs Jahren der Uribe-Regierung habe es 1122 willkürliche Erschießungen durch staatliche Sicherheitskräfte gegeben. Großprojekte zur Rohstoffnutzung würden gnadenlos durchgezogen und störende Bewohner vertrieben. Als Beispiele nannte die Rechtsanwältin ein Goldbergwerk am Mittellauf des Magdalenaflusses, das mit Kapital aus Südafrika betrieben wird, Staudämme für den Betrieb von Kraftwerken, sowie große Ländereien, auf denen Pflanzen für Agrotreibstoffe angebaut werden.[8] Oppositionelle würden mit Drohbriefen und Morden eingeschüchtert. Menschenrechtsorganisationen würden von der Regierung als Verbündete der Guerilla gebrandmarkt, was die paramilitärischen Banden zu weiteren Gewalttaten ermutige. Versuche, eine Diskussion über die gravierenden sozialen Probleme zu führen, würden von der Regierung mit dem Terrorismus in Verbindung gebracht. Verantwortlich für die Vertreibungen seien die einst von Großgrundbesitzern gegründeten paramilitärischen Gruppen, staatliche Sicherheitskräfte und die Regierung. Einer der wichtigsten Führer der Paramilitärs, Salvatore Mancuso, habe zugegeben, daß seine Truppen sogar vom Vizepräsidenten und vom Verteidigungsminister unterstützt werden. Dass gegen die Politiker ein Verfahren eröffnet werde, habe Präsident Uribe bisher durch Druck auf den Obersten Gerichtshof verhindert.[7]

Vertreter der Nationalen Indigenenvereinigung Kolumbiens (ONIC) beklagen die systematische Missachtung der Landrechte der Ureinwohner durch die Staatsführung. In der Amtszeit Uribes habe es mindestens 1200 Ermordete und 52.000 Vertriebene unter den Ureinwohnern gegeben. 18 Volksgruppen seien von der Ausrottung bedroht.[9][10]

Der Anteil der städtischen Bevölkerung ist von 57 % der Gesamtbevölkerung im Jahre 1951 auf 74 % 1994 gestiegen. Dreißig Städte haben mehr als 100.000 Einwohner. Die östlichen Llanos Kolumbiens, die aus 9 Departamentos bestehen und 54 % der Fläche ausmachen, beherbergen nur 3 % der Bevölkerung und haben damit eine Dichte von einer Person pro Quadratkilometer.

Religion

In Kolumbien wird die Religionsfreiheit als Grundrecht garantiert. Dominant ist die römisch-katholische Glaubensrichtung, der etwa 90 % der Bevölkerung angehören, jedoch verzeichnen evangelikale Gruppen in den letzten Jahren ähnlich wie in anderen Staaten Lateinamerikas einen großen Zulauf. Die protestantische Minderheit setzt sich aus verschiedenen Traditionen zusammen; viele davon kommen aus den USA, aber auch aus England, Deutschland und Holland. Neben den Gemeinden, die aus den Missionsarbeiten von Neuapostolischen (ca. 6.000 Kirchenmitglieder)[11], Lutheranern, Calvinisten, Evangelikalen, Siebenten-Tags-Adventisten, Assemblies of God, Zeugen Jehovas (130.000)[12], Mormonen, Mennoniten, und charismatischen Strömungen entstanden, besteht in Kolumbien auch ein Bistum der Episkopalkirche der Vereinigten Staaten von Amerika. Weniger vertreten sind Judentum und Islam. Etwa 1 % der Bevölkerung gehört indigenen Religionen an.

Sprache

Seit der Kolonialzeit wird Spanisch in Kolumbien als alleinige Amtssprache verwendet. Daneben existiert eine Reihe von bedeutenden Minderheitensprachen, die von der indianischen Bevölkerung gesprochen werden. Englisch wird gesprochen auf den Inseln San Andrés und Providencia.

Das kolumbianische Spanisch unterscheidet sich durch regionale Besonderheiten, indem beispielsweise das Personalpronomen tú für die 2. Person Singular nicht verwendet wird (voseo), d. h. anstatt des Personalpronomens tú für die 2. Person Singular wird vos verwendet (Valle del Cauca, Antioquia, Caldas, Quindío und Risaralda). Die Verben werden dabei anders konjugiert (im Präsens immer endbetont und mit abweichenden Imperativformen). Weiterhin wird die 2. Person Plural vosotros auch in informeller Sprache durch die 3. Person Plural ustedes ersetzt, die im europäischen Spanisch nur als Höflichkeitsform verwendet wird. Darüber hinaus gibt es eine Reihe lexikalischer Abweichungen.

Soziale Situation

Prozent der Personen in Haushalten die unter dem Mindestlebensstandard leben[13]

In Kolumbien leben 25,8 % der Bürger unter dem vom Staat bestimmten Mindeststandard. Das sind 10 % weniger als noch 1993. Den Daten der Weltbank zufolge lebten im Jahre 2006 mehr als 49 % der Kolumbianer in Armut. Davon galten 7 % als absolut arm, das heißt mit einem täglichen Einkommen von unter einem US-Dollar ausgestattet. Hinsichtlich der realen Kaufkraft, dem Grad der sozialen Ungleichheit sowie der subjektiv gefühlten Armut sagen diese Daten freilich wenig aus. Im Vergleich zu vormals erhobenen Daten der Weltbank zeigen sie jedoch, dass zumindest in relativen Zahlen eine leichte Verbesserung der Armutssituation eingetreten ist (2002: 58 %).[14] Den Daten der CEPAL (Comisión Económica para América Latina) zufolge ist insbesondere keine Abnahme der sozialen Ungleichheit zu beobachten. Wenngleich die Zahl der absolut Armen seit mehreren Jahren kontinuierlich sinkt, hat sich am innergesellschaftlichen Ungleichheitsverhältnis in den letzten 50 Jahren kaum etwas geändert. Nach dem Entstehen einer zahlenmäßig geringen Mittelschicht während der 1940er, 50er und 60er Jahre stagnierte die ungleiche Einkommensverteilung weiterhin auf hohem Niveau. So liegt der von der CEPAL für den Zeitraum 2003/05 errechnete Gini-Koeffizient gegenwärtig bei 0,584 und hat sich damit im Vergleich zu 1998/99 (0,572) weiter verschlechtert.[15] Grundsätzlich lebt man in der Stadt besser als auf dem Land, wobei das Leben in der Hauptstadt mit 19 % unter dem Standard im Vergleich zu allen anderen Ballungsgebieten am schlechtesten abschneidet. Große Fortschritte wurden im Bereich der Schulbildung erreicht, da nur 2,4 % der Kinder nicht regelmäßig die Schule besuchten, im Vergleich zu 8 % 1993. Auch die Anzahl an Familienmitgliedern, die zu dritt oder mehr in einem Zimmer schlafen, ist von 15,4 % auf 11 % gesunken, wobei aber die Familien, die in unsachgemäßen Unterkünften leben, nur von 11,6 % auf 10,4 % gesunken ist.[16]

Geschichte

Großkolumbien

Hauptartikel: Geschichte Kolumbiens

Bereits lange vor der Ankunft der Spanier lebten im Gebiet des heutigen Kolumbiens indianische Hochkulturen, die miteinander Handel trieben und insbesondere die Goldschmiedekunst auf höchstem Niveau beherrschten und die von ca. 4000 v. Chr. bis etwa ins Jahr 1600 Ton zu Figuren und Gegenständen verarbeiteten. Aufgrund der „chaotischen“ Landesnatur entwickelte sich im vorkolonialen Kolumbien jedoch nie ein einheitliches Staatsgebilde, wie dies das Reich der Inka in Peru darstellte. Unter den zahlreichen Indianervölkern, die Kolumbien besiedelten, sind besonders hervorzuheben: die Muisca, die auf den Hochebenen der Ostkordillere lebten; die Tayrona, die mit der so genannten Ciudad Perdida in der Sierra Nevada de Santa Marta eine der frühesten Städte auf dem südamerikanischen Kontinent bauten; die Sinú, die das Gebiet entlang des gleichnamigen Flusses bevölkerten; die Quimbaya im Gebiet der heutigen Kaffeezone an der Westabdachung der Zentralkordillere; und nicht zuletzt die geheimnisvollen Kulturen von San Agustín mit ihren Steinskulpturen und Tierradentro mit ihren bemalten Grabkammern, die bereits lange vor Ankunft der Spanier ihre Hochphasen erreichten.

Kolonialzeit

Kolumbus Landung in Amerika

„Entdeckt“ wurde Kolumbien 1499 von Alonso de Ojeda und Amerigo Vespucci und nicht, wie oft angenommen wird, von Christoph Kolumbus, obwohl zu dessen Ehren das Land "Kolumbien" benannt wurde. Die beiden ersten Entdecker Kolumbiens gelangten zunächst zur Halbinsel "La Guajira", der sie im Glauben, es handle sich um eine Insel, zunächst den Namen "Isla de Coquivacoa" gaben. Weitere Landesteile wurden dann später u.a. von Rodrigo de Bastidas oder auch Juan de la Cosa entdeckt, erforscht und leider viel zu oft auch geplündert. Kolumbus setzte nie einen Fuß auf kolumbianischen Boden. Dies taten umso mehr die Conquistadoren, die angelockt von Gold und Smaragden in rascher Folge das Land besetzten, so z. B. Jiménez de Quesada, der 1538 Bogotá gründete, und Sebastián de Belalcázar, der vom heutigen Ecuador aus Städtegründungen in Kolumbien vorantrieb. Aufgrund seiner zentralen Bedeutung für die spanischen Besitzungen im nördlichen Südamerika wurde Bogotá zum Sitz des „Vizekönigreichs von Neu-Granada“ erhoben. Cartagena de Indias entwickelte sich während der Kolonialzeit zu einem der wichtigsten – und bestgeschützten – Häfen der neuen Welt.

Nach der Entdeckung Mittelamerikas durch spanische Seefahrer entstanden mit Santa Marta (gegr. 1525) und Cartagena de Indias (gegr. 1533) die ersten kolonialen Stützpunkte an der kolumbianischen Karibikküste.

