Rohloff (Unternehmen)

Rohloff (Unternehmen)
Rohloff AG
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Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 1986
Sitz Fuldatal, Deutschland
Leitung Barbara Rohloff (Vorstand)
Mitarbeiter 45
Branche Herstellung von Fahrradteilen
Produkte Nabenschaltungen, Schaltungsketten, Werkzeuge
Website www.rohloff.de

Die Rohloff AG ist ein deutsches Unternehmen aus Fuldatal bei Kassel, welches Fahrradkomponenten herstellt. Die Gründung des Unternehmens 1986 durch Barbara und Bernhard Rohloff erfolgte zur Produktion der S-L-T 99 Fahrradschaltungskette.

Inhaltsverzeichnis

Unternehmensgeschichte und Produkte

Nachdem sich die S-L-T 99 gut am Markt durchsetzen konnte, stieg 1990 der italienische Hersteller Campagnolo bei Rohloff ein, was zur Folge hatte, dass die nächsten vier Jahre alle Gruppen von Campagnolo mit Ketten von Rohloff ausgerüstet wurden.[1]

In den nächsten Jahren wurde die Produktpalette um Spezialwerkzeug wie das Kettennietwerkzeug „Rohloff Revolver“, Verschleißlehren für Ketten und Kränze, sowie eine Kettenschmiervorrichtung (Lubmatic) und 1994 – in dem Jahre der Trennung von Campagnolo – das dazugehörige biologisch abbaubare Kettenschmieröl „Oil of Rohloff“ erweitert.[1]

1996 wurde auf der IFMA die Getriebenabe Speedhub 500/14 vorgestellt, für die das Unternehmen heute in erster Linie bekannt ist. In der Zwischenzeit stellt Rohloff pro Jahr (Stand: 2008) rund 20.000 Nabenschaltungen her, wobei die Speedhub 500/14 die einzige am Markt erhältliche Fahrradnabenschaltung mit 14 Gängen ist, die eine herkömmliche Kettenschaltung hinsichtlich Reibungsverlusten und Übersetzungsumfang vollwertig ersetzen kann. Seit Einführung der Speedhub steigt der Umsatz des Unternehmens beständig auf zuletzt ca. 10 Mio. Euro pro Jahr (2009). Bisher wurden ca. 150.000 Stück dieser Getriebenabe produziert (2010).

Rohloff selbst wurde 2004 von einer GmbH in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und beschäftigt derzeit 45 Mitarbeiter (Stand: 2009).[1]

Gemäß der Unternehmensphilosophie werden sämtliche Produkte und Einzelteile in Deutschland hergestellt. Zulieferunternehmen übernehmen hierbei die Teilherstellung, die anschließend bei Rohloff montiert und dann an Fahrradhersteller, den Fachhandel und Importeure verschickt werden.[1] Die Produktentwicklung erfolgt bei Rohloff selbst, ebenso die Montage der Produkte. Die Herstellung der Einzelteile wird durch ca. 150 Zulieferunternehmen aus Deutschland ermöglicht.

Werk 1

Hinterhofwerkstatt (Werk 1) im Herbst 2010

Rohloff begann 1988 in einem ehemaligen Pferdestall auf einem Hinterhof in der Kasseler Nordstadt in der Mönchebergstraße 30 mit der Produktion der Neunfachkette S-L-T 99, die ihrer Zeit weit voraus war, da erst 5 Jahre später die erste Neunfachschaltung von Shimano auf den Markt kam. Da diese Kette jedoch abwärtskompatibel zur damalig serienmäßigen Achtfachschaltung und entgegen der Herstellerangaben und Konkurrenzprodukte kompatibel zu allen am Markt existierenden Schaltsystemen war, wurde sie zu einem großen Erfolg. Ab 1989 produzierte das kleine Unternehmen in diesem Hinterhof im Dreischichtbetrieb bis zu 10.000 Ketten pro Monat.

Die damals den Radsport beherrschenden Fahrer Greg Lemond und Miguel Indurain fuhren in dieser Zeit Ketten von Rohloff und gewannen damit die Tour de France. Da damals jeder Campagnolo-Gruppe eine Rohloff-Kette SLT-99 beilag, wurde der Unternehmensname (Firma) schnell weltweit bekannt.

Die damaligen Marktführer Shimano, Suntour und Sachs produzierten Ketten, die speziell auf ihre Schaltungsgruppen abgestimmt waren. Damit wurde versucht, den Kunden langfristig an eigene Produkte zu binden. So wurde behauptet, dass die Schaltungen nur in Verbindung mit den eigenen Ketten funktionieren können. Auf der IFMA 1988 stellte Rohloff seine Kette vor, die am Messestand gleichzeitig über Achtfachkränze von Hügi, Shimano und Campagnolo schaltete[2]. In den folgenden Jahren wurde die Rohloffkette zum „Geheimrezept“ der Fahrradmonteure, da sie weitaus williger und sauberer schaltete als die Originalketten der Hersteller.

Während Shimano und Sachs eigene Ketten anfertigten und vermarkteten, suchte Campagnolo 1990 nach einer Schaltungskette für seine Antriebsgruppen. Für 4 Jahre beteiligte sich Campagnolo zu 40% an der damaligen Rohloff Gesellschaft für antriebstechnische Entwicklungen GmbH, Rohloff lieferte wöchentlich 2000 Ketten nach Italien.

Werk 2

Werk 2 (2010)

Mit Beginn der Serienproduktion der Schaltungsnabe Speedhub wurden die Betriebsräume auf dem Hinterhof zu eng, Rohloff mietete zusätzlich eine Halle wenige hundert Meter entfernt an. Diese zusätzliche Halle ermöglichte zwar einen vorübergehenden Beginn der Serienproduktion, es war aber abzusehen, dass dies keine langfristige Lösung sein kann.

Nach 4 Jahren der Zusammenarbeit war der Kunde Campagnolo daran interessiert, bessere Preise für die Ketten zu erzielen während der Investor Campagnolo mehr Rendite wünschte. Dieser Widerspruch führte im Jahr 1994 zur Trennung der Unternehmen, Rohloff kaufte die 40% Anteile zurück.

Die Produktion an den getrennten Standorten erfolgte von 1998 bis 2004. Die Produktionsverhältnisse ließen eine weitere Steigerung der Produktion nicht mehr zu, deshalb erfolgte 2004 der Umzug an den heutigen Unternehmensstandort.

Werk 3

heutiger Produktionsstandort

Der heutige Unternehmenssitz befindet sich in einem Industriegebiet von Fuldatal.

Trivia

  • Das Symbol des Unternehmens Rohloff ist ein fliegender Rabe auf gelbem Grund.
  • Das Unternehmenslogo wurde quasi lebendig, als im März 1995 eine aus dem Nest gefallene Rabenkrähe mit dem Namen „Rohloff“ in dem Unternehmen aufgezogen wurde. Wegen seiner Streiche erlangte der freifliegende Kollege im Stadtteil hohe Popularität. Seitdem ist die Pflege verwaister Krähenküken fester Bestandteil im Betriebsablauf geworden.

Literatur

  • Barbara Rohloff, Marco Rauch, Thomas Tiggemann, Margit Grimm-Bettermann u.a.: Rohloff Geschichten. Fuldatal 2009. ISBN 978-3-00-028542-4

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d Firmengeschichte von Rohloff. Rohloff. Abgerufen am 18. Oktober 2009.
  2. Video vom Messestand IFMA 1986; Besuch von Shimano bei Rohloff
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