Rodinal

Rodinal

Rodinal ist der Handelsname eines von der Firma Agfa vertriebenen Entwicklers für Schwarzweißfilme auf der Basis von p-Aminophenol.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Rodinal wurde am 27. Januar 1891 patentiert. Hauptneuerung war, dass der Filmentwickler nicht mehr als Pulver, sondern als flüssiges Konzentrat geliefert wurde, das nur noch im richtigen Verhältnis verdünnt werden musste. Die Erfindung des Agfa-Mitarbeiters Momme Andresen begründete die fotografische Sparte der Firma Agfa und ist das am längsten auf dem Markt befindliche Produkt für Fotografie überhaupt. So wird Rodinal sogar mit einem Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde aufgeführt.

Nach Ablauf des Patents wurde das Produkt von anderen Herstellern nachgebaut und unter verschiedenen Namen vertrieben, zum Beispiel von der Firma Calbe, welche mit ihrem Produkt R 09 ein Derivat nach der ursprünglichen Originalrezeptur herstellt und vertreibt. Rodinal selber wurde im Lauf der Zeit von Agfa mehrmals in der Rezeptur leicht modifiziert. Das Rezept ist bekannt.

Bestandteile

Das heute erhältliche Produkt enthält als Hauptbestandteile folgende Chemikalien:

Rezeptur

Die Originalrezeptur von Rodinal wurde von Agfa aus gutem Grund über 50 Jahre geheim gehalten. Als 1945 die Alliierten das Agfa-Werk in Wolfen plünderten, fiel ihnen auch das Rezept in die Hände. Im Bericht des Combined Intelligence Objectives Sub-Committee ist es seither nachzulesen:

Wasser 75 ml 
p-Aminophenol 5.5 g 
Kaliumsulfit sicc. 4 g 
Kaliumhydroxid 4 g 
Kaliumbromid 1 g 
Na4EDTA 2 g 
Wasser auf 100 ml 

Heute würde man aufgrund der besseren Eigenschaften eher freies p-Aminophenol und kein -hydrochlorid verwenden. Das Kaliumhydroxid löst man am besten zunächst in 4 ml Wasser auf und setzt es dann zu. Erst dann, im nun alkalischen Milieu, löst sich darin das p-Aminophenol.

Verwendung

Rodinal wird als Konzentrat geliefert und muss vor der Anwendung verdünnt werden, wobei Verdünnungen im Verhältnis 1+25 (1 Teil Rodinal plus 25 Teile Wasser), 1+50 und 1+100 üblich sind, wobei höhere Verdünnungen zu einem langsameren Entwicklungsprozess führen, aber die scheinbare Schärfe des Films erhöhen. Der Kanteneffekt tritt in einem weiten Bereich unabhängig von der Häufigkeit der Entwicklerbewegung ein. Standentwicklung und Rotationsentwicklung ergeben jedoch schlechtere Ergebnisse. Verdünnungen von 1+100, 1+200 oder gar noch mehr werden für die Standentwicklung, also ohne jegliches Kippen oder Bewegen, verwendet. Die verdünnte Lösung kann nach Gebrauch nicht wiederverwendet werden und sollte der Schadstoffentsorgung zugeführt werden.

Durch Erhöhung der Temperatur kann der Entwicklungsprozess beschleunigt, durch Anpassung der Zeit der Kontrast des Films gesteuert werden. Von einer höheren Temperatur ist jedoch abzuraten, da sonst das Filmkorn noch mehr akzentuiert wird.

In den folgenden Tabellen sind die Entwicklungszeiten für Agfa Filme in Rodinal bei 30 Sekunden Kipprhythmus aufgeführt. In der ersten Minute muss fortlaufend bewegt werden. Die Entwicklung schlägt sich auch auf die Empfindlichkeistausnutzung nieder: wer also einen Agfa APX100 in Rodinal 1+25 entwickeln möchte, kann eine etwas höhere Empfindlichkeit von 125 ASA (statt 100 ASA) bei der Belichtung des Films verwenden.

