Robert B. Reich

Robert B. Reich
Robert Reich
Reich 2009

Robert Bernard Reich (* 24. Juni 1946 in Scranton, Pennsylvania) ist Professor für öffentliche Politik an der University of California, Berkeley. Er war von 1993 bis 1997 US-Arbeitsminister unter Präsident Bill Clinton.

Reich studierte Jura in Yale und machte nach Abschluss seines Studiums Karriere im US-Justizministerium. Er lehrte einige Jahre in Harvard, bevor er Bill Clintons Chefberater in wirtschaftspolitischen Fragen wurde. Nach Clintons Wahlsieg leitete er ab 1992 das Arbeitsministerium. Reich setzte sich für Programme zur Armutsbekämpfung und für Ausbildungsinitiativen ein. Am Ende der ersten Amtszeit Clintons schied Reich aus dem Kabinett aus. Heute lehrt er öffentliche Politik an der Goldman School of Public Policy der University of California in Berkeley.

In seinem Werk Supercapitalism stellte Reich fest, im vorherrschenden Wirtschaftssystem würden Personen als Verbraucher und Anleger zunehmend mehr Macht erhalten, als Arbeitnehmer und Bürger jedoch immer weniger. Ein Primat der Ökonomie über die Politik untergrabe die Demokratie. Reich stellte dem eine Forderung nach dem Primat der Politik entgegen. [1]

Reich begründet seine Auffassung mit dem Paradox des Superkapitalismus. Dieses besagt: Die Bürger in den Industrieländern und immer mehr Menschen in Schwellenländern profitieren als Verbraucher und Anleger von der Globalisierung und Liberalisierung der Märkte, als Bürger ihrer Staaten lehnen sie jedoch deren negative Folgen weitgehend ab. Als Konsumenten suchen sie nach den besten Preisen, als Bürger beklagen sie jedoch das Aussterben der kleinen Quartierläden und die schlechten Arbeitsbedingungen in den Supermärkten. Als Anleger erwarten sie hohe Renditen, als Bürger verurteilen sie jedoch die Manager, die aus Renditegründen Arbeitsstellen kürzen. Für Reich ist die Bilanz dieser Ambivalenz eindeutig: Die Anleger und Konsumenten sind die Gewinner der Globalisierung. Ihre Auswahlmöglichkeiten nehmen laufend zu. Die Bürger hingegen sind immer öfter die Verlierer: Die Löhne nehmen ab, die Arbeitsunsicherheit nimmt zu und ebenso die gesellschaftliche Ungleichheit.

Der Vorzug von Robert Reichs Superkapitalismus-Konzept liegt darin, dass es nicht zu unsachlicher System- oder Kapitalismuskritik verleitet, denn neoliberal sind in dieser Betrachtungsweise nicht Systeme, sondern Personen, die als Investoren und Konsumenten handeln. Der Nachteil des Konzepts liegt in seiner polarisierenden Gegenüberstellung des Konsumenten und Staatsbürgers. In der Realität ist demgegenüber just für globale Herausforderungen wie zum Beispiel die Klimaerwärmung kennzeichnend, dass sie nur mit gemischten politischen und ökonomischen Strategien zu bewältigen sind: Die Reduktion der CO2-Emissionen beispielsweise erfordert sowohl ein Engagement des Bürgers (z.B. bei der Wahl des Gesetzgebers) als auch des Verbrauchers (z.B. durch klimabewussten Konsum oder freiwillige Kompensation von Emissionen).

Veröffentlichungen

  • The Work of Nations. 1991
  • Locked in the Cabinet. 1997
  • The Future of Success. 2000
  • Supercapitalism. 2007
    • Superkapitalismus. Wie die Wirtschaft unsere Demokratie untergräbt. Campus-Verlag, Frankfurt New York 2008, ISBN 978-3-593-38567-9
  • Nachbeben -- Amerika am Wendepunkt 2010

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Buchbesprechung zu Supercapitalism (Daniel Buhr)

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Reich (Familienname) — Reich ist ein Familienname. Bekannte Namensträger Inhaltsverzeichnis A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z …   Deutsch Wikipedia

  • Robert Reich — ist der Name folgender Personen: Robert Reich (Filmschaffender) (1882−1944), österreichischer Filmschaffender, Publizist und Verbandsfunktionär Robert B. Reich (* 1946), amerikanischer Politiker und Hochschullehrer Diese Seite ist eine …   Deutsch Wikipedia

  • Robert Reich — Infobox US Cabinet official name=Robert Reich image width=250px order=22nd title=United States Secretary of Labor term start=1993 term end=1997 predecessor=Lynn Morley Martin successor=Alexis Herman president=Bill Clinton birth date=birth date… …   Wikipedia

  • Robert Scholz (Kunstjournalist) — Robert Scholz (* 9. Februar 1902 in Olmütz; † 15. Januar 1981 in Fürstenfeldbruck) war ein deutscher Kunsthistoriker, Kunstjournalist, Kunstschriftleiter im Völkischen Beobachter und Leiter im Amt „Bildende Kunst“ in der DBFU Dienststelle des… …   Deutsch Wikipedia

  • Robert Reich (Filmschaffender) — Robert Reich (* 18. Juni 1882 in Prag; † im Mai 1944 in KZ Auschwitz Birkenau) war ein böhmisch stämmiger österreichischer Filmschaffender (Filmmanager, Kameramann, Regisseur, Produzent, Produktionsleiter, Drehbuchautor, Filmarchitekt), Publizist …   Deutsch Wikipedia

  • Robert Reich — Robert Reich, né le 24 juin 1946, est un homme politique, universitaire et commentateur politique américain. Il fut le 24e Secrétaire au Travail de 1992 à 1997 sous la présidence de Bill Clinton. Reich est un ancien professeur de l université… …   Wikipédia en Français

  • Robert Koch — Kochs Unterschrift Robert Koch (* …   Deutsch Wikipedia

  • Robert M. W. Kempner — Robert Max Wasilii Kempner (* 17. Oktober 1899 in Freiburg im Breisgau; † 15. August 1993 in Königstein im Taunus) war ein promovierter deutscher Jurist und Rechtsanwalt. Bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen arbeitete er als… …   Deutsch Wikipedia

  • Robert W. Kempner — Robert Max Wasilii Kempner (* 17. Oktober 1899 in Freiburg im Breisgau; † 15. August 1993 in Königstein im Taunus) war ein promovierter deutscher Jurist und Rechtsanwalt. Bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen arbeitete er als… …   Deutsch Wikipedia

  • Robert Wagner (Politiker) — Robert Wagner Robert Wagner (* 13. Oktober 1895 als Robert Heinrich Backfisch in Lindach bei Eberbach am Neckar; † 14. August 1946 in Fort Ney, nördlich von Straßburg) war Gauleiter von Baden, „Chef der Zivilverwaltung“ im besetzten Elsass (ab 2 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”