Als im Jahr 1537 die ersten spanischen Entdecker unter Gonzalo Jiménez de Quesada in das Andengebiet vordrangen, wurden die Chibcha unterjocht. Von Süden aus Ecuador kommend, eroberte Sebastian de Benalcázar (1495–1551) den Süden Kolumbiens. Von Westen kommend erreichte der Ulmer Kaufmann Nikolaus Federmann (1506–1542) im Jahre 1539 Bogotá, um im Auftrag der Welser die Kolonisation des Landes voran zu bringen. Die Spanier erbauten einige Siedlungen, welche die ehemaligen indianischen Handelszentren ersetzten, so zum Beispiel Santa Fé de Bogotá (gegr. 1538) und Tunja (gegr. 1539). Wenig später erfolgte die Gründung einer Provinz, aus der sich das Vizekönigreich Neugranada entwickelte. Der Reichtum des Landes führte in den Jahren 1544, 1560 und 1586 zu Angriffen der Piraten unter Sir Francis Drake auf die zur Festung ausgebaute reiche Hafenstadt Cartagena. 80 Prozent der weltweiten Goldproduktion des 17. Jahrhunderts kam damals aus Kolumbien. In den Goldminen arbeiteten Indianer, von denen viele an Schwäche und den Krankheiten verstarben, die die Europäer eingeschleppt hatten. Danach übernahmen meist afrikanische Sklaven die Arbeit, die im Hafen von Cartagena zu kaufen waren. Die Stadt wurde im Jahre 1741 von einer englischen Armada mit 186 Kriegsschiffen angegriffen und von den spanischen Truppen unter Don Blas de Lezo verteidigt.

Unabhängigkeit

Francisco de Paula Santander, Simón Bolivar andere Beteiligte am Kongress von Cúcuta
Templo Histórico de Cúcuta: Hier haben Bolívar und Santander die Verfassung von Cúcuta unterschrieben und damit Großkolumbien begründet
Groß-Kolumbien und dessen Nachfolgerstaat Neu-Granada
Die neun Bundesstaaten Kolumbiens zwischen 1863 und 1886
Kolumbien als Zentralstaat (1908)

Der Konflikt, der zur Befreiung von Spanien führte, spielte sich in Kolumbien zwischen 1810 und 1819 ab. Am Anfang steht eine Auseinandersetzung zwischen einer Gruppe von amerikanischen Patrioten und dem Spanier José González Llorente in Bogota. Dieser hatte sich geweigert, der Gruppe der Patrioten eine Blumenvase zu überlassen, um die sie ihn gebeten hatten. Die Art und Weise dieser Weigerung wurde von amerikanischer Seite als beleidigend empfunden; daraufhin begannen sie eine Revolte, die sich schließlich zum „Unabhängigkeitsschrei“ ausweitete.

Die zunehmende Herausbildung einer selbstbewussten Oberschicht in den Kolonien, gepaart mit der Schwächung Spaniens zur Zeit Napoleons, führte zur Unabhängigkeitsbewegung. Angeführt von Simón Bolívar, erklärte ein Land nach dem anderen seine Unabhängigkeit. Nach zahlreichen Schlachten (u.a. Pantano de Vargas, Puente de Boyacá) gelang es Kolumbien, seine Unabhängigkeit zu erringen. Der Traum Bolívars von einem „Groß-Kolumbien“, das Kolumbien, Venezuela, Ecuador und Panama vereinte, währte jedoch weniger als zehn Jahre. Das Gebilde zerfiel 1830 in seine Einzelteile und der Befreier verstarb verbittert in Santa Marta.

Zum Präsidenten wurde 1821 Bolívar gewählt. 1830, nach Bolívars Tod, zerfiel diese Föderation auch weil Bolívars Versuche gescheitert waren, Peru und Bolivien zu gewinnen. Ecuador und Venezuela erklärten sich für unabhängig. Panama und Kolumbien bildeten Neugranada. Einem Bürgerkrieg ähnlich waren die Zeiten des Konfliktes zwischen Liberalen und Konservativen. Die Liberalen wollten einen Bundesstaat und rekrutierten sich aus dem Bürgertum der Handelsstädte. Die Konservativen wollten einen starken Zentralstaat. Sie kamen aus der Schicht der Großgrundbesitzer. 1863 setzten die Liberalen eine Verfassung durch und nannten den föderalen Staat: „Vereinigte Staaten von Kolumbien“. 1886 erließen die Konservativen eine Verfassung, in der Kolumbien wieder in einen Zentralstaat, die „Republik Kolumbien“. Kolumbien war die erste Demokratie Lateinamerikas und die zweite in Amerika nach der der USA.

Kolumbien ist einer der Staaten, die durch den Zerfall Großkolumbiens im Jahr 1830 entstanden (die anderen sind Ecuador, Panama und Venezuela). Bis 1861 wurde es weiterhin als Neugranada bezeichnet, dann wurde es zu Ehren von Christoph Kolumbus in Kolumbien umbenannt. Bis zum Jahre 1903 gehörte auch das heutige Panama zu Kolumbien.

Erst 1886 gelang es, Kolumbien in einer zentralistisch geführten Republik zu einigen. Diese Republik wurde bereits 1898 erneut auf eine Probe gestellt, als sich die anhaltenden internen Konflikte im „Krieg der Tausend Tage“ entluden. Zwischen 1899 und 1902 kämpften die oppositionellen Liberalen gegen die konservative Zentralregierung, ohne dass eine der beiden Seiten einen klaren Sieg erringen konnte. Der verheerende Konflikt (über 100.000 Tote) wurde schließlich durch einen Friedensvertrag entschärft, der den Liberalen eine zukünftige Regierungsbeteiligung sichern sollte. Nichtsdestoweniger blieb die „konservative Hegemonie“ (seit 1886) noch bis 1930 erhalten. Wesentlich schwerwiegender als die materiellen Verwüstungen des Krieges war jedoch dessen außenpolitisches Nachspiel. So nutzten die USA im Jahre 1903 die Schwäche Kolumbiens aus, um ihre geostrategischen Interessen in Panama durchzusetzen. Für den US-Präsidenten Theodore Roosevelt (1901–1908) war der Bau eines Schleusenkanals über die Landenge von Panama ein militärisches Gebot. Eine Abspaltung begünstigend war auch, dass der Isthmus nur schlecht in den kolumbianischen Zentralstaat integriert war und die dort ansässige Handelsoligarchie sich von Bogotá bevormundet und übergangen fühlte. Zuvor hatte der kolumbianische Senat den von den USA forcierten Bau des Panamakanal unter Verweis auf einen drohenden Souveränitätsverlust abgelehnt, woraufhin die Vereinigten Staaten in Abstimmung mit der panamaischen Separationsbewegung die Unabhängigkeit des Isthmusdepartements erzwangen. Kolumbien war derart geschwächt aus dem „Krieg der Tausend Tage“ hervorgegangen, dass es die von den USA militärisch abgeschirmte Machtübernahme in Panama-Stadt widerwillig akzeptierte.[17]

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erlebte Kolumbien eine Blütezeit, die eng verbunden war mit dem Aufstieg eines Exportprodukts: Kaffee. In den 1920er Jahren machte Kaffee bis zu 90 % der kolumbianischen Exporte aus und ermöglichte es dem Land, in den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur zu investieren und die staatlichen Institutionen zu stärken. Die Schattenseite dieses Booms waren zunehmende soziale Spannungen zwischen einer immer reicher werdenden Oligarchie und einer verarmten Landbevölkerung. Bis zum Jahre 1929 gedieh die Wirtschaft mit bis dahin unerhörten jährlichen Wachstumsraten. Nach dem „schwarzen Freitag“ 1929 kam es zur Krise und 1930 zum Regierungswechsel. Die Liberalen brachten dem Land eine Bodenreform und die Industrialisierung. Die Ermordung des linkspopulistischen Präsidentschaftskandidaten Jorge Eliécer Gaitán am 9. April 1948 in Bogotá war der Funke, der das Pulverfass zur Explosion brachte. Der bereits seit 1946 in ländlichen Gebieten zwischen Liberalen und Konservativen tobende Bürgerkrieg (La Violencia) wurde nun auch in die Städte getragen.

Der Bürgerkrieg seit 1948

Zwischen 1948 und 1953 trat die so genannte Violencia (wörtlich „die Gewalt“) in ihre härteste Phase ein. Während der konservative Präsident Mariano Ospina Pérez (1946–50) eine Regierungsbeteiligung der Liberalen anstrebte und auf Mäßigung setzte, schlug sein ebenfalls konservativer Nachfolger Laureano Gómez ab 1950 einen radikalen Kurs ein. Obwohl er aufgrund seines schlechten Gesundheitszustandes zeitweilig von Roberto Urdaneta ersetzt werden musste, blieb Gómez bis 1953 der bestimmende Mann im Hintergrund. Während seiner knapp dreijährigen Regierungsperiode kamen schätzungsweise 80.000 Menschen im politischen Konflikt ums Leben. Die Violencia, die sich noch bis etwa 1963 hinzog, verursachte insgesamt mehr als 200.000 zivile Todesopfer. Nach Bildung der so genannten „Nationalen Front“ (1958), kehrte trotz einer umfassenden Amnestiegesetzgebung unter Präsident Alberto Lleras Camargo (1958–62) noch kein Frieden ein. Der eliteninterne Pakt zwischen den Führern der Konservativen (Kreis um Laureano Gómez) und der Liberalen (Fraktion um Alberto Lleras) hatte ein paritätisches Regierungssystem zur Folge, bei dem sich beide Traditionsparteien im Wechsel von vier Jahren an der Macht ablösten. Daneben waren sämtliche Ämter in der Staatsverwaltung ebenfalls paritätisch nach Parteizugehörigkeit zu besetzen. Das System, welches formal bis 1974 bestand, dessen Wirkung jedoch noch bis in die 80er Jahre spürbar war, verstärkte den bereits bestehenden politischen Exklusivismus. Vor allem linksgerichtete Akteure (FARC, ELN, M-19, Quintín Lame, EPL etc.) sahen sich daher geradezu herausgefordert, mit Gewalt am politischen Prozess teilzunehmen. Von den während der 60er und 70er Jahre entstandenen Guerillagruppen hatten jedoch nur die aus den liberalen bäuerlichen Selbstverteidigungsgruppen (repúblicas independientes) hervorgegangenen FARC direkte Wurzeln in der Zeit der Violencia.

Nach dem kurzzeitigen – und für Kolumbien untypischen – Intermezzo einer Militärdiktatur unter dem von einem Teil der politischen Eliten gestützten Gustavo Rojas Pinilla (1953–1957) setzte sich die traditionelle „demokratische Herrschaft“ fort, wobei umfassende soziale Reformen weiterhin ausblieben. Bestimmte Strukturmerkmale des politischen Systems, wie zum Beispiel das starke Übergewicht der Exekutive oder der Ausschluss „radikaler“ Parteien verfestigten sich so mit der Zeit. Die formal älteste Demokratie Südamerikas nahm so den Charakter einer kartellhaften Konkordanzdemokratie an.[18]

Nach den liberalen Wahlsiegen von Alfonso López Michelsen (1974–1978) und César Turbay Ayala (1978–1982) nahmen Korruption und Misswirtschaft zu. Die unterdrückte Opposition und die politische Abhängigkeit von Polizei und Justiz führten zu Aushöhlung des Rechtsstaates. Paramilitärische Verbände halten Teile des Landes im Auftrag von Militär und Großgrundbesitzern besetzt. Die zeitgleich zunehmend an wirtschaftlicher Macht gewinnende Drogenmafia sah sich seit Anfang der neunziger Jahre durch das Eingreifen der USA in den lokalen Drogenkrieg bedroht. Nach der Zerschlagung der großen Netzwerke Cali-Kartell und Medellín-Kartell im Drogenkrieg sind es mittlerweile kleinere dezentrale Netzwerke, die das Rauschgift, dessen Konsum in Kolumbien selbst keine Rolle spielt, meist in den USA vertreiben.