Verdünnung 1+25 bei 20°C

Film Gamma Zeit ISO
Agfa APX25 0,65 6 min 20/14°
Agfa APX100 0,65 9 min 125/22°
Agfa APX400 alt 0,65 7 min 400/27°
Agfa APX400 neu 0,65 10 min 320/26°

Verdünnung 1+50 bei 20°C

Film Gamma Zeit ISO
Agfa APX25 0,65 10 min 25/15°
Agfa APX100 0,65 17 min 160/23°
Agfa APX400 alt 0,65 11 min 500/28°
Agfa APX400 neu 0,65 30 min 320/26°

Agfa empfiehlt für die Entwicklung eines jeden Films (135'er Kleinbild oder 120'er Rollfilm) eine Mindestmenge von 10 ml Rodinal zu verwenden. Bei einer Verdünnung von 1+50 müssen so also gleich 510 ml Arbeitslösung angesetzt werden. Entgegen der Meinung vieler Fotografen, dass auch 5 ml pro Film ausreichend sei, ist man mit den Angaben von Agfa jedoch stets auf der sicheren Seite. Häufig wird eine Verdünnung von 4,7 ml Rodinal und 235 ml Wasser verwendet, da die Füllmenge einer Jobo-Dose genau 240 ml für einen Kleinbildfilm entspricht.

Kanteneffekt

An den Kanten, d.h. an den Übergängen zwischen hellen und dunklen Bildbereichen, wird der Entwickler an den latent dunklen Stellen im Negativ schneller verbraucht als an den hellen. Der verbrauchte Entwickler hemmt die Entwicklung an der Kante und sorgt somit für eine feine helle Linie, die den Schärfeeindruck verstärkt. Einige Fotografen schwören darauf, Rodinal stark zu verdünnen und den Film für längere Zeit stehen zu lassen, damit der Kanteneffekt maximiert wird.

Haltbarkeit

Rodinal soll laut Hersteller Agfa zügig verbraucht werden. Das Entwicklerkonzentrat oxidiert bereits nach sehr kurzer Zeit an der Luft und nimmt zusehends eine bräunliche Farbe an. Frisches Rodinal ist klar. Der Vorratsbehälter mit dem Konzentrat sollte daher stets nach einer Entnahme mit einem Schutzgas (Propan/Butan, schwerer als Luft) aufgefüllt werden.

In der Praxis hat sich Rodinal jedoch als besonders unproblematischer Entwickler bewährt, was die Haltbarkeit angeht. Selbst bereits tief braun verfärbtes Rodinal arbeitet als Entwickler noch einwandfrei und völlig normal. Es gibt Berichte, nach denen bei der Auflösung des Fotolabors einer Schule eine bereits angebrochene Flasche Rodinal gefunden wurde. Das Konzentrat war von der Färbung her tief braun und befand sich in einer ebenfalls braunen Glasflasche mit vergilbtem Papieretikett, wie es seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr verkauft wird. Dieser Entwickler lieferte auf Anhieb die gleichen Ergebnisse wie frisches Rodinal.

Am Flaschenboden des Konzentrats befinden sich immer ein paar Kristalle. Dies hat jedoch keinerlei Bedeutung für die Haltbarkeit oder Wirksamkeit des Entwicklers, jedoch sollten sie nicht mit in die Entwicklerdose gefüllt werden. Ausfiltrieren ist leicht mit einem Kaffeefilter möglich.

Derivate

Neben den verschiedenen Rodinal-Derivaten, die von unterschiedlichen Herstellern angeboten werden, besteht die Möglichkeit, sich einen auf Rodinal basierenden Entwickler selbst anzusetzen. Die einfachste Version des sogenannten Parodinal besteht aus Wasser, Acetaminophen-Tabletten (Paracetamol), Natriumsulfit und Natriumhydroxid. Auf einfache Weise kann dadurch aus billigen und überall verfügbaren Zutaten ein Entwickler hergestellt werden, der in seinen Charakteristika Rodinal sehr nahe kommt.

Weblinks


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