Auw AG

Auw AG
AG ist das Kürzel für den Kanton Aargau in der Schweiz und wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Auwf zu vermeiden.
Auw
Wappen von Auw
Basisdaten
Staat: Schweiz
Kanton: Aargau
Bezirk: Muriw
Gemeindenummer: 4223i1f3f4
Postleitzahl: 5644
Koordinaten: (670302 / 229477)47.2124968.366665489Koordinaten: 47° 12′ 45″ N, 8° 22′ 0″ O; CH1903: (670302 / 229477)
Höhe: 489 m ü. M.
Fläche: 8.61 km²
Einwohner: 1690 (31. Dezember 2010)[1]
Website: www.auw.ch
Karte
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Auw [ˈaʊ̯ʋ][2][3] ist eine Einwohnergemeinde im Bezirk Muri im Südosten des Schweizer Kantons Aargau. Sie liegt an der Grenze zum Kanton Luzern.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Die Gemeinde am Fusse des Lindenbergs besteht aus den Ortsteilen Auw und Rüstenschwil. Die östliche Hälfte des Gemeindegebiets ist flach bis wellig und liegt im Übergangsbereich zwischen Bünztal und Reusstal. Die Hauptsiedlung Auw liegt im Süden. Etwas mehr als einen Kilometer nördlich davon liegt der etwa halb so grosse Ortsteil Rüstenschwil. Dazwischen fliesst der Sembach von West nach Ost. Der südwestliche Teil der Gemeinde, auf dem mehr als ein Dutzend Einzelhöfe verstreut sind, steigt allmählich zum Kamm des Lindenbergs an. Die untere Hälfte des Hangs wird landwirtschaftlich genutzt, während die obere Hälfte fast vollständig mit Wald bedeckt ist.[4]

Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 861 Hektaren, davon sind 207 Hektaren bewaldet und 81 Hektaren überbaut. Der höchste Punkt befindet sich auf 788 Metern im Büelwald auf dem Kamm des Lindenbergs, der tiefste auf 455 Metern an der östlichen Gemeindegrenze.

Nachbargemeinden sind Beinwil (Freiamt) im Norden, Mühlau im Osten, Sins im Süden sowie das luzernische Hohenrain im Westen.

Geschichte

Der Ort wird erstmals 924 in einem Zinsrodel des Fraumünsterstifts in Zürich erwähnt (de Houva: Engizo … item de Ouva: iacet 1 geldus), dann erst wieder ab dem 12. Jahrhundert als Ouwa, Owe etc. Der Ortsname stammt vom althochdeutschen ouwa und bedeutet ‚wassernahes Land‘.[2] Im Mittelalter waren das Kloster Muri und die Herren von Reussegg (bei Sins) die wichtigsten Grundherren. Die niedere Gerichtsbarkeit lag in den Händen der Habsburger und der Ritter von Reussegg, während die Habsburger die hohe Gerichtsbarkeit allein ausübten. Auw und Rüstenschwil lagen im habsburgischen Amt Meienberg.

1415 eroberte Luzern das Amt Meienberg, musste es aber 1425 an den gemeinsamen Besitz der Eidgenossen zurückgeben. Aus den eroberten Gebieten wurden die Freien Ämter gebildet, eine Gemeine Herrschaft. 1429 verkaufte Henman von Reussegg seine niedergerichtliche Herrschaft Rüssegg an einen Luzerner Büger, 1502 gelangte die Herrschaft in den Besitz der Stadt Luzern. Die Herrschaft Rüssegg umfasste in Auw einige Häuser und Matten vornehmlich in oberen Dorfteil. Der andere Teil der niedergerichtlichen Herrschaft in Auw ging mit der Eroberung 1415 an die neuen Landesherren über. Für das Dorf Auw ist eine Dorfoffnung aus dem Jahr 1675 belegt, Rüstenschwil besitzt eine aus dem Jahr 1729. Um 1720 musste Meienberg gegen Bezahlung von 375 Gulden grössere Gebiete in der Kalchtarre und am Galgenrain an Auw abtreten.[5]

Kirchlich war Auw bis 1638 eine Filiale der Pfarrei Sins (Urbarium von 1641), danach betreute das Kloster Engelberg bis 1849 die neue Pfarrei. Schliesslich erwarb die Kirchgemeinde 1865 die Kollatur vom Kloster. Die Auwer Kirchgemeinde war bis 1821 Teil des Bistums Konstanz, seither gehört sie zum Bistum Basel. Am 8. Februar 1715 zerstörte ein Grossbrand in Auw 43 Häuser und machte 150 Einwohner obdachlos.