Seit Jahrzehnten dauert nun schon ein bewaffneter Konflikt in Kolumbien an. Nach einer weiteren Welle von Gewalt und Terror verhängte Präsident Álvaro Uribe Vélez am 12. August 2002 für 90 Tage den Ausnahmezustand. Der im Jahre 2003 von Uribe begonnene Demobilisierungsprozess mit den Paramilitärs drohte zu scheitern. Ein Grund dafür war das spurlose Verschwinden des Gründers der Paramilitärs, Carlos Castaño, ein anderer die Forderung der Paramilitärs, für ihre Taten, einschließlich des Drogenhandels, nicht bestraft und an die USA ausgeliefert zu werden. Kolumbien bleibt weltweit das Land mit den meisten Entführungen und politischen Morden. Ein Großteil der von der UN beanstandeten Menschenrechtsverletzungen geht auf das Konto der Paramilitärs. Der Demobilisierungsprozess löste eine Kontroverse über die Straffreiheit von Personen aus, die massive Verbrechen begangen haben. Daneben wird kritisiert, dass Drogenhändler, die eine Auslieferung an die USA umgehen wollen, sich offiziell als ehemalige Paramilitärs ausgeben und so in den Genuss der Amnestie gelangen.

Siehe auch: Liste der Präsidenten Kolumbiens, Präsidentschaftswahlen in Kolumbien

Politik

Verfassung

Kolumbien ist seit 1886 eine demokratisch verfasste Republik mit einer politisch starken Stellung des Präsidenten nach US-amerikanischem Vorbild. Die (offizielle) Charakterisierung Kolumbiens als Demokratie beruht in erster Linie auf formalen Kriterien wie regelmäßig abgehaltenen Wahlen und einer oberflächlichen institutionellen Stabilität. In qualitativer Hinsicht weist die kolumbianische Demokratie allerdings Defizite auf.

Der Präsident wird direkt vom Volk für eine vierjährige Wahlperiode gewählt und kann – seit einer kürzlich erfolgten Verfassungsänderung – einmal wiedergewählt werden. Ein Vizepräsident hilft ihm bei den Amtsgeschäften. Der Präsident kann das Parlament auflösen und Neuwahlen erzwingen.

Als Präsidialrepublik ist Kolumbien verfassungsmäßig in die Exekutive, Legislative und Judikative aufgeteilt. Das Parlament besteht aus zwei Kammern, heißt Kongress und setzt sich aus dem Repräsentantenhaus (Cámara de Representantes) mit 166 Sitzen und dem Senat (Senado), der Vertretung der 32 Regionen, mit 102 Sitzen zusammen. Die geltende Verfassung wurde am 5. Juli 1991 nach einem Volksentscheid verabschiedet und gilt als eine der fortschrittlichsten – und umfangreichsten – der Welt. Fast alle Ämter, vom Präsidenten bis zum Abgeordneten, werden direkt vom Volk gewählt. Als volljährig gilt jeder ab dem 18. Lebensjahr und nur Mitglieder der Armee und Strafgefangene dürfen nicht wählen. Der Präsident des Senats und die Senats- und Kongressabgeordneten werden für eine Amtszeit von vier Jahren gewählt.

Obgleich die Exekutive in formeller Hinsicht der Kontrolle der Judikative (Corte Suprema, Corte Constitucional, Consejo de Estado, Consejo Superior de la Judicatura) der Legislative und sogar einem Ombudsman (Defensor del Pueblo) untersteht, ist in der politischen Praxis ein starkes Übergewicht des Präsidenten zu beobachten. Der von Klientelismus und der Durchsetzung partikularer Interessen gekennzeichnete Kongress hat in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr von seiner Kontrollfunktion eingebüßt. Aktuelle Skandale wie die so genannte parapolítica (etwa 30 % aller Kongressabgeordneten stehen unter dem Verdacht, die Interessen der rechtsgerichteten und illegalen Paramilitärs zu vertreten) haben das Vertrauen in den Kongress erschüttert. Ähnliches gilt für die unterschiedlichen Gerichtshöfe, deren Kompetenzen sich mehrfach überschneiden. Dies führt gegenwärtig zu einer beträchtlichen Lähmung des Justizsystems, das wie alle anderen Teile der Staatsverwaltung unter Korruption und Nepotismus leidet. In Folge dessen ist die sprichwörtliche Straffreiheit (impunidad) zu einem massiven innergesellschaftlichen Problem geworden. Insbesondere das 2004 erlassene Gesetz Gerechtigkeit und Frieden (Ley de Justicia y Paz) hat den weitgehenden Straferlass von mehr als 30.000 Paramilitärs zur Folge, unter denen sich auch zahlreiche „gewöhnliche Kriminelle“ verbergen. [19]

Die verfassungsmäßige Stellung des Präsidenten gegenüber dem Parlament (veto power) ist im Vergleich zu anderen Regierungssystemen der Hemisphäre ungewöhnlich stark und mit der politischen Reform des Jahres 2003 noch dominanter geworden. Momentan verfügt der Präsident, Álvaro Uribe Vélez, über eine komfortable Mehrheit so genannter „Uribista-Parteien“ im Parlament. Dabei handelt es sich jedoch keineswegs um historisch gewachsene und straff organisierte Parteien mit einer breiten Basis, sondern um Ad-hoc-Wahlbündnisse. Die Anhänger dieser Wahlplattformen setzen sich überwiegend aus Dissidenten der beiden Traditionsparteien zusammen, die zwar in der Vergangenheit eine große Anhängerschaft mobilisieren konnten, jedoch ebenfalls nicht entlang sozialer Konfliktlinien entstanden sind. Von einem definitiven Ende der klassischen „Zwei-Parteien-Herrschaft“ (bipartidismo) kann daher noch keine Rede sein.

Álvaro Uribe, amtierender Präsident, Aufnahme von 2004

Obwohl Álvaro Uribe keiner Partei angehört, maßgebliche Verfassungsänderungen vorgenommen hat (z. B. Wiederwahl) und sich als „Präsident aller Kolumbianer“ gibt, bleibt das entscheidende Charakteristikum des politischen Systems unverändert. Noch immer bestimmen die traditionellen Eliten über die Verteilung der Güter und die Ausübung politischer Macht. Die während des Frente Nacional (1958–62) entstandene kartellhafte Konkordanzdemokratie hat somit nur einen oberflächlichen Wandel erfahren. Qualitative Demokratiekriterien wie Partizipation und Pluralismus sind hingegen nur eingeschränkt verwirklicht. Die auf einer massiven Militarisierung beruhende Politik der aktuellen Regierung (seguridad democráctica), gepaart mit dem Kompetenzzuwachs der Exekutive (Estado comunitario) stehen der Entwicklung einer starken Zivilgesellschaft und eines stabilen Rechtsstaates diametral entgegen. Internationale Organisationen wie Amnesty International kritisieren deswegen vor allem die negative Menschen- und Bürgerrechtsbilanz der gegenwärtigen Regierung.[20]

Kolumbien ist Mitglied in der Union Südamerikanischer Nationen, der Organisation Amerikanischer Staaten und der Andengemeinschaft (CAN). Im Rahmen der CAN bemüht sich Kolumbien um den Abschluss eines Assoziierungsabkommens mit der EU. Kolumbien ist außerdem Mitglied der Weltbank, der WTO, der IDB und des IWF, der G3 und den Vereinten Nationen. Beitrittsverhandlungen zum Mercosur werden geführt. Kolumbien hat in den vergangenen Monaten erste Anstrengungen unternommen, um mit den zentralamerikanischen Staaten El Salvador, Guatemala und Honduras ein Freihandelsabkommen zu vereinbaren. Mit den USA hat Kolumbien einen bilateralen Freihandelsvertrag abgeschlossen, dessen Ratifizierung durch das nordamerikanische Parlament im Juni 2007 noch aussteht. Mit der OECD unterhält Kolumbien Arbeitsbeziehungen.

Die kolumbianische Nationalflagge trägt die „bolivarianischen“ Farben Gelb-Blau-Rot. Das Staatswappen zeigt die Landenge von Panama, den Kondor als Wappentier sowie den Leitspruch „Freiheit und Ordnung“. Die kolumbianische Nationalhymne mit dem Titel „O unverwelklicher Ruhm“ entstand Ende des ausgehenden 18. und des beginnenden 19. Jahrhunderts. Sie wurde von Rafael Núñez geschrieben und von dem Italiener Oreste Sindici vertont. Sie wurde im Jahr 1928 die offizielle Hymne des Landes. Bei offiziellen Anlässen wird nur die erste Strophe gesungen. Als erste Hymne Kolumbiens wird allgemein ein Volkslied aus dem Süden des Landes „La Guaneña“ angesehen.

