Robert Galley

Robert Galley

Robert Galley (* 11. Januar 1921 in Paris) ist ein französischer Politiker. Ihm werden Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg vorgeworfen.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft und Ausbildung

Galley besuchte das Lycée Louis-le-Grand in Paris und später das Lycée Hoche in Versailles. Sein Studium an der Ecole centrale des arts et manufactures und der Ecole nationale supérieure du pétrole et des moteurs schloss er nach dem Zweiten Weltkrieg als Diplomingenieur ab.

Zweiter Weltkrieg

Galley folgte dem Aufruf von General de Gaulle vom 15. Juni 1940 und ging nach Großbritannien, um sich dort den Forces françaises libres anzuschließen. Im Range eines Sous-lieutenant diente er als Panzerkommandant in der 2e Division Blindée von General Leclerc, dessen Tochter er später heiratete. Nach der Landung der Division in der Normandie im Herbst 1944 nahm Galley am Vormarsch der Division teil. In diesem Zusammenhang werden ihm mehrfach schwere Kriegsverbrechen vorgeworfen. Als am 12. September 1944 das Regiment „Marche du Tchad“ nach verlustreichen Kämpfen das Dorf Andelot bei Chaumont erobert hatte, wurden von den 1.000 deutschen Kriegsgefangenen, die das Dorf zuvor verteidigt hatten, 500 in einer Scheune versammelt. Galley, dessen Panzer unweit der Scheune hielt, befahl nach den Zeugenaussagen seiner Besatzungsmitglieder, mit Explosivgeschossen das Feuer auf die Gefangenen zu eröffnen. Die Granate habe mitten unter diesen eingeschlagen. Wer bei der Attacke nicht zerfetzt worden sei, wäre dann mit Maschinengewehren niedergemacht worden. Auch auf dem weiteren Vormarsch sollen von Galley Kriegsverbrechen verübt worden sein. So habe er am Ufer der Orne einen Priester, in dem er einen verkleideten SS-Mann vermutete, mit Benzin übergießen und anzünden lassen. Auf seine Initiative hin habe das Regiment zudem keine Gefangenen mehr gemacht, da deren Rücktransport den Vormarsch aufgehalten hätte. Dazu zählten insbesondere alle gefangenen Verwundeten. Bei Alençon seien daraufhin alle sich ergebenden deutschen Soldaten erschossen worden, bei Ecouché hätten die französischen Panzer Getreidemieten zermalmt, in denen sich fliehende Deutsche versteckt haben sollen. In einem anderen Dorf soll Galley Angehörige der Ostlegionen unter dem Vorwand, sie hätten eine Französin vergewaltigt, fesseln und anzünden lassen. Am 2. Dezember 1944 soll Galley in Herbsheim im Elsass unter den 800 deutschen Gefangenen 200 Männer, die ihren Dienstgrad oder ihre Zugehörigkeit zur Waffen-SS kaschiert hätten, haben aussondern und ohne Verhandlung erschießen lassen. [1]

Ministerialkarriere

Nach dem Krieg engagierte sich Galley bei den Gaullisten und spezialisierte sich in der Erdöl- und später der Atomindustrie. So wurde er 1954 Mitglied des Kommissariats für Atomenergie, wo er mit Sonderaufgaben betraut war, wie etwa dem Bau des Forschungszentrums von Pierrelatte (1958–1966). Nach dessen Fertigstellung wurde Galley im Fortgang des „Plan Calcul“ zum 1. Delegierten für Datenverarbeitung bestimmt. In dieser Funktion wirkte er besonders an der Gründung des „Institut de Recherche sur l’informatique et l’Automatique“ mit, zu dessen ersten Präsidenten er 1967 auch berufen wurde. Von 1968 bis 2002 war er Abgeordneter der UDR und des RPR des Departements Aube. Im Mai 1968 übernahm Galley im Kabinett von Georges Pompidou das Amt des Ministers für Wohnungsbau und Ausrüstung. Unter Pompidous Nachfolger Maurice Couve de Murville wurde er im Juli 1968 zum Sonderbeauftragten für Atom- und Weltraumforschung ernannt. Im Juni 1969 erhielt er im Kabinett Chaban-Delmas das Amt des Postministers. Im Juli 1972 fungierte Galley im ersten Kabinett von Pierre Messmer als Verkehrsminister, im zweiten ab März 1973 als Verteidigungsminister. Dabei forderte er in einer seiner ersten öffentlichen Reden Respekt vor der Armee ein und damit den Protest der politischen Linken heraus. 1972 wurde Galley auch zum Bürgermeister von Troyes gewählt, dessen Amt er bis 1995 innehatte.