Im März 1798 marschierten die Franzosen in die Schweiz ein und riefen die Helvetische Republik aus. Auw und Rüstenschwil (mit Wallenschwil) bildete je eine Agentschaft und gemeinsam eine Munizipalität im Distrikt Muri des kurzlebigen Kantons Baden. Nach der Gründung des Kantons Aargau im Jahr 1803 wurden Auw und Rüstenschwil zu einer einheitlichen Einwohnergemeinde vereinigt, die Ortsbürgergemeinden, die einige Aufgaben autonom erledigten, jedoch erst 1908.

Seit 1835 besteht in Auw eine Poststelle. 1896 wurde eine Telefonstation mit Telegrafendienst sowie 1921 ein Telefonortsnetz mit Handzentrale errichtet. Der Ortsteil Rüstenschwil verfügte von 1855 bis 1982 über eine eigene Poststelle. Seit 1909 ermöglicht die Elektra Auw die elektrische Versorgung.[6]

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahm die Einwohnerzahl um über 20 Prozent ab, da viele Bewohner aufgrund zunehmender Armut auswandern mussten. Danach pendelte sie bis etwa 1970 stets zwischen 700 und rund 850. Mitte der 1970er Jahre setzte eine durch die Nähe zu den Städten Luzern und Zug begünstigte, verstärkte Bautätigkeit ein. Die Gemeinde wuchs innerhalb von dreissig Jahren um mehr als die Hälfte.

Sehenswürdigkeiten

Die Pfarrkirche St. Nikolaus befindet sich am südlichen Dorfrand. In ihr wurde die heiliggesprochene Maria Bernarda Bütler getauft. Kirchenschiff und Chor entstanden 1705 im barocken Stil. 1749/50 liess die Kirchgemeinde an der Nordostseite einen Kirchturm anfügen. 1795 erfolgte eine vollständige Erneuerung der Inneneinrichtung im späten Rokoko-Stil. Der Choraltar stammt aus dem Jahr 1803 oder 1805, der barocke Taufstein aus dem Jahr 1638 und die Kreuzigungsgruppe ist um 1705 entstanden. Gegenüber auf der anderen Strassenseite steht das Pfarrhaus, ein schlichter verputzter Fachwerkbau, der 1834 errichtet wurde.[7]

In der St. Josefskapelle in Rüstenschwil (Baujahr 1755) befinden sich reizvolle Deckengemälde von Joseph Keller. Daneben steht einer der wenigen übrig gebliebenen Speicher der Gemeinde mit «Heidenkreuz». Der turmartiger Blockbau stammt von 1618.[8]

Im Falk östlich des Dorfes gegen Reussegg liegt die «Rüssegger Mauer», eine mehrere hundert Meter lange Reihung von Megalithen, deren Bedeutung unbekannt ist.[6] Das Haus an der Käsereistrasse 13 gilt als bislang ältester bekannte Profanbau des Freiamts. Der Kern dieses Ständerbaus mit Tätschdach stammt aus von 1469/70. Das Haus an der Sinserstrasse 3 ist ein typologisch seltener dreigeschossige Bohlenständerbau, der nach dem Dorfbrand von 1715 erstellt wurde. Auf der Strassenseite gegenüber besitzt der Gasthof «Hirschen» ein Rokoko-Wirtshausschild von 1798. Beim Doppelhaus an der Sinserstrasse 19/21 handelt es sich um einen Innerschweizer Bautypus mit altertümlichen Tätschdach von 1666. Das 1723/24 errichtete Sigristenpfrundhaus an der Mühlauerstrasse 3 weist einen Bohlenständer-Wohnteil mit Tätschdach auf. Die alte Mühle an der Alikonerstrasse 6 wurde 1766 als giebelbetonter Ständerbau auf einem massiven Sockelgeschoss errichtet.[8]

Wappen

Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «In Weiss ausgerissene grüne Linde mit fünf Blättern.» Das Wappen wurde um 1920 eingeführt, wobei man sich wahrscheinlich von einem alten Grenzstein zwischen Auw und Reussegg (bei Sins) inspirieren liess, der eine Linde zeigt. Das Wappen von Beinwil (Freiamt) besitzt dasselbe Motiv, allerdings auf gelbem Grund.[9]

Bis etwa 1950 war das Wappen des Amtes Meienberg gebräuchlich, welches aus einer grünen Linde auf einem grünen Dreiberg vor einem weissen Hintergrund bestand. Dieses Wappen ist heute noch auf dem Gewölbe der Pfarrkirche, auf der alten Vereinsfahne der Musikgesellschaft Auw (1938) und auf dem Dorfbrunnen beim Gasthaus Linde (1947) präsent.