Menschenrechte

Seit Jahrzehnten kommt es in Kolumbien zu „schweren und chronischen Verletzungen“ der Menschenrechte. Seit dem Amtsantritt des konservativen Staatspräsidenten Álvaro Uribe im August 2002 „verschwanden“ 14.000 Kolumbianer oder kamen gewaltsam ums Leben. Laut Untersuchungen der Kolumbianischen Juristenkommission CCJ war der Staat in 75 Prozent aller Fälle direkt oder indirekt involviert. 17,5 Prozent der Opfer wurden dabei direkt von den regulären Sicherheitskräften getötet. Der überwiegende Rest wird den ultrarechten Paramilitärs angelastet. Zusätzlich kamen von 2002 bis 2008 12.000 Menschen bei Kampfhandlungen ums Leben, so dass sich eine Opferbilanz von 26.000 Menschen ergibt.[21]

Seit 1986 wurden in Kolumbien 2674 Gewerkschafter ermordet, im Durchschnitt Einer an jedem dritten Tag. Der Bürgerkrieg in Kolumbien dreht sich vor allem um Ländereien. Eine Rückgabe der gewaltsam enteigneten Grundstücke ist im 2005 von Uribe erlassenen Gesetz für Gerechtigkeit und Frieden nicht vorgesehen. Die stattdessen vorgesehenen Geldzahlungen reichen laut Analyse des Chefs der Weltorganisation gegen Folter, Eric Sottas, bei weitem nicht aus, um alle vertriebenen Bauern zu entschädigen.[21]

Dem bald 50jährigen Konflikt fielen extrem viele Ureinwohner zum Opfer. Durch Explorationsprojekte, die auf den Lebensraum der 1,4 Millionen Ureinwohner keine Rücksicht nehmen, sind inzwischen ganze Völker vom Aussterben bedroht. Das internationale und unabhängige Ständige Tribunal der Völker (PTT) fand heraus, dass 18 der insgesamt 28 indigenen Gemeinschaften nicht einmal mehr hundert Angehörige zählen.[21] Nach Angaben des Präsidenten der Organización Nacional de Indígenas de Colombia (ONIC), Luis Ebelis Andrade, gab es in der Amtszeit Álvaro Uribes mindestens 1200 Morde an Ureinwohnern, die straflos geblieben sind.[10]

Nach Angaben der Koordinationsgruppe Kolumbien-Europa-USA, einem Zusammenschluss von Menschenrechtsorganisationen, fielen zwischen Juni 2002 und Juni 2007 955 Zivilisten außergerichtlichen Hinrichtungen seitens Armeeangehöriger zum Opfer.[22] Die Zivilisten, oft Jugendliche aus Elendsvierteln, wurden mit falschen Versprechen angelockt, in entlegene Landesteile gebracht, hingerichtet und danach als im Kampf getötete Guerilleros oder Paramilitärs dargestellt. Ziel der Morde war es, auf diese Weise Prämien wie zusätzliche Urlaubstage oder Geldbeträge zu erhalten.[23]

Die Arbeitsbedingungen der in so genannten Arbeitskooperativen (CTA) angestellten Zuckerrohrschneider werden oft als der Sklaverei nicht unähnlich bezeichnet. Die Ausgliederung der Arbeiter in CTAs hatte zum Ziel, die Zuckerrohrproduzenten von Beiträgen zur Krankenversicherung, Unfallversicherung und Rentenkasse zu befreien. Die Arbeitszeiten betragen 14 Stunden pro Tag, die Entlohnung ist miserabel und die Akkordarbeit ist mit gesundheitlichen Schäden verbunden. Auf Proteste gegen die Arbeitsbedingungen reagierte die Regierung mit Repression und der Anschuldigung, die Arbeiter würden mit der Guerilla zusammenarbeiten.[23]

Parteien

  • Partido Liberal (Kolumbien) (sozialliberal, Mitglied der Sozialistischen Internationale)
  • Partido Conservador Colombiano (konservativ)
  • Movimiento de Salvación Nacional (konservativ)
  • Alianza Democrática M-19 (ehemalige M-19-Guerillagruppe)
  • Polo Democrático Independiente
  • Unión Democrática
  • Unión Patriótica (kommunistisch)
  • Partido Comunista de Colombia (kommunistisch)
  • Movimiento Obrero Independiente y Revolucionario
  • Partido para Defensa del Folklore Nacional
  • Oxígeno Verde (Grüne)
  • La U

Bildungswesen

In Kolumbien wird die Bildung in vier Stufen aufgeteilt, Vorschule (preescolar), Schule (educación básica (primaria)), Gymnasium (educación media) und Universität (nivel universitario). Verantwortlich für die Bildung ist das Ministerium de Educación Nacional. Im Durchschnitt sind die staatlichen Bildungseinrichtungen für die Familien günstiger als die in privater Hand. Außerdem werden auch nicht staatlich anerkannte Titel, meist von privaten technischen Schulen, angeboten, die oft die Selbständigkeit des Auszubildenden zum Ziel haben.

Im Vorschulalter werden den Eltern, fast ausschließlich aus dem privaten Sektor, Kindergärten angeboten. Die letzten zwei Jahre vor der Grundschule werden Kinder (4–5 Jahre) und transición (Übergang) (5–6 Jahre) genannt. Von einem Kind in der transición Altersgruppe wird erwartet, dass es schon mit dem Lesen- und Schreibenlernen angefangen hat.

Die Schulzeit eines Kindes begrenzt sich auf neun Jahre, fünf davon in der Grundschule (primaria) und vier im Gymnasium (secundaria). Meist nur für Familien, die die nötigen finanziellen Mittel haben, bieten Schulen zwei weitere Jahre der Educación Media, auch Bachillerato (entspricht etwa dem deutschen Abitur) genannt, an. Schüler, die das Bachillerato machen, haben meist zum Ziel, die Universität zu besuchen.

Ausbildung in Kolumbien (Stand Volkszählung 2005)

Universitäten werden sowohl vom Staat als auch privat betrieben. Technische Abschlüsse werden nach drei Jahren, graduierte (vergleichbar mit Bachelor) nach vier und Diplome nach fünf Jahren vergeben. Ergänzend werden Master- und Doktortitel, letztere nur durch staatlich anerkannte Institutionen, angeboten. Die bekannteste und angesehenste Universität Kolumbiens ist die Universidad Nacional de Colombia mit Hauptsitz in Bogotá. Weitere führende Universitäten sind Universidad de los Andes, Universidad del Rosario und Universidad Javeriana. Das Studium in Kolumbien ist in Lateinamerika für sein hohes Niveau bekannt. Es gibt vier Deutsche Schulen, wo der Unterricht teilweise auf Deutsch geführt wird; in Barranquilla, Bogotá, Medellín und Cali.

Die Alphabetisierungsrate lag 2005 bei 89,9 % (92,6 % in Ballungsgebieten)[4].

Gesundheitswesen

Der Altersaufbau ist charakterisiert durch einen großen Anteil an junger Bevölkerung. Zwischen 1985 und 1990 ist zwar der Anteil von Menschen unter 15 Jahren von 45,7 % auf 36 % gesunken, dennoch ist dieser Wert sehr hoch. Für die männliche Bevölkerung ist die Lebenserwartung zwischen 1965 und 1993 von 54 auf 66,5 Jahre gestiegen, bei Frauen von 59 auf 72,4 Jahre.

Die medizinische Versorgung ist nicht gleichwertig über das Staatsgebiet verteilt; Küstengebiete und ländliche Regionen sind hier benachteiligt. Ärzte, medizinische Angestellte und Krankenhäuser konzentrieren sich auf die Ballungsgebiete. 23.520 Ärzte, 13.815 Zahnärzte und 43.065 Krankenpfleger verrichten ihren Dienst an der Gesundheit; 1989 wurden 45.858 Krankenhausbetten gezählt. Durch mangelnde Ernährung und schlechte Wohnbedingungen sind die Krankheiten Tuberkulose, Malaria, Dysenterie und Typhus in den wenig medizinisch versorgten Gebieten weit verbreitet. Um diesen Missstand zu beseitigen, hat der kolumbianische Staat Weltbankdarlehen aufgenommen und Einnahmen aus der Erdölproduktion für den Aufbau des Gesundheitssystems verwendet. Mutterschaft und Zahnarztbehandlung werden durch die Sozialversicherung unterstützt. Auch Arbeiter im Industriesektor sind unfallversichert und bei Invalidität versichert, die Angehörigen erhalten auch eine Unterstützung. Die Sozialversicherung wird durch Arbeitnehmer, Arbeitgeber und durch den Staat mit Hilfe von Beiträgen finanziert.

Militär

Polizei in Bogotá bei einer Demonstration

Die Kolumbianischen Streitkräfte gliedern sich in das Heer ("Ejercito Nacional"), die Marine („Armada Nacional“), die Luftwaffe ("Fuerza Aerea") und die Bundespolizei ("Policia Nacional"). In Kolumbien herrscht eine allgemeine Wehrpflicht für Männer mit einer Dauer von 12 bis 22 Monaten. Frauen können sich freiwillig für den Dienst an der Waffe entscheiden. In der Praxis wird die Wehrpflicht jedoch häufig unterlaufen (es gibt gesetzliche Ausnahmen: "Bachilleres", Studenten, Einzelkinder, usw.), weswegen sich die Streitkräfte fast ausschließlich aus den unteren Schichten rekrutieren. Aufgrund dieser sozialen Ungerechtigkeit hat Präsident Álvaro Uribe angekündigt, langfristig eine Berufsarmee einführen zu wollen. [24]

ARC Gloria Ausbildungsschiff der Marine

Die Streitkräfte unterstehen direkt dem Präsidenten, der als ihr Oberbefehlshaber fungiert. Nach dem Amtsantritt von Präsident Uribe (2002) hat sich die Zahl der Soldaten um mehr als die Hälfte erhöht. Arbeiteten 2001 noch ca. 190.000 Mann als Soldaten, so arbeiten in allen Bereichen der Streitkräfte gegenwärtig ca. 250.000 Soldaten. Im Rahmen der Politik der „demokratischen Sicherheit“ soll sich diese Zahl bis zum Jahr 2010 auf ca. 270.000 Soldaten erhöhen. Hinzu kommen etwa 150.000 Polizisten, von denen jedoch ein Teil als Militärpolizei arbeitet. Für das Jahr 2008 plant die Regierung Kolumbiens 5 % des BIP im militärischen Sektor [25] zu verwenden, womit der BIP-Anteil der Militärausgaben der USA (4,06 %, 2005) übertroffen wäre. Mit einem Budget im Jahr 2007 von 13,9 Mrd. US $ (6,3 % des BIP) liegt Kolumbien hinter dem wesentlich größeren Brasilien auf dem zweiten Platz in ganz Südamerika, die Militärausgaben betreffend, was sich aber auch durch die fortwährende Präsenz der aggressiv agierenden Guerillabewegungen erklärt. Es wird geschätzt, dass im Jahre 2008 die Militärausgaben 6,5 % des BIP erreichen werden, was dem Gesamtetat für die Bereiche Gesundheit, Bildung und Umwelt gleichkommen würde. Sollte die momentan stattfindende Militärreform fortgesetzt werden, so wird Kolumbien ab 2009 die höchsten Militärausgaben Süd- und Mittelamerikas zu verzeichnen haben.[26][27]

Präsidentschaftswahl 2006

Hauptartikel: Präsidentschaftswahlen in Kolumbien 2006

Die Bevölkerung Kolumbiens wählte am 28. Mai 2006 einen neuen Präsidenten. Zur Wahl standen unter anderem der amtierende Präsident Álvaro Uribe, der Kandidat der Liberalen Horacio Serpa, der Mitte-Links-Kandidat Carlos Gaviria vom PDA und der ehemalige Bürgermeister der Hauptstadt Bogotá, Antanas Mockus. Mit 62 % der Stimmen, dem höchsten Wert der letzten 80 Jahre, wurde Álvaro Uribe in seinem Amt bestätigt. Die Wahlbeteiligung sank im Vergleich zu den letzten Wahlen. 54,89 % der Wahlberechtigten gaben keine Stimme ab, 53,53 % waren es bei der Wahl 2002 gewesen.

