Rohrdommel und Wiedehopf

Rohrdommel und Wiedehopf

Rohrdommel und Wiedehopf ist eine Sage (ATU 236*). Sie steht in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm ab der 4. Auflage von 1840 an Stelle 173 (KHM 173) und stammt von Johann Jakob Nathanael Mussäus, der sie 1840 als Die Kuhhirten im Jahrbuch des Vereins für meklenburgische Geschichte und Alterthumskunde veröffentlichte. Ludwig Bechstein übernahm sie nach der selben Quelle in sein Neues deutsches Märchenbuch 1856 als Die Kuhhirten (Nr. 23).

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Ein alter Kuhhirt erklärt, er weide die Kühe am liebsten, wo das Gras weder zu fett noch zu mager ist. Rohrdommel und Wiedehopf seien auch Kuhhirten gewesen. Der eine habe die Kühe auf fette Wiesen mit vielen Blumen getrieben, der andere auf dürre Berge. Abends wollte Rohrdommel seine übermütigen Tiere zusammentreiben: „bunt, herüm“ (bunte Kuh, herum). Wiedehopf wollte seine matten Tiere aufrichten: „Up, up, up!“ So gehts, wenn man kein Maß hält. Noch heute, wo sie keine Herde mehr hüten, schreit Rohrdommel 'bunt, herüm,' und der Wiedehopf 'up, up, up!'

Herkunft

Wilhelm Grimm übernahm die Sage zusammen mit KHM 171 Der Zaunkönig und KHM 172 Die Scholle von Mussäus. In ersterem wird der Wiedehopf auch kurz erwähnt. Wie dort betont Grimm die äthiologische Erklärung zum Schluss und integriert dafür Mussäus' Schlussmoral Nicht zu fett, und nicht zu mager! zu Textanfang. Zugrunde liegt auch die archaische Vorstellung der Vogelgestalt der menschlichen Seele, vgl. KHM 9, 21, 25, 46, 47, 49, 51, 57, 69, 88, 93, 96, 123.

Literatur

  • Grimm, Brüder. Kinder- und Hausmärchen. Ausgabe letzter Hand mit den Originalanmerkungen der Brüder Grimm. Mit einem Anhang sämtlicher, nicht in allen Auflagen veröffentlichter Märchen und Herkunftsnachweisen herausgegeben von Heinz Rölleke. Band 3: Originalanmerkungen, Herkunftsnachweise, Nachwort. S. 259, 507-508. Durchgesehene und bibliographisch ergänzte Ausgabe, Stuttgart 1994. (Reclam-Verlag; ISBN 3-15-003193-1)
  • Rölleke, Heinz (Hrsg.): Grimms Märchen und ihre Quellen. Die literarischen Vorlagen der Grimmschen Märchen synoptisch vorgestellt und kommentiert. 2., verb. Auflage, Trier 2004. S. 330-331, 574. (Wissenschaftlicher Verlag Trier; Schriftenreihe Literaturwissenschaft Bd. 35; ISBN 3-88476-717-8)
  • Uther, Hans-Jörg: Handbuch zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm. Berlin 2008. S. 360-361. (de Gruyter; ISBN 978-3-11-019441-8)

Weblinks

 Wikisource: Rohrdommel und Wiedehopf – Quellen und Volltexte

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