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung:[10]

Jahr 1798 1837 1850 1900 1930 1950 1960 1970 1980 1990 2000
Einwohner 645 772 881 703 715 856 815 853 956 1048 1239

Am 31. Dezember 2010 lebten 1690 Menschen in Auw, der Ausländeranteil betrug 13,4 %. Bei der Volkszählung 2000 waren 79,8 % römisch-katholisch, 10,7 % reformiert und 1,2 % muslimisch; 1,3 % gehörten anderen Glaubensrichtungen an. 94,0 % gaben Deutsch als ihre Hauptsprache an, 2,3 % Albanisch, 0,9 % Französisch.[11]

Politik und Recht

Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der fünfköpfige Gemeinderat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden.

Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht Muri zuständig. Auw gehört zum Friedensrichterkreis Sins.

Wirtschaft

In Auw gibt es rund 330 Arbeitsplätze, davon 34 % in der Landwirtschaft, 32 % in der Industrie und 34 % im Dienstleistungssektor.[12] Mehr als die Hälfte der Erwerbstätigen sind jedoch Wegpendler und arbeiten mehrheitlich in den Agglomerationen von Luzern und Zug.

Verkehr

Durch die Gemeinde verläuft die Hauptstrasse 25 von Lenzburg über Sins nach Zug. Auw ist mit Sins durch eine Linie der Busbetriebe Seetal-Freiamt (seit 2004 Teil der Zugerland Verkehrsbetriebe) verbunden, während Rüstenschwil durch die Postautolinie MuriBeinwil (Freiamt) erschlossen wird. Zwischen den beiden Ortsteilen gibt es hingegen keine öffentliche Verkehrsverbindung.

Bildung

Die Gemeinde verfügt über einen Kindergarten und eine Primarschule. Sämtliche Oberstufen der obligatorischen Volksschule (Realschule, Sekundarschule, Bezirksschule) können in Sins besucht werden. Die nächstgelegene Kantonsschule (Gymnasium) befindet sich in Wohlen.

Persönlichkeiten

Weblinks

 Commons: Auw – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bevölkerungsstatistik, 2. Halbjahr 2010, Statistisches Amt des Kantons Aargau, abgerufen am 28. März 2011
  2. a b Beat Zehnder: Die Gemeindenamen des Kantons Aargau. Historische Quellen und sprachwissenschaftliche Deutungen. In: Historische Gesellschaft des Kantons Aargau (Hrsg.): Argovia. Jahresschrift der Historischen Gesellschaft des Kantons Aargau. Band 100/II, Verlag Sauerländer, Aarau 1991, ISBN 3-7941-3122-3, S. 68f. Angegebne Lautschrift: áu̯w.
  3. Andres Kristol: Auw AG (Muri) in: Dictionnaire toponymique des communes suisses – Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen – Dizionario toponomastico dei comuni svizzeri (DTS|LSG). Centre de dialectologie, Université de Neuchâtel, Verlag Huber, Frauenfeld/Stuttgart/Wien 2005, ISBN 3-7193-1308-5 und Éditions Payot, Lausanne 2005, ISBN 2-601-03336-3, p. 110. Angegebne Lautschrift: [ˈaʊʋ].
  4. Landeskarte der Schweiz, Blatt 1110 und 1130, Swisstopo
  5. Pfarramt Sins, Gerechtigkeitsverein Alikon (Hrsg.): Alikon am Lindenberg. Sins 1985.
  6. a b Schweizer Lexikon 91, Mengis+Ziehr, Luzern
  7. Georg Germann; Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau. Band V: Bezirk Muri, Birkhäuser Verlag, Basel 1967.
  8. a b Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (Hrsg.): Kunstführer durch die Schweiz. Band 1, Bern 2005, ISBN 3906131955.
  9. Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004, ISBN 3-906738-07-8, S. 108.
  10. Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden im Bezirk Muri, Statistisches Amt des Kantons Aargau
  11. Gemeindeporträt, Statistisches Amt des Kantons Aargau
  12. Betriebszählung 2005, Statistisches Amt des Kantons Aargau

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