Administrative Gliederung

Zwischen 1861 und 1886 war Kolumbien eine Bundesrepublik und bestand aus den neun Bundesstaaten Antioquia, Bolívar, Boyacá, Cauca, Cundinamarca, Magdalena, Panamá, Santander y Tolima. 1886 wurden die Bundesstaaten aufgelöst und durch 23 Departamentos ersetzt. Im frühen 20. Jahrhundert wurden weitere vier Intendencias und fünf Comisarías zur Verwaltung der dünnbesiedelten Urwaldgebiete am Amazonas eingerichtet.[28] 1991 wurden sämtliche Intendencias und Comisarías in reguläre Departamentos umgewandelt.

Kolumbien ist politisch in 32 Departamentos und einen Hauptstadtdistrikt (Distrito Capital) unterteilt. Jedes Departamento hat einen Gouverneur (gobernador) und einen Departementsrat (Asamblea Departamental), die alle vier Jahre vom Volk gewählt werden. Der Gouverneur kann nicht für eine unmittelbar folgende Regierungszeit wiedergewählt werden. Die Departamentos sind weiter in 1121 Gemeinden (Municipios) oder gemeindeähnliche Verwaltungseinheiten (Corregimientos Departamentales abgekürzt: C.D.) eingeteilt, die von einem volksgewählten Bürgermeister (Alcalde) und einem Gemeinderat (Consejo Municipal) regiert werden. Zehn Gemeinden gelten wegen ihrer besonderen Stadtstruktur als Distrikte (Distritos), sie werden ebenfalls von einem Bürgermeister und einem Rat des Distrikts (Consejo Distrital) geleitet. Bogotá ist als Bundesdistrikt eine Ausnahme und ist weiterhin vom Departamento Cundinamarca abhängig. Barranquilla bildet offiziell den Spezial-, Industrie- und Hafendistrikt Barranquilla (Distrito Especial, Industrial y Portuario de Barranquilla kurz: Distrito Barranquilla). Santa Marta (Distrito Turístico, Cultural e Histórico de Santa Marta) und Cartagena (Distrito Turístico y Cultural de Cartagena de Indias) bilden die beiden anderen Distrikte. 2007 wurden Cúcuta, Popayan, Tunja, Buenaventura, Turbo und Tumaco ebenfalls zu besonderen Distrikten erklärt.[29]

Liste der Departamentos, deren jeweilige Hauptstadt in Klammern:

Kolumbien und dessen Departamentos, Bogotá rot markiert
  1. Amazonas (Leticia)
  2. Antioquia (Medellín)
  3. Arauca (Arauca)
  4. Atlántico (Barranquilla)
  5. Bolívar (Cartagena de Indias)
  6. Boyacá (Tunja)
  7. Caldas (Manizales)
  8. Caquetá (Florencia)
  9. Casanare (Yopal)
  10. Cauca (Popayán)
  11. Cesar (Valledupar)
  12. Chocó (Quibdo)
  13. Córdoba (Monteria)
  14. Cundinamarca (Bogotá)
  15. Guainía (Puerto Inírida)
  16. Guaviare (San José del Guaviare)
  17. Huila (Neiva)
  18. La Guajira (Riohacha)
  19. Magdalena (Santa Marta)
  20. Meta (Villavicencio)
  21. Nariño (Pasto)
  22. Norte de Santander (Cúcuta)
  23. Putumayo (Mocoa)
  24. Quindío (Armenia)
  25. Risaralda (Pereira)
  26. San Andrés und Providencia (San Andrés)
  27. Santander (Bucaramanga)
  28. Sucre (Sincelejo)
  29. Tolima (Ibagué)
  30. Valle del Cauca (Cali)
  31. Vaupés (Mitú)
  32. Vichada (Puerto Carreño)
  33. Bogotá - Distrito Capital

Infrastruktur

Übliche Überlandstraße in Kolumbien
Chiva Bus
Historische Brücke in Popayan
El Cerrejón, größter Steinkohleabbau in Lateinamerika

Eisenbahn

Kolumbien besitzt ein 3.304 km langes Schienennetz in 914-mm-Spur sowie ein 150 km langes Normalspurnetz zum Kohletransport von El Cerrejón zum Hafen Bahía Portete. Der Personenverkehr auf der Schiene beschränkt sich auf drei kurze touristische Strecken im Raum Bogotá. Das Pazifik-Netz vom Hafen Buenaventura über Cali nach Zarzal und Armenia wird zur Zeit modernisiert.

Straßen

Zusammen mit den 112.998 km Straßennetz, von denen nur ca. 26.000 km geteert sind, besitzt Kolumbien daher eine der schlechtesten Verkehrsinfrastrukturen Süd- und Mittelamerikas. Der Straßenausbau liegt mit etwa 100 m/km² unter dem lateinamerikanischen Durchschnitt von 118 m/km².

Eine der Hauptverbindungsstraßen ist die Panamericana, die von Alaska bis Süd-Chile führt und Nordamerika mit Südamerika verbindet. Im Urwaldgebiet des Darién, im Grenzgebiet zwischen Panama und Kolumbien, befindet sich jedoch eine Unterbrechung, der so genannte Tapón del Darién (auch unter dem englischen Namen Darien Gap bekannt), die bisher noch nicht geschlossen wurde.

In den letzten Jahren wurden zahlreiche Großprojekte in Angriff genommen, darunter ein Tunnel im Raum Armenia und Ibagué unter der Zentralkordilliere hindurch, um Bogotás Verbindung nach Cali und weiter zum Pazifikhafen Buenaventura zu verbessern.

Häfen

Ein Großteil des kolumbianischen Im- und Exports Kolumbiens wird über große Seehäfen abgewickelt, die über moderne Containerterminals verfügen. Von größerer Bedeutung sind die Häfen von Barranquilla (Karibik), Buenaventura (Pazifischer Ozean), Cartagena (Karibik), Muelles El Bosque, Puerto Bolivar (Karibik), Santa Marta (Karibik) und Turbo (Karibik).

Flughafen

Der größte Flughafen Kolumbiens ist der Eldorado Flughafen Bogotá in der Hauptstadt. Über das ganze Land sind zusätzlich viele kleine Regionalflughäfen verteilt, die Zahl der Flughäfen wird auf 980 geschätzt.

Telekommunikation

Es sind etwa 25,89 Millionen Festnetztelefone in Betrieb. Der zweitgrößte Telekommunikationskonzern in Kolumbien ist TELECOM, der größte ist ETB (Empresa de Teléfonos de Bogotá), der größte Anbieter von Internet- und Mobilfunkdiensten in Kolumbien. COMCEL, Movistar und Tigo und weitere zum Teil lokale Anbieter betreiben heute ein nahezu flächendeckendes Netz für die Mobiltelefonie.

Offiziell funken 413 LW/MW- und 217 UKW-Radiosender; es sind ca. 10,5 Millionen Fernseher im Einsatz.

Energie

Die Stromgewinnung aus Wasserkraft stellt etwa die Hälfte der erzeugten Energie, danach folgen Kohle mit einem Viertel und Erdgas.

Seit der neuen Verfassung von 1991 sind die staatlichen Investitionen in die Infrastruktur zurückgegangen, die privaten dagegen angestiegen. Dadurch ist die Beteiligung des Privatsektors in Infrastrukturprojekte des Transportes, Strom und Wasserversorgung rasant gestiegen. Seit 1994 werden Teile des Fernstraßennetzes in Konzession an Privatunternehmer vergeben, die bis dato dadurch 10 % bis 15 % des Straßennetzes verwalten. Diese Strecken werden über eine Maut finanziert.

Busse

Das Busnetz ist im ganzen Land, wie auch in der Hauptstadt, in privater Hand und kann unübersichtlich erscheinen. Auch das in der Hauptstadt angesiedelte TransMilenio-System wird privat betrieben, unterliegt jedoch stärkerer staatlicher Kontrolle. Dieses ist eher mit einer U-Bahn vergleichbar, denn die Fahrbahnen werden ausschließlich für den TransMilenio-Busverkehr benutz. Zwischen den Städten und Dörfern ist die gängigste Verkehrsart der Überlandbus. Verschiedene Busunternehmer bieten eine Vielzahl an Komfort- und Preisklassen an. Busbahnhöfe sind in fast jeder Stadt vorhanden. Im Stadtverkehr gibt es außerhalb des TransMilenio-Systems kaum Bushaltestellen. Der Bus hält fast überall auf Zuruf.

Postwesen

Das Postwesen wurde bereits während der spanischen Kolonialzeit eingeführt, ab 1859 gab es kolumbianische Briefmarken (Siehe: Kolumbianische Postgeschichte).

Wirtschaft

2000-Peso-Schein und 500-Peso-Münze
Verbraucherpreisindex in Kolumbien und vier weiteren Staaten im Nordwesten Südamerikas, 1994-2004

Kolumbien gehört zu den führenden Wirtschaftsnationen Lateinamerikas und ist der größte Produzent zahlreicher Schnittblumenarten. Bei der Produktion von Nelken steht es weltweit an erster, bei Schnittblumen insgesamt an zweiter Stelle. Mit 3500 verschiedenen Orchideen-Arten hat Kolumbien die größte Vielfalt der Welt. Ebenfalls an erster Stelle steht Kolumbien bei der Produktion von Smaragden und Guadua-Holz. Es ist außerdem der viertgrößte Kaffee-Produzent der Welt und steht bei der Produktion von Bananen weltweit an dritter Stelle. Bei der Produktion von Kartoffeln ist Kolumbien in Lateinamerika führend.

Kolumbiens Wirtschaft wächst trotz der Unruhen kontinuierlich und stellt damit in Südamerika den größten Wachstumsmarkt nach Chile dar. In den vergangenen 20 Jahren wurden die Konsumgüter- und die Grundstoffindustrie verstärkt ausgebaut. Heute spielen die Nahrungsmittel- und die Textilindustrie die größte Rolle.

Darüber hinaus ist Kolumbien weltweit der viertgrößte Produzent von Kohle und Nickel und hat außerdem eine sichere Erdölreserve von zwischen 1,54 bis 1,84 Milliarden Barrel.[30] Kolumbien wird im allgemeinen ein großes ökonomisches Potential zugeschrieben. Das liegt unter anderem an der fortgeschrittenen Industrialisierung, politischer Stabilität und an der großen Menge an Rohstoffen. Kolumbien verfügt über einen großen Aktivposten, sein "Humankapital", das aufgrund seiner sehr hohen Managementfähigkeiten weltweite Anerkennung findet: Das World Competitiveness Year Book 2003 verleiht Kolumbien den zweiten Platz unter dreißig Volkswirtschaften mit mehr als 20 Millionen Einwohnern. Dieser Index misst die Wettbewerbsfähigkeit auf der Managerebene. Die kolumbianischen Manager belegen den zweiten Platz nach denen der USA.