Als am 27. Mai 1974 die Regierung unter Jacques Chirac gebildet wurde, verblieb Galley als einziger UDR-Minister im Kabinett, gab aber sein Ressort an Jacques Soufflet ab und übernahm stattdessen wieder den Posten des Versorgungsministers. Die von ihm zu dieser Zeit initiierte „Lex Galley“, die am 31. Dezember 1975 beschlossen wurde und im April 1976 in Kraft trat, sollte die Bodenspekulation eindämmen und den Gemeinden neue Finanzquellen erschließen. Galley stieß mit diesem Konzept allerdings selbst in den eigenen Reihen der Gaullisten auf Widerstand. Indes brachte er eine neue Wohnungsbaupolitik auf den Weg, die das Wohnungseigentum und die Altbaurenovierung förderte sowie die damit verbundene Finanzierung erleichterte. Galley verfolgte dabei auch umweltpolitische Ziele: er verbot etwa die Errichtung von Hochhäusern und verhinderte in Paris die Realisierung des Projekts „Cité de l’air“. Gleichzeitig setzte er sich für Autobahn-Mautgebühren ein. Auch nach dem Abschied Chiracs als Ministerpräsidenten am 25. August 1976 blieb Galley als Kooperationsminister unter Raymond Barre in der Regierung. In seinen Zuständigkeitsbereich fiel dabei vor allem die Zusammenarbeit mit der Europäischen Gemeinschaft sowie die französische Entwicklungshilfe. Am 28. September 1980 wurde er dann in den Senat gewählt, trat auf Bitten des Staatspräsidenten, der um die gute Kooperation mit den afrikanischen Ländern fürchtete, das Amt aber nicht an. Am 22. Dezember 1980 übernahm Galley im Kabinett nach dem plötzlichen Tode seines Vorgängers auch noch den Posten des Verteidigungsministers. Mit der Ablösung des Kabinetts Barre endete schließlich auch Galleys Tätigkeit als Minister. Er gehörte jedoch später noch zu den Gaullisten, die ihren Platz im Parlament trotz der ungünstig verlaufenen Kammerwahlen hatten halten können. 1984 bis 1990 war er Schatzmeister der gaullistischen RPR.

Weiteres

Robert Galley ist seit 1960 mit Jeanne Leclerc de Hauteclocque, einer Tochter von General Leclerc, verheiratet und hat zwei Kinder. Er ist Eigentümer einer bedeutenden Schmetterlingssammlung. Er ist zudem Mitglied des Ehrenkomitees des Mouvement Initiative et Liberté.

Sein Sohn, Alexis Galley, ist Generaldirektor des Unternehmens F4.

Auszeichnungen

Literatur

  • Daniel Guérain: L’Envers de la Légende. Histoire d’une Libération, Bonneville 2002.
  • Pierre Quillet: Le chemin le plus long, Paris 1997.

Einzelnachweise

  1. Daniel Guérain: Französisches Massaker an deutschen Kriegsgefangenen in Andelot am 12. September 1944. In: Franz W. Seidler, Alfred de Zayas (Hg.): Kriegsverbrechen in Europa und im Nahen Osten im 20. Jahrhundert. Mittler, Hamburg 2002, S. 213.

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