In dem Ranking der unternehmerfreundlichsten Länder der Welt, welches von der Weltbank-Tochter International Finance Corporation erstellt wurde, landete Chile 2005 auf dem 25. Platz. Deutschland besetzt laut dieser Studie Platz 19, Kolumbien als zweitbestes südamerikanisches Land Platz 66.[31]

Ein Teil der kolumbianischen Wirtschaft wird direkt oder indirekt vom Anbau und der Produktion von illegalen Drogen beeinflusst. So bauen Bauern insbesondere Koka, aber auch Schlafmohn an, da sie sich so ein besseres Einkommen versprechen, als bei der Produktion von Nahrungsmitteln oder Kaffee; und der Druck der Drogenkartelle ermöglicht es den Kokabauern oft auch nicht, auf legale Waren umzuschwenken.

Das Bruttosozialprodukt stieg im Jahr 2005 auf 109 Milliarden US-Dollar. Das Durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen ist USD 2.157. Seit 1998 gilt Kolumbien als ein positives Beispiel für finanzielle Stabilität und erfolgreiche Marktreformen.

Wichtige kolumbianische Unternehmen sind: Ecopetrol (Erdöl), Bavaria (Bier und Getränke), ETB (Kommunikation), ISA (Energie), EXITO (Supermärkte), Compañia Nacional de Chocolates (Lebensmittel), Manuelita (Zucker), Colpatria (Bank), Alpina (Milchprodukte), Coltejer (Textilien), Acerías Paz del Río (Stahl), Argos (Zement), Corona (Keramik) und Norma (Druckerei). Auch große ausländische Unternehmen wählten Kolumbien zum Schwerpunkt ihrer südamerikanischen Aktivitäten, so Siemens, Microsoft, Renault, Bayer, BASF, Dupont, Procter & Gamble, STEAG, Goodyear, General Motors und Hewlett-Packard.

Außenhandel

Zollgebäude (Aduana)

Heute ist die kolumbianische Wirtschaft von einem Mix verschiedenster Produkte charakterisiert, bei denen Kaffee eine zwar wichtige aber mit rund 15 % der Exporterlöse nur noch untergeordnete Rolle spielt. Mit der Globalisierung der Wirtschaftswelt sind andere Produkte in den Vordergrund gerückt wie Bananen, Schnittblumen, Smaragde, exotische Früchte, Zuckerrohr und Zucker, Tabak, Reis, Industrieprodukte, Mode - und Designerartikel, Bekleidungsindustrie, Textilien, Lederwaren, Chemikalien, Lebensmittel, Erdöl, Erdgas und Erdölderivate, Steinkohle und Kohlederivate, Gold, Nickel und Zucker. Wichtigste Einfuhrgüter sind Kraftfahrzeuge, Ausrüstungen für die Telekommunikation, chemische Produkte und Vorprodukte, Eisen- und Stahlprodukte, Papier und Karton, Polyethylen und landwirtschaftliche Produkte.

Das Land ist der zweitgrößte Exporteur landwirtschaftlicher Produkte in die USA.

Zunehmende Bedeutung kommt in Kolumbien dem Dienstleistungssektor zu. Hierbei ist beispielsweise der Tourismus zu nennen, für den Kolumbien landschaftlich und kulturell ideale Voraussetzungen bietet, der aber durch die Sicherheitslage im Land nach wie vor gehemmt wird.

Das Smaragdvorkommen ist ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor. Kolumbien exportiert die Steine zu einem ganz überwiegenden Teil. In Kolumbien werden jährlich Smaragde mit einem offiziellen Handelsvolumen zwischen 150 und 400 Mio. US-Dollar exportiert, wobei der gleiche Betrag für den Schwarzhandel hinzugerechnet werden muss.

Bedeutendster Handelspartner sind die USA, die 40 % der gesamten Exporte abnehmen. Zweitwichtigster Handelspartner sind die Staaten der Andengemeinschaft, gefolgt von der Europäischen Union. Haupthandelspartner des Landes sind in Lateinamerika Venezuela, Mexiko, Ecuador, Brasilien, Chile und Argentinien. Allerdings wird die Volksrepublik China immer wichtiger.

Kultur

Teatro Colón, Theater in Bogotá

Die große Fläche des Landes, die Kolonisation durch die Spanier und die geografische Abgeschiedenheit einiger Regionen lassen nicht von nur einer kolumbianischer Kultur sprechen. Außerdem haben sich Teile des Landes über die Jahrzehnte unterschiedlich schnell entwickelt und wurden durch oft gezwungene Zuwanderung aus Afrika, Europa und Arabien beeinflusst. Die katholische Religion kann aber als ein verbindendes Merkmal gewertet werden, da über 90 % der Bevölkerung als solche getauft sind. Viele der folgenden Merkmale einzelner Subkulturen in Kolumbien sind vergleichbar mit denen anderer süd- und mittelamerikanischer Staaten.

Kultur aus Bogotá

Bis vor einigen Jahrzehnten hatte die Hauptstadt des Landes eine ganz eigene Subkultur, die aber durch große Landflucht und die Aussicht auf Arbeit im 21. Jahrhundert zum Großteil wieder verloren gegangen ist. Die Bogotanos, oder Cachacos wie sie umgangssprachlich bekannt waren, haben ihren eigenen Akzent, in dem das Z und C wie ein S gesprochen werden. Dieser Dialekt ist besonders einfach zu verstehen und wird auch heutzutage gerne als das beste Spanisch gepriesen.

Kultur der Paisas

Das Wort Paisa stammt sicherlich von dem Wort Paisano (Landmann) ab, gilt aber in Kolumbien als Beschreibung einer Subkultur derer, die aus den Departamentos Antioquia,Caldas, Quindío, Risaralda, dem Norden des Valle del Cauca und Nordosten des Tolimas stammen.

Der Paisa gilt als produktiv, aktiv, sparsam und unternehmerisch, was aber durchaus aus einer Vielzahl von Vorurteilen stammen könnte. Auf Grund der geografischen Lage, die sehr bergig ist, waren die Paisas während der Konquista sehr unabhängig von der Kultur der Spanier und den Nachbargebieten.[32] Auch diese Subkultur ist durch einen eigenen Akzent geprägt, der sich durch die Eigenart des Voseo, eine unterschiedliche Art im Spanischen zu Duzen, kennzeichnet.

Kultur der Costeños

Als Costeño wird eine Person aus der karibischen Küstenregion Kolumbiens genannt, die meistens afrikanischer Abstammung ist. Die Costeños werden als fröhliches und lautes Volk charakterisiert. Besonders ausgeprägt ist diese Subkultur in den Gebieten um die Städte Cartagena, Barranquilla und Santa Marta. Die für diese Gegend üblichen Nahrungsmittel Bananen, Kokosnuss, Reis und Fisch sind für die Costeños kennzeichnend. Deren Akzent wird dadurch erkannt, dass das ‚s‘ am Ende des Wortes nicht ausgesprochen wird und unterdrückt wird, wenn ein Konsonant darauf folgt (Beispiel: cohta anstatt costa).

Kultur aus den Llanos

Die Llaneros kommen aus den tropischen Savannen um den Orinoko-Fluss. Seit der Teilung von Kolumbien und Venezuela 1830 ist die Kultur weitgehend dieselbe geblieben.

Literatur und Kunst

Totenmaske, Ilama (Calima), Kolumbien, 1. Jahrtausend v. Chr., Goldblech

Kolumbien rühmt eine lange Geschichte der Künste, die bis in die präkolumbischen Zeiten zurückgeht. Bekannt sind aus diesen Zeiten Goldfiguren, Schmuck und Tonarbeiten. In der Hauptstadt Bogotá sind im Goldmuseum viele dieser Stücke zu bewundern, weil es das größte der Welt ist. Ein Großteil der Kunststücke ist aber seit der Entdeckung, erst durch die Entdecker und dann durch Grabräuber, verschwunden. Die diversen Volksgruppen stellen weiterhin unterschiedlichste Arten von Kunst her, unter anderem die handgewebten Handtaschen (Mochilas) und Hängematten der Guajiros.

Zu den bekanntesten kolumbianischen Künstlern des 20. Jahrhunderts zählen Omar Rayo, Enrique Grau, Fernando Botero und Alejandro Obregón. Weitere herausragende Künstler der vergangenen Jahrzehnte sind Edgar Negret, Eduardo Ramirez Villamizar, Rodrigo Arenas Betancourt, Doris Salcedo sowie die deutschstämmigen Guillermo Wiedeman und Leopold Richter.

Salzkathedrale - Adam

Bekanntester kolumbianischer Schriftsteller ist der Literaturnobelpreisträger Gabriel García Márquez, der mit Werken wie Hundert Jahre Einsamkeit oder Die Liebe in den Zeiten der Cholera Weltruhm erlangt hat. Andere berühmte Schriftsteller sind Jorge Isaacs, Alvaro Mutis, Tomás Carrasquilla, Fernando Vallejo und José Eustasio Rivera. Weltbekannte Dichter sind José Asunción Silva und Guillermo Valencia. In der Kinderliteratur vertritt das Land der Fabeldichter Rafael Pombo.

Auch die kolumbianische Architektur hat bedeutende Beiträge geliefert. Neben den herausragenden Bauten der Kolonialzeit, die sich in Städten wie Cartagena oder Mompox erhalten haben, sind auch Bauwerke jüngeren Datums zu nennen. Der Name Rogelio Salmona steht besonders für die Bauten der Moderne, die das Gesicht vieler kolumbianischer Großstädte prägen

Torso einer Frau von Botero

Das kolumbianische Theater gehört zur Avantgarde Lateinamerikas. Insbesondere das zweijährlich von Fanny Mikey organisierte Festival Iberoamericano de Teatro in Bogotá hat sich zum Pflichttermin lateinamerikanischer Theaterschaffender entwickelt. Barranquilla, Pasto und Riosucio sind durch überregional bekannte Karnevalsfeiern bekannt geworden. Auch der kolumbianische Tanz gehört zum Kulturgut, der sich in vielen regionalen Arten entwickelt hat.

Der kolumbianische Film ist zwar international nicht so bekannt wie die Filmindustrie Brasiliens oder Kubas, hat aber mit Vertretern wie Sergio Cabrera Anerkennung auf Filmfestivals in Europa gefunden. In diesem Zusammenhang sind auch – seichtere – kolumbianische TV-Produktionen zu nennen, wie das Telenovela-Format Yo soy Betty, la Fea, das rund um den Globus kopiert wird.

Die kolumbianische Küche ist, der Geografie des Landes entsprechend, sehr vielfältig mit starken regionale Unterschieden. Gemeinsamer Nenner ist dabei die Bedeutung von Reis, Kartoffeln, Bohnen und Kochbananen. In den Küstentiefländern dominiert der Fisch als Hauptspeise, während in den Hochländern eher deftige Speisen wie der Ajiaco-Eintopf prägend sind.

Weltkulturerbe der UNESCO in Kolumbien

Die UNESCO erklärte bisher sechs Plätze in Kolumbien zum Weltkulturerbe.

als Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Kulturerbes sind anerkannt:

Bogotá: Welthauptstadt des Buches 2007

Bogotá ist von der UNESCO zur Welthauptstadt des Buches 2007 gewählt worden. Die kolumbianische Hauptstadt überzeugte durch ein umfassendes kulturelles Programm rund um das Buch, kreative Aktivitäten und eine rege Beteiligung öffentlicher und privater Akteure des Buchsektors. Wie konnte sich die Hauptstadt eines Landes, das in Europa kaum mit Büchern und Buchkultur in Verbindung gebracht wird, gegen Konkurrenten wie Amsterdam (Niederlande), Wien (Österreich) und Coimbra (Portugal) durchsetzen?

Obwohl sich Kolumbien inzwischen zu einem der wichtigsten Buchexporteure Lateinamerikas entwickelt hat, ist die rasante Entwicklung der kolumbianischen Buchproduktion und Buchkultur im Verborgenen verlaufen. Die Veröffentlichung bietet eine Darstellung der vier wichtigsten Einflussfaktoren der Buchkultur in Kolumbien: die Entwicklung des kolumbianischen Buchmarktes, die Entstehung des Kinder- und Jugendbuchmarktes, das Wachstum der kolumbianischen Bibliothekslandschaft und das Wirken der verschiedenen Institutionen zur Leseförderung. Die Verbreitung des Buches in der kolumbianischen Gesellschaft wird aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet. Die wichtigsten Akteure auf dem Buchmarkt, in der Bibliothekslandschaft und in der Leseförderung werden vorgestellt. [33]

Musik

Shakira: "Musikexport Nr. 1"

Die traditionelle kolumbianische Musik ist sehr vielfältig. Die Musik der Karibikküste, wo viele Afro-Kolumbianer leben, ist stark von afrikanischen Rhythmen geprägt, wie man es in Stilen wie der Cumbia und dem verwandten, aber melodischeren Vallenato hören kann. Eine neue in dieser Region Kolumbiens entstandene Musikrichtung ist der ebenfalls stark von afrikanischen und karibischen Einflüssen geprägte Champeta. Als Beispiel für einen von den spanischen Eroberern geprägten Musik- und Tanzstil wäre Joropo zu nennen, der in den Llanos, einer gemeinsamen Region Kolumbiens und Venezuelas populär ist.

Völlig anders ist dagegen die traditionelle Musik der Andenregion um Bogotá, die eine Mischung spanischer und vorkolumbischer Stilelemente ist und damit der Folkloremusik des Hochlandes von Peru und Ecuador ähnelt. Im Rest des Landes ist die traditionelle Musik vor allem von spanischen und italienischen Einflüssen geprägt.

Salsa ist in Kolumbien, wie auch im Rest Südamerikas ebenfalls sehr beliebt. Berühmte kolumbianische Salsa-Interpreten sind die Grupo Niche, Fruko y sus Tesos und Joe Arroyo. Die bekannteste Musikerin Kolumbiens ist die Sängerin Shakira. Mittlerweile haben es auch der Pop-Sänger Juanes und der Vallenato-Interpret Carlos Vives zu internationaler Berühmtheit gebracht.

In den kolumbianischen Großstädten gibt es seit den 1990er Jahren eine ständig wachsende moderne Musikkultur. Im Jahr 1994 fand zum ersten Mal das Festival Rock al parque statt, das mittlerweile das größte kostenlose Rockfestival Lateinamerikas ist. In den vergangenen Jahren hat auch der Hip Hop in den Großstädten Kolumbiens immer mehr an Anerkennung gewonnen. Die oft in ghettoähnlichen Vierteln lebenden Jugendlichen identifizieren sich mit der afroamerikanischen Subkultur, da auch sie am Rande der Gesellschaft leben. Die Sociedad FB7 aus Medellin machte 2005 eine Tour durch Deutschland.

Kolumbien besitzt außerdem eine lange Tradition in der Komposition klassischer Musik europäischer Prägung. Diese beginnt mit den teilweise heute im Kathedralarchiv erhaltenen geistlichen Kompositionen an der Kathedrale von Bogotá aus dem 17. Jahrhundert. Auch aus dem 18. und frühen 19. Jahrhundert sind Kompositionen überliefert.

Einen Aufschwung erfuhr die „klassische“ Musikproduktion im späten 19. und 20. Jahrhundert, vergleichbar mit der Entwicklung in anderen südamerikanischen Staaten nach der Erlangung der Unabhängigkeit. Hervorzuheben ist hier insbesondere der Komponist Adolfo Mejía, dessen Werke in Kolumbien sehr populär sind.

Kolumbien besitzt mehrere professionelle Sinfonieorchester und mehrere Berufsausbildungsstätten für Musikberufe.

Medien

Kolumbiens Medienwelt besteht im wesentlichen aus dem Fernsehen (fast 15 Sendern), der Presse und dem Radio. Die meistgelesenen Zeitungen sind El Tiempo und bis zur Umwandlung zur Wochenzeitung El Espectador. Außerdem werden El Colombiano, El Pais und Vanguardia Liberal, La Patria, El Heraldo, El Nuevo Dia und El Universal veröffentlicht. Die bekanntesten Zeitschriften sind Semana (Politik), Cambio (Politik), Portafolio (Wirtschaft), Cromos (Varieté) und SoHo (Varieté).

Radio ist ein sehr beliebtes Medium in Kolumbien. Es gibt eine Fülle von staatlichen und privaten Radiosendern. Von den privaten Radiosendern sind viele in Cadenas (Radio-Ketten) zusammengeschlossen und so kann man viele Sender aus Bogotá im ganzen Land empfangen.

Einige kolumbianische Fernsehserien, darunter viele Telenovelas und Familienserien wie Yo soy Betty, la fea, sind wegen ihrer niedrigen Produktionskosten und der hohen Qualität zu einem Exportschlager geworden. Yo soy Betty, la fea wurde zur Vorlage für einige andere Fernsehserien, so zum Beispiel in Deutschland für Verliebt in Berlin.

In Kolumbien herrscht heutzutage weitestgehend die Pressefreiheit. Wie in vielen Ländern, sind die einzelnen Medien im Eigentum von nur wenigen Gesellschaften und werden auch zu politischen Zwecken genutzt. Die Organización Ardila Lülle als Beispiel ist Eigentümer von Radio Cadena Nacional (RCN), einem großen Radiosender, seit 1995 auch des eigenen TV Senders RCNTV und auch des größten Musikverlegers Sonolux. Firmen und Beteiligungen der Familie Santo Domingo und des Grupo Santo Domingo sind (Teil)Inhaber von Radio Caracol, Caracol TV, Bogotá City TV und der Zeitung El Espectador.

Sport

Kolumbien ist besonders für Fußball und Radsport international bekannt und war mehrere Jahre lang durch Juan Pablo Montoya, der jetzt in der NASCAR Liga fährt, in der Formel 1 vertreten.

2005 hat die Golfspielerin María Isabel Baena erstmalig einen Titel für Kolumbien bei dem in New Jersey, USA ausgetragenen Match Play-Meisterschaft gewonnen. Mittlerweile belegt der Kolumbianer Camilo Villegas den zweite Platz hinter dem legendären Spieler Tiger Woods in der Ford Golf Championship 2006 in Miami. Baena, Villegas und Jesus Armando Amaya „La Estrellita“ sind die stärksten Vertreter des Landes in dieser außergewöhnlichen Disziplin für ein lateinamerikanisches Land. Sie versprechen viel für die LPGA und PGA in den nächsten Jahren. Bekannteste Tennisspieler sind Fabiola Zuluaga, Miguel Tobón und Alejandro Falla. Clara Juliana Guerrero ist die weltbeste Kegelspielerin, eine Sportart in der auch u.a. die Geschwister Paola Rocío Gómez Ardila und Jaime Andrés Gómez Ardila das Land vertreten.

Boxen

Geboxt wird in Kolumbien besonders an den Küsten. Jedoch ist die Infrastruktur zur Förderung dieses Sports nicht Priorität des Staates. So sind ein Großteil der später bekanntgewordenen Boxer mit eigenen Mitteln zu dem geworden. Berühmte Boxer sind der legendäre Antonio Cervantes „Kid Pambelé“, der vier Jahre lang Weltmeister in der Gewichtsklasse 140 Pfund Juniorgewicht der (WBA) war und Miguel „Happy“ Lora, der zwischen 1985 und 1989 den Weltmeistertitel in der Gewichtsklasse 118 Pfund Bantamgewicht der (WBC) hielt. Ein weiterer aufstrebender Boxer, der zurzeit zu den besten im Mittelgewicht gehört, ist Edison Miranda.

Fußball

Hauptartikel: Kolumbianischer Fußball

Eine Fußballliga wurde 1924 angedacht und durch den Beitritt 1936 zu der Confederación Sudamericana de Fútbol (CONMEBOL) besiegelt. Die Nationalelf spielte zum ersten Mal 1962 in Chile bei der Weltmeisterschaft mit. Aus drei Spielen erhielt sie aber nur einen Punkt, spielte aber mit einem 4:4 gegen die UdSSR eine historische Partie. 1964 wurde die Bundesliga „Federación de Fútbol de Colombia (Fedebol)” mit Unterstützung der FIFA gegründet. Kolumbien wurde 1974 von der FIFA die Austragung der 1986 zu spielenden Weltmeisterschaft zugesprochen, die aber letztlich wegen Uneinigkeiten zwischen Privat- und Staatsfinanzierungen 1981 an Mexiko ging.

Der bisher größte Erfolg der Fußball-Nationalmannschaft ist der im Jahre 2001 errungene Titel der Copa América, welcher zudem in Kolumbien ausgetragen wurde. Weitere Höhepunkte waren die jeweilige Qualifikation zu den Fußball-Weltmeisterschaften von 1962, 1990, 1994 und 1998, sowie der historische 5:0-Sieg über Argentinien in Buenos Aires. Dieses Spiel diente der Qualifikation zur Weltmeisterschaft 1994 in den USA. Die Nationalmannschaft hat die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland nicht bestritten, da sie sich trotz eines 1:0 im letzten Spiel gegen Paraguay nicht qualifizieren konnte.

Radsport

Hauptartikel: Radsport in Kolumbien

Der Radsport kann nach Fußball als Volkssport der Kolumbianer gewertet werden. Das erste in Etappen gefahrene Rennen Südamerikas wurde 1951 in Kolumbien absolviert. Erster bekannter kolumbianischer Radrennfahrer bei der Tour de France war Martin Emilio "Cochise Rodríguez, der das Rennen 1977 als 27. beendete. Fabio Parra gewann 1988 drei Etappen und endete als Dritter in der Gesamtwertung. Luis „Lucho“ Alberto Herrera gewann 1985 und 1987 zwei Bergetappen und wurde dadurch zum kolumbianischen Nationalhelden.

Inline-Skating

Seit einigen Jahren zählt Kolumbien in dieser Disziplin zu den stärksten Nationen weltweit. Die bekannteste Inline-Skaterin ist Cecilia Baena (Sportlerin des Jahres 2001 in Kolumbien), bei den Panamerikanischen Meisterschaften 2005 gewann sie neun Medaillen. 2004 wurde sie in Italien dreifache Weltmeisterin. Außerdem gewann sie das größte Inlinerennen der Welt, den Berlin-Marathon mit 10.000 Teilnehmern. Weitere bekannte Weltmeister, sowie Weltrekordhalter sind Diego Rosero und Jorge Andrés Botero. Die Nationalmannschaft gewann die Weltmeistertitel 2000, 2002, 2004, 2005, 2006 und 2007[34].

Tejo

Tejo, eine moderne Version eines Indianerspieles namens Turmequé, wird schon über 500 Jahre lang in den Departamentos Cundinamarca und Boyacá gespielt und wurde im Juni 2000 vom kolumbianischen Kongress zum Nationalsport ernannt. Die moderne Version sieht vor, eine eiserne Halbkugel, den Tejo, in einen metallischen Kreis zu werfen und so, die an den vier Himmelsrichtungen aufgelegten Schwarzpulvertaschen, die Mechas, zum lauten Knall zu zwingen. Wer dem Zentrum am nächsten liegt, gewinnt das Spiel wenn keine der Mechas getroffen wird. Wenn eine Mecha getroffen wird, so gewinnt der Einzelspieler oder das Team des Spielers, ganz egal wer der Mitte am nächsten liegt. Die Partien werden traditionell von alkoholischen Getränken wie Bier und Aguardiente begleitet. Die Brauereien sind daher naturgemäß die größten Sponsoren.

Feiertage

Datum Name Deutscher Name
1. Januar Año Nuevo Neujahr
6. Januar * Epifanía/ 3 Reyes Magos Dreikönigstag
19. März * San José Sankt Josef
variabel Jueves Santo Gründonnerstag
variabel Viernes Santo Karfreitag
1. Mai Día del Trabajo Tag der Arbeit
variabel * Ascensión del Señor Christi Himmelfahrt
variabel * Corpus Christi Fronleichnam
variabel * Sagrado Corazón Herz-Jesu-Fest
17.–18. Juni * Dia del Padre Vatertag
20. Juli Día de la Independencia Tag der Unabhängigkeit
7. August Batalla de Boyacá Tag der Befreiung
15. August Asunción de la Virgen Mariä Himmelfahrt
12. Oktober * Día de la Raza Tag der Rasse (siehe auch Columbus Day)
1. November * Día de Todos los Santos Allerheiligen
11. November * Independencia de Cartagena Unabhängigkeit von Cartagena
8. Dezember * Inmaculada Concepción Maria Empfängnis
25. Dezember Navidad Weihnachten
Mit * sind die Feiertage versehen, die auf den darauf folgenden Montag verschoben werden. Alle hier aufgeführten Feiertage gelten als Nationalfeiertag.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Cálculo oficial del Censo revela que en Colombia viven 41'966.004 personas (Bevölkerungszählung 2005) [1]
  2. International Monetary Fund, World Economic Outlook Database, April 2008
  3. Knaurs Weltspiegel ISBN 3-426-07658-6
  4. a b Censo general 2005 (Bevölkerungszählung 2005) [2]
  5. teleSUR: Nueve indígenas heridos por represión policial en Colombia, 17. Oktober 2008
  6. Internal Displacement in Colombia Internal Displacement Monitoring Centre (IDMC)
  7. a b junge Welt: »Diskussion über soziale Probleme gilt als Terrorismus«, 11. Oktober 2008
  8. WDR Tag 7: [http://www.wdr.de/tv/tag7/sendungsbeitraege/2008/1130/kein_brot_fuer_oel.jsp »Kein Brot für Öl Biosprit-Boom in Kolumbien«], 30. November 2008
  9. amerika21: Tote und Verletzte in Kolumbien, 17. Oktober 2008
  10. a b teleSUR: Dirigente indígena denunció que Uribe quiere ocultar el drama del pueblo, 16. Oktober 2008
  11. Unsere Familie – Kalender 2005, Seite 80
  12. Wachtturm Report 2007
  13. Necesidades Bascias Insatisfechas, DANE Censo 2005[3]
  14. http://web.worldbank.org/WBSITE/EXTERNAL/COUNTRIES/LACEXT/COLOMBIAEXTN
  15. http://www.eclac.org/publicaciones/xml/4/27484/PSI2006_Summary.pdf
  16. En 10 puntos disminuyó el número de personas con Necesidades Básicas Insatisfechas en Colombia, El Tiempo [4]
  17. Schuster, Sven: I took Panama. Die Separation Panamas in der Sicht der neueren Historiografie Panamas, Kolumbiens und der USA. ZILAS, Eichstätt 2006, ISSN 0946-5030, S. 19–23.
  18. Pécaut, Daniel. Crónica de cuatro décadas de política colombiana. Norma, Bogotá 2006, ISBN 958-04-9551-3, S. 13–37.
  19. http://www.altocomisionadoparalapaz.gov.co/justicia_paz/documentos/Ley1_975.pdf
  20. Gutiérrez, Francisco u.a. Degradación o cambio. Evolución del sistema político colombiano. Norma, Bogotá 2002, ISBN 958-04-6632-7.
  21. a b c Gustavo Capdevila: Tausende Morde unter Uribe. In: junge Welt. 16. Dezember 2008. Abgerufen am 24. Dezember 2008.
  22. Endbericht 2008 der internationalen Mission über außergerichtliche Hinrichtungen, S. 11
  23. a b Zeljko Crncic: Keine Chance für die Menschenrechte? Eine Momentaufnahme der kolumbianischen Situation. Quetzal, Dezember 2008. Abgerufen am 26. Dezember 2008.
  24. http://www.mineducacion.gov.co/1621/articles-85269_archivo_pdf.
  25. teleSUR: Informe revela que conflicto en Colombia es la excusa para desbordado gasto militar, 18. Januar 2008
  26. http://www.mindefensa.gov.co
  27. http://www.eltiempo.com/opinion/editorial/2007-08-12/ARTICULO-WEB-NOTA_INTERIOR-3676868.html
  28. Vgl. Fischer Weltalmanach 1988
  29. Acto Legislativo 02 - 6 de Julio de 2007 - Presidencia de la República
  30. http://www.eia.doe.gov/iea/res.html
  31. http://www.doingbusiness.org
  32. www.colombia.com - Turismo en Medellín
  33. Bogotá: Welthauptstadt des Buches 2007 [5]
  34. La selección Colombia aseguró el título del Mundial de patinaje de Cali este jueves, El Tiempo 24. August 2007[6]

Literatur

  • Azzellini, Dario N./Zelik, Raul: Kolumbien – Große Geschäfte, staatlicher Terror und Aufstandsbewegung. ISBN 3-929008-48-3
  • Altmann, Werner/Fischer, Thomas/Zimmermann, Klaus (Hrsg.): Kolumbien heute. Vervuert, Frankfurt 1997. ISBN 3-89354-562-X
  • Berger, Mik: Kolumbien – sí o no? (Eine Reise in die Rumba, Impressionen und Hintergründe), Sonrrie Verlag, ISBN 978-3-936968-13-2
  • Berger, Mik: Reiseland Kolumbien (Ein Erlebnisführer), Sonrrie Verlag, ISBN 978-3-936968-14-9
  • Braune, Hella; Semper, Frank: Nah Dran Kolumbien, ISBN 3-9805953-9-0
  • Curth, Oliver: Musik der Welt: Kolumbien. 2002 Lugert Verlag, ISBN 3-89760-803-0
  • Diehl, Oliver/Linda Helfrich (Hg.): Kolumbien im Fokus. Einblicke in Politik, Kultur, Umwelt. Frankfurt/Main 2001, 378 S. Vervuert Verlag. ISBN 3-89354-585-9
  • Dilger, Gerhard: Kolumbien. München, 1996. ISBN 3-406-39864-2
  • Fischer, Thomas: 40 Jahre FARC in Kolumbien. Von der bäuerlichen Selbstverteidigung zum Terror". In: Sozial.Geschichte, 20(2005)1, S. 77–99. ISBN 3-89760-803-0
  • Fischer, Thomas: Krisenland Kolumbien. Krisendimensionen, Krisenmanagement und Chancen für einen dauerhaften Frieden, 1985–2005. In: Andreas Boeckh/Rainer Öhlschläger (Hrsg.): Krisenregionen in Lateinamerika. Hamburg: Institut für Iberoamerika-Kunde 2006, S. 191–228. ISBN 3-89502-228-4
  • Gutiérrez, Francisco u.a. Degradación o cambio. Evolución del sistema político colombiano. Norma, Bogotá 2002, ISBN 958-04-6632-7
  • Helfrich, Linda, Kolumbien. Wahlen und Parteien im Gewaltkonflikt, Frankfurt a.M. 2002, Vervuert Verlag, ISBN 3-89354-485-2.
  • Helfrich, Linda/Sabine Kurtenbach (Hg.) Colombia. Caminos para salir de la violencia, Frankfurt a.M. 2006, Iberoamericana/Vervuert, ISBN 84-8489-214-X
  • Hörtner, Werner, Kolumbien verstehen. Geschichte und Gegenwart eines zerrissenen Landes, Rotpunktverlag, Zürich, 2006, 311 S.
  • Jäger, Thomas u.a., Die Tragödie Kolumbiens. Staatszerfall, Gewaltmärkte und Drogenökonomie, VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, 2007, 310 S.
  • Kurtenbach, Sabine: Staatliche Organisation und Krieg in Lateinamerika. Münster, 1991. ISBN 3-89473-082-X
  • Pécaut, Daniel. Crónica de cuatro décadas de política colombiana. Norma, Bogotá 2006, ISBN 958-04-9551-3
  • Schuster, Sven: I took Panama. Die Separation Panamas in der Sicht der neueren Historiografie Panamas, Kolumbiens und der USA. ZILAS, Eichstätt 2006, ISSN 0946-5030
  • Semper, Frank: Die Rechte der indigenen Völker in Kolumbien, ISBN 3-9805953-7-4
  • Semper, Frank: Tor zum Amazonas, ISBN 3-9805953-1-5
  • Sevilla, Rafael (Hrsg.): Kolumbien – Land der Einsamkeit? Bad Honnef, 1999. ISBN 3-89502-095-8

Weblinks

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